Samstag, 25. August 2007
Es sind die Geschichten über Conan, die für den Fürsten spannender sind als das eigene Leben. Aber auch Conan war nicht immer der strahlende König späterer Zeiten. Lange vorher war er einer der talentiertesten Diebe, die es jemals gegeben hat. Kein anderer hätte sich ein Königreich stehlen können.
Doch zuvor warteten viele Abenteuer auf ihn. Eines dieser Abenteuer führt ihn in Die Halle der Toten. Während eines ganz normalen Diebstahls begegnet Conan einem Gundermann, der das gleiche Ziel hatte. Es mag Ehre unter Dieben geben. An diesem Abend hält Conan nicht viel davon.
Ein Hieb und der Gundermann Nestor legt sich schlafen. Conan macht sich davon und lässt den Sündenbock für die hereinbrechenden Wachen zurück. Aber er hat nicht mit dem nachhaltigen Zorn und den Rachegedanken des Gundermanns gerechnet. Dieser ist nur zu gern bereit, bei der nächsten Gelegenheit mit dem Barbaren aus Cimmerien abzurechnen. Manchmal hat die Vorsehung andere Pläne. Der Gundermann wird zum letzten Überlebenden eines Trupps, der den Barbaren einfangen sollte. Aber sie treffen sich bald wieder.
Meide die Stadt des gefallenen Gottes, wo die Toten träumen. Meide die Schlange. Und vor allem meide die Kröte.
Die Vorhersagen sind finster. Dennoch betreten die beiden diesen dunklen Ort, an dem nichts zu leben scheint außer einigen kleinen Kröten. Conan verfährt mit ihnen, wie er mit Ungeziefer verfährt und zieht sich damit den ungeteilten Zorn eines alten Gottes auf sich. Bald stehen Conan und der Gundermann Seite an Seite. Wie so oft in Conans Leben ist das Ende hier nur der Anfang von weiteren Geschehnissen, die seinen Mut zu noch größeren Taten anfachen.
Conan – Die Halle der Toten enthält einen großartigen Abschnitt aus dem Leben Conans. Fans des Barbaren, die sich besonders freuen, wenn Conan in gruselige und magisch beeinflusste Situationen gerät, werden an der Halle der Toten ihren Spaß haben. Wer sich die Bilder genau betrachtet, kann auch glauben, dass Zeichner Cary Nord bei diesem Szenario mit noch mehr Eifer bei der Sache war als sonst. Gleich drei Autoren haben die Vorlagen zu diesem prächtigen Fantasy-Band geschrieben. Kurt Busiek, ein Rächer-Veteran, Mike Mignola, namhaft in der Szene durch Hellboy, und Timothy Truman.
Besonderes Augenmerk verdient die längste, namensgebende Geschichte: Halle der Toten. Es beginnt harmlos – jedenfalls für Conans Begriffe. Frauen und Raub sind sein Leben. Er hat eine junge Dame erwischt, die seine regelmäßige Begleiterin ist, und mit Vorliebe Dankbarkeit für schönen Schmuck zeigt, wenn Conan ihn nicht gerade für den Lebensunterhalt verkauft. Der Raub, den Conan begeht, scheint zunächst keinerlei Folgen zu haben. Die Geschichte nimmt langsam ihren Lauf. In der Stadt, vor der so eindringlich gewarnt wird, ist zu Beginn alles furchtbar harmlos, beinahe zum Lachen.
Es ist in gewisser Weise ein genialer Schachzug des Autors. Selbst das Erscheinen des mysteriösen Gottes wäre eigentlich für einen Lacher gut, wäre da nicht das kompromisslose Vorgehen und der stille, unbarmherzige Kampf, der zwischen der Monströsität und Conan entsteht.
Als Conan schließlich nach Barbarenart durchdreht und dem finsteren Gott den Garaus macht, zeigt Nord diese Szene gnädigerweise nur aus weiter Ferne. Einzig das Gesicht des Gundermanns verrät dem Leser, welcher Irrsinn den Cimmerier in seinem Kampfeswahn ergreifen kann.
Ist dieser Abschnitt der Geschichte für die Action gut, folgt darauf gleich ein gelungener Grusel, wie ihn Robert E. Howard in diversen Geschichten für Conan pflegte. Lebende Tote sind es, die den beiden Dieben im Verlauf das Leben schwer machen. Die Szene ist in blaugrünen Farbtönen der Angreifer und der Umgebung gehalten und sorgt mit dem grellen Rot und Gelb der Flammen für einen genialen Kontrast, der in der Realität so nicht möglich wäre, im Comic jedoch für eine geniale Stimmung sorgt.
