Gewonnen! Wieder einmal! Lara bringt das Objekt dahin zurück, wohin es gehört: Ins Museum. Der unbezahlbare Juwel schmückt Laras Dekolleté, während die Abenteurerin im langen Schwarzen in einer luxuriösen Limousine sitzt und ihrem Ziel entgegensteuert – und sich auf einen interessanten Abend freut. Denn ein aufregender Abend im Hollywood-Stil ist ihre Sache nicht. Doch die zahlreichen Scheinwerfer über dem Museum lassen darauf schließen, dass ihrer Bitte, die Übergabe des verschwundenen Juwels diskret abzuwickeln, nicht nachgekommen worden ist.
Abgesehen davon, dass jemand mit einem derart engen Abendkleid nirgends ohne Aufregung Eintritt findet, findet der Überfall gleich bei ihrer Ankunft statt. Einige dunkle Gestalten sind der Auffassung, dass der Juwel nicht in ein muffiges Museum gehört.
Lara bleibt keine Wahl. Sie muss sich gegen ihre Widersacher zur Wehr setzen, die sie bis zu dem Museum verfolgt haben. Der Juwel ist nicht nur ein wertvoller Edelstein, er ist auch ein Schlüssel. Ein geheimnisvolles Tor wartet darauf, geöffnet zu werden. Und an Lara ist es, genau das zu verhindern.
An Lara Croft und ihre Tomb Raider-Abenteuer haben sich schon die verschiedensten Zeichner ausprobiert. Unlängst erschien die grafisch absolut exzellente Episode The Greatest Treasure Of All, die einen photorealistischen Weg beschritt. Die vorliegende Episode aus Laras Leben Takeover erscheint mit realistisch gezeichneten Figuren und Action quer über die Seiten. Scott Benefiel schickt hier eine Lara ins Abenteuer, die eine regelrechte Sexbombe ist. Der grafische Stil, der hier aufgeboten wird, ist äußerst exakt, beinahe stilish zu nennen. Die Sichtführung ist perfekt gelungen und nimmt einen auf einen richtigen Actionritt mit.
Fans mögen Scott Benefiels Arbeit bereits von Ghost/Hellboy, Hulk oder, um im Top Cow-Universum zu bleiben, von der Witchblade her kennen.
In Takeover zieht das künstlerische Team komplett an einem Strang. Das fällt auf den ersten Blick auf. Inker Jasen Rodriguez spendiert den Figuren fette Outlines und fein ausgeführte Schatten. Die für die Farbgebung Verantwortlichen Frank D’Armata und Andrew Crossley tun ihr Übriges dazu um Hautfarben, Explosionen, Haare, Hintergründe und Effekte in ein richtiges Farbenfeuerwerk zu verwandeln. So entsteht eine Bildabfolge, die wie ein Auftakt zu einem noch viel größeren Actionfilm wirkt.
Museen sind ein beliebter Ort für actiongeladene Handlungen. Man werfe nur einen Blick auf Filme wie Das Relikt, Nachts im Museum und andere. Ein Museum bietet dank seiner Ausstattung und seiner Architektur eine reizvolle Kulisse. Autor James Bonny nutzt diesen Ausgangspunkt, damit Lara an riesigen zerberstenden Glasfenstern und Geschossen verzweifelt, über Abgründen hängt und schließlich in einem mythologisch ausgestatteten Raum einen neuen Showdown erfährt.
Ich mag Laras Abenteuer, die zeitweilig sehr ernsthaft sind (wie im oben erwähnten Greatest Treasure), aber sie bestechen auch durch Humor. Nicht umsonst ist Lara ein weiblicher Indiana Jones. So steht ihr in diesem Abenteuer wie Indy im Tempel des Todes eine Frau zur Seite, die von Abenteuern so gar keine Ahnung hat. Nach eigener Auskunft ist sie Schauspielerin, aber wie so oft in Los Angeles ist sie Kellnerin. Für Lara ist es Routine, für eine Kellnerin dürfte es der aufregendste Abend ihres Lebens sein – und für den Leser dank dieses Sidekicks eine überaus witzige Lektüre.
Grafisch perfekt ausgeführt, humorvoll und spannend, Lara at it’s best! 😀