Freitag, 27. Februar 2009
Die Erde steht kurz vor ihrem Untergang. Derlei Unkenrufe sind keine Neuigkeit. Allerdings haben die Forschungen von Alyssa Castle, einer ehemaligen Freundin von Reed Richards, ergeben, dass die Welt höchstens noch zehn Jahre Zeit hat. An eine Rettung wird gar nicht erst gedacht. Im Gegenteil, die Menschen sollen in eine neue, eine bessere Welt geführt werden. Eine Welt, die unter Kontrolle ist. Die Einheit der Fantastischen Vier ist unterdessen etwas gefährdet. Johnny weiß nicht so recht, was er will. Neuerdings steht eine Karriere als Rockstar auf dem Programm. Sue plant eine Superheldinnengruppe. Reed ist sowieso mit dem Kopf in den Wolken – oder einer anderen Dimension. Einzig Ben scheint auf dem Boden der Tatsachen geblieben zu sein.
Da das Familienleben und die Ehe von Reed und Sue momentan auf wackeligen Füßen stehen, kommt der Besuch von einer Ex von Reed im falschesten Augenblick. Aber die Probleme, die nun auftauchen, schmieden die Superheldenfamilie schlechthin auch wieder zusammen, denn Erde 2, so der Name der Zuflucht der Menschheit, ist alles andere als perfekt. Cap, der als Überpolizist geplant war, schafft den Übergang zur echten Erde. Und er beginnt sofort mit der Erfüllung seiner Aufgabe: Abschaffung aller Waffen – und ihrer Träger.
Mark Millar und Bryan Hitch, das Traumduo der Ultimativen, hat eine weitere Reihe unter seine Fittiche genommen, die königliche Familie der Superhelden: die Fantastischen Vier. Na, gut, sie nennen sich jetzt auch auf dem deutschen Markt die Fantastic Four. Es mag als Logo besser aussehen, der Klang hingegen ist nicht besser. Sei’s drum, Hauptsache Millar und Hitch sind dabei. Damit ist das Ultimative auch im Normalen angekommen. Oder sollte man sagen das Superlative?
Superlativ waren die Fantastischen Vier schon immer. Sie haben neues Terrain erschlossen und sich mit Gegnern angelegt, die ziemlich viele andere Superhelden in einen Sack gesteckt hätten. Galactus ist ein gutes Stichwort in dieser Hinsicht. Mark Millar nimmt den Leser mit auf die Reise auf eine nachgebaute Erde im Maßstab 1:1 – samt Mond. Wer bisher glaubte, der Todesstern sei in Sachen Größe das Maß aller Dinge, sieht sich ziemlich getäuscht. Bryan Hitch, der im Ultimativen Universum schon viele herausfordernde Aufgaben hatte, erhält hier eine Spielwiese der besonderen Art. Denn die Nachbauten orientieren sich nicht nur an den natürlichen Oberflächen, sie bauen und bilden schlichtweg alles nach. Und das schließt sämtliche Gebäude mit ein.
Die wissenschaftliche Komponente der Fantastischen Vier ist eine Seite der Medaille. Hier wurde schon immer gerne mit besonders großen Bauklötzen hantiert. Die Action ist die andere Seite. Jetzt geht’s rund, der Kampfruf von Ben Grimm ist keine Übertreibung, ganz im Gegenteil. So bildet denn die Unterschiedlichkeit der Charaktere der Fantastischen Vier eine Voraussetzung für haarsträubende Bilder, bei denen selbst einem in Sachen Action verwöhnten Leser das Wasser im sprichwörtlichen Munde zusammenläuft.
Johnny Storm, immer mit dem Herzen bei den Frauen, schlägt sich zuerst mit einer Diebin, dann liebt er sie. Ersteres geht im großen Stil vonstatten. Der erste Auftritt der F4 auf der Brücke im ersten Kinofilm war vergleichsweise lahm choreographiert. Nun gut, Mark Millar muss in Sachen Kosten auch keinerlei Rücksichten nehmen. Hitch muss es nur zeichnen können. Diese Aufgabe löst der Künstler bravourös. Und noch mehr, denn mit Cap, einem überdimensionalen Roboter mit Captain America-Design, hat er einen Koloss zu animieren, der einen zeitgleichen Angriff von 40 ausgesuchten Helden locker wegsteckt. Da hilft – wie könnte es anders sein – schließlich eine Erfindung von Reed Richards.