In diesem Zusammenhang kann die Farbgebung von Dave Stewart gar nicht hoch genug gelobt werden. Was er aus den Skizzen von Cary Nord herausholt, zeigt sich besonders in diesem Kern der Episode Die Halle der Toten. Der dunkle Gott wie auch die lebenden Toten, in Conans Vision ebenso wie im Verlies, sind feinster Grusel – der leider aufgrund der Geschichte viel zu schnell vorüber ist.
Wie sehr Nord und Stewart mit Monstern punkten können, zeigt sich auch im Auftakt zu Hunde der Berge. Diese Szene erinnert an eine alte Folge, als Conan sein Schwert fand und sich der Wölfe erwehren musste. Diese vorliegende Szene ist nicht weniger spannend und wird durch das Auftreten des alten einäugigen Leithundes außerdem ein wenig unheimlich.
Mit Die Halle der Toten verabschiedet sich das Ausnahmetalent Cary Nord von dem Barbaren. Der Abschluss seiner Arbeit an dieser Reihe krönt ein tolles Werk, das – das mag der wichtigste Aspekt sein – den Kurzgeschichten von Howard und seiner Nachfolger mehr als nur gerecht wird. Conan ist immer noch der Beste! 😀
Conan 4 – Die Halle der Toten: Bei Amazon bestellen
Dienstag, 05. Juni 2007
Steeljack ist wieder aus dem Knast. Es ist da draußen schwer für einen Ex-Knacki. Noch schwieriger ist es für einen Ex-Verbrecher, der sich mit Superhelden angelegt hat.
Steeljack erinnert sich an die Zeit, als er ein kleiner Junge war und die Engel fliegen sah. Was hätte er nicht alles dafür gegeben, so wie sie zu sein? Ein Superheld? Er wollte auch ein Held sein und war bereit alles dafür zu tun – und alles dafür zu bezahlen. Doch irgendwie kam alles ganz anders. Schneller, als ihm in der Gegenwart lieb ist, geriet er auf die schiefe Bahn. Irgendwann lernte er wirklich die Engel kennen. Zu diesem Zeitpunkt stand er längst auf der falschen Seite.
Wieder draußen, nach so vielen Jahren, in dem das Leben an ihm vorbeizog, ist es nicht leichter geworden. Für jemanden, dessen Haut aus Metall besteht, sind selbst Aushilfsjobs schwer zu finden. Als Tellerwäscher kann er auch nicht lange bestehen, denn seifiges Wasser und Metall lassen die Teller aus seinen Händen rutschen. Steeljack zieht sich frustriert immer weiter in sich zurück.
Da wird ihm ein Auftrag angetragen, mit er niemals gerechnet hätte. Irgendjemand lässt Menschen aus seinem Viertel verschwinden. Kleine Gauner, die sich mittels Technik und bescheidener Fähigkeiten, zu Super-Verbrechern aufgespielt hatten. Niemand von außerhalb interessiert sich für das Verschwinden dieser Menschen. Jeder glaubt, dass die Polizei sich um diese Fälle nicht kümmern wird – im Gegenteil, die vorherrschende Meinung lautet, man werde ehemaligen Verbrechern nicht helfen. Ein verschwundener Gauner ist eine Akte, die endgültig geschlossen werden kann.
Hier kommt Steeljack ins Spiel. Er ist nicht der Beste, den sie finden können. Er ist auch kein intelligenter Detektiv, aber – und das ist sein besonderer Vorteil – er kann sehr viel einstecken. Zuerst weiß er nicht, wo er überhaupt anfangen soll. Er fragt herum und klappert die Verwandten der Verschwundenen ab. Wie es sich bald zeigt, taugt selbst das schlimme Schicksal der Gauner nicht zur Abschreckung. Ein junges Mädchen will sich auf den gleichen Pfad wie ihr Vater begeben. Steeljacks versucht sie zu überzeugen, dass sie einen Fehler macht. Ihre Reaktion erinnert ihn zwangsläufig an sich selbst, als er in ihrem Alter war.
