Ashton Archer hat gerade ein kleines Techtelmechtel in der Öffentlichkeit beendet. Leider ist seine Freundin dadurch derart derangiert, dass sie sich erst einmal zu Hause neu schminken muss. Freundin ist ein weiter Begriff, weshalb Ashton die Gelegenheit nutzt und paar Meter weiter bereits die nächste Frau aufreißt.
Gott, bin ich gut!, denkt Ashton. Gott, ist er gut!, denkt sich auch Angela, die er gerade vernascht hat.
Ashton ist die Art von Junge, die nicht an mangelndem Selbstbewusstsein leidet. Die Geschichte seiner Familie und damit all der Wüstlinge, die ihr Schicksal durch das Wohlwollen von Frauen bestimmten, ist jahrhunderte lang.
Sein Leben ist das Paradies auf Erden. Überall ist er der Erste, nicht nur bei den Frauen. Sei es im Sport, im Scooter Club, im Unterricht, Ashton Archer ist ein Gewinner: Bis sie kommt!
Margaret ist zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Drake neu an der Schule. Mit ihr beginnt Ashtons Niedergang. Der coole Typ wird zum Clown – und er hasst es, ein Clown zu sein. Obwohl er sich wahnsinnig zu Margaret hingezogen fühlt, kommt er nicht umhin, sie zu hassen. Am Ende besiegelt sie seinen Untergang. – Oder wird es schließlich doch Liebe sein? Ashton versucht alles Mögliche, um Margaret zu entkommen. Er wechselt den Wohnort, freundet sich mit Leuten an, die er vorher nicht einmal angesehen hätte. Wie kann es ihm gelingen, ihre Zuneigung zu erlangen? Nach all den Katastrophen, die Ashton in ihrer Nähe passieren, wäre ihm damit schon sehr geholfen.
Scooter Girl zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben des überaus beliebten Schulabsolventen Ashton Archer. Diese Sorte Junge wird einerseits bewundert (und alle wollen so sein wie er), andererseits missgönnt so mancher ihm auch seine unverdiente allgemeine Zuneigung.
Auf dieser Basis hat Autorin und Zeichnerin Chynna Clugston eine wundervoll schwungvolle Komödie zu Papier gebracht. Geschickt verwendet sie die verschiedensten Rezepte für Liebeskomödien und schafft eine richtig liebenswürdige unterhaltsame Handlung.
Einerseits ist die Geschichte herrlich altmodisch und ist mit entsprechenden Zeitbildern versehen. Wer uralte Streifen mit Doris Day und Rock Hudson gesehen hat, kann das Gefühl nachempfinden, dass in Scooter Girl mitschwingt. Mods und Scooter vermitteln weitere Atmosphäre, die irgendwo in den Swinging Sixties liegt, bevor die Blumenkinderzeit ihren Durchbruch hatte.
Andererseits wird Scooter Girl auch sehr modern erzählt. Musiktitel weisen auf einen ganz eigenen Soundtrack hin, der die Szenerie perfekt untermalen soll. Die Zeichnungen sind ein wenig mangaesk, die Figuren erinnern aber auch an den Stil von Modezeichnungen. Das ist nicht von der Hand zu weisen, da Mode, das Outfit der Akteure auch ein wichtiges Merkmal der Charakterisierung ist.
Dank der Tolpatschigkeit Ashtons wechselt die Szenerie zwischen Situations- und Dialogkomik. Da gibt es sehr viel Slapstick, wie selbst Margaret angesichts von Ashtons Kapriolen einmal feststellt.
Sidekicks, wie das Mädchen, das immer wieder etwas abbekommt, ohne etwas dafür zu können, tauchen immer wieder auf. Kleine Einlagen, wie Ashtons Opa, der einen Herzanfall vortäuscht, um der Schwester in den Ausschnitt starren zu können, lockern die Handlung auf. Humor ist also Trumpf in Scooter Girl, was diese Comic-Erzählung zu etwas Besonderem in der Comic-Landschaft macht.
Chynna Clugston kann bereits auf diverse Projekte zurückblicken (Blue Monday), zeichnete auch für Marvel, Dark Horse und Nickelodeon, was auch einiges über die Bandbreite ihrer Arbeiten aussagt.
Wer eine gelungene Liebeskomödie lesen möchte, die man erst nach der letzten Seite mit noch schmerzendem Zwerchfell wieder beiseite legen kann, liegt mit Scooter Girl absolut richtig. 😀