Sonntag, 18. November 2007
Die Menschen geben sich nicht mit dem Land zufrieden. Überall breiten sie sich aus. Sie erobern die Luft und das Wasser. Sie machen Paradiese zu Bombentestgebieten. Rücksichtnahme kennen sie nicht.
Mit diesem Wissen ist Kiani, eine Unterwasserbewohnerin, aufgewachsen. Sie hat gesehen, welchen Schaden die Atombomben auf dem Bikiniatoll anrichteten. In all ihren jungen Jahren hat sie nichts anderes über die Menschen erfahren, als die Rücksichtslosigkeit, mit der sie sich alles um sie herum Untertan zu machen versuchen.
Früh verliert sie ihre Eltern und wird von einem Vormund erzogen, der jedoch getreu wie ein Vater zu ihr steht. Dennoch nagt der Verlust an ihr. Sie nimmt ihre Ausbildung sehr ernst. Mit ihren Fähigkeiten überragt sie ihre Mitschüler bald, aber insgeheim wird sie von ihrer Wut und ihrer Verzweiflung aufgefressen.
Jahre später ist Kiani längst zur Mörderin geworden. Die Tat ist ihr gut im Gedächtnis geblieben. Sie ist nicht stolz darauf. In Wahrheit weiß sie ganz genau, was ihre Wut aus ihr gemacht, was jede weitere Tat, jeder Kampf aus ihr gemacht hat. Sie ist denen, die sie hasst, allzu ähnlich geworden. Ja, resümiert sie, sie ist ihnen sogar ebenbürtig.
Und die Spirale dreht sich weiter.
Die Kämpfe fordern weitere Opfer. Freunde. Immerhin hat Kiani andere Freunde, die sie aufzufangen versuchen. Dabei weiß sie nicht, dass längst andere das Spiel übernommen haben und sie nur noch reagieren kann.
Zwei Geschichten machen den Leser mit Kiani vertraut. Zuerst ist es die jüngste Vergangenheit, kurz nach weiterer Vernichtung, deren Auswirkungen direkt mit Kiani zu tun haben. Vince Hernandez hat sich dieser Auswirkungen angenommen, die einen Seitenarm der Original-Serie Fathom erzählen. Kiani, bisher eine Nebenfigur in Fathom (wenn auch eine wichtige), wird hier in den Mittelpunkt gestellt und mit zahlreichen Details versehen.
Kiani kennt nichts anderes als den Krieg gegen die Menschen. War sie zuerst nur eine ganz gewöhnliche Kriegerin, ist sie durch die Erlangung neuer Kräfte zu einem wichtigen Machtfaktor geworden – mit ähnlichen Kräften, wie sie auch Aspen aus der Original-Serie besitzt.
Die grafische Umsetzung dieses Auftakts übernimmt der Fathom-Experte Marcus To, der bereits lange in diesem Comic-Universum zuhause ist und mit der gewohnt versierten und qualitativ guten Technik zu Werke geht. Letztlich steht und fällt seine Arbeit mit dem Team. An seiner Seite steht Don Ho, ebenfalls ein Fathom-Veteran, als Tuscher. Er hat seine Qualitäten bereits bewiesen und unterschreibt dies einmal mehr. Wo sich letztlich alles entscheidet ist im Bereich der Farbe. In der ersten Episode ist Peter Steigerwald aktiv. Er arbeitet gerne mit feinen Unter- und Hintergründen, um den Bildern einen realistischeren Charakter zu geben. Dies gelingt ihm auch hier. Mit einigen doppelseitigen Bildern kann er sich grafisch so richtig austoben. Fast könnte man schon von einem Set-Design sprechen. Perfekte Unterwasserlandschaften und Innenräume mit einer schönen farblichen Grundstimmung.
Marcus To zeichnet zwar auch die zweite Episode des Bandes, aber die weitere farbliche Ausführung übernimmt ein anderer, weshalb ein direkter Vergleich unterschiedlicher Koloristen möglich ist. David Moran macht seine Sache als Kolorist sicherlich gut und er versteht auch sein Handwerk. Im direkten Vergleich zu Peter Steigerwald fehlt es ihm aber an künstlerischem Mut – es kann natürlich auch sein, dass auch Zeitmangel für die nicht so ausgefeilte verantwortlich ist. Letztlich ist es auch ein Job, der in einer bestimmten Zeitspanne erfüllt werden will.
Ein guter Auftakt, der für Science Fiction- wie auch Fans des Fathom-Universums interessant sein kann. Dank eines guten Zeichners wie Marcus To ist die gesamte Ausgabe von einer sehr schönen Qualität. Dies ist auch das Fazit, das zu dieser Ausgabe gesagt werden kann: Einfach schön. 🙂
Donnerstag, 01. November 2007
Das Schiff jagt in die Tiefen der See hinab. Die einzigen Beobachter sind Fische, die mit diesem merkwürdigen Objekt nichts anzufangen wissen. Innen, mit ähnlichem Erstaunen, beobachtet Aspen ihren zurückgekehrten Bruder, der, immer noch in wässriger Form, immerhin gelernt hat, eine humanoide Gestalt zu formen.
Während Aspen sich über das Zusammensein mit ihrem Bruder freut, ist Cannon Hawke mit den Kontrollen des Schiffs beschäftigt. Eine Bemerkung lässt sie in Erinnerungen an die Vergangenheit abgleiten. Noch einmal erlebt die junge Frau, wie ihr Bruder von einem Verteidigungsstrahl getroffen und zu einem Wesen aus Wasser wird.
