Samstag, 01. September 2007
Die Frau mit der roten Sonnenbrille ist zurück. In dem Crossover Tomb Raider vs. The Darkness treffen die weibliche Action-Rollenspiel-Ikone Lara Croft und der Mafia-Killer Jackie Estacado aufeinander. Estacado kann sich bei Dunkelheit in machtvolles Wesen verwandeln. Er wird die Darkness, ein Krieger des Bösen eigentlich, wenn man dem Fluch glauben darf, der die Fähigkeiten aber lieber zu seinem eigenen Wohl einsetzt, als einem höheren Ziel zu dienen.
Crossover sind im TopCow-Universum nichts Ungewöhnliches. Witchblade, Lara Croft, The Darkness und Magdalena liefen einander schon oft über den Weg. Die Darkness traf sogar schon auf Helden wie Batman, Superman, Hulk oder Painkiller Jane. Es gab mit den Overkill-Crossovern sogar Kämpfe mit Aliens und Predatoren. Die Zusammentreffen innerhalb des eigenen Universums gehören allerdings zu den logischsten Geschichten dieser Art.
Eine Kette aus dem alten Ägypten ist verschwunden. In solchen Fällen wurde die Schatzjägerin schon häufig zur Hilfe gerufen – ganz besonders dann, wenn es um ein Kleinod geht, das magische Kräfte besitzt und in den falschen Händen zu einer großen Gefahr werden kann.
Eine alte Freundin, Sara Pezzini, die Trägerin der Witchblade, eines anderen uralten Artefakts, kann Lara weiterhelfen. Es heißt, dass die Mafia hinter dem Raubzug im Museum steckt. Sara hat eine Idee, wie Lara auf die Spur der Täter kommen kann. Es gibt jemanden, der die ehrenwerte Familie sehr gut kennt und zeitweise mit der Polizei zusammenarbeitet – wenn auch nicht immer freiwillig.
Als sich Lara und Jackie Estacado treffen, lässt der Mafioso sofort den lässigen Macho heraushängen. Sara hat ihre Freundin bereits vor dieser Masche gewarnt, aber Lara wäre gegen Jackies Charme sowieso immun gewesen. Außerdem hatte Sara noch in einem anderen Punkt Recht. Im Falle eines übernatürlichen Phänomens kann Jackie eine Hilfe sein. Leider hat das gestohlene Artefakt eine Fähigkeit, mit der Lara nicht gerechnet hat.
Knackig und schnell läuft hier ein Abenteuer ab, das ruhig noch einige Seiten vertragen hätte, denn das Zusammenspiel von Lara und Jackie macht Spaß und ist von Autor David Wohl derart geschrieben, dass die Handlung von einem kurzen Ereignis zum nächsten hüpft. Der Showdown, auf den die Handlung wirklich schnurgerade zustrebt, nimmt einen Großteil der Handlung ein. Der Clou an der Geschichte bringt Jackie andere Hälfte ins Spiel. Jetzt kann Lara wirklich beweisen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist.
Auf Zeichner Billy Tan und Kolorist Steve Firchow kommt eine größere Aufgabe zu. Im Stile der bisherigen Vorbilder sind die Frauen wunderschön, Estacado ein wahres Mannsbild – wer hat sich nicht schon über diesen Perfektionismus gewundert und vielleicht manchmal auch geärgert. Dank der Idee von David Wohl steuert die Geschichte gegen dieses Konzept an und verwendet es als Grundlage für den Showdown.
Ein Crossover, dessen einziger Nachteil seine Kürze ist. In Ausführung und Erzählweise perfekt eingepasst in die bisherigen Charakterskizzierungen. Die Darklings sind wieder einmal knuffige kleine Biester, die den nötigen (schwarzen) Humor beisteuern. 🙂
Mittwoch, 14. Februar 2007
Lara spielt gerne Spielchen und unternimmt stets das Erforderliche, um ihr Ziel zu erreichen. An diesem Abend hat sie ein Rendezvous mit einem mächtigen Mann, der etwas besitzt, das sie haben will.
