Zum Inhalt springen


Comic Blog


Dienstag, 06. Februar 2007

Die Drachenjäger – Der Bucaramanga

Filed under: Abenteuer,Cartoon — Michael um 21:17

Die Drachenjäger - Der BucaramangaWas macht man mit Drachen? – Man jagt sie. Und man kann sogar davon leben. Meistens jedenfalls. Wenn man die Jagd überlebt!
Der kleine Hector spielt wieder einmal den Drachenköder, kopfüber an einem Baum hängend, etwas durcheinander und ängstlich. Derweil warten die glorreichen Drachenjäger in ihrem Versteck. Der eine strickt, der andere regt sich über ihre derzeitige finanzielle Situation auf.
Gwizdo ist ein sehr unleidlicher, kleiner Kauz. Seine Klappe ist größer als seine Kraft – und auch mit seinem Mut ist es manchmal nicht weit her. Wozu auch? Wenn es hart auf hart kommt, ist sein Partner Lian Chu der Mann für’s Grobe. Gleich zu Beginn zeigt Lian Chu wieder einmal, was er kann. Eigentlich sollte sich Gwizdo darüber freuen, denn der Drache wird besiegt, allerdings bleibt von einem Drachen, dem im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht, nicht mehr viel Bedrohliches übrig – jedenfalls nichts, was ein Auftraggeber bezahlen würde.

Drachen mit dem Gefährlichkeitsgrad eines Schosshündchens bringen kein Geld, können aber zu einer gefährlichen Situation führen, bei der selbst die abgebrühtesten Drachenjäger besser die Flucht ergreifen.
Kurzum, die Lage für die Drachenjäger ist nicht nur schlecht, sie ist geradezu furchtbar übel. Da trifft es sich, dass die drei furchtlosen Recken auf einen noch furchtloseren Ritter stoßen, der gerade auf dem Weg zu seinem nächsten Auftrag ist. Und wenn Gwizdo etwas von einer hohen Belohnung hört, ist er nur allzu schnell bereit, den prinzlichen Ritter von seiner Mission abzubringen. Stehe niemals zwischen Gwizdo und einer hohen Belohnung!

Der Auftrag ist jedoch gefährlicher als alle bisherigen Drachenjagden zusammen. Gwizdo und Lian Chu sollen den berühmt, berüchtigten Bucaramanga zur Strecke bringen, den schlimmsten und schrecklichsten Drachen schlechthin. Aber selbst ein furchtbarer Drache muss erst einmal gefunden werden, was nicht einfach ist. Gwizdo geht dafür an die Grenzen seines Selbstwertgefühls und seiner Geduld. Als es dann soweit ist, glauben alle Beteiligten, dass es besser gewesen wäre, den Auftrag abzulehnen, denn der Bucaramanga ist wirklich das Furchtbarste, was ihnen jemals begegnet ist.

Die Drachenjäger ist die Comic-Umsetzung der überaus erfolgreichen Zeichentrickserie gleichen Namens. Obwohl Zuschauer und Leser es mit einem Fantasy.Szenario zu tun haben, ist hier nichts so recht so, wie man es eigentlich gewohnt ist. Die Welt ist zerrissen. Die Erde teilt sich auf in kleine bis mittelgroße schwebende Inseln aus Erde und Steinen, die im besten Fall durch Hängebrücken verbunden sind. Gefahr lauert allerorten. Wer einen Auftrag nicht ausführt, riskiert auch schon einmal selber zum Futter zu werden.

Verrückt, ja, aber genial verrückt! Unter der Federführung von Autor Laurent Turner wurde die Atmosphäre der Serie perfekt eingefangen. Gwizdo, der leicht hysterische und cholerische Gnom, würde seinem Partner eigentlich das Leben zur Hölle machen, hätte Lian Chu, stark wie ein Baum, nicht eine Eselsgeduld. Der Leidtragende ist am Ende der noch kleinere Hector, weil er stets um sein Leben bangen muss, da nicht sicher ist, ob in seiner Rolle als Köder die anderen auch rechtzeitig zur Stelle sein werden. Die humorigen Situationen, die alleine daraus entstehen, sind Brüller. Turner führt den Slapstick der Serie auf beste Weise fort.

Kleine Nebenschauplätze oder auch Charaktere komplettieren die Witzpalette des ersten Drachenjäger-Bandes. Prinzen, die mit einem breiten Grinsen durch die Lande ziehen und sich gebärden wie Schlagersänger auf Abwegen, stets geneigt in gefahrvollen Momenten ein- und durchzugreifen. Ebenso merkwürdig und für mehr als einen Lacher gut ist der Meuchelmörder, dessen beste Freundin eine Fliege ist.

Zeichner Mathieu Venant setzt den erzählten Humor perfekt um. Gwizdo, klein und hager, großäugig und großmäulig, Gift und Galle spuckend, mal kleinlaut, mal schnell auf der Flucht, mal vollkommen ins Lächerliche gezogen – Gwizdo ist eine Art Louis de Funès des Comics, immer kurz vor dem Herzinfarkt vor lauter Aufregung.
Ist Gwizdo aus der französischen Komik entlehnt, ist Lian Chu wohl eher der Italiener. Nicht ganz ein Bud Spencer, so doch wenigstens so gutmütig, immer bereit zu einer Schlägerei und nie um Mut verlegen. Der Drachenjäger mit den fassdicken Oberarmen ist bei weitem nicht die einzige Figur, die optisch Comedy in Reinkultur ist. Bis in die letzte Nebenfigur sind die Wilden und Zivilisierten dieser abgedrehten Welt absolut gelungen.
Lorien drückt mit seiner feinen Farbgebung dem Album seinen Stempel auf. Da bleibt es nicht aus, dass Trickfilmatmosphäre zu 100% auf die Comicseiten transportiert wird.

Humor, Slapstick, Brüller, Lacher auf Fantasy-Niveau. So präsentierte sich das gute, alte Schwert- und Magie-Genre lange nicht. Wer lachen will: Zugreifen! 😀

Die Drachenjäger – Der Bucaramanga: Bei Amazon bestellen