Aspen und ihre Freunde sind nicht die einzigen, die die Probleme ihrer Vergangenheit wälzen. Auch Kiani, die sich inzwischen wieder erholt hat, hat einige neue Fähigkeiten, die sie erst einmal verarbeiten muss. Die Begegnung mit den Menschen hat sie nicht nur verletzt, sondern auch in eine tiefe Krise gestürzt. Doch insgeheim hofft sie auf eine neue Begegnung, denn mit ihren neuen Kräften hat sie letztlich nur eines im Sinn. Sie will sich rächen.
Kianis geheimer Wunsch geht schneller in Erfüllung, als sie erwartet hat, als irgendjemand ihres Volkes erwarten konnte.
Von all dem ahnen Aspen und ihre Begleiter nichts. Der Krieg ist auf den Grund des Ozeans zurückgekehrt.
Mit dem Krieg, den neuerlichen Schlachten und Action-Szenen, scheint es, als halte eine neue Qualität in die Auseinandersetzungen zwischen Ober- und Unterweltlern Einzug. Man könnte glauben, Michael Turner höchstpersönlich habe wieder den Zeichenstift in die Hand genommen. Um es vorweg zu nehmen. Die sehr erfahrenen Künstler Koi Turnbull und Marcus To, bisher mit der neuen Serie Fathom schon beschäftigt, letzterer sogar mit der Ablegerreihe um Cannon Hawke, scheinen dem großen Meister, der leider nur noch durch besondere Cover auf sich aufmerksam macht, nacheifern zu wollen.
Fathom ist eine Action-Serie und lebt von entsprechenden Szenen. So startet die 12. Folge der neuen Reihe mit einem sehr schönen Bild des heranrasenden Unterwasserschiffes. Fathom lebt außerdem von seinen unterschiedlichen Szenen, so kehrt mit dem Umblättern auch gleich wieder Ruhe ein, denn die nötige Zeit, um die Charaktere weiterzuentwickeln, bleibt. Das Schicksal, das die Autoren J.T. Krul und Michael Turner ihren Figuren zugedacht haben, ist langfristig angelegt und auch für Überraschungen gut.
Eine dieser Überraschungen ist der Charakter der Kiani, die nun wie Cannon Hawke eine eigene Ablegerreihe erhält. Kiani, die Kämpferin ist durch einen Zwischenfall mit ähnlichen Kräften gesegnet wie Aspen – ob, es ein wirklicher Segen ist, wird sich noch herausstellen.
Krul und Turner wollen unterhalten. Sie treiben die Serie zügig voran. Nach einigen Einlagen und Handlungssträngen zu Lande geht es nun wieder unter Wasser weiter. Das Autorenduo beendet diese neuerliche Verlagerung des Handlungsschwerpunkts mit einem Knall – mit einem gemeinen Cliffhanger, einer Technik, die von den beiden meisterhaft beherrscht wird.
Optisch ist die Ausgabe, gerade wegen ihrer Unterwasserbilder, wieder ein kleines Zückerchen. Die Kampfszenen würden in einem Videogame jeden Simulatorfan begeistern. Die Schiffe sind phantasievoll, die Rüstungen aufwendig und die perspektivische Umsetzung zieht den Leser sogleich in das Geschehen.
Die Unterwasser-Action ist zurück. Schneller, blitzend, gut erzählt. Kolorist Paul Mounts gibt den tollen Bildern von Koi Turnbull und Marcus To den letzten Kick! 🙂
Mittwoch, 18. Juli 2007
Aspen steht vor einem Neubeginn. Den Verfolgern entkommen kann sie einen Moment der Ruhe für eine Rückschau nutzen. Wie konnte all das geschehen? Nichts scheint mehr planbar zu sein. Ihr Bruder ist zurückgekehrt und bittet sie um Hilfe.
Aspen kann der Einladung nicht widerstehen. Sie verabschiedet sich von ihrem Ziehvater. Anschließend wechselt sie schweren Herzens einige letzte – und auch tröstende – Worte mit ihrem Freund Chance. Der junge Mann will sie ungern gehen lassen. Nach all den Geschehnissen der letzten Zeit will er seine Freundin nicht in den Tiefen des Meeres verschwinden sehen. Aber Aspen bleibt keine Wahl.
Derweil hat auch eine Frau in der Unterwasserwelt ihre eigenen Probleme. Kiani ist über ihre neu entdeckten Fähigkeiten mehr als erstaunt. Sie ist beunruhigt und wird von Alpträumen geplagt. Eigentlich dürfte sie nicht über Kräfte verfügen, die sonst nur der Elite der Blauen vorbehalten ist. Die Bewunderung anderer ist ihr nur ein schwacher Trost.
Der Ausflug in die Unterwasserwelt wird bald für Aspen und Finn zu einer Bewährungsprobe. Nur wenig später nach dem Abstieg werden sie angegriffen. Die Lage ist verzwickt. Da erscheint ein alter Bekannter im richtigen Augenblick und schreitet zur Tat: Cannon Hawke.
Wir erinnern uns: Im Juli 1984 legt ein Passagierschiff im Hafen an. Das Schiff war zehn Jahre lang verschwunden. An Bord ist ein kleines Mädchen. Seine richtigen Verwandten befinden sich nicht an Bord des Schiffes, aber ein ihr nahe stehendes Wesen hat ein Auge auf sie. Der Kapitän des Schiffes kümmert sich um das Kind, das den Namen Aspen trägt.