Ihre Spur führt sie diesmal nicht zu den Relikten ferner Vergangenheiten, sondern in die neuere amerikanische Geschichte, als die Straßen Chicagos noch von Banden regiert wurden und in Blut und Alkohol schwammen. Ein Name wurde in dieser Zeit zu einer finsteren Legende: Al Capone oder auch Scarface genannt. Nicht alles, was in jenen Tagen geschah, wurde auch aufgeklärt. Immer noch existieren viele offene Fragen. Al Capone selbst wurde nicht wegen seiner schlimmsten Verbrechen vor Gericht gebracht.
Was ihm das Genick brach, war schließlich das Finanzamt. Die Haft beendete von Jahr zu Jahr seinen Status als überragender Gangsterboss. Aber bereits als er verhaftet und sein Vermögen vom Staat eingefroren wurde, entstanden die ersten Gerüchte, dass Capone Vorsorge getroffen hatte. Es sollte ein geheimes Verlies voller Wertsachen existieren. – Mehr Gerüchte sind nicht notwendig, um Lara Croft auf den Plan zu rufen.
Nach ihrem kleinen Rendezvous mit einem Gangster der neuen Generation, der ihr während einer Auktion ein interessantes Stück vor der Nase wegschnappte, hat sie sich dieses Stück nun auf anderen Wege beschafft: Den Hut, den Al Capone bei seiner Verhaftung 1931 trug. Und siehe da, im Hut verborgen findet Lara genau den Hinweis, den sie suchte. Die Jagd beginnt.
Abwasserkanäle sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren! Krokodile waren jedenfalls kein fester Bestandsteil des Kloakensystems. Lara versteht es jedoch, sich gegen diese noch lebende, überdimensionale Handtasche zu wehren. Und der Auftrag ist bald erfüllt und der verlorene Gegenstand gefunden.
Eben noch in der Kloake findet sich Lara schon auf einer Auktion wieder, die nicht minder gefährlich für sie ist. Lara hat schon neue Aufträge an den seltsamsten Orten entgegen genommen. So ist es kein Wunder, dass ihr auch inmitten der glanzvoll gekleideten Menschen eine weitere Bitte angetragen wird.
Die Schatzjägerin hat ein goldenes Herz und zögert nicht lange. Honduras wartet.
Kleinode, so der Untertitel des Tomb Raider Sonderheftes, wartet mit zwei äußerst unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben der Lara Croft auf. Erzählerisch wie auch gestalterisch könnten die beiden beinhalteten Geschichten Scarface’s Treasure und Sphere Of Influence kaum gegensätzlicher sein.
In der ersten Geschichte rund um die Hinterlassenschaft von Al Capone geben sich Autor Geoff Johns und Zeichner Mark Texeira die Ehre. Texeira, der auch ein exzellentes Cover zur Geschichte gestaltet hat, besticht in der Handlung selbst durch einen sehr einfachen, aber treffsicheren Strich. Da Johns die Geschichte im Untergrund des modernen Chicago spielen lässt, ist die Hintergrundausgestaltung der Szenerie vernachlässigbar. Texeira kann sich voll und ganz auf die Action konzentrieren. Dies nutzt er auch weidlich aus, denn Lara bekommt alle Hände voll zu tun.
Johns liefert eine sehr nette Pointe zum Schluss ab – Reichtum ist eben relativ und die Auffassung davon ist auch an die jeweilige Zeit gebunden.
War die erste Geschichte noch in der aktuellen (und mittlerweile klassischen) Machart erstellt – zeichnen, tuschen, Kolorierung per Computer – glänzt die Geschichte um die Sphere Of Influence im ungewohnten Schwarzweiß. Zeichnerin Joyce Chin bringt das Abenteuer in leichtem Bleistiftstrich zu Papier. Gleichzeitig unterstützt sie die einfarbigen Bilder mit einer großen Detailvielfalt. Der skizzenhafte Charakter der Zeichnungen lässt während des Lesens nichts vermissen. Für Comic-Fans mag er noch interessanter sein, da er einen viel deutlicheren Einblick in das Können Chins vermittelt und sie zeigen lässt, wie gut ihre Technik und ihr Talent ist.
Auch Autor Kevin McCarthy gelingt eine schöne Pointe. Ganz anders freilich und mehr auf Lara Croft zugeschnitten, aber nicht weniger gelungen als in der Geschichte um das Erbe von Capone.