Seine Arbeit bringt nichts. Im Gegenteil, denn die Menschen sterben weiter. Und es begegnen ihm hoffnungslose Menschen wie El Hombre, der Held, der sich seine Bedrohungen selber schuf und kläglich damit scheiterte. Eigentlich sollte Steeljack dadurch endgültig abgeschreckt werden, aber ab einem bestimmten Moment erwacht sein Ehrgeiz. Schwach ist er zu Beginn und wird endlich von dem tiefen Wunsch zu helfen abgelöst. Die Spur wird heißer. Leider will niemand auf Steeljacks Vermutung hören, obwohl er sie mit Indizien untermauern kann.
Steeljack steht allein. Aufgabe kommt jedoch nicht mehr in Frage.
Astro City – Der gefallene Engel zeigt die (oder eine) Welt der Superhelden, in es lebensechter zugeht. Die Menschen haben hier eine Menge Probleme und Sehnsüchte, die durch die Superhelden noch genährt werden – ja, man könnte sagen, gäbe es das Vorbild der Helden nicht, gäbe es auch viel weniger Verbrecher.
Kurt Busiek, der Fans von seiner sehr guten Arbeit an den Rächern her bekannt sein dürfte, hat mit Astro City eine Plattform bearbeitet, in der die Sicht von unten viel bedeutsamer bei der Erzählung ist.
Busieks Held in dieser Geschichte, der gescheiterte Superverbrecher Steeljack, dürfte wohl zu den traurigsten Exemplaren seiner Gattung gehören. Das liegt nicht zuletzt an den Zeichnern Alex Ross (Cover) und Brent Eric Anderson. Steeljack sieht aus wie ein metallener Robert Mitchum. Groß und schwer kann seine Erscheinung zwar noch beeindrucken, aber die Kraft ist aus der Haltung verschwunden. Die Schultern haben zuviel Belastung ertragen. Steeljack ist ein riesiges Kind. Alle Illusionen sind verloren gegangen. Misstrauen und Selbstzweifel beherrschen ihn. Aus Steeljack ist der typische Antiheld geworden, der im Selbstmitleid ertrinkt, bis er erkennt, dass er der einzige Mensch ist, der das Unheil aufhalten kann. Er entscheidet sich, über den eigenen Schatten zu springen und den Weg zu Ende zu gehen – egal, was geschehen mag. Insgeheim hat er seinen wahrscheinlichen Tod auch in die Gleichung aufgenommen. Mittlerweile ist er davon überzeugt, dass es das wert ist.
Außer der vorzüglich beschriebenen Figur Steeljack steht sein altes Viertel im Mittelpunkt der Handlung. Zwar bildet es auch die Plattform, auf der erzählt wird, aber es ist ebenso ein vielschichtiger Protagonist.
Gemäß alter Krimi- und Thrillervorlagen ist dieses Viertel auf Einzelschicksalen gebaut. Der Friedhof, der für Steeljack ein wichtiger Anlaufpunkt ist, zeugt davon. Hier findet er sich nicht nur er ein, um sich stets bei seiner Mutter zu entschuldigen, dass er es nicht besser gemacht hat. Hierher kommt auch die nächste Generation, bereit, die gleichen Fehler zu machen wie, bereit dafür, so großspurig zu sein und zu behaupten, man würde es als Superverbrecher zu mehr bringen als die alten Herrschaften.
Superverbrecher wie auch Superhelden sind jenseits der allseits bekannten Figuren aus dem DC- und Marvel-Universum angesiedelt. Manche Figur macht einen etwas lächerlichen Eindruck, wird aber im Rahmen der Geschichte außergewöhnlich gut hergeleitet (wie im Falle von El Hombre und der Schildkröte).
Was die realistischen Eindrücke im ersten Ansatz festigt, sind die tollen Cover der einzelnen Episoden von Alex Ross. Dank ihm wirken Steeljack, El Hombre und Schildkröte ziemlich realistisch, beinahe wie Entwürfe zu einer Verfilmung. Gerade das Auftauchen der Schildkröte aus dem Wasser ist dergestalt angelegt.
Die Hauptarbeit der Bilder erledigt Brent Eric Anderson versiert und ohne Experimente. Aber jegliches grafisches Abweichen von den üblichen Darstellungen hätte vielleicht auch zu sehr abgelenkt.
