Montag, 29. Oktober 2007
Fernab in der Stadt Lankhmar finden sich die buntesten, die gruseligsten, die leidenschaftlichsten und abenteuerlichsten Gestalten. Inmitten einer Stadt, die ein Schmelztiegel für vielerlei Schichten ist, treffen sich zwei liebenswerte Halunken, Schurken, Diebe, die sehr bald die dicksten Freunde werden. Die Geschichte nennt sie: Fafhrd und der Graue Mausling.
Viele Abenteuergeschichten sind häufig auch Erzählungen über Männerfreundschaften. Fafhrd und der Graue Mausling beschreibt eine solche Freundschaft. Zwei sehr unterschiedliche Männer gehen gemeinsam durch Dick und Dünn, geeint durch ein ähnliches Schicksal, dem Verlust ihrer jeweiligen großen Liebe.
Der eine, ein großer starker Mann, rothaarig, bärbeißig und humorvoll ist ein Barbar. Fafhrd ist Mann, den kein Wässerchen trüben kann. Der Graue Mausling ist flink, geschickt, etwas kleiner, mit etwas mehr Manieren gesegnet und ein Dieb.
Beide sind perfekt dazu geeignet, sich gegenseitig zu ergänzen.
Howard Chaykin hat sich der Geschichten von Fritz Leiber um die beiden ungleichen Freunde angenommen und sie für das Comic-Genre adaptiert. Für die Umsetzung konnte kein Geringerer gefunden werden als Mike Mignola, der dank seiner überaus erfolgreichen Serien um Hellboy und die B.U.A.P. gerade auf seinem Zenit angelangt ist – wo er hoffentlich noch lange bleibt.
Fafhrd und der Graue Mausling ist aus der Sicht des Lesers aber auch eine kleine Zeitreise. Wir können sehr schön sehen, dass die Umsetzung dieser Geschichten ein Abschnitt auf der Entwicklungsleiter seines Schaffens ist. Zweifellos ist seine Arbeit zu diesen Geschichten noch nicht so reduziert wie z.B. in Hellboy. Einen direkten Vergleich kann mit den jeweiligen Titelbildern anstellen, die ganz bestimmt neueren Datums sind, da sich hier der Zeichenstil findet, der Mignola so populär gemacht hat und inzwischen sogar kopiert wird.
In beiden Schaffensperioden hat Mignola einen geschulten Blick entwickelt. Das Wesentliche steht perfekt im Zentrum eines jeden Bildes, eine Landschaft, eine Perspektive, ein Gesicht, ein Kampf. Mignola hält sich nicht mit überflüssigen Details auf. Trotzdem bleibt das Auge lange hängen, denn die Atmosphäre in der Komposition sowie Licht und Schatten stimmt.
Atmosphäre ist ein Kern dieser Welt, in der Fafhrd und der Graue Mausling zu Hause sind. Die Gassen in der verrufenen Stadt Lankhmar ähneln denen anderer phantastischer Städte aus der Pulp-Ära, so auch denen von Robert E. Howard. Die Magie ist so echt wie Kriminalität, sie dümpelt unter der Oberfläche, brodelt, ist jederzeit zum Ausbruch bereit und wird von niemandem verstanden – manchmal noch nicht einmal von einem Zauberer. Besonders jene letzte Eigenart wird von Fritz Leiber oder besser dem adaptierenden Howard Chaykin sehr schön Szene gesetzt. War schon ein Schwert stärker als schwarze Magie, kann sie gegen eine tiefe Freundschaft überhaupt nicht bestehen. Natürlich machen Leiber bzw. Chaykin ihren Helden nicht leicht.
Obwohl man als Leser sicherlich davon ausgeht, dass die beiden Helden ihr Abenteuer unversehrt überstehen werden, entsteht doch häufig der Eindruck, dass die beiden Männer diesmal nicht den Sieg davontragen werden. – Wenn ein Autor diesen Eindruck erwecken kann und man befindet sich als Leser doch erst in der Mitte des Buches, dann ist er ein hervorragender Erzähler.
Leibers Trick? Vielleicht ist es die Eigenart, nicht jede offene Frage zu beantworten, sondern ein ungewisses Element übrig zu lassen. – Oder sogar Figuren zu installieren, die mit diesen Ungewissheiten spielen.
Ningaubel und Schilba sind solche Kreaturen, beständig unter einem Umhang verborgen, herrscht bei der einen dunkler Schatten unter der Kapuze, während bei der anderen ein Sternenmeer zu glänzen scheint. Diese magischen Wesen haben an den beiden Halunken einen Narren gefressen und stehen ihnen hilfreich zur Seite.
Das wirklich Gelungene, und dies zeigt sich auch an den erwähnten Figuren, die geheime Zutat, wenn man es so nennen will, ist der Humor. Männer unter sich pflegen eine eigene Sprache, sie werden etwas kindischer, lassen sich selber auch hochleben, nehmen den anderen auch mal hoch. All das, und mehr, findet sich wieder im Verhältnis zwischen Fafhrd und dem Grauen Mausling und wird, was wohl der wichtige Aspekt ist, absolut echt geschildert.
Die für mich persönlich stimmigste Geschichte ist Der Fluch der Wiederkehr. Hier passt einfach alles. Der Gruselfaktor, die langsam ansteigende Spannung, bis zu einem Showdown der Extraklasse. Leiber wie auch Chaykin zeigen, wie auf engstem Raum eine Geschichte entstehen kann, wie ein Geheimnis Schritt für Schritt enthüllt wird. Der Kampf gegen die Geisterhunde dürfte ein Höhepunkt in der Fantasy-Literatur sein.
Kraftvolle Fantasy-Erzählungen, dichter, als es zunächst den Anschein hat, klassisch und immer noch modern, mit sympathischen Hauptfiguren, die mit List und Tücke, aber auch mit brutaler Gewalt vorgehen. Vom Schicksal gebeutelt, von den Göttern (und Hexen) geliebt, nehmen Fafhrd und der Graue Mausling den Leser mit auf eine außergewöhnlich schöne und aufregende Lebensreise.
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Samstag, 25. August 2007
Es sind die Geschichten über Conan, die für den Fürsten spannender sind als das eigene Leben. Aber auch Conan war nicht immer der strahlende König späterer Zeiten. Lange vorher war er einer der talentiertesten Diebe, die es jemals gegeben hat. Kein anderer hätte sich ein Königreich stehlen können.
Doch zuvor warteten viele Abenteuer auf ihn. Eines dieser Abenteuer führt ihn in Die Halle der Toten. Während eines ganz normalen Diebstahls begegnet Conan einem Gundermann, der das gleiche Ziel hatte. Es mag Ehre unter Dieben geben. An diesem Abend hält Conan nicht viel davon.
Ein Hieb und der Gundermann Nestor legt sich schlafen. Conan macht sich davon und lässt den Sündenbock für die hereinbrechenden Wachen zurück. Aber er hat nicht mit dem nachhaltigen Zorn und den Rachegedanken des Gundermanns gerechnet. Dieser ist nur zu gern bereit, bei der nächsten Gelegenheit mit dem Barbaren aus Cimmerien abzurechnen. Manchmal hat die Vorsehung andere Pläne. Der Gundermann wird zum letzten Überlebenden eines Trupps, der den Barbaren einfangen sollte. Aber sie treffen sich bald wieder.
Meide die Stadt des gefallenen Gottes, wo die Toten träumen. Meide die Schlange. Und vor allem meide die Kröte.