Auf Humor können die Fantastischen Vier nie ganz verzichten. Dieses Element gehört einfach dazu, wird von Millar aber sparsam eingesetzt. Reeds Vortrag vor einer Schulklasse ist eines dieser Beispiele. Andererseits ist es aber auch Vorbereitung zum Auftritt eines neuen Giganten, des Anti-Galactus. Optimus Prime und Megatron, zieht euch warm an, denn dieser Anti-Galactus kann euch bequem über die Köpfe streicheln. Am Design dieses Kampfroboters konnte sich Hitch richtig austoben und es ist zweifelsfrei eine Augenweide geworden.
Ein schöner, in sich abgeschlossener Neustart in einer Top grafischen Gestaltung, die der Leser bei diesen Superhelden auch erwarten darf. Millar und Hitch könnten aus den Fantastic Four etwas besonderes machen. Der Anfang dafür ist gemacht.
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Sonntag, 24. Juni 2007
Der Kampf tobt. Das Unglaubliche ist geschehen. Freund kämpft gegen Freund. Iron Man geht ohne Gnade gegen Captain America vor und bestätigt diesen mit jedem Schlag und jedem Fetzen Kostüm, der zu Boden fällt.
Plötzlich halten die Frauen und Männer um Captain America inne. Ein neuer Gegner hat das Schlachtfeld betreten. Niemand hatte mehr mit diesem mächtigen Helden gerechnet. Thor ist zurück! Aber irgendetwas ist anders an dem Donnergott. Sein Blick ist finster, vom Wahnsinn umnebelt. Im nächsten Augenblick greift er an.
Mit brutaler Gewalt und gnadenlos setzt Thor seinen Hammer und elektrische Energien gegen den Feind ein. Frauen und Männer wirbeln herum wie Blattwerk. Der Boden bricht auf. Regen prasselt stürmisch hernieder. Thors Wiederkehr scheint zugleich die Tore der Hölle aufgestoßen zu haben. Falcon gelingt es, Captain America aus der Gefahrenzone zu bringen. Zugleich mit der Gewalt des Gottes fallen auch die letzten Hemmungen. Als sich Goliath dem Donnergott in den Weg stellt, geschieht das Unfassbare. Der Gott überschreitet die Grenze, die er stets einzuhalten versuchte. Und ein Held fällt.
Susan Storm ermöglicht denen, die sich auf Caps Seite stellten, die Flucht. Inmitten des abflauenden Regens weint der Beobachter.
Inzwischen nehmen auch Speedballs Probleme kein Ende. Gerade scheint er dem Knast entronnen, da kommt es auch schon schlimmer, als er es sich in seinen schlimmsten Träumen ausmalen konnte. Für Superverbrecher und Abweichler wurde ein neues Gefängnis geschaffen. Aus Fantasy Island in der Negativzone kann es kein Entkommen geben.
In Schläfer macht Wonder Man eine Entdeckung, die ihn sehr schockiert. Die Umwälzungen in der menschlichen Gesellschaft hat eine weitere Gruppe dazu animiert, wieder aus dem Abseits zu treten.
Drei verschiedene Episoden warten in dieser Ausgabe mit Schockeffekten auf. Diese fallen durchaus unterschiedlich stark aus, doch aus jeder erwächst eine folgenschwere Konsequenz. Dem größten Schock begegnet der Leser in der neuesten Folge der Handlung zum Civil War. Der Auftritt von Thor ist von Mark Millar derart gruselig inszeniert, dass man als Fan nur mit ungläubigem Blick weiterblättern kann. Das starre Auftreten des Gottes und seine Sprüche, die jedes Mitleid fehlen lassen, wecken ein wenig die Erinnerung an Zombies, die im Marvel-Universum binnen kurzer Zeit einen hohen Beliebtheitsgrad bei den Lesern sammeln konnten. Ein Gott, der Amok läuft, lässt den Leser erahnen, welche Kraft in Thor verborgen liegt und wie sehr er sich in der Vergangenheit gezügelt haben muss. Millar belässt es aber nicht mit diesem Schock. Gegen Ende trumpft er noch einmal auf und schafft einen unheimlichen Cliffhanger, der enorme Neugier auf den nächsten Teil erschafft.