Auch so können Superhelden sein: Realistischer, mit sehr viel Gemüt und Stil erzählt. Steeljack ist eine hervorragende Figur geworden, die sich in einem spannenden Thriller behaupten muss. 😀
Samstag, 24. März 2007
Die Zivilisation ist schlecht. Sie meint es nicht gut mit einem Barbaren. An jeder Ecke, in jeder Stadt wartet jemand, der einen Barbaren über das Ohr hauen will. Sogar Wirte erhöhen ihre Preise, wenn Conan etwas bestellt. – Könnte es damit zusammen hängen, dass er die Schenken regelmäßig demoliert?
Aber Conan will sich nicht unterkriegen lassen. Er ist ein Dieb und geht mit entsprechender Professionalität zu Werke. Allerdings hat er auch ein Problem. Ein Dieb braucht stets auch die Möglichkeit, sein Diebesgut zu Geld zu machen. Bei kleinen Dingen mag es noch angehen – obwohl Conan grundsätzlich einen schlechteren Preis bekommt als andere. Bei Gegenständen, die wegen ihres Bekanntheitsgrads als unverkäuflich gelten, finden sich keine Hehler. Conan bohrt weiter. Schließlich findet sich jemand, der ihm einen Kontakt zu einem Hehler verschaffen will, der alles verkaufen kann. Und wieder hält man den Barbaren für zu dumm.
Conan wird diese herablassende Behandlung endgültig zu viel. Die Verbrecher, die dachten, sie könnten den Barbaren nicht nur über das Ohr hauen, sondern auch töten, sehen sich ganz schnell eines Besseren belehrt. Und endlich findet Conan seinen Hehler. Doch damit fangen die Abenteuer wie immer erst an.
Es gibt einen Turm, einen sehr besonderen Turm. Seine Mauer ist spiegelglatt, und er besitzt keinerlei Eingangstür im Bodenbereich. In ihm soll sich, nach der vorherrschenden Legende und vor dem Hintergrund zahlreicher Gerüchte, das berühmte Elefantenherz befinden, ein sagenhafter Edelstein.
Niemand, so heißt es, könne ihn stehlen.
Das lässt Conan sich nicht zweimal sagen. Er macht sich auf dem Weg zum Turm. Das Eindringen in den umgebenden Park hinter der Mauer fällt ihm leicht – zu leicht und Conan wird schnell misstrauisch. Und richtig: Er ist nicht allein. Der ebenfalls legendäre Prinz der Diebe hatte eine ähnliche Idee. Doch der vermeintliche Kontrahent ist auch ehrenhaft. Gemeinsam wollen sie den Einbruch wagen.
Conan und seine Abenteuer um den Elefantenturm gehören zu den merkwürdigsten, düstersten und auch tollsten Geschichten aus seinem Leben – die außerdem aus der Feder des Meisters Robert E. Howard selbst stammen.
Wie Co-Zeichner Michael WM. Kaluta ausführt, zog er ein 40 Jahre altes Conan-Buch aus dem Regal, um sich die Geschichte noch einmal durchzulesen. Ich kann die Faszination, die er damals und heute beim Lesen dieser Geschichte erlebt, sehr gut nachvollziehen.
Sicherlich hat Conan in all seinen Abenteuern mit den seltsamsten Wesen zu tun gehabt, doch die Begegnung mit dem elefantösen Wesen namens Yag-Kosha ist ganz bestimmt eine der stimmigsten. Yag-Kosha, von dem Conan zu Beginn glaubt, er habe es nur mit einem weiteren Götzen oder Dämonen zu tun, entpuppt sich als gequälte uralte Seele, die sich nichts sehnlicher wünscht, als zu sterben, um ihrem Gefängnis endgültig zu entfliehen.
Die Geschichte um Yag-Kosha ist auch eine Geschichte in der Geschichte. In ihr hat Howard diverse Informationen dieser wilden, urwüchsigen Welt eingebaut, die eigentlich schon faszinierend genug sind. Durch das Auftreten dieser fremden Lebewesen, von denen Yag-Kosha der letzte seiner Art ist, entsteht ein kleines Highlight des Fantasy-Genres. Das Besondere ist sicherlich die Selbstverständlichkeit, mit der die Geschichte erzählt wird. Neben Conan erlebt der Leser, was sich vor Äonen zugetragen hat.
