Freitag, 15. Juni 2007
Helden brauchen Bösewichte. So konnte auch Micky Maus nicht ohne Widerpart auskommen. Einer, der ihm schon sehr früh das Leben schwer machte, war Kater Karlo.
Die vorliegende 6. Ausgabe von Heimliche Helden stellt diese ruppige Figur in den Mittelpunkt, die im Laufe vieler Jahre ihren Charakter gewandelt hat und erstaunlich vielschichtig wurde. Das sehr umfassende Vorwort zum Thema listet verschiedene Stadien des Fieslings (auch seine Vorläufer) auf. Angesichts dieser kleinen Rundschau werden Erinnerungen wach: Kater Karlo, zu Beginn noch mit einem Holzbein ausgestattet, wie er in einem Cartoon-Western der Gegenspieler von Micky war. Oder jene wirklich hervorragende Slapstick-Episode auf dem Baugerüst, in der Donald Duck den guten Karlo als Vorarbeiter in den Wahnsinn treiben darf.
Aber Karlo blieb nicht eindimensional auf den Bösewicht reduziert. Im Laufe der Jahre wurden ihm sogar eine Gefährtin (Trudi) und Kinder zur Seite gestellt.
Aber das Hauptfeld von Karlo blieb das des Bösewichts. Mit den Geschichten In der Mausefalle, Carli Caruso und Überfall auf den Goldexpress wird ein guter Querschnitt aus dem Schaffen von Karlo gezeigt. Seine Gegner können über ihn sagen, was sie wollen. Karlo mag nicht immer der Findigste sein, aber er ist kein Aufgeber. Immer wieder denkt er sich neue Aktionen aus, um an das ganz große Geld zu kommen. Witzigerweise kommen gleich zwei Geschichten in einem Western-Ambiente daher, ein Genre, das bereits in seiner Trickfilm-Frühzeit gerne genutzt wurde.
Der Start des Bandes mit der Geschichte Munteres Bordleben zeigt Karlo als Privatmann, der sich nichts weiter gönnen möchte, als einen kleinen Angelausflug. Hier wird aus dem sonst so hartnäckigen Gegner ein Opfer von Donalds Bemühungen, die eigenen Neffen aus dem Feld zu stechen. Wer nur wenige andere Geschichten aus Karlos Abenteuern kennt, wird sich zwangsläufig wundern, wie geduldig Karlo all die Pannen über sich ergehen lässt – bis ihm schließlich doch der Geduldsfaden reißt.
Ein ganz anderes, ein eher ungewöhnliches Abenteuer, bietet sich mit der Geschichte Der Schatten des Drachen aus dem Jahre 1999, in der Karlo ein Gesetzloser ist, der schließlich Micky gegen einen gefährlichen Fürsten beisteht. Angesiedelt ist das Szenario im mittelalterlichen Japan. Damit erreicht Karlo endlich den Gipfel des sympathischen Gauners. Hier besitzt er einen eigenen Ehrbegriff. Er hat Witz und weiß andere charmant für sich einzunehmen, er kann sogar mit Kindern umgehen und ist sich für Drecksarbeit nicht zu schade. Die Geschichte, von Tito Faraci geschrieben und Paolo Mottura gezeichnet, hat nicht nur alles, was der Leser von einem Disney-Abenteuer erwarten kann. Es besitzt auch alles, was eine gute Helden-Geschichte ausmacht.
Mottura macht aus Karlo eine optisch sehr ansehnliche Figur. Irgendwie fühle ich mich ein wenig an einen Bud Spencer im Katerkostüm erinnert, immer schlagfertig, freundlich und ein wenig knurrig.
Von den insgesamt sechs Geschichten in diesem Band sind vier Stück deutsche Erstveröffentlichungen. Dazu gehört auch der Schatten des Drachen, dessen Erzähllänge deutlich über jene der anderen hinausgeht.
Mehr Humor und Slapstick, so wie es die Disney-Fans lieben, bieten die Geschichten In der Mausefalle und Überfall auf den Goldexpress. Sieht man einmal von Karlos Einsatzbereitschaft zu einem Überfall ab, ist sein Verkleidungstalent immer eine Lachträne wert – ganz besonders dann, wenn er sich in Frauenkleidung wirft. Mit Lippenstift und einem sorgfältig rasierten Kinn vermag er auch Micky zu täuschen, wenn auch nur kurze Zeit.
Karlo ist und bleibt ein Gauner. In Carli Caruso bietet sich ihm die Möglichkeit einer legalen Karriere, die er nicht zu nutzen weiß. Zwar ist er ein durchtriebener Verbrecher, aber auch ein Mann, der mit seiner Stimme, die Damenwelt zu begeistern weiß. – Langfristig betrachtet, ist es schade, dass diese Idee nicht weiterverfolgt wurde. (Jedenfalls ist mir nichts davon bekannt.)
Es ist schön, zu sehen, wie sehr sich Kater Karlo über die Jahrzehnte hinweg entwickelt hat. Er ist der grantige Kerl, der Gauner, der Schwerenöter, der Kämpfer und manchmal sogar ein Freund. Die 6. Ausgabe der Heimlichen Helden rund um Kater Karlo ist ein wirklich rundum gelungener Querschnitt aus Witz und Spannung.