Steve McNiven gehört zu den Zeichnern, die auf einem sehr hohen Niveau arbeiten. Ähnliche Leistungen bringen Leute wie Jim Lee oder David Finch. Obwohl die Bilder sehr viele Details zeigen, sind die Seiten doch so gestaltet, dass sie mit ruhigen Blicken zu lesen sind. Andere Zeichner, die so viele Informationen in ihren Bildern unterbringen müssen, gestalten mitunter derart hektische Bilder, so dass ein Lesen keinen rechten Spaß mehr macht. Es mag an der Farbgebung von Morry Hollowell, die dank einer imaginären Lichtquelle den Blick immer auf das Wesentliche lenkt und so das jeweilige Zentrum des Bildes festlegt.
In den bisherigen Folgen von Angeklagt hatte es Speedball schon nicht leicht. Jetzt gibt Paul Jenkins der Geschichte eine neue Wendung, die den Civil War in immer finstere Bahnen lenkt. In Schläfer, ebenfalls von Paul Jenkins, wird diese strenge Linie fortgesetzt. Der Civil War bringt die dem Leser bekannte Marvel-Welt vollends an den Rand des Abgrunds.
Keine Verschnaufpause für die Helden. Die heimliche Überschrift dieser Ausgabe lautet: Extratragisch!
Mittwoch, 20. Juni 2007
Ein Versuch ist es wert. Ben Grimm soll wieder so werden, wie er war. Dafür hat sich Reed ein Experiment ausgedacht, das vergangene Fehler wieder korrigieren soll. Es sind noch 24 Stunden bis zur neuen Welt.
Die Stimmung bei den Fantastischen Vier ist äußerst optimistisch. Nur ein wenig Glück ist notwendig, dann wird alles gut werden. Inzwischen ist die ältere Zombie-Variante der Fantastischen Vier dabei, einen Fluchtplan zu schmieden. Nicht nur die Uhr zu einem besseren Leben tickt. Die Zeit zum nächsten Desaster vergeht viel zu schnell. Für Ben Grimm kann es gar nicht schnell genug gehen. Der tapfere Held denkt an Selbstmord. Doch wie soll sich jemand umbringen, dessen Haut scheinbar unzerstörbar ist?
Der große Tag: Ein Fremder materialisiert auf dem Testgelände. Voller Entsetzen stellt er fest, dass er zu spät gekommen ist. Die neue Welt: Im Oval Office steht Präsident Thor Rede und Antwort. Die gesamte Erde hat sich gewandelt. Überall gibt es nur noch Superwesen. Jeder Mensch ist mit einer anderen Gabe gesegnet.
Doch wie konnte es dazu kommen?
Die Menschen haben in der Weite des Universums neue Freunde gefunden. Die Skrull haben den Menschen ein Geschenk, welches aus der bekannten Welt ein Paradies schuf. Verbrechen und Krankheiten wurden enorm zurückgedrängt. Nur ein einziger hat sich dem Status eines Überwesens verweigert: Ben Grimm. Er will lieber ein Mensch mit allen Stärken und Schwächen, die ihm innewohnen, bleiben. Warum auch nicht? Was soll ihm geschehen? In einer Welt, in der jeder ein Superwesen ist, fühlen sich alle für den letzten einfachen Menschen verantwortlich. Wer hätte ahnen können, dass dieser Mensch einmal die letzte Hoffnung der Menschen sein würde. Niemand. Nicht einmal Präsident Thor, der für alle nur das Beste wollte.
