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Comic Blog


Mittwoch, 28. März 2007

Hellblazer – Hölle auf Erden

Filed under: Mystery — Michael um 22:31

John Constantine Hellblazer - Hölle auf ErdenJohn Constantine ist ein Detektiv der anderen Art. Wer Probleme mit der jenseitigen Welt oder gar der Hölle hat, ruft den abgehalfterten jungen Mann, der nicht ohne Zigaretten auskommt.
Du borgst in der einen Hölle, um die andere zu bezahlen, John Constantine. Der Totengott, der John bereits als Kind erschienen ist, erkennt sehr früh, wie es um John bestellt ist. Zu diesem Zeitpunkt weiß John selbst nicht einmal, was später aus ihm werden wird. Als Kind ist seine Fähigkeit, mit anderen Welten, vornehmlich Höllen und mythischen Sphären, Kontakt aufzunehmen, eher hinderlich. Man könnte auch sagen, dass es die reinste Qual ist.

Sehr viel später wird John mit dieser Fähigkeit und der Respektlosigkeit, mit der er jedem dunklen Wesen begegnet, zu einem Rettungsanker, der letzten Hoffnung, die es in paranormalen Fällen noch gibt.
Ein solcher Fall ist das Koma der kleinen Trish. John nimmt den Ball auf und will seinem Freund Chas, dem Vater der Kleinen, helfen. Die ersten Ergebnisse sind nicht ermutigend. Die Spur führt von London in die Stadt der Engel, nach Los Angeles. Der Dämon, der sich ihnen dort offenbart, wirkt auf John wie ein Haufen Exkremente mit einem gedrungenen Kopf und klebrigen Armen und Beinen. Die Lösung ist einfach. Wenn John dem Dämon einen Gefallen tut und die unirdische Konkurrenz des Dämons aus dem Weg schafft, lässt er den Geist der kleinen Trish wieder frei.

John macht sich an die Arbeit. Aber er weiß um die mangelnde Vertrauenswürdigkeit von Dämonen. Deshalb spielt er sein eigenes Spiel.
Am Ende gerät scheinbar alles außer Kontrolle. John ist derjenige, der die Hölle auf Erden gebracht hat.

John Constantine wurde einer breiteren Zuschauerschar durch die thematische Verfilmung mit Keanu Reeves in der Hauptrolle ein Begriff. Der paranormale Ermittler, der auf ähnlichen Spuren wandelt wie der von Clive Barker erfundene Ermittler Harry D’Amour, füllt eine Lücke in den Horrorgeschichten, in denen ansonsten die Hauptfiguren den Monstern eher ausgeliefert sind.
Constantine ist einer jener Detektive, deren Grundlage sich in den Geschichten von Erzählergrößen wie Dashiel Hammett oder Raymond Chandler findet. Ein einsamer Ermittler, heruntergekommen, mit einem eigenen Ehrbegriff ausgestattet oder einer eigenen Form von Moral. Ein solcher Mann glaubt alles gesehen zu haben – was im Falle von Constantine sogar stimmt. Nichts kann ihn mehr schrecken. Ein solcher Mensch raucht und trinkt zuviel, weil es sowieso keinen Unterschied macht. Im Gegensatz zum normalen Detektiv steigt Constantine noch einige Stufen tiefer in in den Untergrund, dorthin, wo finstere Mächte regieren und den Menschen das Leben schwer machen.

Constantine behandelt diese Dämonen nicht wie Monster, sondern wie Verbrecher. Natürlich wendet er die dazu nötigen Gesetzmäßigkeiten an, aber letztlich bleibt er dabei immer cool. (Auch eine Eigenschaft, die ein solcher Detektiv besitzen muss. Ein lockerer Spruch auf den Lippen muss noch in der verfahrensten Situation kommen.) Seine Vorgehensweise ist beeindruckend erzählt von Mike Carey. Man könnte Constantine auch als abgebrüht bezeichnen. Wie er sich in den verschiedenen Situationen bewährt, ist nicht nur toll geschrieben – es springt auch der Spannungsfunke direkt über.
Constantines erste Begegnung mit dem Totengott ist ungeheuer gelungen – und gruselig.

Leonardo Manco zeichnet sehr detailliert ein Wesen, dessen Knochen der menschlichen Anatomie so ähnlich und doch entsteht durch das folkloristische Äußere ein fremdartiges Wesen, das kaum besser entworfen sein könnte. Diese Gestaltung der Dämonen, bei denen Manco sich sehr viele Freiheiten nimmt und seinen Phantasien freien Lauf lässt, steht im vollkommenen Gegensatz zu der Präzision, die er mit der Zeichnung von Menschen, Fahrzeugen, Raum- und Stadtansichten zeigt. Auf diese Art wird all das Fremdartige exakt mit dem Bekannten verwoben zu einem hervorragenden Gruselerlebnis.

Constantines Hauptgegner ist wie ein Moloch angelegt. Rein äußerlich erinnert er an den Golgataner, wie er in dem Film Dogma zu sehen war. Ein sehr unappetitlicher Anblick, der jedoch mit einigen Überraschungen aufwarten kann, die selbst den sonst so nüchtern agierenden Constantine ein wenig aus der Bahn werfen.
Solche Szenen machen die vorliegende Geschichte mit ihren düsteren Bildern zu einem Fest für alle, die nicht nur Horror- und Gruselcomics mögen, sondern vielleicht auch von der Roman- oder Film-Seite her auf den Comic-Geschmack gebracht werden wollen.
Top! So kann Horror-Action-Grusel sein. Intelligent erzählt, spannend verpackt, perfekt gezeichnet. Mehr davon!

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