Dienstag, 13. März 2007
Kenia 1947. Ein weißhaariger Mann beobachtet einen Stoßtrupp der britischen Armee. Die Soldaten bahnen sich ihren Weg durch die afrikanische Steppe. Amüsiert beobachtet der Mann, wie tollpatschig sich der Stolz Ihrer Majestät in dieser ungewohnten Umgebung verhält.
Viel Zeit für Schmunzeleien bleibt dem Mann allerdings nicht. Plötzlich taucht ein riesiges geflügeltes Wesen vor ihm auf. In nächster Nähe landet es. Zunächst will er es erschießen, doch dann vertreibt er es mit einem Stein. Schnell macht er sich mittels eines Flugzeugs an die Verfolgung. – Niemand hat in den letzten Millionen Jahren ein solches Wesen lebendig gesehen. Dies ist eine Sensation.
Kathy kehrt nach ihrer Reise in das heimatliche England nach Kenia zurück. Freudig wird sie von ihren Freunden empfangen, die sie an der Schule zurückgelassen hat, als sie dort einer vorgetäuschten Tätigkeit nachging, um verdeckt ermitteln zu können. Allerdings sind ihre Freunde nicht die einzigen, die sie erwarten. Auch die Schwester des Agenten, den sie in Notwehr erschossen hat, ist angereist. Die Frau schwört Rache am Mörder ihres Bruders.
Kathy kann sich nicht mit diesem Problem befassen, denn sie hat weitere Nachforschungen im Dienste Englands anzustellen. Und die werden für sie schwierig genug sein.
Inzwischen hat sich der Baron immer noch nicht an seine Gäste, den unwirschen Autoren Remington und seine junge Begleiterin gewöhnt – nun, bei letzterer ist er etwas flexibler. Leichter wird das Zusammenleben nicht durch die merkwürdigen Vorkommnisse. Halluzinationen plagen die drei furchtbar. Tote kehren zurück und Monster greifen an. Als Kathy eintrifft, sind die drei vollkommen verwirrt.
Das hindert Kathy jedoch nicht daran, tiefer ins Landesinnere vorzudringen, um endlich Klarheit über die Vorkommnisse zu erlangen.
Kenya 3 – Verirrungen von Rodolphe und Leo, dem Erfolgsteam, webt die ungewöhnlichen Ereignisse in Kenia fort. Monströsitäten, fremdartige Kreaturen einerseits und Wesen aus dem Erdaltertum andererseits, treiben ihr Unwesen. Als Bindeglied ist eine unbekannte Macht am Werk. Seltsame Lichter, fliegende Untertassen rasen über den Himmel und geben den Beobachtern Rätsel auf.
Willkommen in einer Geschichte, in der sich Motive von Lovecraft, Ufos und Twilight Zone auf geniale Weise miteinander mischen.
Es macht einfach Spaß, die von Leo gestalteten Seiten zu lesen (und anzuschauen), in denen auf einfache, aber höchst effektive Weise eine unheimliche Atmosphäre geschaffen wird. In der Weite der Landschaft haben die urzeitlichen Wesen sehr viel Raum, um sich eindrucksvoll zu präsentieren. Diese äußerst realistischen Gestalten setzen sich sehr ab von den merkwürdigen Wesenheiten, die Leo gar zu gern zu Papier bringt.
Dies konnte er bereits mit den Serien Aldebaran und Betelgeuze unter Beweis stellen.
Leo ist ein Zeichner, der zu diesem Zweck besonders gerne mit Tentakeln und riesigen zahnbewehrten Mäulern arbeitet. Das Ergebnis ist derart gruselig, dass sich Leo mit seiner Phantasie nicht hinter H.R. Giger zu verstecken braucht.
Köstlich ist auch der Humor, den Leo optisch in eine doch reale Gestalt zu legen vermag. Die Briten und der Baron sind beste Beispiele dafür.
Britische Soldaten und britische Lebensart war schon öfters für einen kleinen Seitenhieb gut. Monty Python tat es mit Bravour und selbst Asterix hat die englische Art auf’s Korn genommen.
Auch Rodolphe schreibt Leo einige Szenen, in denen sie im wahrsten Sinne des Wortes über ihre eigene Haltung stolpern.
Der Baron, der bereits in den Vorgängerbänden mit von der Partie war, ist eine sehr gelungene Witzfigur. Einerseits kann man über ihn lachen, wie er sich mit seiner Paradeuniform und seinem Palast im tiefsten Afrika eingerichtet hat. Andererseits kann man aber auch seinen Mut bewundern und letztlich auch ein wenig Mitleid für ihn aufbringen.