Die Ultimativen Fantastischen Vier sind zurück! Endlich, kann ich aus meiner Sicht nur sagen. Ich finde es sehr schade, dass es für die Fantastischen Vier, ultimativ oder nicht, nicht genügend Fans hierzulande gibt, so dass die Serien regelmäßig neue Wege einschlagen. Ich hoffe, dass angesichts der neuen Verfilmung das Interesse wieder wächst. 🙂
Im Ultimativen Universum werden die Geschichten der Marvel-Helden neu erzählt. Sie sind zeitgemäß, moderner, härter und bieten Marvel-Neulingen einen guten Einstieg in die Welt der Superhelden. Die Fantastischen Vier sind hier viel jünger, als es der Stammleser noch von den Originalen her kennt. Eben waren sie noch Teenager, im nächsten Augenblick sind die hoch intelligenten Twens Superhelden. Am Beispiel des Dings wird gezeigt, was passiert, wenn die Andersartigkeit ein normales Leben unmöglich macht. Ben Grimm ist am Rande des Nervenzusammenbruchs. Reed Richards hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diesen schweren Fehler wieder gut zu machen. Das bedeutet allerdings auch, dass alle anderen der Vier ihre Kräfte wieder verlieren werden.
Das Experiment scheitert. – Sonst würde es diese exzellente, von Mark Millar geschriebene Geschichte nicht geben. Diese Geschichte gibt dem großartigen Team die Gelegenheit, einmal mehr zu zeigen, was aus Heldengeschichten alles zu machen ist. Greg Land (Zeichnungen), Matt Ryan (Tusche) und Justin Ponsor (Farben) zaubern hier ein Comic-Ereignis aus dem Ärmel, dass es selbst im Marvel-Universum nur von sehr besonderen Künstlern gibt. Die Bilder haben einen fotorealistischen Charakter, die bereits in vorhergehenden Abenteuern begeistern konnten. Die andere Realität, eine Welt voller Superhelden, inspiriert Greg Land zu Vorlagen, die von Ryan und Ponsor zu verteufelt gute Grafiken bearbeitet werden.
Doch zurück zum Anfang. Erinnern wir uns kurz. Vor gar nicht allzu langer Zeit hielten die Zombies in das Ultimative Marvel-Universum Einzug. In einer parallel existierenden Welt haben die Helden die Erde massiv dezimiert. Ein Virus hat aus den Superwesen nahezu unbesiegbare Kannibalen gemacht – einen ständig hungrigen, irrsinnigen Haufen. Die dortigen Fantastischen Vier haben ein Experiment unserer Fantastischen Vier genutzt, um in ein Universum zu gelangen, wo es noch Nahrung gibt. Streng isoliert warten sie in einer Hochsicherheitszelle auf ihre Chance. Dieses Damoklesschwert schwebt die ganze Zeit über der Szenerie. Diese ungewöhnlichen Feinde haben ihre Existenz dem letzten Zombie-Boom zu verdanken. Im originalen Universum haben sie keine Entsprechung, weshalb auch in keiner Weise vorhersagbar ist, was in der Zukunft geschehen wird.
(Heimlich auf den amerikanischen Marvel-Seiten nachzuschauen, gilt nicht.)
Plötzlich sind die Zombies kein Thema mehr. Ein freundliches Volk namens Skrull brachte den Menschen mit einer kleinen Pille das Paradies. Diesem Paradies folgt ein Untergang, der so drastisch und derart plastisch geschildert ist, dass diese Bilder zeigen, wie eine Comic-Film-Adaption auszusehen hätte – und leider in den wenigsten Fällen so aussieht. Der Überfall der Skrulls und schließlich Ben Grimms Kampf gegen den Super-Skrull sind optische Sahnhäubchen für jeden Comic-Fan. Und auch Science Fiction- und Space Opera-Fans könnten ihren Spaß an der Geschichte haben.
Die Vier sind wieder da! Gigantisch gut, eines der Teams, das Comic-Geschichte geschrieben hat, erlebt eine gelungene Wiedergeburt mit fantastisch phantasievollen Handlungen dank Top-Autoren wie Mark Millar und Zeichnern wie Greg Land. 😀
Montag, 11. Dezember 2006
Die Welt der Witchblade und der Darkness ist düster. Die beiden sind Spiegelbilder, bekämpfen einander oder kämpfen Seite an Seite. Diese beiden Episoden zeigen die neuen Horror-Klassiker in feinen Gruselepisoden.