Zeichner Cary Nord gibt der Welt von Conan wieder das Gesicht – mit Bravour, wie es in den vorhergehenden Ausgaben auch schon der Fall war. Für den Einschub von Yag-Koshas persönlichen Erlebnissen wurde der Zeichner Michael WM. Kaluta verpflichtet. Durch den vollkommen anderen Zeichenstil, gestaltet sich dieser Rückblick noch eindrucksvoller.
Die Gestaltung der Elefantenwesen, von Nord wie auch von Kaluta, ist eindrucksvoll gelungen. Man erkennt ein elefantenähnliches Wesen, aber es besitzt auch viele eigene Aspekte des jeweiligen Künstlers.
Ich kann nicht mehr sagen, ob ich es mir seinerzeit dergestalt vorgestellt habe, aber in seiner Ausführung ist es beeindruckend geworden und trifft sicherlich die Vorlage von Howard auf eine sehr respektvolle Weise.
Respekt ist ein gutes Stichwort.
Gehen wir einmal davon aus, dass Howards Arbeiten (und denen seiner erzählerischen Nachfolger) eine gewisse Grundrichtung, ein gewisser Geist innewohnt, dann hat der adaptierende Autor Kurt Busiek diese Grundhaltung gut getroffen und geht sehr respektvoll mit der Vorlage um. (Ähnlich wie es seinerzeit mit der ersten Verfilmung geschah – meiner Meinung nach.) Conan erlebt diese Welt aus einer denkbar schlechten Sichtweise heraus. Ständig versucht ihn jemand zu linken. Selbst vor Frauen ist er nicht sicher, sogar Huren wollen ihm mit erhöhten Preisen das Fell über die Ohren ziehen. Die Welt ist grau, dunkel, düster, die Magie ist finster. Eigentlich hat diese Welt einem Menschen nichts Gutes zu bieten. Conan hat nur sein Talent und sein Schwert. Er nimmt das, was Crom ihm mitgegeben hat und lässt sich nicht unterkriegen. In diesen frühen Tagen seiner Abenteuer ist Conan noch weit davon entfernt, seinen Geist allzu sehr anzustrengen. Er ist jemand, der mit einem Schwert weiterkommt.
Das Besondere an der Episode des Elefantenturms ist das einschneidende Erlebnis, das damit einhergeht. Am Ende steht nicht nur eine Tat aus Mitleid, sondern auch eine wichtige Erfahrung: Selbstlosigkeit. Denn Conan gewinnt nichts Materielles aus diesem Abenteuer.
Eine der besten Geschichten aus Conans Vergangenheit vom Top-Team Busiek und Nord in Szene gesetzt – mit der Hilfe von Kaluta. Beste Fantasy-Unterhaltung mit einem wunderbar knurrigen Conan, der hier ein Stück mehr erwachsen wird. 😀
Conan 3 – Der Elefantenturm und andere Geschichten: Bei Amazon bestellen
Samstag, 23. Dezember 2006
Janissa ist eine Witwenmacherin. Ihr Ruf ist ihr inzwischen weit voraus geeilt. Deshalb wird sie schon an ihrem nächsten Auftragsort erwartet. Unter der Anleitung der Knochenfrau ist aus ihr eine der besten Attentäterinnen geworden. Obwohl geschulte Krieger sie bekämpfen, haben die Männer keine Chance. Die Frau kämpft wie ein Dämon.
Derweil hat auch ein Barbar Ärger. Allerdings legt er sich mit ein paar großmäuligen Angebern in einer Taverne an. Auch Conan lässt es sich nicht nehmen, mit seinen Taten zu prahlen. Bald hat er alle Gäste in seinen Bann gezogen. Was niemand ahnt, ist, dass Conan einen ganz besonderen Plan verfolgt. Schneller als es jemand vorhersehen konnte, haben die Geschehnisse in der Taverne einen ganz anderen Verlauf genommen. Die beiden Schläger wünschen sich, sie hätten sich nicht mit Conan angelegt.
Mit einer Kneipenschlägerei wird Conan sehr schnell fertig – wenn er nicht gerade vollkommen betrunken ist. Eine Intrige jedoch ist nicht so schnell beigelegt. Was ein einfacher Diebstahl werden sollte, artet zu einer Ermittlung aus, die immer unheimlicher wird. Alte Dämonen und Götter sind am Werk.
