Hauptmann Colby versucht die letzten drei Tage seiner Dienstzeit gemächlich hinter sich zu bringen. Auf ihn wartet ein ziviles Leben mit seinen beiden Freunden Warson und Delaney, die allerdings lieber auf ihre Spitznamen Warsow und Taxi hören. Sie wünschen sich eine eigene kleine Fluggesellschaft. Der schnellste Weg, dafür genügend Geld zu verdienen, scheint die Gründung einer Privatdetektei zu sein. Da trifft es sich, dass Colbys Kommandeur auch gleich einen Auftrag für die Drei hat.
Der Bruder des Kommandeurs ist in einem kleinen Kaff im Nirgendwo des amerikanischen Hinterlandes verschwunden. Colby macht sich auf den Weg. Was ihn erwartet ist nicht nur die Suche nach einem Verschwundenen, sondern auch ein äußerst spannendes Rätsel. Bald stellt sich die Frage, was ihn zuerst ums Leben bringen wird: seine Verfolger oder ein mit tödlichen Fallen gespickter Weg.
Colby – Flughöhe Null erinnert ein wenig an den Kinoklassiker mit Spencer Tracy von 1955: Bad Day At Black Rock (Dt.: Stadt in Angst). Ein Mann kommt in ein Nest irgendwo in der Wüste. Er hat nur noch eine Hand und sucht jemanden. Aber die Einwohner sind gewillt, das Geheimnis um den Verschwundenen mit allen Mitteln zu wahren.
Ähnlich ergeht es Colby, der sich gleich mit zwei Verschwundenen auseinandersetzen muss. Allerdings lassen ein paar der Einheimischen ihn länger bei seiner Suche gewähren, denn er soll erst noch ein Geheimnis für sie lüften. Wie es Spencer Tracy in dem hervorragenden Drama (einem Western nicht unähnlich) vormachte, setzt sich auch Colby mit Abschaum auseinander, der sich für besonders schlau hält.
Die Kriminalgeschichte, die sich dem Leser hier präsentiert, wird von Autor Michel Greg mit sehr leichter Hand erzählt. Greg ist ein Veteran aus der Welt der Comics. AndyMorgan, Comanche, Bruno Brazil, Marsupilami oder Episoden von Spirou + Fantasio, Greg gehört zu den erfolgreichen Erzählern dieses literarischen Zweigs. Ähnlich wie er schon mit Hermann einen genialen Zeichner an seiner Seite hatte, trifft er mit Zeichner Michel Blanc-Dumont einen Künstler, der akribisch und mit großer Detailtreue die Welt der 50er Jahre zum Leben erweckt.
Colbys Aufdeckung des Rätsels erinnert an Indiana Jones und in der Tat sind die Fallen und Hinweise, denen sich Colby stellt, nicht weniger einfallsreich.
Ein anderes erzählerisches Kaliber ist Wenn die Sonne zweimal untergeht, der zweite Band der Colby-Erzählungen. Zwar verschlägt es die Akteure nicht mehr in ein hinterwäldlerisches Kaff, aber die Thematik ist enger an Bad Day At Black Rock angelehnt. Colby und seine Freunde Warson und Delaney haben es nach dem Krieg nicht leicht. Aber für ihren Traum, ein eigenes Flugunternehmen, sind die ehemaligen Flieger der US Air Force bereit, einiges zu tun. So haben sie eine Privatdetektei gegründet, aber die Fälle kommen nur sporadisch. Die Aufträge sind außerdem wenig aufregend und noch weniger lukrativ.
Eines Tages spaziert ein waschechter Anwalt mit einem wohlhabenden Klienten in das Büro der Blue Sky Privatdetektei. Der Auftrag: Colby und seine Freunde sollen einen verschollenen Japaner finden. Der Auftrag rührt zuerst noch an die Erinnerungen der Freunde. Zu frisch haften noch die Erlebnisse aus dem Krieg gegen Japan in ihrem Gedächtnis.
Ein Japaner ist verschwunden. Wieder geht es einerseits um das alte Thema Habgier, aber andererseits auch um die Vorgehensweise der Amerikaner, während des Zweiten Weltkriegs Internierungslager einzurichten, in denen auch japanisch stämmige Landsleute inhaftiert wurden.
Greg erzählt auch diese Geschichte spannend und außerdem mit Fingerspitzengefühl, ohne Effekthascherei oder anklagenden Zeigefinger. Erfreulicherweise kommen hier auch Colbys Freunde deutlich mehr zum Einsatz, was der Geschichte auch mehr Spielraum gibt.
Die Bände haben zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, sind aber immer noch zu finden (zu annehmbaren Preisen, wie ich finde). Wer Krimis mit 50er Jahre Atmosphäre (und wirklich richtig schönen Zeichnungen) mag, sollte zugreifen. 😀