Zwei Blickwinkel auf Lara Croft, die auf sehr schöne Weise zeigen, was sich aus dem Charakter alles herausholen lässt und wie gut sie in das Medium Short Story passt. Eigentlich ist Kleinode ein perfektes Beispiel dafür, wie man Comics und im Speziellen Geschichten erzählt. 😀
Dienstag, 23. Januar 2007
Die kleine Karawane zieht langsam durch die nächtliche Wüste. Die vermummten Reisenden wollen nicht entdeckt werden. Am Treffpunkt richten sich die Männer ein. Alkohol soll die Stimmung heben. Nur einer weigert sich zu trinken. Der Vermummte ist enttarnt – schneller als es Lara Croft lieb ist, denn sie hatte sich von ihrer Verkleidung eine längere Täuschung versprochen.
Lara ist es am Ende gleich, weil sie ihren Weg wie gewohnt findet. Allerdings hält auch sie bei dem Anblick einen Moment inne. In den Tiefen einer riesigen Höhle befindet sich eine Pyramide samt Sphinx. Grabräuber sind inzwischen dabei, dem Bauwerk zu Leibe zu rücken. Lara muss vor ihnen am Ziel sein. – Doch das ist wieder einmal schwieriger, als sie es sich zunächst vorgestellt hat.
Ein Grabräuber kommt selten allein. Auch Lara macht sehr bald diese Erfahrung. Allerdings ist es nicht zu ihrem Nachteil, denn der Mann kommt zu einem äußerst wichtigen Zeitpunkt, denn ausnahmsweise befindet sie sich in einer scheinbar auswegslosen Situation. Es gibt Männer, die flirten in jeder Situation, selbst wenn sie gerade noch beschossen wurden und nun mit einer schönen Frau an einem Seil über einer Lavagrube hängen.
Die Suche geht weiter. Zwar lassen die Verfolger von den beiden ab, doch dafür ist der Weg zum Ziel auch so schon gefährlich genug. Fallen, Explosionen, Messer, Fallgruben, tödliche Pendel – aber das hält eine Lara Croft nicht auf. Der junge Mann hat alle Hände voll zu tun, um mit der professionellen Schatzjägerin mitzuhalten.
Tomb Raider – Epiphany nimmt den Leser mit auf eine Achterbahnfahrt, von der sich Indiana Jones eine Scheibe abschneiden kann. Der bekannte Comic-Autor Dan Jurgens schickt Lara auf eine klassische Reise, während derer sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Unterstützt durch den Zeichner Darryl Banks ist ein Abenteuer mit einer Sammlung von einfallsreichen Fallen entstanden. Dan Jurgens werden einige Comic-Fans vielleicht schon von Supermans Auseinandersetzung mit Aliens kennen. Ebenso wie Jurgens hat sich Banks schon im DC-Universum seine Sporen verdient. Die Bilder vom Co-Erfinder der grünen Laterne Kyle Raynor werden hier vom Inker Al Vey ausdrucksstark in Szene gesetzt.
Dan Jurgens zeigt, dass er auch mit weiblichen Leinwand- und Computerspielikonen umzugehen vermag. Wie in einem Actionfilm springt er direkt mit einem Hammerschlag in die Handlung und es lässt sich ohne Ausnahme sagen, dass er dem Leser von da ab kein Verschnaufen mehr gönnt. Lara jagt von einer Szene, die sie auf Haaresbreite besteht, zur nächsten Szene, die auf des Messers Schneide abläuft.
Jurgens weiß außerdem die Vielfalt von Laras Welt zu schätzen. Soldaten, Grabräuber, fieseste Fallen, magische Wächter, Verräter, Action über und unter Wasser, all das und noch mehr bricht über Lara herein. Ihre Anstrengungen sind sportlich, aber nicht unbedingt übermenschlich – das Wort realistisch lassen wir einmal beiseite, denn lebende Skelette gehören nicht zum Standard in unserer Welt.
Im Finale muss sich Lara mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, wie es z.B. schon in einer alten Episode geschah, als sie von Hartford Compton verraten wurde. Unkenntnis der Feinde und ein wenig unerwartete Unterstützung bringen Lara ans Ziel.
Darryl Banks zeichnet eine Lara Croft mit Ecken und Kanten. Es ist kein Vorzeige-Model, wie sie von Andy Park gezeichnet wurde. Darrlys Lara hat Muskeln, die sie in den meisten Szenen auch dringend benötigt. Geschrieben und gezeichnet ist sie zwar äußerst durchsetzungsfreudig, aber auch der Zweifel ist ihr manchmal ins Gesicht gezeichnet.