Die Vorhersagen sind finster. Dennoch betreten die beiden diesen dunklen Ort, an dem nichts zu leben scheint außer einigen kleinen Kröten. Conan verfährt mit ihnen, wie er mit Ungeziefer verfährt und zieht sich damit den ungeteilten Zorn eines alten Gottes auf sich. Bald stehen Conan und der Gundermann Seite an Seite. Wie so oft in Conans Leben ist das Ende hier nur der Anfang von weiteren Geschehnissen, die seinen Mut zu noch größeren Taten anfachen.
Conan – Die Halle der Toten enthält einen großartigen Abschnitt aus dem Leben Conans. Fans des Barbaren, die sich besonders freuen, wenn Conan in gruselige und magisch beeinflusste Situationen gerät, werden an der Halle der Toten ihren Spaß haben. Wer sich die Bilder genau betrachtet, kann auch glauben, dass Zeichner Cary Nord bei diesem Szenario mit noch mehr Eifer bei der Sache war als sonst. Gleich drei Autoren haben die Vorlagen zu diesem prächtigen Fantasy-Band geschrieben. Kurt Busiek, ein Rächer-Veteran, Mike Mignola, namhaft in der Szene durch Hellboy, und Timothy Truman.
Besonderes Augenmerk verdient die längste, namensgebende Geschichte: Halle der Toten. Es beginnt harmlos – jedenfalls für Conans Begriffe. Frauen und Raub sind sein Leben. Er hat eine junge Dame erwischt, die seine regelmäßige Begleiterin ist, und mit Vorliebe Dankbarkeit für schönen Schmuck zeigt, wenn Conan ihn nicht gerade für den Lebensunterhalt verkauft. Der Raub, den Conan begeht, scheint zunächst keinerlei Folgen zu haben. Die Geschichte nimmt langsam ihren Lauf. In der Stadt, vor der so eindringlich gewarnt wird, ist zu Beginn alles furchtbar harmlos, beinahe zum Lachen.
Es ist in gewisser Weise ein genialer Schachzug des Autors. Selbst das Erscheinen des mysteriösen Gottes wäre eigentlich für einen Lacher gut, wäre da nicht das kompromisslose Vorgehen und der stille, unbarmherzige Kampf, der zwischen der Monströsität und Conan entsteht.
Als Conan schließlich nach Barbarenart durchdreht und dem finsteren Gott den Garaus macht, zeigt Nord diese Szene gnädigerweise nur aus weiter Ferne. Einzig das Gesicht des Gundermanns verrät dem Leser, welcher Irrsinn den Cimmerier in seinem Kampfeswahn ergreifen kann.
Ist dieser Abschnitt der Geschichte für die Action gut, folgt darauf gleich ein gelungener Grusel, wie ihn Robert E. Howard in diversen Geschichten für Conan pflegte. Lebende Tote sind es, die den beiden Dieben im Verlauf das Leben schwer machen. Die Szene ist in blaugrünen Farbtönen der Angreifer und der Umgebung gehalten und sorgt mit dem grellen Rot und Gelb der Flammen für einen genialen Kontrast, der in der Realität so nicht möglich wäre, im Comic jedoch für eine geniale Stimmung sorgt.
In diesem Zusammenhang kann die Farbgebung von Dave Stewart gar nicht hoch genug gelobt werden. Was er aus den Skizzen von Cary Nord herausholt, zeigt sich besonders in diesem Kern der Episode Die Halle der Toten. Der dunkle Gott wie auch die lebenden Toten, in Conans Vision ebenso wie im Verlies, sind feinster Grusel – der leider aufgrund der Geschichte viel zu schnell vorüber ist.
Wie sehr Nord und Stewart mit Monstern punkten können, zeigt sich auch im Auftakt zu Hunde der Berge. Diese Szene erinnert an eine alte Folge, als Conan sein Schwert fand und sich der Wölfe erwehren musste. Diese vorliegende Szene ist nicht weniger spannend und wird durch das Auftreten des alten einäugigen Leithundes außerdem ein wenig unheimlich.
Mit Die Halle der Toten verabschiedet sich das Ausnahmetalent Cary Nord von dem Barbaren. Der Abschluss seiner Arbeit an dieser Reihe krönt ein tolles Werk, das – das mag der wichtigste Aspekt sein – den Kurzgeschichten von Howard und seiner Nachfolger mehr als nur gerecht wird. Conan ist immer noch der Beste! 😀
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Dienstag, 14. August 2007
Er ist ein Mörder. Töten ist sein Beruf. Er geht ohne Mitleid ans Werk. Trotzdem gibt es diesen Alptraum. Sie beobachten ihn. Sie sehen, wie er tötet. Beobachtet zu werden, wie er arbeitet, ist für ihn furchtbar. Nun ist er an Bord eines Raumschiffs. – Aber er ist nicht der einzige Killer an Bord.
Das Ungeheuer an Bord ist nicht menschlich, und es ist riesig. Niemand hat es genau gesehen, aber alle wissen, was es ausrichten kann. Frank will es wissen. Alleine – denn alleine kann er am meisten ausrichten – macht er sich auf die Suche. Er so oft getötet, warum nicht auch ein Monster?
Sie greifen an! Mein Gott! Sie greifen an. Sie sind überall!
So schnell wie der Kampf begann, endet er auch. Charlie weckt seinen Vater, damit dieser eine Runde Baseball mit ihm spielt. Baseball ist harmlos, gäbe es nicht die Nachbarn, die sich über eine harmlose Runde Baseball aufregen und sich plötzlich in eine monströse Kreatur verwandeln und den eigenen Sohn bedrohen. Wieder wacht er in seiner Pilotenliege auf. Hat er geträumt? Und falls ja, wie kann ihm solch ein Traum einfallen?
Das Pärchen nähert sich dem abgestürzten Fluggerät. Sie hat furchtbare Angst, aber er will unbedingt sehen, was sich im Inneren verbirgt.
Und tatsächlich: Ein riesenhafter außerirdischer Pilot liegt regungslos vor den Steuereinheiten. Zuerst gibt es ein Missverständnis. Obwohl er von humanoider Gestalt ist, scheint er kein richtiges Gesicht zu besitzen. Eine Untersuchung führt ein anderes Ergebnis zutage. Ein spinnenartiges Wesen hatte sich auf dem Gesicht des Fremden festgesaugt. Nun scheint es tot zu sein und lässt sich ohne Gegenwehr abheben. Allerdings ist das wirkliche Antlitz des Besuchers nicht weniger furchteinflößend. Da geschieht das Unfassbare!
Die Flucht aus dem infizierten Raumschiff scheint die einzige vernünftige Lösung zu sein. Leider ist das Kapitän des Schiffes nicht mehr Herr seiner Sinne. Der Gehilfe, dem er erlaubt ihn zu begleiten, wird sich bald der Tatsache bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann er selbst zum Ziel des Wahnsinnigen wird. Die Lage verbessert sich nicht durch die lebensfeindliche Umgebung, in der sie nach ihrem Absturz gestrandet sind.
Die vier Geschichten im vorliegenden ersten Band der neuen Aliens-Reihe nehmen den Leser mit auf einen Horrortrip durch sehr unterschiedliche Szenarios von einigen der bekanntesten Autoren und Zeichnern der Comic-Szene. David Lloyd (V wie Vendetta, Kickback), Guy Davis (B.U.A.P.), John Byrne (Die Fantastischen Vier), Mike Mignola (Hellboy) und Dave Gibbons (Watchmen) nahmen die Gelegenheit wahr, um sich im Universum der Filmmonster nach einem Design von H.R. Giger zu verewigen.
Bis auf die fast schon nostalgisch zu nennende Geschichte von John Byrne hat es alle anderen Szenarien in die Zukunft verschlagen. Es kann in diesem Band nur persönliche Favoriten geben, denn jede Geschichte für sich selbst genommen, kann begeistern und ist gemäß ihrer Länge für eine gehörige Portion Spannung gut.