Das Mädchen wächst auf. Bis hin zu ihrer Zeit als erwachsene junge Frau hat sie stets eine besondere Beziehung zum Meer gehabt. Ihre Nähe zu diesem Element hat sie auch stets in die Nähe dessen gebracht, der sie all die Jahre beobachtet hat. Er wartet. Eines Tages, Aspen arbeitet inzwischen in einer Unterwasserstation, erhält er seine Chance. Als ein Torpedo auf Kollisionskurs mit der zerbrechlichen Forschungsstation ist, ist er zu Stelle – Finn, so der Name des aus Wasser bestehenden Wesens, rettet seine Schwester.
Seit dieser Zeit hat sich vieles ereignet. Aspen hat ihr Schicksal angenommen. Dank der Autoren J.T. Krul und Michael Turner hat sie eingesehen, dass sie zwischen zwei Welten lebt, die sich nur schwer miteinander verbinden lassen.
Mein Leben ist wie zwei Bücher, die auf einem Nachttisch liegen und jedes davon erzählt eine andere Geschichte. Leider kann Aspen immer nur in einem lesen.
So steht jedes Mal ein Abschied an, wenn sie in einem der beiden Leben aktiv unterwegs – oder sie wird sogar wegen ihrer Abstammung gejagt.
Die Jäger sind auch dieses Mal wieder mit von der Partie. Wer geglaubt hat, die menschlichen Häscher hätten ihren Plan zur Gefangennahme Aspens aufgegeben, sieht sich sehr schnell getäuscht. Lässt sich die Geschichte zu Beginn Zeit und gönnt Aspen eine wohl verdiente Pause. In den letzten Folgen war die Spannungskurve steil nach oben gerichtet. Die Verschnaufpausen geben dem Leser die Gelegenheit, mehr über Aspen zu erfahren.
Die junge Frau hat ihr Schicksal angenommen. Ebenso wie sie ihren Adoptivvater und ihren Freund schützte, will sie nun ihrem Bruder aus der anderen Welt helfen.
Die Zeit der Ruhe in der Handlung ist nicht gleichbedeutend mit Langeweile – ganz im Gegenteil. In sehr schön gestalteten Bildern kann der Leser Finn neu entdecken, dessen aus Wasser bestehender Körper für Zeichner Koi Turnbull und Kolorist Paul Mounts eine aufwendige Kleinarbeit bedeutet.
Im klassischen Stil von Michael Turner sind auch die Charaktere dieser Folge wieder groß, schlank, sportlich, geradezu übermenschlich aussehend gestaltet. Selbstverständlich passt die Form der Gestaltung hervorragend zum Science Fiction Ambiente.
Die Ruhe in der Geschichte findet ihr Ende mit der kleinen Episode um Kiani (die demnächst ihre eigene Mini-Serie bekommt). Auf einem einseitig angelegten Portrait kann sich Paul Mounts mit seinen farbgebenden Fähigkeiten einmal so richtig austoben und liefert damit ein kleines Glanzstück ab.
In der Folge ist die Kolorierung wieder auf Action ausgerichtet. Knallige Hautfarben, kaltes Blau, metallisches Grün, blitzgelbe Explosionen treffen aufeinander. Die Ruhephase ist vorbei. Die Unterwasserwelten erschließen sich dem Leser in gewohnter Augenschmausqualität.
Der Kampf der Menschen gegen die Blauen tobt weiter und gerät in eine neue Dimension. Diesmal ist Aspen wieder in ihrem gewohnten Element und es zeigt sich, dass sich die Angreifer weitaus mehr Mühe geben müssen. 😀
Freitag, 23. Februar 2007
Cannon hält es nicht mehr aus. Immer schwieriger wird es, das zweite Ich im Zaum zu halten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es die Oberhand gewinnt. Cannon weiht Akiko ein.
Doch Erklärungen sind kaum noch notwendig. Akiko ist bereits zu lange die Assistentin dieses Mannes, der über schier unbegrenzte Mittel zu verfügen scheint. Sie hat sich in der Vergangenheit vieles zusammengereimt und ihre eigenen Schlüsse gezogen – vielleicht nicht immer richtig und nicht komplett, so ist sie doch sehr nah an der Wahrheit ausgekommen.
Cannon ist von derart viel Loyalität sprachlos. Aber Akiko ist außerdem eine Frau, die kein anderes Verhalten kennt. Insgeheim ahnte sie wohl, dass Cannon ihr eines Tages von ganz allein sein Herz öffnen würde.
Als es schließlich soweit ist, ist Akiko doch überrascht. Die Geheimnisse von Cannon reichen tiefer, als sie sich auch nur entfernt hatte vorstellen können. In der Tiefe seines Wohnhauses hat Cannon einen Schutzraum eingerichtet. Diese Abschirmung mag auch der Abhörsicherheit dienen, aber zuallererst ist es ein Versteck und ein Raum, der dem Schutz anderer dient. Cannon weiß, wozu sein Alter Ego Tarras fähig ist. Niemals soll dieser finstere Geselle aus Cannons Vergangenheit einem aus seiner nächsten Umgebung etwas antun können.
Akiko schließt Cannon im Schutzraum ein. Ihre strikte Anweisung lautet, nicht zu öffnen, so sehr Cannon sie auch zu überreden versucht.
Während Cannon seinen inneren Kampf ausfechtet, kämpft Akiko mit sich selbst, denn Tarras versucht unterdessen alles, um sie zu umschmeicheln und bedroht sie am Ende sogar.