Conan, der sich in einer Mordermittlung wieder findet, entfaltet eine für einen Barbaren außerordentliche Geduld, bis es auch ihm zu viel wird und er wieder absolut barbarengemäß reagiert.
Conan ist ein Mann, der Frauen häufig beeindruckt. Als er Janissa kennen lernt, beißt er auf Granit. Weder seine Kraft noch seine Kampfeskunst kann sie beeindrucken – obwohl er der erste seit langem ist, der ihr Einhalt gebieten kann.
Aus Gegnerschaft wird schließlich eine Zweckgemeinschaft. Conan konnte Magie niemals ausstehen, aber auch er ist zuweilen bereit, seine Kraft einem höheren Zweck unterzuordnen.
Was mit einem simplen Einbruch begann, wird zu einer Hetzjagd durch unwegsames Gelände, ständig vom Bösen verfolgt und endlich . . . – das müssen die Leser herausfinden.
Conan – Der Gott in der Kugel wird in der besten Tradition von Conan-Erfinder Robert E. Howard erzählt. Autor dieser Comic-Umsetzungen ist der bekannte Kurt Busiek, den Fans bereits für seine Rächer-Geschichten lieben gelernt haben.
Dieser Conan besitzt noch den Charme des jungen Conan, dem noch einiges seiner Lebenserfahrung fehlt. Er hat die Kraft des erwachsenen Conan, der mit einem Schwert der Magie den Garaus macht. Und manchmal hat er schon die Geduld des Königs Conan, der es auch schafft, länger zuzuhören, bevor er aktiv wird.
Hier setzt er sich mit Janissa, der Knochenfrau und – eine Legende im Conan-Universum – dem Magier Thoth-Amon auseinander.
Janissa ist keine Kriegerin, die einer Roten Sonja oder einer Belit gleichkommt. Sie ist härter und musste viel mehr erdulden als die angesprochenen Kriegerinnen. Den Leidenskampf, den sie hier im vorliegenden Band durchsteht, ist beeindruckend geschildert, sehr plastisch und grausam. Die Knochenfrau, eine Hexe (vielleicht auch Dämonin, manchmal sind die Grenzen sehr fließend), mag an den ersten Conan-Film erinnern. Zwar ist sie nicht gut aussehend und verführerisch, doch verfolgt sie ihre ganz eigenen Ziele und setzt dafür jegliches Mittel ein.
Thoth-Amon bleibt im Dunkeln. Für gewisse Zeit ist er eine treibende Kraft, aber er bedient sich stets anderer und tritt nicht selbst in Erscheinung.
Busiek nutzt dieses Vorgehen Thoth-Amons, um gehörig viel Grusel in die Geschichte einbauen zu können – mit Erfolg!
Zeichner Cary Nord bringt sehr exakte Bilder zu Papier. Seine Darstellung des Conan trifft die Urgewalt des Barbaren sehr genau.
Hier dürfte sich endlich ein würdiger Nachfolger vom großen John Buscema gefunden haben.
Im Anhang des vorliegenden Bandes findet sich eine Kurzepisode zu Conans Leben, mit der sich Nord für die neue Conan-Serie empfohlen hat. Selbst in dieser reinen Bleistift-Variante ist so viel Kraft und Action, dass man als Conan-Fan richtig traurig sein kann, dass er dazu keine Fortsetzung gibt. Die großartigen Zeichnungen von Nord werden nicht einmal mehr getuscht, sondern direkt der Kolorierung zugeführt.
Durch diese Form der Kolorierung entstehen Bilder, die den Anschein haben, als hätten sie den ganz urtümlichen Weg über das Zeichenbrett genommen und seien auch dort richtig gemalt worden.
Deshalb darf die Leistung von Dave Stewart, der für die farbliche Gestaltung verantwortlich ist, nicht ungelobt bleiben. Könnten Nords Bilder zwar für sich alleine stehen, werden durch die Kolorierung richtig kleine Gemälde daraus. Der Aufwand, den Stewart hier zur Schau stellt, findet sich nicht grundsätzlich in Comics. Man darf es als Anhaltspunkt nehmen, dass es sich mit dieser Conan-Serie auch um ein Prestige-Projekt handelt.
Conan ist zurück! Schwert- und Magie-Abenteuer, wie sie sein sollten. Hervorragend ausgearbeitet, ein Fest für Fantasy-Fans. 😀
Conan – Der Gott in der Kugel: Bei Amazon bestellen