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Comic Blog


Freitag, 01. Dezember 2006

Sillage 8 – Die menschliche Natur

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 21:50

Sillage 8 - Die menschliche NaturMackel-Loos, Nävis’ alter Lehrer ist tot. Die junge Frau ist in Schweigen verfallen. Ihre Freunde wissen sich keinen Rat mehr. Nävis lebt in sich gekehrt, wendet sich ab. Eigentlich gäbe es nur eine Lösung: Man musste Nävis mit Menschen zusammenbringen. Bisher ist sie die einzige ihrer Art im Sillage. Allerdings werden Menschen in einem ganz bestimmten System vermutet. – Der Haken: Dieses System befindet sich in feindlichem Gebiet.
Eine Kontaktaufnahme mit Menschen zu unternehmen und gleichzeitig einen interstellaren Krieg riskieren – dieses Risiko wollen die Oberen des Sillage nicht auf sich nehmen. Doch Nävis hat Freunde, die es wollen.

Der Aufbruch der Reise gestaltet sich heikel. Wewehs Fürsprache ist es zu verdanken, dass die Crew mit dem kleinen Schiff weiterfliegen kann.
Und tatsächlich, sie finden Menschen – aber sie sind so ganz anders, als sie es sich vorgestellt haben.

Nävis beobachtet sie, lange, von Tag zu Tag zögert sie den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme heraus. Eines Tages kann sie sich nicht länger entziehen. Eine äußerst bedrohliche Situation erfordert ihr Eingreifen. – Seltsamerweise sieht sich von den anderen Menschen sonst niemand genötigt einem aus der eigenen Gemeinschaft zu helfen. Dies ist nur der Auftakt zu einem merkwürdigen Verhalten, dem Nävis sich allzu bald anschließt.

Weweh und Snivel stehen vor einem Rätsel. Schließlich reagiert Weweh beleidigt. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Mit Die menschliche Natur geht die Reihe Sillage in die achte Folge. Die Science Fiction Serie besticht durch einen hohen Einfallsreichtum, sympathische Hauptfiguren, aber auch durch ein recht pessimistisches und zuweilen trauriges Szenario.

Nävis ist einsam. Zwar hat sie eine recht behütete Kindheit genossen (siehe auch die Spin-Off- Serie Nävis) und befindet sich als Erwachsene in Gesellschaft vieler interessanter und auch liebenswerter Lebewesen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ihr andere Menschen fehlen. Auch Sillage, der riesige Weltraumkonvoi, hat darauf keine Antwort, denn bislang sind ihm noch keine anderen Menschen begegnet. Bisher konnte ein richtiger Niedergang von Nävis’ Stimmung beobachtet werden, der mit dem Tod von Mackel-Loos gipfelte.
Man kann es dem Autoren Jean David Morvan hoch anrechnen, dass dieser rote Faden so lange konsequent durchgehalten wurde.
Es bleibt für den Leser zu hoffen, dass sich Nävis’ Leben auch wieder zum Besseren wendet.

Nävis’ ist eine Art weiblicher Rambo, jedenfalls wird sie so behandelt, wie Rambo einst selbst gesehen werden wollte. Nützlich, gerne benutzt dank vielfältiger Fähigkeiten und doch nie richtig dazu gehörend als Diplomatische Agentin – hier liegt die Betonung eindeutig auf Agentin, weniger auf Diplomatie.
In Die menschliche Natur gerät Nävis’ Kriegsbemalung deutlich in den Hintergrund. Sie wird von Morvan und Zeichner Philippe Buchet viel gelöster dargestellt. Sehr schön anzuschauen sind die Szenen, wie Nävis sich nicht entschließen kann, den Kontakt zu den Menschen aufzunehmen und sie lieber aus der Ferne beobachtet – und ihre Umgangsformen zu studieren.
Manchmal liest man ein Album und es hat den Anschein, dass etwas hakt. Hier stimmt einfach alles. Die Zusammenarbeit zwischen Morvan und Buchet muss sehr gut funktionieren. Außerdem kennen sie das Genre.

Als Nävis den ersten Kontakt aufnimmt, fühlt sich der Fan an die Szene aus Die Zeitmaschine, wenn der Zeitreisende einen der Eloy aus dem Wasser holt, während die anderen nur teilnahmslos einem der ihren beim Ertrinken zuschauen.
Die Menschen, auf die Nävis stößt, führen ein seliges Blumenkinderleben. Entsprechend drastisch ist der Wechsel in der Erzählung, als sich herausstellt, dass die Menschen nicht nur Eloy sondern auch Morlok in einem sind und den unterirdisch lebenden Wesen aus der Zeitmaschine in Sachen Brutalität noch einiges voraus haben.

