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Comic Blog


Mittwoch, 14. Februar 2007

Tomb Raider – Kleinode

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:00

Tomb Raider - KleinodeLara spielt gerne Spielchen und unternimmt stets das Erforderliche, um ihr Ziel zu erreichen. An diesem Abend hat sie ein Rendezvous mit einem mächtigen Mann, der etwas besitzt, das sie haben will.
Ihre Spur führt sie diesmal nicht zu den Relikten ferner Vergangenheiten, sondern in die neuere amerikanische Geschichte, als die Straßen Chicagos noch von Banden regiert wurden und in Blut und Alkohol schwammen. Ein Name wurde in dieser Zeit zu einer finsteren Legende: Al Capone oder auch Scarface genannt. Nicht alles, was in jenen Tagen geschah, wurde auch aufgeklärt. Immer noch existieren viele offene Fragen. Al Capone selbst wurde nicht wegen seiner schlimmsten Verbrechen vor Gericht gebracht.

Was ihm das Genick brach, war schließlich das Finanzamt. Die Haft beendete von Jahr zu Jahr seinen Status als überragender Gangsterboss. Aber bereits als er verhaftet und sein Vermögen vom Staat eingefroren wurde, entstanden die ersten Gerüchte, dass Capone Vorsorge getroffen hatte. Es sollte ein geheimes Verlies voller Wertsachen existieren. – Mehr Gerüchte sind nicht notwendig, um Lara Croft auf den Plan zu rufen.

Nach ihrem kleinen Rendezvous mit einem Gangster der neuen Generation, der ihr während einer Auktion ein interessantes Stück vor der Nase wegschnappte, hat sie sich dieses Stück nun auf anderen Wege beschafft: Den Hut, den Al Capone bei seiner Verhaftung 1931 trug. Und siehe da, im Hut verborgen findet Lara genau den Hinweis, den sie suchte. Die Jagd beginnt.

Abwasserkanäle sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren! Krokodile waren jedenfalls kein fester Bestandsteil des Kloakensystems. Lara versteht es jedoch, sich gegen diese noch lebende, überdimensionale Handtasche zu wehren. Und der Auftrag ist bald erfüllt und der verlorene Gegenstand gefunden.
Eben noch in der Kloake findet sich Lara schon auf einer Auktion wieder, die nicht minder gefährlich für sie ist. Lara hat schon neue Aufträge an den seltsamsten Orten entgegen genommen. So ist es kein Wunder, dass ihr auch inmitten der glanzvoll gekleideten Menschen eine weitere Bitte angetragen wird.
Die Schatzjägerin hat ein goldenes Herz und zögert nicht lange. Honduras wartet.

Kleinode, so der Untertitel des Tomb Raider Sonderheftes, wartet mit zwei äußerst unterschiedlichen Geschichten aus dem Leben der Lara Croft auf. Erzählerisch wie auch gestalterisch könnten die beiden beinhalteten Geschichten Scarface’s Treasure und Sphere Of Influence kaum gegensätzlicher sein.

In der ersten Geschichte rund um die Hinterlassenschaft von Al Capone geben sich Autor Geoff Johns und Zeichner Mark Texeira die Ehre. Texeira, der auch ein exzellentes Cover zur Geschichte gestaltet hat, besticht in der Handlung selbst durch einen sehr einfachen, aber treffsicheren Strich. Da Johns die Geschichte im Untergrund des modernen Chicago spielen lässt, ist die Hintergrundausgestaltung der Szenerie vernachlässigbar. Texeira kann sich voll und ganz auf die Action konzentrieren. Dies nutzt er auch weidlich aus, denn Lara bekommt alle Hände voll zu tun.
Johns liefert eine sehr nette Pointe zum Schluss ab – Reichtum ist eben relativ und die Auffassung davon ist auch an die jeweilige Zeit gebunden.

War die erste Geschichte noch in der aktuellen (und mittlerweile klassischen) Machart erstellt – zeichnen, tuschen, Kolorierung per Computer – glänzt die Geschichte um die Sphere Of Influence im ungewohnten Schwarzweiß. Zeichnerin Joyce Chin bringt das Abenteuer in leichtem Bleistiftstrich zu Papier. Gleichzeitig unterstützt sie die einfarbigen Bilder mit einer großen Detailvielfalt. Der skizzenhafte Charakter der Zeichnungen lässt während des Lesens nichts vermissen. Für Comic-Fans mag er noch interessanter sein, da er einen viel deutlicheren Einblick in das Können Chins vermittelt und sie zeigen lässt, wie gut ihre Technik und ihr Talent ist.
Auch Autor Kevin McCarthy gelingt eine schöne Pointe. Ganz anders freilich und mehr auf Lara Croft zugeschnitten, aber nicht weniger gelungen als in der Geschichte um das Erbe von Capone.

Zwei Blickwinkel auf Lara Croft, die auf sehr schöne Weise zeigen, was sich aus dem Charakter alles herausholen lässt und wie gut sie in das Medium Short Story passt. Eigentlich ist Kleinode ein perfektes Beispiel dafür, wie man Comics und im Speziellen Geschichten erzählt. 😀