Ihr zur Seite gezeichnet ist ein männlicher Partner, muskulöser, smart, ein Goldlöckchen, gegen den sich Lara auf ihre ganz persönliche Art zu wehren weiß – obwohl er sie nicht selten mit seiner Flirterei auch amüsiert.
Banks zeichnet Figuren mit realistischen Körperbauten, gibt aber den Gesichtern in dieser Ausgabe etwas cartoony-Stil mit. Das gibt der Optik einen schönen Comic-Charakter, ohne die Handlung ins Lächerliche zu ziehen.
Laras Reise in die eigene Vergangenheit und zur Rettung eines Artefakts bringt dem Leser wieder einmal Action satt. Fans und solche, die es werden wollen, werden ihren uneingeschränkten Spaß haben. 🙂
Samstag, 18. November 2006
Der Wilde Westen lebt, wenigstens im australischen Outback, wo sich die Bevölkerung in der Weite des Kontinents verliert.
Eine einsame Revolverheldin geht langsam über die Hauptstraße des verschlafenen Ortes. Keine Menschenseele lässt sich blicken. Welchen Weg nimmt ein einsamer Reisender, wenn er nach langer Reise in eine Stadt kommt? Natürlich geradewegs in den Saloon.
Es ist ein Ort ohne Namen. Die Revolverheldin hört auf den Namen Lara Croft und sie hat sich diesen Ort ausgesucht, um hier auf jemanden zu warten. Der Saloon ist ebenso verwaist wie der Ort, trotzdem freut sich der Barkeeper nicht über die neue Kundschaft.
Waffen, Prügeleien und Erbrochenes ist in meiner Bar verboten. Lara machte sich noch nie besonders schnell Freunde und brachte sich stets in gefährliche Situationen. Doch hier ist nur eine Frage der Auslöser und schon fliegen die blauen Bohnen. Die Übermacht, der sich Lara gegenüber sieht, bloß weil sie nach einem Mann fragte, der ihr helfen könnte, den Ameo-Stam zu finden, ist erdrückend. Der Barkeeper hebt seine Regel wieder auf – weil ihm schlicht die Mittel fehlen, sie durchzusetzen, da er bereits im Kugelhagel sitzt.
Aber Lara hat einmal ein Versprechen gegeben: Sie wird keinen Menschen töten.
Lara Croft wäre nicht so weit gekommen, würde sie an mangelndem Einfallsreichtum leiden. Alsbald wimmelt der Ort vor Menschen, die sich mit jedem beschäftigen, nur nicht mit ihr.
Tomb Raider Journeys 7 entführt den Leser Down Under.
Autorin Fiona Kai Avery wird Fans der Witchblade bereits aus der vorzüglichen Mini-Serie Obakemono bekannt sein. Bewegte sie sich in der Witchblade-Variante in Japans altertümlicher und mythischer Geschichte, beschreitet sie mit dem vorliegenden modernen Western neue Pfade. (Mehr über ihre Arbeit unter www.finaavery.com.)
Hier hat Avery ihre Hausaufgaben gemacht. Ähnlich wie Gary Cooper in High Noon muss sie alleine mit ihren Gegnern fertig werden – allerdings sieht sie dabei nicht so verbittert aus. Wie immer ist alles für Lara nur ein Spiel. Heiter, gelassen, mit dem nötigen Biss geht sie die Lösung ihrer Probleme an, was noch dadurch erschwert wird, dass sie als einzige Frau gegen einen Haufen Männer anstehen muss.
Die Geschichte selbst ist unter der Oberfläche geheimnisvoll und erst zum Schluss eröffnet es sich dem Leser genauer, was Laras Beweggründe sind. Die Reise geht weiter – wie kann es anders sein, denn Lara ist eine Getriebene, besitzt keinerlei Sitzfleisch. Avery hat sich gut in das Tomb Raider-Universum eingearbeitet.
