Mackel-Loos, Nävis’ alter Lehrer ist tot. Die junge Frau ist in Schweigen verfallen. Ihre Freunde wissen sich keinen Rat mehr. Nävis lebt in sich gekehrt, wendet sich ab. Eigentlich gäbe es nur eine Lösung: Man musste Nävis mit Menschen zusammenbringen. Bisher ist sie die einzige ihrer Art im Sillage. Allerdings werden Menschen in einem ganz bestimmten System vermutet. – Der Haken: Dieses System befindet sich in feindlichem Gebiet.
Eine Kontaktaufnahme mit Menschen zu unternehmen und gleichzeitig einen interstellaren Krieg riskieren – dieses Risiko wollen die Oberen des Sillage nicht auf sich nehmen. Doch Nävis hat Freunde, die es wollen.
Der Aufbruch der Reise gestaltet sich heikel. Wewehs Fürsprache ist es zu verdanken, dass die Crew mit dem kleinen Schiff weiterfliegen kann.
Und tatsächlich, sie finden Menschen – aber sie sind so ganz anders, als sie es sich vorgestellt haben.
Nävis beobachtet sie, lange, von Tag zu Tag zögert sie den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme heraus. Eines Tages kann sie sich nicht länger entziehen. Eine äußerst bedrohliche Situation erfordert ihr Eingreifen. – Seltsamerweise sieht sich von den anderen Menschen sonst niemand genötigt einem aus der eigenen Gemeinschaft zu helfen. Dies ist nur der Auftakt zu einem merkwürdigen Verhalten, dem Nävis sich allzu bald anschließt.
Weweh und Snivel stehen vor einem Rätsel. Schließlich reagiert Weweh beleidigt. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.
Mit Die menschliche Natur geht die Reihe Sillage in die achte Folge. Die Science Fiction Serie besticht durch einen hohen Einfallsreichtum, sympathische Hauptfiguren, aber auch durch ein recht pessimistisches und zuweilen trauriges Szenario.
Nävis ist einsam. Zwar hat sie eine recht behütete Kindheit genossen (siehe auch die Spin-Off- Serie Nävis) und befindet sich als Erwachsene in Gesellschaft vieler interessanter und auch liebenswerter Lebewesen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ihr andere Menschen fehlen. Auch Sillage, der riesige Weltraumkonvoi, hat darauf keine Antwort, denn bislang sind ihm noch keine anderen Menschen begegnet. Bisher konnte ein richtiger Niedergang von Nävis’ Stimmung beobachtet werden, der mit dem Tod von Mackel-Loos gipfelte.
Man kann es dem Autoren Jean David Morvan hoch anrechnen, dass dieser rote Faden so lange konsequent durchgehalten wurde.
Es bleibt für den Leser zu hoffen, dass sich Nävis’ Leben auch wieder zum Besseren wendet.
Nävis’ ist eine Art weiblicher Rambo, jedenfalls wird sie so behandelt, wie Rambo einst selbst gesehen werden wollte. Nützlich, gerne benutzt dank vielfältiger Fähigkeiten und doch nie richtig dazu gehörend als Diplomatische Agentin – hier liegt die Betonung eindeutig auf Agentin, weniger auf Diplomatie.
In Die menschliche Natur gerät Nävis’ Kriegsbemalung deutlich in den Hintergrund. Sie wird von Morvan und Zeichner Philippe Buchet viel gelöster dargestellt. Sehr schön anzuschauen sind die Szenen, wie Nävis sich nicht entschließen kann, den Kontakt zu den Menschen aufzunehmen und sie lieber aus der Ferne beobachtet – und ihre Umgangsformen zu studieren.
Manchmal liest man ein Album und es hat den Anschein, dass etwas hakt. Hier stimmt einfach alles. Die Zusammenarbeit zwischen Morvan und Buchet muss sehr gut funktionieren. Außerdem kennen sie das Genre.
Als Nävis den ersten Kontakt aufnimmt, fühlt sich der Fan an die Szene aus Die Zeitmaschine, wenn der Zeitreisende einen der Eloy aus dem Wasser holt, während die anderen nur teilnahmslos einem der ihren beim Ertrinken zuschauen.
Die Menschen, auf die Nävis stößt, führen ein seliges Blumenkinderleben. Entsprechend drastisch ist der Wechsel in der Erzählung, als sich herausstellt, dass die Menschen nicht nur Eloy sondern auch Morlok in einem sind und den unterirdisch lebenden Wesen aus der Zeitmaschine in Sachen Brutalität noch einiges voraus haben.
Die Entwicklung der Handlung und die Qualität der Zeichnungen stimmen auch im achten Band der Sillage-Reihe. Sillage, das ist Science Fiction, die sich bei all seinen Ideen sehr ernst nimmt. Sillage ist Science Fiction, die gegen die Erwartung des Lesers erzählt wird. Spannung mit Tiefgang, exzellent gezeichnet. 😀
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