Earth Angel ist wegen ihres nostalgischen Ausflugs in die goldenen Horror-40er und 50er Jahre des letzten Jahrhunderts ein tolles Kleinod. Byrne zeigt die Bergung eines Außerirdischen aus seinem abgestürzten Raumschiff und hält sich nicht lange mit Erklärungsversuchen auf. Die Aliens sind da und gehen bald auf Jagd. Gemäß des ungeschriebenen Gesetzes, dass Aliens auch stets ein Stück ihres Aussehens aus ihrem Wirt beziehen, hat dieses ganz besondere Alien auch eine ungewöhnliche Stirnpartie. Der Außerirdische konnte sich leider nicht mehr sehr gut artikulieren, bevor das Alien-Jungtier seinen Brutkasten verließ. Damit nicht genug. Diese neue Alien-Gattung ist riesig im Vergleich zu ihren filmischen Vorbildern (von einer Königin einmal abgesehen). Sein Körperbau ist langgliedrig, spinnenhaft. Byrne lässt es aus der Deckung heraus angreifen, in einen plötzlichen Lichtstrahl getaucht, ganz so in der Art, wie der Leser es vielleicht einst in der ersten Verfilmung von Ridley Scott kennen lernte.
Erlösung ist für den Überlebenden der Absturzkatastrophe scheinbar in weite Ferne gerückt. Gibbons gönnt seinem Kämpfer gegen die Monster nicht einmal eine gewohnte Umgebung, sondern lässt ihn auf einem unwirtlichen Planeten stranden. Allein mit sich und seinem Glauben kommt er in Etappen hinter das Geheimnis dieses Absturzes. Mike Mignolas Bilder erschaffen eine fremdartige Welt in düsterem Schwarzweiß. Wie er seine Technik nutzt, um die Aliens in Szene zu setzen, hat schon Storyboard-Charakter. Drastisch führen die beiden Macher dem Leser die Erbarmungslosigkeit der Aliens vor Augen. Der Überfall der Aliens auf die ansässigen Ureinwohner ist blanker Horror, die abschließende Szene ist äußerst rasant – und sehr schlüssig. Gibbons und Mignola haben eine der rundesten Geschichten dieses Bandes geschrieben und gezeichnet.
Ebenso wenig wie die beiden Comic-Autoren so gönnt auch David Lloyd seinem Protagonisten in Glaskorridor nichts. Ein Killer hat keine Gnade zu erwarten. So gesehen, ist die Geschichte ein wenig vorhersehbar, aber dafür nicht weniger spannend, da man nicht erahnen kann, wie es passieren wird. Mit dieser Frage schafft es Lloyd, den Leser bis zum Ende zu fesseln – und er festigt mit dieser Geschichte einmal mehr seine Qualitäten als Schwarzweiß-Zeichner.
Einen puren Albtraum hat Guy Davis inszeniert, anders lässt es sich wirklich nicht nennen. Koloriert, wie in B.U.A.P., hat Davis einen vortrefflichen Stil gefunden. In Schwarzweiß und im direkten Vergleich zu Lloyd oder Mignola kann sein skizzenhafter Stil vielleicht nicht jedem Comic-Fan schnell gefallen. Hierbei muss jedoch beachtet werden, wie Davis seine Technik einsetzt und beinahe etwas von einer Gerichtszeichnung hat. Diese Momentaufnahmen des Horrors schaffen es auf ihre besondere Art eine besonders dichte Gruselatmosphäre aufzubauen.
Vier sehr unterschiedliche Geschichten, unter denen für jeden Horror- und SciFi-Fan etwas dabei sein dürfte. Fans der Aliens werden mit diesem Nachschub an spannenden Handlungen etwas weniger ungeduldig auf die nächste Verfilmung warten können. 😀
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Samstag, 28. Juli 2007
Die vergessene Höhle hinter einer Wand ist ein Fall für die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen (B.U.A.P.). Roger, der Homunkulus, besitzt nicht die Geduld von Abe Sapien, der die Wand lieber etwas sanfter geöffnet hätte. Rogers Fausthieb reißt ein riesiges Loch in die Wand.
Wenig später steht die kleine Gruppe einem riesigen Skelett gegenüber. Zu aller Beruhigung scheint das Wesen, das dieses Relikt hinterlassen hat, seit langer Zeit verstorben zu sein. Johann, dessen ektoplasmische Erscheinung es ihm ermöglicht mit Toten zu kommunizieren, nimmt Kontakt zu dem Wesen auf. Die Kontaktaufnahme entpuppt sich als mittlere Katastrophe. Wie es sich sehr schnell herausstellt, ist das Wesen über seinen Tod alles andere als begeistert und würde sich mit Vorliebe rächen. Liz Sherman rettet mit ihrer Fähigkeit, Flammen zu kontrollieren, den Tag.
Die vergangenen Ereignisse der letzten Zeit können immer noch nicht zu den Akten gelegt werden. Die Froschplage zieht in den Vereinigten Staaten immer größere Kreise. Die B.U.A.P. ist in erhöhter Alarmbereitschaft. Damit nicht genug. Abe setzt die Forschungen nach seiner Herkunft fort. Er war einmal ein ganz normaler Mensch – ein Mensch, der sich für seine Zeit mit recht außergewöhnlichen Interessen auseinandersetzte, aber immerhin ein Mensch. Eines Tages verschwand er und ward nie wieder gesehen. Voller Erstaunen erfährt Abe, dass er einst verheiratet war. Die Kenntnis um das schlimme Schicksal seiner einstigen Ehefrau komplettiert das Unglück, das er empfindet. Ob Froschplage oder nicht, Abe will mit seiner Vergangenheit abschließen und überlässt das Team sich selbst.
Derweil gibt es noch ganz andere Probleme. Die bisherige Zentrale ist für die B.U.A.P. viel zu klein geworden. Ein neuer Ort ist bald gefunden – auch ein neuer Führungsoffizier. Benjamin Daimio hat eine Todeserfahrung hinter sich. Sein militärischer Werdegang und seine Narbe, die ihm ein zombiehaftes Aussehen verleiht, tragen nicht zu einem guten Anfang in der Gruppe bei. Der Umzug in das neue Domizil begeistert zunächst alle. Die neue Zentrale in den Bergen von Colorado nimmt sich aus wie eine moderne Trutzburg. Niemand ahnt zu Beginn, dass sich tief in den Eingeweiden der Festung ein grauenhaftes Geheimnis verbirgt.
Während Abe seinen eigenen Dämonen begegnet, tritt der Rest der Gruppe gegen einen neuen Feind an, der dem Team alles abverlangt.
Die dritte Episode der Reihe B.U.A.P. mit dem Titel Die Toten wird von einem sehr guten Team gestaltet. Allen voran ist der Erfinder und Initiator Mike Mignola dabei. Als weiterer Autor kann John Arcudi überzeugen. Zeichner Guy Davis verleiht der Geschichte ein weiteres Mal gekonnt die Optik, während Kolorist Dave Stewart unter Beweis stellt, warum er zu den Besten seines Fachs zählt.
Nach Hellboy geht eine weitere Figur ihrer Vergangenheit nach und versucht zu ergründen, woher sie eigentlich stammt. Einen Ansatz dazu fand der Leser bereits in der zweiten Ausgabe der Reihe Die Froschplage. Hier vertieft Abe Sapien nun die gefundenen Spuren. Abe, der sich bisher durch großen Heldenmut und auch durch Besonnenheit hervorgetan hat, muss feststellen, welche Opfer er in seinem ersten Leben zurückgelassen hat. Für seine Art zu leben haben nicht nur er, sondern auch andere gebüßt – seine Frau hat wegen ihm ein elendes Schicksal zu erdulden. Abes Reise in ein ganz anderes Leben ist eine Geistergeschichte innerhalb des hauptsächlichen Erzählstranges.