Die abschließende Episode von Cannon Hawke löst alle losen Enden der bisherigen Erzählung auf. Cannon hat sich zu einem Endkampf entschieden, ein Kampf, der ihn in sein Inneres führt, dorthin, wo Tarras sich verkrochen hat.
Autor J.T. Krul inszeniert den Gang zu diesem Kampf, wie eine Art Abschied. Einen ähnlichen Gang nahm auch einmal Batman, als er von den Designer-Drogen loskommen wollte, die er zur Leistungssteigerung genommen hatte. Und ähnlich wie bei ihm, hat auch Cannon mit einer Persönlichkeitsänderung zu kämpfen. Und ebenso ähnlich harrt Akiko vor der Tür aus, wie es einst der Butler Alfred tat.
Soviel zu den Ähnlichkeiten. Der innere Kampf ist ein ganz anderer. Für Cannon ist die Auseinandersetzung, die sich nur in seinem Kopf abspielt, bitterer Ernst. Wenn er den Kampf verliert, endet auch in der realen Welt sein Leben. Da dieser Kampf allerdings eine reine Kopfgeburt ist, können auch Aspekte eingebunden werden, die in der realen Welt so nicht vorkommen – wohlgemerkt in der Welt von Fathom.
J.T. Krul nutzt diese Gelegenheit weidlich aus. Cannon bewegt sich nun in seiner ganz eigenen Matrix, in der alles möglich zu sein scheint, so auch gleich zwei Feinde: Der bereits verstorbene Tarras und jener, der in Cannon wiedergeboren werden möchte.
Interessant, und richtig spannend, ist es auch, wie Tarras an zwei Fronten gleichzeitig kämpft. Einerseits versucht er das Ego von Cannon endgültig zu unterdrücken, andererseits nutzt er die Gelegenheit, um endgültig nach draußen zu kommen. Während er gegen Cannon das Schwert schwingt, zeigt sich draußen eine Art Jekyll und Hyde, indem aus Cannon ein brutaler Mann wird, dem jedes Mittel zur Erfüllung seiner Ziele recht ist.
Zeichner Marcus To geht mit gewohnt versiertem Strich ans Werk. Da wird keine Linie zuviel gesetzt und kein Schatten geht daneben. To tobt sich während des Kampfes zeichnerisch aus. Teilweise nutzt er komplette oder sogar Doppelseiten, um grafisch richtig aus dem Vollen schöpfen zu können.
So wird der Kampf von Cannon und Tarras in ihren schillernden Rüstungen (dank der Farbgebung von Beth Sotelo) zu einen tollen actionlastigen Abschluss.
Gelungen ist die allerletzte Begegnungen von Tarras, in der er sich noch einmal aufbäumt und seine Panik herausschreit, bevor das Experiment seiner Mutter endgültig fehlschlägt und der böse Geist Cannon verlässt.
Das Fathom-Spin Off findet einen würdigen und sehr guten Abschluss. Nun, da Cannon wieder der Alte ist, bleibt mit Spannung abzuwarten, wie er weiterhin in Fathom zum Einsatz kommen wird. 🙂
Montag, 29. Januar 2007
Akiko Nigata ist die persönliche Sekretärin von Cannon Hawke, dem Leiter einer Firma, dass Unternehmen in internationalen Wirtschaftsfragen berät. – Eigentlich ist Akiko einer Art Mädchen für Alles, die Cannon den Rücken freihält.
Cannon ist ein Mann, der seine Freiheit liebt, was wahrscheinlich besser ist, denn seine Gesellschaft kann für Unbeteiligte äußerst gefährlich werden. Cannon ist ein gefragter Mann, der sich im Laufe seines Lebens viele Feinde gemacht hat – überseeisch und unterseeisch.
Akiko sorgt dafür, dass er sich im Verlaufe seines Berufslebens um nichts anderes kümmern muss. Sie glaubt tatsächlich, dass Cannon ein Privatleben hat. Eines, in dem es Frauen gibt, vielleicht Hobbys, Ausschweifungen und natürlich die Ruhe nach dem Feierabend. Weit gefehlt. Ruhe gehört zu den Situationen und Worten, die für Cannon absolut fremd sind. (Obwohl das Cover des vorliegenden Bandes etwas anderes aussagt.)
Vereint im Kreis, der von Schwarz ins Blau uns umfließt – ein Kreis, der Rat, König und Freiheit umschließt . . .
So beginnen in einer uns unbekannten Gesellschaft alle Märchen und Mythen. Es gab eine Zeit, als Aspen diese Geschichten über alles liebte. Vor dem Einschlafen gab es nichts Schöneres, als diese Geschichten zu hören.
Es war einmal ein alter Mann, der gemeinsam mit seiner Frau in einem Fischerdorf lebte, dass von einer Gruppe von Haien unter der Führung des Hai-Königs U’Iaka beschützt wurde. Das Paar hatte unter dem Schutz der Haie stets ein gutes Leben und reiche Fänge. Doch eines fehlte: ein Kind. Niemals war dem Paar das Glück beschieden gewesen, Nachwuchs zu bekommen, dem sie all ihr Wissen weiter geben konnten.
Der alte Mann bittet den König der Haie um Hilfe, aber dieser weiß nichts über die Nachkommen der Menschen. Doch der König fühlt sich den Menschen wegen ihrer reichhaltigen Fischopfer sehr verbunden und verspricht jemanden zu suchen, der Antworten auf die Fragen und Bitten des alten Mannes hat.
