Ein Mann kann plötzlich mit Maschinen reden. Er kann ihnen Befehle erteilen und sie gehorchen. Ein ungeheurer Vorgang, der in den Vereinigten Staaten auf reges Interesse stößt. Mitchell Hundred war The Great Machine. Das ist nun vorbei!
Mitchel Hundred ist nun der Bürgermeister von New York. Der Mann, der früher gegen Schurken vorging, der den 11. September als Superheld erlebte – und seiner Meinung nach versagte – hat die Herausforderung angenommen: In der Politik versucht er verantwortungsvoll zu handeln, aber einfacher als seine Arbeit als Superheld ist es nicht.
Neben den täglichen Problemen der Verwaltung einer Millionenstadt wie New York nimmt unterhalb der Straßen in den Röhren und Seitengängen der U-Bahn eine Serie von unheimlichen Vorkommnissen ihren Lauf. Es beginnt mit einem Hund, der tot von Arbeitern aufgefunden wird. Das Tier wurde grausam misshandelt und schließlich wie ein rituelles Opfer an die Wand eines unterirdischen Ganges gehängt. Der Anblick schockt selbst die hart gesottenen Arbeiter, die schon vieles in den Eingeweiden der Stadt gesehen haben. Das grünlich leuchtende Zeichen in der Nähe des Tatortes gibt aber auch ihnen Rätsel auf. Welche Straßengang hat solch ein Erkennungssymbol?
Mitchell muss sich nicht nur mit kriminellen Machenschaften auseinandersetzen. Die Politik ist zu seinem Hauptlebensinhalt geworden. Das, was er sich einst gewünscht hat, kommt einem realen Albtraum gleich, dem berühmten Kampf gegen die Windmühlen. Aber Mitchell wäre nicht der Sturkopf, der ihn auch zu einem Helden machte, würde er die Konfrontation scheuen. Vor der ganzen Welt möchte er New Yorks erste Homosexuellenhochzeit abhalten. Er weiß, dass er sich damit zum Ziel von Angriffen aller Art machen wird.
Über all den Dingen, die von allen Seiten auf ihn einstürmen, vergisst er beinahe, dass er auch ein Privatleben hat. Wie schwer es ein Mann in seiner Position hat, die Bekanntschaft einer Frau zu suchen, zeigt sich bei seinem ersten Date nach langer Zeit.
Ex Machina 2 – Zeichen bietet eine ungewöhnliche Mischung aus Superheldengeschichte, gruseligem Thriller und Politikdrama. – Und es funktioniert. Mit der Reihe Ex Machina aus der Feder von Y – The Last Man-Autor Brian K. Vaughan ist wieder eine Serie entstanden, die viele bekannte Inhaltsstücke zusammenfügt und etwas Neues kreiert.
Seit einiger Zeit gibt es Ansätze, das Superheldengenre neu zu erfinden. Dazu wird der Mythos der besonderen Kraft, des normalen Helden aus dem Volke enger an das einfache Volk angelehnt. Der einfache Mensch entdeckt plötzlich ungeahnte Fähigkeiten an sich und muss sich mit der veränderten Situation abfinden. Zur Zeit finden sich solche Geschichten in Demo, Heroes und in Ex Machina.
Mitchell Hundred steht auf besondere Weise mitten im Leben. Den ehemaligen Helden, Great Machine, hat es in die Politik verschlagen. Es ist eine Welt, wie sie aus der Realität sattsam bekannt ist und wie sie auf beeindruckende Weise in der Verfilmung City Hall umgesetzt wurde. Auseinandersetzungen mit seinen engsten Mitarbeitern, gewagte politische Programme und sogar Anschläge auf sein Leben – Mitchell bekommt das konzentrierte Szenario eines Menschen in einer politischen Spitzenposition präsentiert.
In dieser Situation holt ihn seine Vergangenheit ein. Ein seltsames Zeichen, das er einst dem Geheimdienst überließ, taucht an ungewöhnlicher Stelle wieder. Ein Monstrum, dessen Untaten immer grauenvoller werden, lässt Angst in der Millionenstadt aufkommen. Auf überaus geschickte Weise verschachtelt Vaughan die einzelnen Kapitel der Geschichte. Diese Tricks schicken den Leser stets mit einer anderen Achterbahn los. Hat man gedacht, man könne sich durch die politische Welt und ihre Intrigen bewegen, wird man durch die schockierenden Bilder aus dem Untergrund aus der Feder von Tony Harris eines Besseren belehrt.
Die Schocksequenzen, die hier präsentiert werden, brauchen sich wie die politische Szenerie nicht vor ihren filmischen Vorbildern zu verstecken. Was die Arbeiter in der Tiefe vorfinden, rangiert auf dem gleichen Level wie die Ekel-Szenen wie in Sieben oder Das Schweigen der Lämmer.
Harris ist ein Zeichner, der äußerst exakte Bilder schafft. Manchmal drängt sich der Eindruck einer Gerichts- oder Reportagezeichnung auf, was aber durchaus zur Erzählweise der Geschichte passt, die den Leser zwar nahe rankommen lässt, aber auch Abstand zu den Geschehnissen generiert, was letztlich ein recht kühles Endergebnis bringt.
Superheld, Drama, Thriller, Horror, mit einem fulminanten Showdown, Ex Machina 2 bietet für jeden etwas und entzieht sich so einem direkten Vergleich. Hier entsteht etwas Neues! Und ein Blick (oder auch zwei) lohnt sich! 🙂