Eine gute Geistergeschichte hat stets ein sehr englisches Ambiente. Dabei ist es vollkommen egal, seit wann ein Geist sein Unwesen treibt. Selbst ein amerikanischer Poltergeist kann nicht diesen wohligen Schauer erzeugen, der in der Atmosphäre ehrwürdiger Mauern entsteht, inmitten einer Wohnstatt, die heimelig anmutet und einer Bühnendekoration eines viktorianischen Theaterstücks ähnelt. So wird auch Abes Ausflug in die Vergangenheit zu einer Reise auf eine Bühne, wie sein eigenes Leben sie gestaltete.
Geister sind nicht nur aggressiv, sie verlocken ihre Opfer auch, vielleicht, weil sie nicht alleine sein wollen. Vielleicht, weil sie aus Bosheit ein Opfer in eine Falle locken wollen. Abe begegnet seiner damaligen Frau, die es niemals verwinden konnte, ihren Mann zu verlieren. Auf Abe wartet ein Leben ohne Furcht, ohne Horror. Ein ruhiges Leben an der Seite einer liebevollen Frau inmitten einer riesigen Bibliothek, die nur darauf wartet, zur eigenen Lehre genutzt zu werden.
Obwohl sich der Hauptteil der Geschichte mit einer ganz anderen Handlung beschäftigt und die Erzählung um Abe eher beiläufig stattfindet, weiß sie dennoch richtiggehend zu fesseln. Sicherlich ist sie gruselig, aber die Stimmung ist bei allem Grusel auch romantisch. Ihre Grundstimmung erinnert ein wenig an die Friedhofsgeschichte Wenn wir gestorben sind von Frédéric Boutet. Auch hier liegen Liebe und Tod eng beieinander. Mignola und Arcudi gelingt eine ungeheuer intensive und auch respektvoll erzählte Episode.
Freilich kommt auch die Action und das Rätsel nicht zu kurz. Ähnlich wie die deutschen Wissenschaftler, die im Zweiten Weltkrieg an der V2 arbeiteten, kommen auch andere Gelehrte diverser Fachgebiete nach dem Krieg in die USA. Einer davon ist jene Kreatur, die in einem verschütteten Teil der neuen B.U.A.P.-Festung, die letzten Jahrzehnte verbracht hat. Einmal mehr wird ein fehlgeleiteter Wissenschaftler zum Auslöser der tragischen Ereignisse.
Mignola und Arcudi nutzen die Gelegenheit, um Johann und den neuen Befehlshaber Daimio vorzustellen. Johann zeigt, wozu er imstande ist und mit welcher Zielstrebigkeit er zum Wohle seiner Gefährten ans Werk gehen kann. Johann ist ein rechtes Meisterstück. Er ist eine Figur ohne Mimik – wie auch, ohne Gesicht? So haben Mignola und Arcudi auf sehr gelungene Art andere Möglichkeiten gefunden, Johanns Gefühlsleben auszudrücken und handele es sich dabei nur um die wiederentdeckte Erfahrung des Schwitzens.
Guy Davis, Zeichner des vorliegenden Bandes, und Dave Stewart, der Kolorist, bilden ein hervorragendes Team. Wie Guy Davis selber bemerkt, geht Stewarts Kolorierung eine Einheit mit Davis’ sehr grober Tuscheführung ein. Sicher wird Davis’ Zeichenstil nicht jedem Fan gefallen. So manchem wird er vielleicht zu einfach, zu schlicht sein. Doch wie es sich an vielen Beispielen zeigt, müssen Zeichenstil und Geschichte auch zueinander passen. Die Gruselszenerie und dieser zeitungshafte Skizzenstil verschmelzen regelrecht. Ohne Zweifel hat Davis einen höchst eigenen Stil, kann mit diesem aber auch trefflich das grafische Erbe Mignolas antreten.
Eine höchst spannende dritte Folge, in der sich Johann dem Leser einmal so richtig präsentieren und seine Fähigkeiten vorführen darf. Die beiden Teams, für den Text Mignola und Arcudi, für die Bilder Davis und Stewart, haben ein sehr dichtes Werk geschaffen, das wie aus einem Guss wirkt. Perfekter Action-Grusel! 😀
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Montag, 05. Februar 2007
1944. Auf einer schottischen Insel inmitten eines uralten Steinkreises will ein Magier ein Tor öffnen. Die Deutschen an seiner Seite hoffen auf das versprochene Wunder. – Aber es geschieht nichts? Ein Irrtum.
An anderer Stelle ist etwas durch ein Portal auf die Erde gelangt. Ein kleiner Junge mit knallroter Haut – und Hörnern, einem Schwanz und einer steinernen Hand. Hellboy ist das.
In den folgenden Jahren wird Hellboy von Trevor Bruttenholm aufgezogen. Aus dem kleinen Jungen wird ein paranormaler Ermittler, wohl der beste, den es jemals gegeben hat. Alles könnte wundervoll sein – jedenfalls nach den Maßstäben von Hellboy, der nicht allzu anspruchsvoll ist – da kehrt Bruttenholm von einer Expedition zurück. Etwas Finsteres wurde in den eisigen Höhen erweckt und nicht nur das. Bruttenholm kehrte als einziger Expeditionsteilnehmer zurück und nicht allein. Plötzlich sind Frösche da, mannsgroße Frösche. Von da ab hat Hellboy alle Hände voll zu tun.
Denn das Projekt Ragnarök, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs von den Nazis initiiert, endete nicht mit dem vermeintlichen Fehlschlag auf der schottischen Insel. Die Helfer des unbekannten Magiers sind immer noch aktiv und führen den Plan ihres Meisters fort.
Die Spur führt für Hellboy und seine Kollegen zum Anwesen der Cavendishs, der Familie, die maßgeblich an der Finanzierung der Expedition beteiligt war. Über dem Haus schwebt ein böser Geist. Während Hellboy sich mit weiteren Froschmonstern auseinander setzen muss, stellt sich sein Begleiter Abe Sapien auf seine ganz spezielle Weise den Gefahren. Der amphibische Mensch taucht in die Katakomben des Anwesens auf Spurensuche hinab.
Für Hellboy nähert sich eine Vorhersage ihrer Erfüllung – aber der Ermittler hatte schon immer ein Problem mit Autoritäten und mit solchen, die ihn für ihre Zwecke missbrauchen wollen.
Mit dem Auftakt von Hellboy – Saat der Zerstörung säte Mike Mignola auch seinen ganz persönlichen Ruhm und legte den Grundstein für eine zunächst kleine und inzwischen stetig wachsende Comic-Legende. Seine an feinen Holzschnitt erinnernden Bilder schafften es, den milden bis heftigen Grusel von Hellboys Abenteuern perfekt zu unterstreichen. Beinahe erhielten sie so einen halb dokumentarischen Charakter, eine amerikanische Grusellegende, wie sie nur aus englischen Geistergeschichten her bekannt ist.