Nicht zum ersten Mal steht die Witchblade einem Dämon gegenüber. Doch dieses Mal ist er menschlich, eine Tatsache, die den Dämon noch schrecklicher erscheinen lässt. Witchblade: Demon entführt in die Straßen der Großstadt, in der Sarah Pezzini als Polizistin arbeitet. Die merkwürdigsten Motive sind ihr nicht fremd: Dieser Killer will den größtmöglichen Schaden herbeiführen. Er tötet nicht einfach. Er philosophiert, wie er eine Kettenreaktion in Gang setzen kann, damit möglichst viele Menschen an seinen Taten zu leiden haben.
Dieser Killer ist ein Monster in Menschengestalt, ein Dämon.
Jackie Estacado war einmal ein Killer der Mafia. Jetzt ist er die Darkness, ein Wesen, dessen Kräfte sich in der Dunkelheit, in der Nacht vollkommen entfalten. In einem Zustand ohne Sonnenlicht sind der Darkness keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Was mag geschehen, wenn ein Mensch, der von Natur aus eine Killernatur ist, diese auch noch in Form unbegrenzter Macht auf dem Silbertablett serviert bekommt? (Nun, es gibt auch Einschränkungen, über die Estacado nicht sehr glücklich ist.)
Ein Mann will sich verstecken. Er hat sich dafür einen unheimlichen Ort ausgesucht, ein ehemaliges Gefängnis. Ein Unwetter zieht auf und die Darkness ist bereits in der Nähe, als Richter und Henker zugleich.
Darkness und Witchblade sind in den letzten Jahren zu modernen Horror-Klassikern geworden. (Unlängst konnten Genre-Fans dieser Klassiker ein Zusammentreffen mit den Alten des Genres verfolgen.) Diese Vertreter des Horrors haben neue Fähigkeiten entwickelt und leben mit einer zweiten Identität, die sie bisweilen auch übermannt.
Und wie bei einer guten Horrorgestalt haben sie ihre Fähigkeiten eigentlich nicht gewollt, wissen sie jedoch später zu schätzen. Die Witchblade und die Darkness haben so manches Crossover-Abenteuer miteinander erlebt. Der vorliegende Band vereint zwei getrennte Geschichten, Short Stories, hervorragend erzählt.
In Demon schickt Autor Mark Millar Sarah Pezzini in einen atmosphärisch sehr dichten Thriller. Wer Filme wie Sieben oder Resurrection kennt, kann die Szenerie schnell nachempfinden, wer unbedarft an die Geschichte herangeht, wird wahrscheinlich noch mehr Spannung aus der Handlung ziehen können.
Zeichner Jae Lee (bekannt von den Inhumans, Hulk u.a.) beherrscht einen außergewöhnlichen Zeichenstil, der ohne jegliche Kolorierung auskommen könnte. Er ist modern, gezackt, leicht abstrakt ausgeführt, aber auch düster und so drückt Lee bisher jedem bekannten Comic-Universum, an dem er gearbeitet hat, seinen eigenen unverwechselbaren Stil auf. Waren es bisher Superhelden, die von ihm gezeichnet wurden, hat er mit der Witchblade (und der Darkness) Szenarien gefunden, die wie für ihn geschaffen scheinen.
Sind schon die großstädtischen Szenen und die Rückblicke des Dämons in der Witchblade-Episode sehr gut gelungen, ist das Prelude der Darkness mit alle seinen Schatten, Verstrebungen, den engen Gassen und den verwitterten Hauswänden außerordentlich gut.
Im Gegensatz zu anderen Geschichten, in denen die Darklings eine regelrechte Angriffsfront bilden und für sehr viel schwarzen Humor sorgen, setzt der Autor dieser Episode, Paul Jenkins, einzig auf das Grauen, das sich in der Dunkelheit manifestieren kann. Eben mit diesem Aspekt spielt auch Jackie Estacado und treibt sein Opfer so in den Wahnsinn. Vorzüglich geschrieben und gezeichnet.
Atmosphärisch dicht, düster, gruselig, zwei perfekte Episoden der Darkness und der Witchblade. 😀
Samstag, 01. April 2006
Polen 1942. Ein Konzentrationslager. Ein kleiner sehr behaarter Gefangener wird ein ums andere Mal getötet, stirbt aber nicht. Langsam aber sicher treibt dieser Mann den Leiter des Lagers in den Wahnsinn.