Zeichner Manny Clark hat sich dieser Tomb Raider-Geschichte angenommen. Sein Zeichenstil weicht etwas von den Standard-Bildern ab, ist exkater, beinahe etwas technisch. (Reine Tuschebilder von ihm können auch gekauft werden.) Seine Arbeiten finden sich in Tomb Raider, The Ray oder Vision. Für Clarks Zeichenstil scheint die an Action reiche Handlung gerade recht zu sein.
Wie Lara sich durch die einzelnen Szenen kämpft ist wieder einmal sehenswert. Da wird gesprungen, sich überschlagen, geschossen, für einen Zeichner findet sich in so mancher Haltung eine kleine Herausforderung. Ganz zweifellos ist Clark niemand, der sich lange mit Großeinstellungen von Gesichtern abgibt.
Tyson Wengler könnte mit seinen Farben noch ein wenig mehr aus den Bildern herausholen können. Genügend Beispiele im Tomb Raider-Universum gibt es dazu.
Unter dem Strich bleibt eine solide Action, aber auch eine Episode, die Teil einer größeren Geschichte ist. Dieser Teil ist viel versprechend gut. 🙂
Samstag, 11. November 2006
Irgendwann in der Zukunft. Lara Croft ist ein Mythos. Vieles, was wir heute über sie wissen glauben, entstammt Videospielen, Comics und auch Kinofilmen. Die wahre Lara Croft war anders.
Wer das Museum zu ihren Ehren betritt, erhält genau diesen Eindruck. Hier finden sich echte Artefakte aus ihrem Leben, jene Dinge, die sie über die Jahre hinweg gesammelt und bewahrt hat.
Bereits sehr früh wusste Lara schon, was sie werden wollte. In jungen Jahren, als kleines Kind, begleitete sie ihre Eltern bei einer Ausgrabung. Ihr ist es zu verdanken, dass hierbei ein ganz besonderes Artefakt geborgen werden konnte. Von diesem Augenblick an steht es für Lara fest: Sie wird ein Schatzjäger, ein Abenteurer, manche würden sagen, ein Grabräuber – doch nur böse Zungen würde das behaupten.
Vor den Augen des Betrachters der wertvollen Gegenstände im Croft-Museum entsteht eine völlig neue Lara, eine die niemand kannte. Die Besucher – und andere aufmerksame Betrachter – sind fasziniert.
Das Hologramm, Polly Gon, dem Erscheinungsbild von Lara Croft nachempfunden, wie jeder sie aus den Videospielen her kennt, führt die Besucher von Station zu Station und fasziniert sie mit immer neuen Begebenheiten aus dem Leben einer Abenteurerin, der keine Situation zu brenzlig sein konnte.
Kann es sein, dass ein Programm Gefühle entwickelt? Polly Gon verhehlt ihre Enttäuschung nicht, denn diese Führung wird ihre letzte sein. Es ist beschlossene Sache, dass sämtliche Artefakte wieder an ihre Ursprungsorte oder in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden sollen. Damit verliert das Museum seine Berechtigung und wird schließen.
Lara hat ein langes und spannendes Leben gelebt. Sie jagte auf Motorrädern durch enge Gassen, hetzte und turnte durch Labyrinthe, die sich ein krankes Genie ausgedacht haben muss, wich den geschicktesten Bogenschützen der Welt aus, tauchte in haiverseuchten Gewässern – doch was wurde aus dieser Frau, der scheinbar nichts etwas anhaben konnte?
Die 38. Ausgabe von Tomb Raider enthüllt die ganze Wahrheit über Lara Croft. Endlich erfährt der Leser wirklich, wer sie war und was aus ihr wurde. Es ist kein Zufall, dass die Geschichte im englischen Original den Titel Alpha Omega heißt – Anfang und Ende: Und vielleicht ein neuer Auftakt.
Die vorliegende Geschichte rollt das Thema Lara Croft von einer neuen Seite auf und ermöglicht es dem Autor Dan Slott eine Handlung im Tomb Raider-Universum aufzubauen, ohne auf bisherige Handlungsstränge Rücksicht nehmen zu müssen.
Slott lässt viele kleine Ideen einfließen. Polly Gon erinnert wahrhaftig an eine Videospiel-Figur (nicht zuletzt aber auch an eine Comic-Variante). Oder die kleine Lara, die mit großen Augen beobachtet, wie ein uralter Tempel vor ihr zusammenstürzt. Sobald der Leser glaubt, es handele sich um eine reine Rückschau aus der Sicht der virtuellen Museumsführerin, schwenkt die Handlung in eine andere Richtung (die hier freilich nicht verraten werden soll).