Mignola verwendet in seinem Auftakt Altbekanntes und eigene Einflüsse. Es entsteht ein Grusel-Mix aus detektivischer Arbeit, Action und einer Prise Geheimnis. Diese anfänglich schwer durchschaubaren Handlungsstränge verdichten sich von Seite zu Seite – oder auch nicht. Mignola legt sehr früh Fährten aus. Frösche sind zu einer alarmierenden Besonderheit im Hellboy-Universum geworden. Abe Sapiens Vergangenheit und seine Fähigkeiten sind ein wichtiger inhaltlicher Kern im Spin-Off B.U.A.P.. Vergangenheit ist Mignola sehr wichtig. Jede Figur scheint von Beginn an sehr ausgereift zu sein und eine sehr tiefgehende Hintergrundgeschichte zu besitzen. Selbstverständlich vergisst Mignola auch seinen eigentlichen Helden nicht, denn seine Hintergrundgeschichte ist der Auslöser des ganzen Abenteuers.
Mittels faszinierender Schattenrisse und düsterer Kompositionen erschafft Mignola eine schwarzweiße Welt, die doch bunte und graue Töne zu besitzen scheint. Ist man als Leser einmal von der Geschichte gefangen, vergrößern sich die Bilder und es entstehen Farben vor dem inneren Auge.
Wie auch die Geschichte selbst, gewinnen die Bilder eine enorme Eigendynamik. Unglaublich gelungen ist die Darstellung von Geschwindigkeit. Es muss sich immer vor Augen geführt werden, dass nur schwarze und weiße Flächen zur Verfügung stehen und auch, wie man es aus Mangas her kennen mag, keine grauen Flächen durch Raster eingezogen werden.
Wie der Anhang auch zeigt, ist weder der Zeichenstil, geschaffen für Hellboy, noch der Hauptcharakter von Jetzt auf Gleich entstanden. Hellboy hat eine Entwicklung durchgemacht, wurde vereinfacht und doch mit einer höchstmöglichen Unverwechselbarkeit versehen.
Schön ist es, wenn Mignola sich kleine Seiteneinschübe erlaubt. So ist der Ausflug auf die Brücke eines Raumschiffes interessant, der während der potentiellen Erweckung der alten Götter stattfindet. – Schade, dass es hiervon nicht mehr zu lesen gibt. Ein Ausflug von Mignola ins All könnte bestimmt viele neue Ideen bringen. (Immerhin hat er auch an Comic-Umsetzungen der Aliens gearbeitet. Ein solcher Ausflug wäre also kein Novum.)
Mignolas Humor in der kleinen Geschichte am Ende des Bandes bildet einen gelungen Abschluss dieses innovativen Comic-Auftakts. Hellboy tritt gegen Anubis an. Wie dies geschieht, sollte jeder interessierte Grusel-Fan selber lesen, denn mehr darüber zu berichten, hieße, zuviel vorweg zu nehmen.
Ein neuer Weg innerhalb des Grusel-Comics und der Comics allgemein. Ein toller Auftakt, geheimnisvoll, spannend von Anfang bis Ende. Oder auch mit einem Wort: Cool. 😀
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Donnerstag, 25. Januar 2007
Das Böse hat es sich nur versteckt, aber es schläft nicht. Diese Erfahrung macht auch der Industrielle Roderick Zinco, als er sich in die Höhle des Löwen wagt. Zinco kommt jedoch nicht unangekündigt, denn er hat eine Nachricht für die Nazischergen, die bereits einmal Hellboy das Leben schwer machten. Mit Zincos Hilfe sollen die Vorbereitungen für ihre dunklen Machenschaften komplexer und vorsichtiger werden. Besonders Ilsa hat einen finsteren und ausgefallenen Plan geschmiedet. Sie möchte ihre Geliebten von den Toten zurückholen: Vladimir Giurescu – ein Soldat, der die Jahrhunderte überdauerte und höchstwahrscheinlich ein Vampir.
Die Suche nach dem Vampir bleibt der B.U.A.P., der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, nicht verborgen. Mehrere Teams werden gebildet, die mögliche Wiederbelebungsorte des Untoten untersuchen sollen. Hellboy bekommt ein Greenhorn zugeteilt und macht sich an die Arbeit, lässt das Greenhorn aber lieber im entscheidenden Moment zurück, denn Hellboy weiß, wenn er loslegt, gibt es Prügel und er mag es sich nicht leisten, wenn der Neue direkt in der ersten Mission verloren geht. Mit einem neuen Raketenrucksack springt Hellboy über dem Zielort ab.
Hellboy wäre jedoch nicht Hellboy, würde alles glatt gehen. Den Beginn einer rasanten Mission macht eine Rakete, die nicht so will, wie Hellboy gerne hätte.
Der Sturz mag den roten Helden auf den Boden der Tatsachen zurückliegen, was aber nichts daran ändert, dass er Auge in Auge mit einer Horde Nazis auch noch rot sieht.
Hellboy kämpft sich durch wie ein Rammbock. In der Folge hat er alle Hände voll und muss auch wieder seine Nehmerqualitäten unter Beweis stellen.
Inzwischen bleiben die gegnerischen Schergen nicht tatenlos. Ein alter Feind ist zurückgekehrt und führt seine Getreuen auf neue Pfade.
Nach dem grandiosen Auftakt nimmt Mike Mignola lose Enden des ersten Teils wieder auf und schickt Hellboy in Der Teufel erwacht erneut gegen einen alten und gewissenlosen Feind: Rasputin ist zurück und schmiedet hinter den Kulissen seine Intrigen.
Das wirklich Schöne an Mignolas Geschichte ist, dass man als Leser, der bereits mit Horrorgeschichten vertraut ist, vieles zu erkennen glaubt. In Wahrheit versteht es Mignola eine Geschichte zu erzählen, in der er mit erstaunlichem Geschick das über den Haufen wirft, was man zu kennen glaubte. Bekanntes wird durch Mignolas Einfälle und seine Rechercheergebnisse aus den verschiedensten Mythologien miteinander verquickt.
Gleich zu Beginn dankt Mignola Dracula und all den anderen Vampiren, die er geliebt hat. Der Weg, den er für seine Erzählung wählt, geht abseits von den bekannten Normen, die in früheren Jahren aber auch aktuell von anderen Autoren erfunden wurden. Mignolas Vampire sind ähnlich düster, aber sie sind weniger greifbar. Sie sind unheimlicher. Ihre Beziehung zu einem Teufel ist realer, weil sich eine göttliche Figur dem hier vorgelegten Vampir Vladimir Giurescu angenommen hat, ihn gleichsam adoptierte. Interessanterweise belässt es Mignola nicht dabei. Der Vampir wird zum Opfer. Beinahe könnte man Mitleid mit ihm haben.
Die Dämonen leiden unter Hellboys Attacken, sie verhalten sich menschlicher als es Monstern für gewöhnlich zu Gesicht steht. Dies ist auch ein besonderer Teil von Mignolas Comic-Welt. Es ist nicht alles nur schwarzweiß. Die Gegner bekommen charakterliche Tiefe, selbst jene Figuren, die so bösartig sind, dass man als Leser wahrlich keine Sympathien für sie empfinden kann. Aber ihr Verhalten und ihre Motivation wirken echt.
Unheimlich ist das Wort, was die gesamte Atmosphäre im vorliegenden Band beschreibt. Schaurig ist das Erwachen des Vampirs, während Hellboys Kommentare das Gruseln regelrecht unterwandern. Man kann nicht anders, man muss lachen und wird doch gleich wieder angespannt, denn nichts lässt einen vorher ahnen, welche Verwandlung als nächstes stattfindet oder ob dem Monster die Flucht gelingt oder nicht.
Mignolas Zeichenstil, den er hier seit dem ersten Band noch einmal vervollkommnet hat, könnte fast als Ethnolook beschrieben werden. Die Reduzierung auf das Wesentliche einer Figur, eines Gegenstands, einer Landschaft oder einer Szene ist als erzählerisches Element auf der gleichen Linie wie die Handlung, weshalb Hellboy auch ein äußerst kompakter Comic ist. Besser können Zeichnungen und Handlung nicht Hand in Hand gehen. Als Leser kann man von diesen dunklen Bildern nicht genug bekommen – erst, wenn die Geschichte ihr Ende gefunden hat.