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Dienstag, 02. Mai 2006
52 v. Chr. Cäsar befindet sich auf gallischem Boden und hat seine Legionen zu einer letzten entscheidenden Schlacht zusammengezogen. Er hat einen engen Belagerungsring um die befestigte Stadt Alesia gezogen. Nur ein gallisches Entsatzheer könnte noch eine Wende in diesen furchtbaren Krieg bringen.
Diese Befürchtung hat auch Cäsar. Und er weiß, dass es noch viele gallische Krieger gibt, die sich zu einem Heer zusammenschließen können. Aber er weiß auch, dass ein Heer nichts ist, ohne seine Befehlshaber. Eine Armee ohne Anführer ist wie eine Schlange ohne Kopf. Deshalb befiehlt er einem seiner fähigsten Soldaten, Caius Rodius, sich mit einigen Getreuen aufzumachen, um die noch fehlenden Anführer der Gallier zu töten. Ein Name ist dabei besonders wichtig: Cammius.
Dieser Gallier wurde einst von Rodius wie ein Sohn aufgezogen. Doch Cammius hat sich auf seine Wurzeln besonnen. Nun will er nichts mehr, als die Römer von gallischem Boden zu vertreiben. Schweren Herzens nimmt Rodius den Auftrag an, denn römische Interessen stellt er seit jeher über seine eigenen Anliegen.
Rodius und seine Mannen dringen in die gallischen Wälder vor. Der Kommandotrupp macht sich auf die Suche nach dem Todfeind. Nach vielen Schwierigkeiten und Kämpfen sind sie endlich am Ziel. Rodius hat geahnt, dass seine Aufgabe nicht leicht werden wird, dass er auch gegen seine Gefühle antreten wird, die er einst als Vater hatte. Rodius ahnte hingegen nicht, dass Verrat auch in den eigenen Reihen lauert.
The Last Battle ist endlich einmal wieder eines jener klassischen Abenteuer im alten Rom, wie es sie (leider) seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. In jeweils kurzen Kapiteln wird vom Leben eines römischen Kriegers berichtet, wird vom Leben der Gallier aus der Sicht eines in römischer Gefangenschaft groß gewordenen jungen Mannes erzählt. Beide Männer folgen den gleichen Ehrbegriffen, ungeachtet ihrer Herkunft und sie halten diese Werte hoch, obwohl um sie herum alles zusammenzubrechen scheint.
Der Leser folgt ihnen in ihre Vergangenheit, er erlebt ihre Träume und ihre Sehnsüchte und er liest, wie sich schließlich alles zusammenfügt, es sich scheinbar einem vorherbestimmten Schicksal fügt. So folgt die Geschichte denn auch einigen dramatischen Gesetzmäßigkeiten, ohne jedoch allzu viel über den jeweils weiteren Hergang im Vorfeld zu verraten. Stets bleibt die Spannung auf einem sehr hohen Grad und gerade jene Leser, die das Thema mögen, sei es wegen alter Hollywood-Streifen wie Ben Hur, neuerer Blockbuster wie Gladiator oder Fernsehverfilmungen wie Julius Cäsar oder aus purem Interesse, werden diese Geschichte ebenso verschlingen wie ich.
Autor Tito Faraci vermischt geschickt die geschichtlichen Vorgaben mit fiktiven Ereignissen und bietet am Ende auch eine ganz einfache Erklärung dafür, warum es keinerlei Überlieferung davon gibt, so einfach, dass sie schlicht überzeugend ist. Faraci zeigt dem Leser ein römisches Kommandounternehmen, hier kommen die antiken Wildgänse, wenngleich auch ähnlich glücklos.
Warum nicht? lautet die Frage und ist gleichzeitig die Antwort. Attentäter hat es zu allen Zeiten gegeben, warum nicht auch Spezialkräfte, die hinter den feindlichen Linien agierten und dort ähnlich schwierige Aufgaben übernahmen. Faraci hat mit diesem kapitelartigen Aufbau des Comics, der immer kurze prägnante Episoden herausgreift, wie instinktiv nach meiner Meinung den richtigen Erzählstil für diese Geschichte gefunden.
Zeichner Daniel Brereton liefert im wahrsten Sinne des Wortes ein Kunststück ab. Hier wird von der Vorzeichnung bis zur kolorierten Fassung komplette Handarbeit abgeliefert. Teilweise sind noch Reste der Skizzen zu erkennen. Stilistisch hat es beinahe etwas von einer Reportagegrafik, von einem Maler, der mit ins Feld geschickt wurde, um die Ereignisse festzuhalten. Die Erzählweise passt hier in hervorragender Art zu den Bildern.
Die Kriege jener Zeit mit ihren Kämpfen Mann gegen Mann waren brutal und so erspart auch Brereton dem Leser nicht diverse Anblicke, wie sich solch ein Kampf gestalten konnte. Das hätte nicht unbedingt immer sein müssen, ist aber in Zeiten von Gladiator und einem gewollten Realismus in den Bildern wohl nicht mehr wegzudenken (dennoch erstaunlich, dass es aus dem Hause Disney kommt).
Am Ende bleibt in jedem Fall ein grandioses Comic-Ereignis, zeichnerisch prachtvoll, erzählerisch spannend, dass man jedem Comic-Fan ans Herz legen kann, der eine Mischung aus Action und Antike mag.