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Comic Blog


Mittwoch, 25. Januar 2006

The Walking Dead

Filed under: Horror — Michael um 21:30

The Walking DeadRick ist Polizist. Sein letzter normaler Alltag endet mit einer Schießerei und einem komatösen Aufenthalt in einem Krankenhaus. Als er wieder erwacht, ist er allein und die Welt, so wie er sie gekannt hat, existiert nicht mehr.

Die Menschen sind fort – nun, ganz so richtig ist diese Aussage nicht, denn untote Zweibeiner, die einmal Menschen gewesen sind, vegetieren inmitten der zugrunde gerichteten Zivilisation. Es dauert eine Weile, bis Rick den Tatsachen ins Auge sehen kann. Eine freundliche Begegnung mit Morgan und seinem Sohn macht es möglich, dass er endlich einige Fakten über die Katastrophe erfährt.
Die Behörden hatten die Menschen dazu aufgerufen, in die großen Städte zu flüchten, wo eine bessere Verteidigung und Versorgung zu gewährleisten war. Rick greift nach dieser Hoffnung wie nach einem Strohhalm, glaubt er doch, dass seine Frau und sein Sohn sich nach Atlanta geflüchtet haben könnten.

Alleine macht er sich auf den Weg. Je näher er der Stadt kommt, umso mehr schwindet seine Hoffnung. Beinahe kommt er zu Tode. Aber er hat Glück im Unglück. Er findet seine Frau und seinen Sohn in einem Camp nahe der Stadt.
Doch damit fängt der eigentliche Kampf erst an.

Gute alte Zeit
Der Untertitel des ersten Bandes von The Walking Dead spricht Bände. Binnen weniger Wochen hat sich das Leben, wie es der gewöhnliche Sterbliche in den USA kannte, derart radikal gewandelt, dass es eine völlig neue Bedeutung erlangt. Die Wohngebiete liegen verlassen da, eine Grundversorgung wird nicht mehr gewährleistet und die Untoten schlurfen mittendrin herum und stellen für jedes Lebewesen eine Lebensgefahr dar. (Die Grundidee, dass Untote nur Menschen angreifen, findet sich hier nicht.) Kurzum, die gute alte Zeit hat sich endgültig verabschiedet.

Rick, dessen Erlebnisse im Mittelpunkt stehen, erlebt einen Alptraum ohnegleichen. Als Polizist, selbst in einer Kleinstadt, kennt er das Leben von einer härteren Seite als der normale Bürger. Trotzdem überfordert ihn die Situation, auf die er zunächst allein gestellt ist. Eine recht beeindruckende kleine Episode dreht sich um eine untote Frau, die im Straßengraben neben ihrem Fahrrad liegt. Ihr Körper ist nicht mehr in der Lage, sie zu bewegen, trotzdem verlangt er immer noch nach Nahrung. So grauenvoll das Bild auch ist, reißt es Rick andererseits menschlich auch vollkommen herunter. Am Ende schenkt er diesem Wesen Frieden, was ein wenig wie die Erlösung eines Vampirs wirkt (die vergleichsweise viel intelligenter und menschenähnlicher sind).

Eines der beeindruckendsten Bilder ist sicherlich jenes, das die Innenstadt von Atlanta zeigt. Untote stehen, liegen überall, blockieren die Straße rund um einen Panzer, dessen Fahrer irgendwie seine eigentliche Aufgabe vergessen hat. Krähen, die auf Beute hoffen, und Fliegen, die überall ihr Unwesen treiben, runden das grausliche Bild ab.
Robert Kirkman hat sich ein Weltuntergangsszenario ausgedacht, das in Teilen zwangsläufig bekannt erscheint, wenn einem die einschlägigen Filme, insbesondere eines George A. Romero, bekannt sind. Andererseits gibt es auch neue Aspekte zu entdecken, die gerade durch das Zusammenleben vollkommen normaler Menschen am Rande des Chaos erzählt werden.
Bezeichnend ist die Tatsache, dass auch in diesen Zeiten die Menschen ihre kleinlichen Dispute nicht ablegen können. Vorurteile, Eifersucht, Streit spielen immer mit und verhindern eine zur Gänze funktionierende Gemeinschaft.
Sicherlich regiert der Horror das Ganze, doch wie bei den filmischen Vorbildern ist es am Ende eine Bedrohung durch Raubtiere (die rein zufällig untoter menschlicher Natur sind).

Tony Moore hat Kirkmans Ideen im vorliegenden ersten Band, der die amerikanischen Originalausgaben 1-6 zusammenfasst, in bester Form in Szene gesetzt. Mit seinem zeichnerischen Stil könnte er sofort in Serien wie X-Men oder Batman einsteigen und er wäre wie dafür geschaffen.
Moore muss eine vergleichsweise ruhige Geschichte zeichnen. Sicherlich gibt es auch eine große Anzahl bedrohlicher und actionreicher Szenen, doch vieles stellt auch die menschliche Interaktion der kleinen Gruppe von Überlebenden dar. Gerade hier gefallen mir Moores Bilder ausgesprochen gut.

Auf Farbe wird in der Serie verzichtet. Moores Darstellung geht nicht in die Richtung eines Frank Miller, vielmehr sind die getuschten Szenen mit Graustufen unterlegt, dadurch erhält die Geschichte eine Art dokumentarischen Charakter und hebt sie auf ein Niveau, das über reinen Horror hinaus geht.

Mir hat der Band, der in einer sehr guten Aufmachung erscheint und im Anhang Interviews und Zusatzinfos mitbringt, sehr gut gefallen und ich kann ihn Fans des Genres sehr empfehlen. (Und wer derlei Geschichten bisher eher misstrauisch beäugt hat, könnte mit dieser spannenden Geschichte vielleicht eines besseren belehrt werden.) 🙂