Es ist bezeichnend für Mignola, dass die Figur Rasputin ihren eigenen Epilog erhält.
Eine unheimlich gute Erzählung von Mike Mignola aus den frühen Tagen von Hellboy. Gruselfans kommen an diesem Standardwerk der Horror-Comics einfach nicht vorbei.
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Montag, 15. Januar 2007
Ted Knight stellt der Welt auf einer Tagung in Gotham City seine neuesten Forschungen vor. Weit kommt er mit seinen Ausführungen nicht, denn eine Gruppe von Neonazis bricht gewaltsam in den Tagungsraum ein und entführt den Wissenschaftler – obwohl Batman zugegen ist.
Nazis und Magie: Sobald diese beiden Aspekte zusammen kommen, ruft das die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen auf den Plan, die auch sogleich ihren besten Agenten schickt. Commissioner Gordon wartet gemeinsam mit dem ungewöhnlichen Ermittler Hellboy auf dem Dach des Polizeipräsidiums auf den Mitternachtsdetektiv. Wie stets, wenn weitere Ermittler sich auf seinem ureigenen Territorium tummeln, zeigt sich Batman über das Hilfeangebot des rothäutigen Agenten ganz und gar nicht begeistert. Seine Einstellung ändert sich bald.
Die Ermittlungen gestalten sich zunächst viel einfacher, als es die beiden erwartet haben. Und die Spur ist heiß! Allerdings können sie die Verschleppung des Wissenschaftlers doch nicht verhindern. Zu allem Überfluss meldet sich ein alter Bekannter Batmans zurück: Joker. Der Fledermausmann muss erst zu Hause aufräumen, bevor er in Südamerika zu Hilfe eilen kann. Hellboy muss den Job jedoch nicht alleine übernehmen, den Ted Knight war der erste Starman und sein Sohn Jack hat diese Bürde übernommen.
Das neue Duo, Hellboy und Starman, glaubt schon, leichtes Spiel zu haben, da werden sie von den Feinden aus dem südamerikanischen Himmel geschossen.
Hellboy hält sich nicht lange mit Geistern auf. Ein Geist allerdings, der mit zwei 45er Automatikpistolen in der Unterwelt aufräumt, steht auf der Anwerbungsliste der B.U.A.P. ganz oben. Die Verstorbene ist aber nicht von Hellboys freundlichem Angebot überzeugt. Ganz im Gegenteil, denn eine unbekannte Macht überzeugt sie davon, dass Hellboy Licht in ihre eigene Vergangenheit bringen kann. Ganz besonders Hellboys steinerne Hand scheint ein Schlüssel zu den verloren gegangenen Erinnerungen zu sein.
Der dritte Band der Hellboy-Reihe Batman/Hellboy/Starman nimmt den Leser mit in ein Crossover der besonderen Art – denn es ist eines, das für alle beteiligten Helden Sinn macht.
Batman kennt schon einige dunkle Helden aus eigener Erfahrung, so auch Spawn und die Darkness. Mit Hellboy, der beispielsweise mit Painkiller Jane auch schon Crossover-Erfahrung hat, treffen sich zwei Charaktere, die sich im ersten Teil dem Bösen stellen, der von James Robinson geschrieben und von Mike Mignola im unverwechselbaren Stil gezeichnet wird. Die deutliche Zweiteilung der Geschichte nutzt Robinson, um sich auf den jeweiligen Mitstreiter von Hellboy zu konzentrieren.
Batman passt außerordentlich gut zu Hellboy. Beide haben ihre ganz eigenen Ermittlungsmethoden, sie sind ein wenig grummelig und der Blick ihrer Augen ist immer ein wenig finster. Robinson konzentriert sich ganz auf das Umfeld von Hellboy, weshalb Nazis und Ungeheuer aus der Riege der großen Alten nicht fern sind. Interessanterweise würde Hellboy im Gegenzug auch zu Batmans Feinden passen. Eine Begegnung zwischen Hellboy und dem Joker, wie sie sich zu Beginn andeutet, findet leider nicht statt, wäre allerdings bestimmt ein schönes Experiment geworden.
Mignolas Zeichenstil definiert Batman regelrecht neu. Viele Zeichner haben sich über die Jahrzehnte an Batman versucht, mal mit gutem, mal mit weniger Erfolg. Mignola versucht erst gar nicht auf Vorlagen zurückzugreifen. Sein Batman bleibt im Mignola-Stil und sieht in der Tat so aus, als sei Mignola sein Erfinder gewesen.
Robinson gibt die Vorlage zu einer mit Action geladenen Handlung und Mignola nutzt dieses Szenario weidlich aus. In den Gefechten mit den Nazis im urbanen Umfeld und später im südamerikanischen Dschungel blitzen und fetzen die Explosionen, tun sich Dimensionslöcher auf und Geröll prasselt auf die Kämpfenden nieder. Hellboy tummelt sich auf seinem Spielplatz und der Leser kann nicht anders, als Spaß dabei zu haben.
In der Geschichte um die Begegnung von Hellboy und Ghost hat Mignola das Szenario entworfen und überlässt die Zeichnungen Scott Benefiel und Jasen Rodriguez. Die Hand von Hellboy wird zum Hauptmotiv der Geschichte (der Schlüssel, der auch später noch thematisiert wurde). Mignola hat Ghost, den Charakter eines anderen Comic-Universums, mit all seinen Eigenschaften elegant in das Hellboy-Universum eingebunden. Fast kann man sich als Leser wünschen, es würde ihm gelingen, Ghost für B.U.A.P. anzuwerben, den sie würde sich als eine Art feinstofflich weiblicher Punisher gut ins Team einfügen.
Benefiel und Rodriguez setzen die mythologischen Motive, Säulen, Monster und Masken feiner um als Mignola, realistischer, aber sie nutzen eine ähnliche Schwarzweißaufteilung, da sie teilweise nach Vorlagenskizzen von Mignola arbeiteten. Der Eindruck ist anders, aber eindeutig Mignola-artig.
Ein Crossover der besonderen Art. Mit Batman und Hellboy treffen zwei Comic-Legenden, eine alte und eine neue, aufeinander. Das Ergebnis ist coole Unterhaltung. 😀
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Freitag, 05. Januar 2007
In Shiloh, einer kleiner Stadt in Massachusetts, ist die Entwässerung eines Dorfteiches ein Erlebnis. Aber niemand rechnete mit einem Leichenfund am schlammigen Grund des Tümpels.
Ein simpler Leichenfund ist eigentlich kein Grund für die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen ihre besten Agenten zu schicken. Da die drei Leichen jedoch so aussehen, als seien sie gerade erst gestorben, wird die Angelegenheit zu einem Fall für Abe Sapien und Roger, den Homunkulus.
Sie sieht nicht mal tot aus. Roger rutscht diese Bemerkung heraus, als er eine der Toten in der Leichenhalle begutachtet. Das Team forscht in der Vergangenheit des Ortes nach, unterstützt durch Constable Rackham. Schnell wird klar, dass die Toten dem Hexenwahn zum Opfer fielen, der vor drei Jahrhunderten in den Vereinigten Staaten zur Geißel der Bevölkerung wurde.
Gäbe es nicht Pastor Blackwood, hätten Abe und Roger den Fall schnell zu den Akten legen können.