Zur vereinbarten Zeit erwartet den alten Mann aber nicht der König der Haie mit dem Weisen, der alles weiß. Stupsnase, ein gewitzter Delphin, gibt sich als Weise aus. Kann der Alte ihm trauen?
Das sechste Sonderheft der Fathom-Reihe wirft einen neuen, ganz anderen Blick auf dieses Universum. In zwei ausgewählten Geschichten erfahren wir mehr über die Welt von Aspen und Canon.
Die erste Geschichte, The Finer Details, von Stammautor J.T. Krul beschreibt einen Alltag von Akiko, Cannons rechter Hand, und Cannon, dem Mann, dem Action und weltweite Verwicklungen nicht fremd sind. Marcus To setzt die Handlung auf bekannt hohem Niveau in Szene.
Geschickt spielt Krul mit den Erwartungshaltungen der Leser und insbesondere von Akiko. Cannon, der smarte Geschäftsmann, der in jedem Hafen eine Yacht hat, muss höchstwahrscheinlich auch in jedem Hafen ein Mädchen haben – wie man es von Seeleuten und Playboys her kennt. Die Wahrheit sieht wie so oft ganz aus. So weicht auch Akikos Vorstellung von Cannons Privatleben ganz gehörig von der Realtität ab. Während sie glaubt, ihr Chef – an dem sie auch ein privates Interesse hat – würde sich mit diversen Frauen vergnügen, vergnügt er sich in Wahrheit mit einem Duo Auftragskiller.
Für den Leser ist sehr schön zu sehen, wie Cannon seine Kräfte einmal in voller Stärke einsetzen kann. Die Resultate sind grafisch entsprechend beeindruckend.
Ein schönes und sehr gelungenes Experiment stellt die Geschichte Kisela von Peter Steigerwald dar. Hat er sich in der ersten Geschichte nur um die Kolorierung gekümmert, übernimmt er in der zweiten Hälfte des vorliegenden Bandes jeden Arbeitsbereich in Personalunion. Dabei herausgekommen ist eine wunderbare Erzählung, die den Leser in die Mythen von Fathom entführt und sehr gelungen verschiedene grafische Stile miteinander mischt.
Auf sehr ruhige Art erzählt Peter Steigerwald sein Märchen auf jeweils einer kompletten Seite, während die benachbarte Seite ganzseitig illustriert ist. So entsteht ein richtiges Märchenbuch, das wegen seiner Hauptfiguren und fremdartigen Wesen fesselt, unterhält – aber auch berührt, ganz so, wie es sich für ein gut erzähltes Märchen gehört.
Eine gelungene neue Mischung zweier Erzählungen aus dem Fathom-Universum mit Ansichten, die Stammlesern einen neuen Blickwinkel bescheren und Neulingen einen guten Einstieg geben.
Mittwoch, 17. Januar 2007
Cannons Geist weilt in der Vergangenheit. Seine Erinnerungen rufen einen der folgenschwersten Kämpfe seines Lebens wach. Er konnte diese Vergangenheit nie begraben – ganz besonders jetzt nicht, denn der Kampf mit Taras bildete den Startschuss für eine Abfolge von Ereignissen, die Cannon in diese Situation gebracht haben, die es nun zu bewältigen gilt.
Gemeinsam mit ein paar Freunden hat er sich auf eine Mission aufgemacht, um die gestohlene Graue Materie wiederzubeschaffen. Leider trauen ihm seine Freunde nicht so recht, denn sie sind über seine gespaltene Persönlichkeit im Bilde. Aber auch Cannon ist nicht mit sich im Reinen, denn er kann sich selbst nicht trauen, von dem Augenblick an da er erfuhr, dass er den Geist seines alten Feindes Taras in sich trägt. Er hat keine Kontrolle über seine zweite Persönlichkeit, die ihn schon in gefährliche Momente hineinmanövrierte.
Der Anflug auf das Versteck von Taras’ Bruder Biranha gestaltet sich als schwierig, den der leichte Jagdtransporter wird bereits von zwei Jagdmaschinen erwartet. Der Feind hält sich nicht mit Aufforderungen zur Umkehr auf, sondern greift direkt hart an. Aber Cannon ist kein Anfänger und weiß sich zu wehren.
Die eigentliche Konfrontation erwartet die vier Krieger allerdings erst. In der ehemaligen nun zerstörten Heimstatt von Vana, Taras’ und Biranhas Mutter, stoßen sie auf die Feinde, die sie gesucht haben.
Es kommt zum Kampf Mann gegen Mann.
Cannon Hawke beschleunigt mit der vierten Ausgabe weiter sein Tempo. Es schadet nicht ein wenig Vorwissen aus der gleichfalls aktuellen Ausgabe der neuen Fathom-Serie (Nr. 9) zu haben, da Cannons Beweggründe noch ein wenig deutlicher werden und die derzeitige Situation noch klarer wird. Aber Autor J.T. Krul wäre kein versierter Erzähler, würde er den Lesern, die nicht über diese Informationen verfügen, nicht einen gleichermaßen guten Einstieg verschaffen.
Die Handlung spielt mit Action und einigen dramatischen Szenen, die einen wichtigen Effekt auf Cannons Leben haben. Krul wartet mit allem auf, was Cannons Charakter zu bieten hat. Cannon ist der eiskalte Taktiker, den eine brenzlige Situation nicht aus der Ruhe bringt. Er ist der Freund und Mitstreiter, aber er ist auch die innerlich zerrissene Persönlichkeit, die seine eigenen Freunde in Gefahr bringt. Die Wendung, die Taras in die Geschichte bringt, lässt auf viel weitere Spannung in der Fortsetzung hoffen.