Wolvie ist alt, das wissen die Fans von Logan, Waffe X, oder wie immer man ihn nennen will. Deshalb wird es niemanden verwundern, dass er im Zweiten Weltkrieg bereits Wege gefunden hat, um den Feind zur Weißglut zu treiben. Als Gefangener Nummer Null ist Logan wie ein Geist.
Näher möchte ich gar nicht auf die Geschichte eingehen. Dazu ist sie auch allzu kurz und lebt von sich wiederholenden Szenen, die hier allerdings durchaus Sinn haben. Was mich an der Geschichte stört, ist Mark Millars Einfallslosigkeit: Schon wieder Zweiter Weltkrieg? Amerikanische Autoren geheimnissen ziemlich viel in dieses Zeitalter hinein. Das hat es zwar schon seit vielen Jahren gegeben und Indiana Jones trat in den 80ern eine zweite große Welle dazu los, aber irgendwann sollte es gut sein.
Hätte es nicht ein anderer Krieg sein können? Oder trauen sich die Amerikaner nicht an ihre Kriege heran? Was ist mit Vietnam, Schweinebucht, Panama, Afghanistan, Golfkriege und und und? Was ist mit afrikanischen oder südamerikanischen Terror-Regimen? Was ist mit Kambodscha?
Wann verwenden US-Autoren den Holocaust nicht mehr als Comic-Spielplatz?
Es sollte eigentlich an der Zeit sein. Sehen wir einmal von der Brutalität der Geschichte ab. (Ist die Szenerie auch sehr klein, der Leser sieht, was geschieht.) Was ist so faszinierend am Dritten Reich? Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich kann es nicht mehr sehen! (Und ich hoffe, dass auch Spielberg in Indy 4 die Finger davon lässt.) Wolverine hat eine besondere Beziehung zu Japan. Wäre es nicht eine Herausforderung gewesen, ihn mit den Greueln der Japaner gegen die Chinesen zu konfrontieren?
Einzig die Zeichnungen von Kaare Andrews zu Gefangener Nummer Null sind eine echte Überraschung und erinnern ein wenig an die Genialität von Mike Mignola.
X-23 wächst heran!
Die Entstehungsgeschichte von X-23 ist wesentlich gelungener geraten. Ein weiblicher Wolvie, eine Art Wolfskind, wird in einer geheimen Anlage herangezüchtet, um die ultimative Waffe zu werden.
Schauen wir einmal nicht zu genau auf die Szenen hinter den Kulissen: die bösen Wissenschaftler, die gemeinen Drahtzieher. All das kennt der Leser (oder auch der TV- wie auch der Kinozuschauer). Darüber hinaus sind die sonstigen Zutaten auch nicht die neuesten. Wer sich in alter Zeit mit Stephen Kings Feuerteufel beschäftigte, vielleicht auch mit Species, der wird die Situation des enorm talentierten Kindes kennen, das in einem Labor aufwächst oder durch ungewöhnliche Umstände auf die Welt kommt.
Man kann X-23 in der zweiten Folge von Verlorene Unschuld durchaus als ungewöhnliches Kind bezeichnen. Obwohl die Thematik nicht die neuste ist (und X-23 bereits eine Einführungsstory hatte – die erste Begegnung von ihr mit Wolvie), sind ihre ersten Lebenserfahrungen gelungen dargestellt. Ihre Übungen, die zaghaften Versuche einiger weniger Erwachsener ihr doch ein bißchen menschliche Wärme nahezu bringen, das wirkt.
Außerdem ist es von Zeichner Billy Tan wirklich schön in Szene gesetzt. Souverän, ohne Überraschungen freilich, aber handwerklich top.
Hier bin ich wirklich auf die Fortsetzung gespannt. 😀
Dienstag, 13. Dezember 2005
Thor – eine Bedrohung?
Während die Ultimativen bei Terroristen und kleineren Verbrechern ordentlich hinlangen, sind auch andere Staaten nicht faul und treiben ihr Supersoldatenprogramm ohne die Vereinigten Staaten voran.