Die Entwicklung der Handlung und die Qualität der Zeichnungen stimmen auch im achten Band der Sillage-Reihe. Sillage, das ist Science Fiction, die sich bei all seinen Ideen sehr ernst nimmt. Sillage ist Science Fiction, die gegen die Erwartung des Lesers erzählt wird. Spannung mit Tiefgang, exzellent gezeichnet. 😀

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Samstag, 30. Juli 2005

Dschungelkind

Filed under: SciFi — Michael um 19:10

SillageDas junge Mädchen Nävis und ihre treue Begleiterin Houyo genießen das gefährliche und doch unbeschwerte Leben in ihrer abgeschiedenen Dschungelwelt. Durch einen Unfall schießt Nävis einen kleinen Kundschafter ab, der herausfinden sollte, ob es auf ihrem Planeten intelligentes Leben gibt.
Da das Resultat ohne seine ausdrückliche Meldung negativ ausfällt, landen wenig später Besucher von auswärts in großer Zahl und okkupieren den Planeten. Eine intelligente Lebensform auf diesem Planeten würde für den Weltraumkonvoi Sillage nur Probleme bedeuten, deshalb muss Nävis unbemerkt gefangen werden.

Es kommt, wie es kommen muss. Der Zwischenfall bleibt alles andere als unbemerkt. Nävis kann die sie verfolgenden Migranten gar auf ihre Seite ziehen und ihnen die Begriffe von Freiheit und Selbstbestimmung näher bringen.
Aber Nävis’ Lage wird noch seltsamer. Sie ist ein Wesen, das im Sillage noch nie gesichtet worden ist. Normalerweise finden die Geister sterbender Späher Unterschlupf in unbelebten Gegenständen oder in Pflanzen, weil sich der Geist intelligenter Wesen störend auswirkt. In Nävis kann er ohne Probleme regenerieren, da ihre Gedanken für ihn unlesbar sind.

Die Situation spitzt sich zu, als Nävis an der Spitze einer großen Gruppe von Migranten sich daran macht, den außerplanetaren Atmosphärenwandler zu sabotieren.

Der Band Feuer und Asche bietet einen sehr schönen Auftakt zu dieser Serie um Nävis. Die Idee einer Ansammlung von verschiedenen Zivilisationen ist nicht neu. Ähnliche Konstellationen gab es bereits bei Superman. Das Habitat, in dem Nävis gegen Ende gefangen ist, erinnert an den Science Fiction Klassiker Lautlos im Weltraum.
Der Beginn wirft Erinnerungen an Das Dschungelbuch auf. Ebenso wie Mogli hat auch Nävis einen katzenartigen tierischen Begleiter.

Die Geschichte hat ihren Bösewicht, der aus purer Notwendigkeit getrieben wird. Für ihn wiegt das Schicksal seines Volkes schwerer als das eines einzelnen Lebewesens, dessen Intelligenz nicht einmal vollkommen nachgewiesen ist.
Auch dieses Element ist nicht das Neueste. Insgesamt werden die verschiedenen Zutaten aber recht gut gemischt. Nicht vergessen werden darf, dass es sich um eine sehr schöne grafische Umsetzung der Geschichte handelt.
Hier finden sich Paradebeispiele, wie einfach Figuren aufgebaut werden und trotzdem funktionieren können: Späher und Migranten könnten kaum einfacher ausgearbeitet sein.

Der Science Fiction Einfallsreichtum rettet denn meiner Meinung nach auch die Geschichte. Die kleinen Details der Techniken, der Roboter, der Anzüge und Schiffe helfen ziemlich, aus Sillage etwas Eigenes zu machen.

Nävis ist, ähnlich wie Mogli, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Ungeachtet der Tatsache, dass sie auch ein Dschungelkind ist, stellt sich die drängende Frage:
Sind Comic-Zeichner notgeil? Oder agieren sie jenseits der landläufigen Moral? (Eine nicht ganz ernst gemeinte Frage.)
Wenn wir einmal außer Acht lassen, dass Nävis noch ein halbes Kind ist und deshalb ihre Darstellung einen anrüchigen Charakter hat, ist es doch ziemlich auffällig, wie oft Frauen in Comics nur knapp bekleidet oder einfach nackend sind.
Serpieri, Romero, ja sogar Don Lawrence konnte es sich nicht verkneifen seine Rothaar oben oder ganz ohne auftreten zu lassen (mit seinem zunehmenden Alter wurde es immer weniger). In Superhelden-Comics ist knappe Bekleidung Trumpf. Seien es die Birds of Prey bei DC oder Heldinnen wie She-Hulk oder Warbird bei Marvel, weniger ist mehr. Und dies sind nur ganz, ganz wenige Beispiele. Es ist kein Geheimnis, dass der Großteil der Comic-Zeichner männlich sind. Andererseits kann sich nur etwas halten, wenn auch die Nachfrage stimmt.
Befriedigen die Comic-Zeichner mit ihren Werken am Ende nur die notgeilen Leser? (Ebenfalls eine nicht ganz ernst gemeinte Frage.)

Ich glaube, die Antworten auf diese Fragen werden wohl ein auf ewig gehütetes Geheimnis bleiben. 😀