Den Grafikern ist ein großes Lob in dieser Ausgabe auszusprechen. Endlich können sie die normalen Zivilisationsumgebungen hinter sich lassen und sich ganz auf Cannons Welt konzentrieren. Deshalb kann der Stamm-Zeichner der Serie, Marcus To, gleich mit den exotischen Fluggeräten beginnen und ebenfalls die äußerst phantasievollen Flugmonturen zu Papier bringen. Die Oberflächen sind immer besonders ausgearbeitet, weshalb der Koloristin Beth Sotelo in dieser Ausgabe eine besondere Aufgabe zukommt. Die Oberflächen sind stets schillernd, wie ein Blick in fein perlendes Wasser. Diese Effekte lassen die Bilder sehr viel plastischer erscheinen als beispielsweise Szenarien, die in einer gewöhnlichen Stadt spielen.
Bald geht es für das kleine Kommando unter die Erdoberfläche. In einer Umgebung aus Gestein und Eis treffen die Feinde aufeinander. Die Guten erscheinen in Tönen aus Blau und Weiß, während die Feinde in Lila und Weiß auftreten. Vor ozeanblauen Hintergründen beginnen die Kämpfe.
Der Effekt der Oberflächenstrukturen wird von Sotelo auf die Hauttöne fortgesetzt, so dass im wahrsten Sinne des Wortes richtig schicke Grafiken entstanden sind.
Bezeichnend sind auch die Tuschestriche von Don Ho, der gewohnt exakt zu Werke geht, was der Kolorierung erst die richtige Wirkung ermöglicht, da sie ebenso sorgsam vorgenommen wurde.
Deutlich düsterer als die vorhergehenden Episoden nimmt die Reihe um Cannon Hawke mit einer geballten Ladung Action deutlich mehr Tempo auf. 🙂
Montag, 18. Dezember 2006
Akiko erinnert sich, wie sie Cannon Hawke, ihren Arbeitgeber kennen gelernt hat. An der dramatischen Lebensweise ihres Chefs hat sich bis heute nichts geändert.
Akiko ist von ihrem Chef fasziniert. Sie schätzt ihn als Mensch – als Mensch? Wenigstens rein äußerlich ist Cannon ein Mensch. In Wahrheit entstammt er einem anderen Volk, das ähnlich gespalten ist wie die Menschheit. Wie immer geht es um Macht, um das Überleben. Die unterseeisch lebenden Völker haben eine technologische Stufe erreicht, von der die Menschen träumen. Besonders die Energie, derer sich dieses Volk bedient, hat es den Menschen angetan.
Japan, als einer der größten Energie-Importeure, ist besonders daran interessiert, hinter das Geheimnis dieser Energie zu kommen und es auszubeuten. Natürlich sind die Wissenschaftler von der Rechtschaffenheit ihrer Aufgabe überzeugt, schließlich geht es um den Wohlstand Japans.
Cannon Hawke stößt bei den Verantwortlichen des Projekts auf taube Ohren. Worte lösen das Problem nicht. Andere geben nicht so schnell auf. Wo Worte versagen, lassen sie Taten folgen.
Leider ist Cannon der Hauptverdächtige in dieser Angelegenheit. Er wird zum Handeln gezwungen und setzt dabei seine Fähigkeiten ein, die ihn umso verdächtiger machen.
Und als hätte Cannon nicht schon genug Schwierigkeiten, ist da auch noch sein unfreiwilliges Alter Ego, das sich zeitweise seines Körpers bemächtigt und noch größeren Schaden anrichtet.
Die dritte Episode von Cannon Hawke treibt den edelmütigen Protagonisten noch mehr in die Enge als bisher. Selbst seine Freunde scheinen ihm in dieser Situation nicht mehr helfen zu können.
Im zweiten Akt werden dem Helden stets so viele Knüppel wie möglich zwischen die Beine geworfen, das Motto lautet: Hindernislauf.
So geschieht es auch hier. Autor J.T. Krul gestattet seiner Hauptfigur kein Atemholen mehr. Die Möglichkeit mit zwei verschiedenen Charakteren in Cannon zu spielen, nutzt Krul weidlich aus. Nur als Cannon ist die Hauptfigur zwar daran interessiert sich nicht unterkriegen zu lassen, aber folgt auch seinen selbst gesetzten Grenzen. Da Cannon Skrupel kennt, wird ihm das stets als Schwäche ausgelegt.
Umso entsetzter reagieren seine Gegenüber, wenn Cannons ungeliebter Gast die Oberhand gewinnt. Dieses andere Ich kennt keine Skrupel. Es tötet, wenn es seinen Zwecken dienlich ist. Auch aus diesem Grund wird Cannon mehr und mehr innerlich zerrissen, da er für fremde Zwecke missbraucht wird.
Krul lässt sich den Humor auch nicht nehmen. Ich weiß nicht, welchen Stellenwert eine ganz bestimmte Automarke in Asien hat, aber sie scheint nicht den schnellsten Ruf zu haben. (Einen ähnlichen Effekt gab es, als James Bond eine Ente als Fluchtwagen benutzte.)