Captain Espana, Captain France, Captain Britain und andere folgen dem Beispiel des weitaus bekannteren Captain America. Aber dieses Programm steckt noch in den Kinderschuhen. Was die Helden bislang nicht wussten: Thor ist ein Ergebnis dieser Bemühungen. Ein Wissenschaftler erläutert, sein Halbbruder habe die erforderliche Technik gestohlen und Thor sei alles andere als der Sohn Odins.
Thor selbst sieht das jedoch nach wie vor ganz anders. Für ihn ist es nur ein weiterer Schachzug seines Widersachers Loki.
Ultimatives Treffen
Reed Richards von den Fantastischen Vier hat ein Zahlenproblem. Auch Susan kann den jungen Wissenschaftler nicht davon ablenken, dass anscheinend etwas sehr merkwürdiges im Gange ist, von dem sie noch nichts wissen.
Sollte er Zahlen und Fakten richtig deuten, müsste die Menschheit bereits viel häufiger fremden intelligenten Wesen begegnet sein. Tatsächlich hat es aber erst eine signifikante Begegnung mit Außerirdischen gegeben. (Der Hulk räumte dabei ordentlich auf.)
Das Supersoldatenprogramm nimmt Kontakt zu ihnen auf. Und endlich kommt es zu einer Begegnung, die schon lange fällig war: die Ultimativen Fantastischen Vier treffen die Ultimativen!
Wo soll der Fan beginnen?
Bryan Hitch, Zeichner der ersten Episode des vorliegenden Bandes 18, schafft eine tolle, sehr realistische Atmosphäre. Er stützt den Anspruch, den das Ultimative Universum an sich stellt, aufs trefflichste. Massenszenen, städtisches Innenleben, Einsatzzentralen, ländliche Szenerien oder Großaufnahmen, wie hier die Jagd auf Thor eröffnet wird, ist wie ein schleichendes Gift. Als Leser wird man infiziert und dann?
Cliffhanger! Seitenfüllend erscheint das Gesicht von Captain America und dieser kleine Hinweis: Weiter in Heft … Das ist so grauenhaft!
Na, grauenhaft gut! 😀
Interessant ist der Aufbau der Geschichte. Es wurde ja schon länger mit den Hinweisen gespielt, dass Thor nur vorgibt, ein Gott zu sein und möglicherweise nicht ganz dicht ist (obwohl er Taten vollbracht hat, die nicht so recht erklärbar waren). Am Ende dieser Episode lässt es sich immer noch nicht sagen, ob Thor doch ein Gott ist. Autor Mark Millar hat seine Hausaufgaben gemacht und versteht es, wie Spannung aufgebaut werden muss.
Und da sind sie!
Na, da begegnen die Ultimativen Fantastischen Vier doch endlich den Ultimativen. Das wurde aber auch Zeit. Natürlich sind die Ultimativen (Rächer) ein Erlebnis geworden, aber die Fantastischen Vier gefallen mir persönlich noch viel besser.
Sie fangen eine jugendliche Richtung ein, die gelungener als so manche andere Umsetzung dieser Art ist. Die Verjugendlichung und Portierung in ein neues Jahrzehnt klappte hier besonders gut. Bei den alten F4 (den ganz alten) war Susan Storm immer eine Art Anhängsel von Reed Richards. Hier hat sie ganz eindeutig die Hosen an. Ben und Johnny sind, was sie immer waren: große Kinder. Das hätte auch nicht geändert werden dürfen.
Auf alle Fälle macht es auch Spaß, dieses Universum gemeinsam mit ihnen zu entdecken. Die Überraschung, trotz all ihrer Fähigkeiten, die sie trifft, als Iron Man und Thor über ihnen schweben, kann ultraleicht nachvollzogen werden. Der zweite Zeichner dieses Bandes, Steve McNiven, hat diese Bilder aber auch mit beinahe architektonischer Präzision umgesetzt. Doch es passt. Szenen dieser Art taugen fast als Storyboard für eine mögliche Verfilmung (bitte, bitte, bitte).
Nee, da bin ich doch wieder begeistert! 😀 Zweifelsohne ist das Ultimative Universum eines der besten Marvel-Konzepte der letzten Jahre.