Zombies in Moldavien. Abe und der ektoplasmische Johann Kraus kommen in einem entlegenen Dorf an und wollen es zunächst nicht glauben. Der lebende Tote, der ihnen präsentiert wird, belehrt sie eines Besseren.
Eine Spur ist schnell gefunden. Die beiden nehmen ein örtliches Fortbewegungsmittel, einen Trabbi (!), und gelangen zu einem alten Kloster, in dem ein furchtbarer Tyrann seine letzte Ruhestätte fand.
Aber der furchtbarste Schrecken entspringt schließlich der Behörde selbst. Man dachte, man hätte alles unter Kontrolle, doch ein Zwischenfall entlässt einen der schrecklichsten Feinde der B.U.A.P. in die Freiheit.
Ein riesiger Pilz infiziert Menschen und macht aus ihnen froschähnliche Monster, die dem Bösen huldigen und es verteidigen. Gleich zu Beginn ihrer Nachforschungen müssen sich Abe, Liz und Johann gegen verwandelte Wächter der Behörde verteidigen. Was als Desaster beginnt, wird bald zu einer ausgewachsenen Katastrophe, weil die Flucht des Pilzes immer weitere Kreise zieht.
Crab Point, ein kleiner Ort in Michigan, scheint zunächst ausgestorben zu sein. Sobald der Beobachtungshubschrauber jedoch über dem Ort kreist, wird er angegriffen. Das Team wird getrennt.
Mit B.U.A.P. – Die Froschplage gehen die Mitglieder der Behörde um Abe Sapien in eine neue Runde und diesmal in Farbe.
Zwei kleinere Geschichten, Dunkle Wasser und Im Osten nichts Neues läuten ein episches Abenteuer ein, in dem es dem Fan kaum auffallen dürfte, dass Hellboy fehlt. Abe Sapien ist seiner Nebenrolle entwachsen.
Die Zeichner Guy Davis und Cameron Stewart teilten sich die Arbeit am vorliegenden Band. Guy Davis hat die Hauptarbeit mit der ersten Kurzgeschichte und den einzelnen Episoden der Froschplage. Stewart verfolgt mit seinen Zeichnungen einen sehr klaren Stil. Davis ist eher derjenige, der einerseits ungeheuer treffend skizzieren kann und andererseits mit wenigen Strichen eine Szene, ein Gerät oder Fahrzeug für den Betrachter auf Papier bannen kann. Und je gruseliger das Szenario wird, desto mehr kann Davis zeigen, was er kann.
Besonders in der groß angelegten Geschichte um die Froschplage zieht Davis alle Register seines Könnens. Zusammen mit der Geschichte tastet er sich an die einzelnen Teammitglieder heran. Abe, der aus seinem Wasserbett erwacht, Johann, der erst gar nicht geschlafen hat und deshalb nicht von Alpträumen geplagt wird, und Liz, die nicht so ganz auf der Höhe scheint und schließlich doch ihre Kräfte sehr gezielt einsetzen kann. Durch die Farbgebung von Dave Stewart werden aus Davis’ Zeichnungen plastische, rasante Abenteuer.
Autor Mike Mignola hat, wie die Skizzen im Anhang zeigen, eng mit Davis zusammengearbeitet, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Deshalb scheinen die gruseligen Szenen in der vorliegenden Ausgabe besonders intensiv zu sein – hier sind folgende Szenen zu nennen: Rogers Begegnung mit einem kleinen Mädchen, das sich in ein Monster verwandelt. Die Gemeinde, die einen ganz besonderen Elefantenmenschen anbetet. Abes Reise in die ureigene Vergangenheit, wo er alles über seine Herkunft erfährt.
Mignola setzt kleine Anspielungen gekonnt ein. Das viktorianische U-Boot ist fast eine Verneigung vor Jules Verne. Der springende Ball: Genre-Fans werden den Einsatz eines solchen Balls aus dem Gruselfilm The Changeling kennen. Und der Elefantenmensch bedarf keiner Erläuterung mehr.
Die Froschplage hat alles, was spannende Unterhaltung ausmacht. Sie reißt die Charaktere mit, fordert ihnen alles ab und gibt ihnen noch mehr Tiefe, indem er ihre Vergangenheit und ihre Fähigkeiten vervollkommnet. Ein gutes Beispiel für Mignolas Einfallsreichtum ist die neue Hülle, die sich Johann Kraus kurzzeitig aussuchen muss.
Ein großartiger, sehr intelligent erzählter Mystery-Thriller, nicht nur für Genre-Fans. Mignola hat sich eine neue Messlatte gesetzt. 😀
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Freitag, 26. Mai 2006
Drei Meerjungfrauen begeben sich an einen verwunschenen Ort in den Tiefen des Meeres. Jede von ihnen hat einen verzweifelten Wunsch. Die Bog Roosh, eine Meereshexe, verspricht ihnen die Erfüllung ihrer Wünsche, wenn sie als Gegenleistung Hellboy fangen und zu ihr bringen. In den Abgründen des Ozeans hat Hellboy seine wohl schicksalsträchtigste Begegnung.
In der Bog Roosh findet Hellboy eine mächtige Feindin, die aber weniger ihrem Hass sondern mehr ihrer Verzweiflung folgt. Die Apokalypse darf nicht eintreten, sie muss mit der Vernichtung Hellboys enden. Dazu hat sie sich einen furchtbaren Plan ausgedacht. Natürlich reagiert Hellboy mit seiner gewohnt knurrigen Art auf diese Zukunftsaussichten.
Hellboys alptraumhafte Reise geht weiter und führt ihn an die Gestade eines Schiffsfriedhofes. Was mit einem altmodischen Trinkgelage unter Seeleuten beginnt, mündet in einer gruseligen Handlung. Hellboy muss sich einem Feind stellen, der bereits von der Inquisition vernichtet schien.
Verwunschen! Anders lässt sich die Stimmung im vorliegenden siebten Band der Hellboy-Reihe nicht beschreiben. Stimmung ist der wohl wichtigste Aspekt in diesen Geschichten. Sei es Der dritte Wunsch oder Die Insel, Autor und Zeichner Mike Mignola hat hier Geschichten entworfen, die einem Traum ähneln, manchmal die düstere Bedrohung eines Märchens haben und sich sehr eng mit dem Charakter Hellboys auseinandersetzen.
Manchmal, wenn sich eine Figur sehr etabliert hat, gilt es offene Fragen zu klären. Kleine Anrisse, die es bisher gab, werden in die Erinnerung der Leser zurückgeholt und vervollständigt. Vieles ergibt dann einen Sinn – und die Zukunft der Figur ist plötzlich noch einmal viel spannender geworden.
So verhält es sich mit den beiden Geschichten. Wie Mignola selber schreibt, hielt er es nach dem Erscheinen des Hellboy-Filmes für notwendig, seinem Hauptdarsteller mehr Erklärungen zur Seite zu stellen, nachdem einzelne Bereiche bereits durch den Film gelüftet worden waren – was er selber sich für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben hatte. So wird der Fan hier viele Antworten finden, deren mystische Atmosphäre etwas an Cthulhu erinnert.
Der dritte Wunsch hat Elemente eines klassischen Märchens, was die Anwesenheit der drei Meerjungfrauen nur bestätigt. Besonders einer ihrer Wünsche spricht Bände. Mignolas Interesse an Märchen, Legenden und landesspezifischen Mythen wird hier für jeden Leser offensichtlich. In dieser Geschichte verwebt Mignola die phantastischen Bestandteile so dicht, dass im Gegensatz zu vergangenen Handlungen meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes entstanden ist.