Ich würde Zeichner Marcus To auch gerne einmal als Künstler für einen Zeichentrickfilm sehen. Die Figuren sind Trickfilm-tauglich, die Aufnahmen zeugen von einem tollen Sinn für Perspektive und Bildaufbau. Natürlich trägt Tos Zeichenstil für die Anime-Atmosphäre bei. Besonders gut wird dies in den Actionszenen unter Beweis gestellt. Man beachte den Überfall auf das Kraftwerk und die Verfolgungsjagd durch die Straßen.
Faszinierend ist zweifellos Cannons Fähigkeit, sich anzuschleichen. Der Wassereffekt erinnert ein wenig an Abyss und bringt einen gruseligen Aspekt in die Geschichte ein. Diese übermenschliche Stärke reizt selbstverständlich auch die Phantasie des Lesers an und man darf gespannt sein, ob diese Fähigkeit noch eine weitere Rolle spielen wird.
Inker Don Ho arbeitet exakt, wie mit dem Lineal zu gezogen und überlässt nichts dem Zufall. Die Farbgebung von Rob Ro folgt diesem konstruierten Stil. Durch diesen Aufbau der Grafiken gewinnen die Figuren und Gegenstände eine sehr schöne plastische Körperlichkeit.
Mit dieser Episode geht die Geschichte endgültig in den Sprint über. Rasant, spannend, mit einem innerlich zerrissenen Helden. Top-SciFi-Vergnügen. 😀
Mittwoch, 15. November 2006
Stark verdichtetes Wasser – Grundlage für schier grenzenlose Energie. Wie immer kann eine neue Energiequelle zum Guten oder auch zum Schlechten angewendet werden. Shalla ist ein Geschäftsmagnat, dem der Verwendungszweck relativ gleichgültig ist, wichtig ist einzig, dass es seinen Zwecken dient.
Der Geschäftsmann, der bereits häufig wegen unlauterer Praktiken aufgefallen ist, aber seinen Kopf immer aus der Schlinge heraushalten konnte, hat in Japan seine Heimat entdeckt. Dank seiner Entdeckung, oder besser Mitbringsels, ist man von behördlicher Seite her gerne bereit, über solch nichtige Kleinigkeiten wie windiges Geschäftsgebaren hinwegzusehen. Such’ dir die richtigen Freunde. – Shalla hat sie gefunden und nutzt seine neue Machtposition natürlich weidlich aus.
Stark verdichtetes Wasser – das bedeutet die Benutzung einer fremden Technologie. Das Volk, dem diese Technologie gehört, sah sich bereits menschlicher Angriffe ausgesetzt, hat jedoch auch seinerseits mehrere Male zugeschlagen und Chaos unter den Menschen verbreitet. Dieses Volk ist nicht mehr bereit, die Menschen gewähren zu lassen. Hitzige Diskussionen klären sehr schnell die Fronten und die Wünsche derer, die einen Schlag gegen die Menschen führen wollen.
Während all diese Ereignisse ein immer dichter werdendes Netz um Cannon Hawke herum weben, sieht sich dieser mit seinem eigenen Unterbewusstsein konfrontiert. Die fremde Intelligenz, die ihm vor geraumer Zeit implantiert wurde, gewinnt von Tag zu Tag mehr die Oberhand. Halluzinationen quälen den Mann, der ansonsten stets Herr der Lage zu sein scheint und selbst in den verzwicktesten Situationen nicht aufgibt.
Mit dem zweiten Band von Cannon Hawke nimmt die Geschichte deutlich Fahrt auf. Die Charaktere sind eingeführt, Cannons Ringen mit sich selbst kann selbst von Neueinsteigern in das Fathom-Universum nachvollzogen werden. Im Stile moderner Action-Filme entspinnt sich eine phantastische Geschichte (an der sich Hollywood durchaus eine Scheibe abschneiden darf).
Autor J.T. Krul setzt die gespaltene Persönlichkeit recht gut als erzählendes Element in der Handlung ein. Eine zweite Persönlichkeit, die Hawke sozusagen den Platz im eigenen Körper streitig machen will, lässt viele Möglichkeiten offen. So natürlich auch die Möglichkeit ausgerechnet dann zum Ausbruch zu kommen, wenn Hawke es am allerwenigsten gebrauchen kann. Ansätze dazu gab es bereits, und ich muss zugeben, dass man als Leser durch diesen Aspekt nicht vorhersagen kann, welche Wendung die Geschichte nehmen könnte. Besser geht es nicht!
Cannons Gegner rückt mehr und mehr aus der geheimnisvollen Ecke ins Licht der Handlung. Die Darstellung des Bösewichts gefällt mir ausnehmend gut, da er von J.T. Krul sehr ausgefeilt angelegt wurde und eindeutig Tiefe besitzt – die manchmal bei Fieslingen und Gegnern etwas vernachlässigt wird.
Zeichner Marcus To verwirrt mich etwas. Langsam darf sich der Leser fragen, wen er besser findet: den Meister Michael Turner selbst oder Marcus To. Sicherlich ist Michael Turner viel detailverliebter, aber Marcus To ist ähnlich exakt und lässt dem Betrachter mehr Raum. Bei Michael Turner kann es schon einmal passieren, dass Details und Action in ihrer Wirkung einander aufheben. Marcus To findet ein gesundes Mittelmaß.
Seine Zeichnungen lassen eine schöne filmische Atmosphäre entstehen. Dies zeigt sich besonders in der abschließenden Actionszene, in der Cannon erneut seine Fähigkeiten unter Beweis stellen kann.
Die Farben, besonders deutlich bei Licht- und Wassereffekten, werden von Rob Ro und Beth Sotelo fein eingesetzt. Dank der beiden wird der zweite Band von Cannon Hawke zu einem optischen Leckerbissen.