Interessanterweise ist die neue Lara Croft nicht mehr so nett, wie sie der Leser bisher kannte. Ein wenig ihres Edelmutes ist ihr eindeutig abhanden gekommen. Man könnte behaupten, sie wird dem Titel der Serie endlich gerecht: Tomb Raider.
Von einer Lara Croft, die eine Spur skrupelloser ist, könnte sich der Leser durchaus mehr wünschen.
Tomb Raider-Geschichten haben in der Regel einen hohen zeichnerischen Stellenwert. Zeichner Francis Manapul reiht sich in die gewohnt gute Qualität der Serie ein. Zwar ist ein eigener Zeichenstil erkennbar, dennoch hält er sich im Rahmen der Ähnlichkeit, die Zeichner wie Andy Park und andere vorgegeben haben. Comic-Fans werden seine Arbeiten von Tomb Raider her kennen, Retro Helix, Monster Fighters, GI Joe, The Darkness, aber auch viele Cover, die er für Witchblade geschaffen hat. Einen guten Überblick gibt seine Homepage unter www.francismanapul.com.
Action, Details und Perspektiven sind perfekt umgesetzt. Deshalb ist eigentlich schade, dass die Rückblicke in die Vergangenheit der wahren Lara Croft nur so kurz ausfallen.
Unter dem Strich bleibt eine tolle neue Episode aus dem Tomb Raider-Universum, neu erzählt, spannend von Anfang bis Ende und einer gelungenen Auflösung. 🙂
Dienstag, 22. August 2006
Eigentlich wollte Lara Croft nur ihrer gewohnten Arbeit nachgehen: Archäologie. Aber wie so oft kommt es ganz anders im Leben der Schatzjägerin. Die Arbeit im Mittleren Osten ist bereits schwierig genug, doch wenn man zusätzlich von riesigen Käfern angegriffen wird, die einen in eine märchenhafte Welt verschleppen, die nur aus Mythen bekannt ist, dann kann das Abenteuer beginnen.
Scheherazade, eine Name aus tausend und einer Nacht, eine Frau, die Nacht für Nacht Geschichten erzählt, nur damit sie am Leben bleibt. Nur ein Mythos ist ein Mythos, die Realität sieht noch etwas anders aus. Scheherazade befindet sich in der Gewalt eines Dämons, der sie zwingt, sie auf ewig zu unterhalten – oder besser, solange ihr ständig etwas Neues einfällt. Scheherazade ist dieser Aufgabe ein wenig überdrüssig geworden. Als Lara Croft durch einen magischen Zufall bei ihr erscheint, hat sie eine Idee. Lara kann ihre Stelle einnehmen. Aber Lara wäre nicht jene legendäre Abenteurergestalt würde sie sich so leicht in ihr Schicksal fügen.
Sie zieht Scheherazade auf ihre Seite, findet neue Freunde in einer von einem Dämon geschaffenen Welt. Das einzige Ziel lautet: Entkommen.
Tomb Raider: Arabian Nights wurde von Zeichner Billy Tan toll in Szene gesetzt. In altbewährter Aquarelltechnik, die sich wunderbar von den inzwischen üblichen Computerkolorierungen abhebt, begibt sich Lara Croft auf eine Reise und in ein Abenteuer, das selbst für sie ungewöhnlich ist. Tan ist ein begehrter Künstler, bewegte sich stilsicher auf dem Parkett von Marvel, der Fantasy (Red Sonja) und wie im vorliegenden Fall im Universum von Top Cow, der amerikanischen Verlagsschmiede von Lara Croft, die hierzulande bei Inifinty erscheint. Neben Lara setzte er auch die Witchblade, Darkness sowie Aspen (Fathom) in Szene.
Häufig hat Tan auf inzwischen übliche Weise gearbeitet, vom Zeichenbrett in den Rechner, hier geht er auf erfrischende und überraschende Weise einen sehr künstlerischen Weg. So wird in der Tat jedes Bild zu einem kleinen Kunstwerk. Tans Bilder werden so greifbarer, durch den Farbauftrag wird der Comic organischer, zurück zu den Wurzeln könnte man sagen – wenn Tan nicht mit einem Programm gearbeitet hat, dass diese Technik simuliert, war diese Arbeit eine Herausforderung, da Fehler hier nicht so leicht korrigiert werden können.