Das Märchenhafte gefällt mir ungeheuer gut. Das Sagenhafte war bisher häufig in Mignolas Geschichten in Erscheinung getreten und war stets gelungen. Mignola beherrscht eine Kurzgeschichte ebenso wie eine Erzählung. Doch hier wagt er sich an die Wurzeln Hellboys heran, und ich denke durch diese erzählerische Herangehensweise wird er auch angestammte Fans überraschen. Hellboy-Neulinge können sicherlich an dieser Stelle sogar einen schönen Einstieg in dieses Comic-Universum schaffen.
Die Insel definiert Mignola in einem Vorwort selbst als harte Nuss. Die geheimnisvolle Atmosphäre der Geschichte ist außergewöhnlich. Hellboy bewegt sich in einem Szenario zwischen Traum und Realität. Die Hintergrundgeschichte, ein Rückblick in die fernste Vergangenheit, kann Hellboy selbst nur als Beobachter erleben, aber natürlich beeindruckt sie ihn keineswegs. Die Starrköpfigkeit seines Charakters, sich weiterhin gegen das Schicksal wehren zu wollen, das ihm zugedacht war (und ist), macht ihn sehr sympathisch.
Der Epilog lässt den Leser ahnen, welche Schwierigkeiten noch vor Hellboy liegen, der sich mit seiner Standhaftigkeit einmal mehr den unerbittlichen Zorn seiner Feinde auf sich zieht.
Nicht nur durch die Vorworte gibt Mignola in diesem Band einen Einblick in seine Arbeits- und Denkweise während einer Konzeption seiner Geschichten. Auch durch die sehr schönen Skizzen (leider nicht verwendeter) Seiten und des nachfolgenden Sketch Books erhalten der Fan und auch der Comic-Interessierte feine Eindrücke vom zeichnerischen Alltag eines Mike Mignola. Die Ansichten enthüllen, wie viel Arbeit und Handwerk letztlich in einer Geschichte steckt.
Der Band schließt wieder mit verschiedenen Pin-Up-Interpretationen von Hellboy einiger namhafter Zeichner, von denen ich persönlich das Hellboy-Portrait von Helge Vogt sehr beeindruckend in seiner Ausführung fand.
Persönliches Fazit: Traumhafte Geschichten in einem traumhaft gut gemachten Band der Hellboy-Reihe. 😀
Freitag, 25. November 2005
Hohle Erde
Liz Sherman sucht immer noch nach einem Weg, um die Flammenkräfte, die in ihr schlummern, in letzter Konsequenz unter Kontrolle zu bekommen. Hoch im Gebirge des Ural findet sie Unterschlupf in einem uralten Kloster.
Für die übrigen Sonderagenten der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., hat sich in der Zwischenzeit vieles verändert. Nicht nur Liz hat die Behörde verlassen, auch Hellboy, der lange Zeit das maßgebliche Element dieser Organisation war, ist fort. Abe Sapien hat ebenfalls den Entschluss gefasst, diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.
Kate Corrigan hat eine wichtige Rolle innerhalb der Organisation übernommen. Ihr kommt die Aufgabe der Mittlerin zwischen den Behördenoberen und den Sonderagenten zu. Obwohl sie Abe von Herzen zu überzeugen versucht und das Team sogar durch Roger, den Homunkulus, und protoplasmatischen Agenten Johann Kraus ergänzt wird, will Abe seine Arbeit bei B.U.A.P. beenden.
Zu diesem Zeitpunkt meldet sich Liz. Ein übersinnlicher Hilferuf der jungen Frau erreicht Abe, als er gerade seine Sachen zusammenpackt. Nun gibt es nur eines: Das Team macht sich auf den Weg in den Ural. Und sie müssen sich beeilen, denn sonst wird Liz nicht überleben.
In Der Killer in meinem Kopf gibt es ein Wiedersehen mit Lobster Johnson, jenem geheimnisvollen Helden, dem die Hellboy-Leser bereits in Sieger Wurm begegneten.
Allerdings steht Abe Sapien deutlich im Mittelpunkt des Geschehens. Mit der Kurzgeschichte Abe Sapien versus Wissenschaft und der Seemannsgeschichte Die Trommeln der Toten erfahren die Leser sehr viel über den Charakter des Fischmenschen.
Die Erzählung Hohle Erde ist gemäß ihrer Thematik brandaktuell. Die Reise in das Innere der Erde reiht sich nahtlos ein in Geschichten wie Im Abgrund von Jeff Long oder dem Kinofilm The Descent. Ihre Erzählweise ist aber weniger modern und erinnert mehr an den Klassiker von Jules Verne Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Mythen und die Hinterlassenschaften einer uralten Kultur, die natürlichen Widrigkeiten des Erdinneren, all das sind die Zutaten, aus denen Mike Mignola (Christopher Golden, Tom Sniegoski) und der neue Gastzeichner Ryan Sook ein spannendes Abenteuer gestalten.
Betrachtet der Leser die Bilder aufmerksam, ist klar, warum Mike Mignola Ryan Sook als Zeichner auswählte. Seine Bilder kommen dem zeichnerischen Stil von Mignola sehr nahe, er fällt lediglich noch etwas detailfreudiger aus. Von der Anwendung von Licht und Schatten haben beide die gleiche Auffassung, so dass die Atmosphäre, wie man sie von Mignola gewohnt war, qualitativ weiterhin hochgehalten wird.
Die Erzählung Hohle Erde führt ein Team zusammen, das wirklich außergewöhnlich zusammengesetzt ist. Abe Sapien ist eine Figur, die ihresgleichen sucht, aber die anderen beiden stehen ihm in nichts nach. Roger, der Homunkulus, mit seiner Fähigkeit, Energien aufzunehmen, passt sich sehr gut in das Team ein. Der Leser konnte diesen Charakter bereits kennen lernen, als Hellboy diesem uralten Wesen in Fast ein Gigant begegnet. Ebenso wie Johann Kraus, dem deutschen Medium, der sich seit einem Unfall in einem plasmatischen Zustand befindet und seinen ursprünglichen Körper verloren hat, haben die drei Charaktere eines gemein: Sie agieren absolut selbstlos.
Sogar Johann, der seine erste Mission im Rahmen der B.U.A.P. bestreitet, setzt sich sofort ohne Wenn und Aber für Liz ein (die er nicht einmal kennt).
Es gefällt mir, dass die Charaktere zwar sehr ungewöhnlich, dafür jedoch sehr sympathisch dargestellt sind.
Mignola überlässt in diesem Band nicht nur Sook die Zeichnungen. Außer Ryan Sook sind auch Matt Smith (Der Killer in meinem Kopf, Abe Sapien versus Wissenschaft) und Derek Thompson (Die Trommeln der Toten) mit dabei.
Während Matt Smith dem zeichnerischen Stil von Mignola ungeheuer nahe kommt, weicht Thompson doch deutlich sichtbar davon ab. Thompson ist weitaus weniger abstrakt und viel gegenständlicher, schneller erkennbarer orientiert. Mir gefallen die Bilder sehr gut, weil sie Abe Sapien mit einer schönen Detailfreude zu Papier bringen. Außerdem erinnert mich das Monster, mit dem es Abe schließlich zu tun bekommt, an eines aus einem uralten schwarzweißen Gruselfilm.
Mignola und der Autor der Geschichte, Brian McDonald, hüllen sich hierzu in Schweigen, obwohl die Möglichkeit besteht, da Mignola gerne auf Klassiker verweist – zumal es auch in dieser Geschichte um einen Fluch geht.
Ob ich mit dieser Vermutung richtig liege oder nicht, der Genre- und der Gruselfan werden sich sofort in diesen Geschichten zu Hause fühlen und die Geschichten voller Spannung verschlingen und den unterschwelligen Humor genießen. 😀