SciFi-Fans kann man den nachträglichen Einstieg in dieses SpinOff von Fathom mehr als nur empfehlen. Und wer mehr auf Action im Stile von Bond Wert legt, sollte erst recht einen Blick riskieren. 😀
Montag, 09. Oktober 2006
Cannon Hawke ist eingesperrt. Ein Zustand, der weder ihm, noch dem anderen Ich in Cannons Körper gefällt.
Cannon bricht aus. Seine Vorgehensweise ist äußerst brutal, ein Verhalten, das nicht seinem Charakter entspricht. Das andere Ich heißt Taras. Einst ein Feind, der von Cannon besiegt wurde, sollte er wiedererweckt werden, aber die Wiederbelebung scheiterte. Taras’ Bewusstsein nistete sich in Cannons Gehirn ein. Von dem anderen Ich weiß Cannon jedoch nichts.
Wenig später erhält Akiko Nigata eine Nachricht von einem Hotel in Prag. Cannon Hawke, häufiger Gast des Hotels, hat sich völlig unerwartet im Hotel einquartiert. Allerdings lässt sein Verhalten völlig zu wünschen übrig. Gäste beschweren sich über die Lautstärke und vermutliche Randaliererei. Akiko bietet sich ein schlimmes Bild bei ihrer Ankunft. Cannon scheint vollkommen aufgelöst. Zusammengekauert und ängstlich hat er nichts mehr mit dem starken jungen Mann gemein, den alle kennen.
Es wird Zeit für Cannon, wieder zu sich selbst zu finden und das verlorene Selbstvertrauen wieder aufzubauen. Wer glaubt, nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können, kann zu einer Gefahr für sich und andere werden.
Doch vorerst meint Cannon wieder alles unter Kontrolle zu haben. Seine Recherchen führen ihn zu einem internationalen Geschäftsmann und Waffenhändler. Cannon weiß nur eine Lösung: Dem Mann einen Besuch abstatten und auf den Busch klopfen.
Cannon Hawke lernt der Neuleser hier sogleich als Jetsetter kennen: Prag/Tschechien, Interlaken/Schweiz oder Tokio/Japan, Cannon ist auf der Weltbühne zu Hause, eine Art Cosmopolit der aus dem Ozean kam.
Ähnliche Konzepte müssen sich Vergleiche gefallen lassen, so auch Cannon Hawke, einem Fathom-Spin-off der erfolgreichen Serie von Comic-Ikone Michael Turner. Es könnte durchaus sein, dass Fathom und somit auch Cannon diverse Inspirationen erfahren haben. Die Fähigkeit, Wasser nach eigenen Vorstellungen zu formen und zu benutzen, begegnete dem Genre-Fan bereits in Abyss von James Cameron. Noch viel früher werden sich vielleicht noch einige an Bobby Ewings – Entschuldigung, natürlich Patrick Duffys Ausflug in die Tiefen der Meere erinnern, als er Der Mann aus Atlantis war. Die Fernsehserie entstand in der zweiten Hälfte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Jüngst schickte das Fernsehen die Zuschauer mit Surface in die Tiefe.
Sicherlich ist Cannon kein Mark Harris, da seine Fähigkeiten deutlich weiter reichen als die des Mannes aus Atlantis. Doch beiden haftet eine besondere Faszination an. Ein Mann, kein Außerirdischer, agiert in unserer Welt und trotzdem besitzt er Fähigkeiten über das menschliche Maß hinaus. Er kann sich in dem von uns so geliebten und gefürchteten Element Wasser so leicht bewegen wie jeder x-beliebige von uns an Land – im Vergleich sogar besser.
Cannon beherrscht außerdem noch das Wasser, kann das Wasser kontrollieren, in ihm aufgehen, mit ihm verschmelzen. Zusammen mit seinen weltmännischen Fähigkeiten ist er ein wenig wie ein Mark Harris, der mit James Bond gekreuzt wurde.
Letztlich zeigt dieser kleine Vergleich, dass das Interesse an Meeresszenarien gepaart mit Action ungebrochen ist. In Fathom, ebenso wie in Cannon Hawke, spinnen der Erfinder Michael Turner und Autor J.T. Krul den Faden weiter. Lotete man früher das technisch Machbare aus und verwendete es für Geschichten, wird hier das Vorhandene getoppt, wird das Außergewöhnliche zum Normalen. Aber das Phantastische wird von Krul wieder gebremst, indem Cannon auch die Kontrolle verliert – ohne Schwäche könnte man als Leser nicht mitfiebern.
Die Leser konnten Zeichner Marcus To bereits mit Sonderheft 5 der Fathom-Serie kennen lernen. Mit der Kurzgeschichte um Cannons Initiation gestaltete To eine Episode aus Cannons Jugendtagen aufs trefflichste.
War in der 0-Ausgabe von Cannon Hawke noch Zeichner Koi Turnbull federführend und somit im direkten Vergleich zu To, kann ich für mich nur feststellen, dass mir Tos Bilder besser gefallen als jene von Turnbull. Tos Bilder sind etwas glatter, erinnern mehr an Zeichentrickszenen, die Figuren wirken auf den ersten Blick eine Spur sympathischer. – Ein sehr objektiver Eindruck natürlich.
Nach einem rätselhaften Auftakt nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf. Man darf wirklich gespannt sein, wie Cannon mit dem Feind in seinem eigenen Körper fertig werden wird. 😀