Er spielt sehr schön mit den Farben und Lichtern. Die künstlerische Technik harmoniert mit der märchenhaften Geschichte. Das dürfte dem Leser spätestens dann bewusst werden, wenn die Jagd über Gebirgshöhen geht – auf dem Rücken von fliegenden Teppichen.
Autorin Fiona Avery ist eine versierte Comic-Autorin. Sie hat für Witchblade geschrieben – in dem tollen Dreiteiler Witchblade Obakemono, ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Billy Tan. Auch für Tomb Raider hat sie schon vorher Szenarien verfasst.
Im erwähnten Witchblade Dreiteiler hat sie bewiesen, dass sie sich in ein Thema, eine Mythologie einarbeiten kann. Sicherlich kann sie stets nur einen Ausschnitt für ihren Text wählen, aber wer die Geschichte liest, kann das größere Hintergrundwissen in vielen Details erkennen. Avery stellt auch gerne bestehende Fakten und Mythen auf den Kopf. So ist der Leser von Öllampen gewohnt, dass ein Geist aus der Öffnung schießt – ob nun gut oder böse, das sei dahin gestellt. Für Lara geht es genau in die andere Richtung – geradewegs in die Lampe hinein.
Lara Croft hat viele Abenteuer erlebt. Sie sah die wahnsinnigsten Artefakte, kämpfte an der Seite der Witchblade, begegnete lebendigen Göttern und sogar Sagengestalten wie Morgan Le Fey. Doch mit der Geschichte aus Tausendundeiner Nacht hat Fiona Avery der Tomb Raider-Reihe eine wirklich außergewöhnliche und schöne Episode hinzugefügt.
Fazit: Fein gestaltet, schön erzählt, ein kleines Highlight im Tomb Raider-Universum.
😀
Links: Billy Tan, Fiona Avery
Mittwoch, 28. September 2005
Lara Croft ist weiterhin unterwegs. Die Comics werden fortgesetzt, nur die Kinoreihe ist noch nicht so weit. Da trifft es sich dass mit Tears of the dragon eine nette Überbrückung geschaffen wird.
Die Darstellerin der Lara Croft, Valerie Perez, muss sich rein äußerlich nicht hinter der berühmten Angelina Jolie verstecken. Valerie hat im Rahmen der Dreharbeiten zu diesem Fanfilm-Projekt denn auch diverses Kampfsporttraining absolviert und war sich auch nicht zu fein an Kletterwänden und in Höhlen herumzukraxeln.
Der Trailer macht keinen schlechten Eindruck, jedenfalls ist die Herangehensweise erfreulich ambitioniert und macht einen weitaus besseren Eindruck als z. B. das Zusammentreffen von Batman und Indiana Jones.
Bemängeln kann der Zuschauer am Trailer in der Hauptsache die marktschreiende Musik, die nicht so recht zu mancher vergleichsweise harmlosen Szene passen will.
Der Fanfilm Grayson über die Rückkehr Robins nach der Ermordung von Batman bediente sich ähnlicher dramatischer Musik, aber in der Konsequenz waren die Szenen auch ziemlich dramatisch. Da hinkt Tears of the dragon noch hinterher. Positiv neugierig macht er aber.
Noch ein Wort zu den Tomb Raider Comics. Im Normalfall sollte der Leser eher skeptisch sein, wenn Comics zu Computerspielen erscheinen. Beispiele dafür gibt es genug. Zeichner Andy Park hat mit seiner Tomb Raider Variante jedoch einen richtig guten Job gemacht. Eine außerordentliche Tiefe sollte der Leser allerdings nicht erwarten. Es sind Action-Comics, aber auf gelungene Weise. Wenn sich Lara mit einem Tyrannosaurus Rex anlegt, dann schöpft Andy Park aus dem Vollen und schafft Bombast-Action.
Wer Gelegenheit hat an die alten e-comix Ausgaben (bis Band 7) zu kommen, sollte zugreifen (aber wie gesagt, er oder sie sollte nichts anderes erwarten als satte Action). 😀
Das Fanfilm-Projekt findet Ihr unter: www.tearsofthedragon.org