Es ist Rodolphes Erzählweise zu verdanken, dass die Figuren alles andere als eindimensional sind. Auch die Briten gelangen schnell zu mehr Präsenz. Remington, die Hassfigur schlechthin, der wegen seiner Großmäuligkeit jeden vor den Kopf stößt, wird hier menschlicher, kleinlauter, weil er sich mit Kathy einer Frau gegenüber sieht, die tough ist – tougher als er. Damit trifft sie einen Kern, der endlich auch Respekt vor einer Frau ins Leben ruft. Eine Einstellung, die Remington sonst fremd ist. Der Schwerenöter hat seine Meisterin gefunden.
Nachdem die Briten die Bedrohung aus Kenia erkannt haben, schalten sich nun auch die Amerikaner ein. Das Phänomen der außerirdischen Bedrohung wird noch globaler und damit noch interessanter.
Mit einer gelungenen Fortsetzung, die viele neue Aspekte in die Geschichte einfließen lässt, erzählen Rodolphe und Leo die Geschichte weiter. Mit Kenya ist eine tolle Mystery-Reihe entstanden, die einen viel besseren Eindruck hinterlässt als zahlreiche Serien, die bisher im TV zu sehen waren. 😀
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Montag, 12. Februar 2007
Dieses Lebewesen ist größer als eine Giraffe und viel stämmiger als ein Elefant. Trotzdem steht es mit der größten Selbstverständlichkeit neben zwei Giraffen und lässt sich die Spitzen eines Baumes schmecken.
Die kleine Jagdgesellschaft hat noch nie ein solches Tier gesehen. Das hindert John Remington, den Schriftsteller, nicht daran, es sofort erlegen zu wollen. Innerhalb der Gruppe bricht Streit aus. Man einigt sich darauf, das Tier, wenn möglich, lebend zu fangen. Die Jagd beginnt. Aber wie fängt man ein Tier, das so groß wie ein mehrstöckiges Gebäude ist? – Auch wenn es so aussieht, als handele es sich dabei um einen Pflanzenfresser.
Die Expedition rund Kathy hört gebannt von den Erlebnissen des Safari-Helfers. Die Geschehnisse scheinen vollkommen abstrus zu sein. Unheimlich und ganz selbstverständlich unglaubwürdig. Allerdings häufen sich die Indizien, die für die Wahrheit der Erzählung sprechen. So finden sie einen Fußabdruck des riesigen Baluchitherium, einem Vorläufer der heutigen Nashörner. Außerdem sehen Kathy und ihre beiden Begleiter, der französische und der deutsche Lehrerkollege, inmitten einer Elefantenherde ein Geschöpf, das enorme Ähnlichkeit mit einem Mammut besitzt.
Selten war Afrika so unheimlich wie in Kenya. Der Untertitel Begegnungen ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen. Jede Figur der Handlung bestreitet ihre ganz persönlichen Begegnungen, von denen viele eine äußerst fatale Richtung nehmen.
Kathy, eigentlich Lehrerin, hat sich in den Busch aufgemacht. Die Berichte über die verschollene Expedition sind sehr beunruhigend. Kurzzeitig sieht es so aus, als könne ihre Reisegruppe eine reine Tatortsuche werden, bis sie schließlich ihre eigenen Begegnungen haben – gänzlich andere als jene der Jagdsafari.
Rodolphe, Autor, und Leo bauen auf sehr unheimliche Weise eine unerträgliche Spannung auf. Aus dem afrikanischen Busch wird ein Lovecraft’sches Szenario. So manches Wesen mag aus dem Biologieunterricht oder der Evolutionsgeschichte her bekannt vorkommen. Andere wiederum wirken, wie aus einer Horrorgeschichte entsprungen, deren Design der Fantasie eines H.R. Giger entstammen könnten. Und schließlich sind da noch die seltsamen Lichter über Kenya.
Ähnlich wie im zweiten Teil derLiga der außergewöhnlichen Gentlemen tut sich was am Himmel. Nichts, was technisch in diesen 30er Jahren existiert, könnte hinter diesen Lichtern stecken. Bislang beschränken sich diese Lichter auf die Auslöschung von Spuren. Und immer noch lassen Rodolphe und Leo den Leser im absoluten Dunkeln tappen – im Gegenteil setzen sie auf die bestehenden, ungelüfteten Rätsel noch mehr auf. Die beiden Erzähler spielen mit Anspielungen.
Auch der Baron hat seine Entdeckungen gemacht (fast eine kleine Verbeugung vor Tommyknockers von Stephen King). Das Ende der Geschichte hat eine Vorankündigung, die einer der besten Cliffhanger seit langem ist. Man muss von jetzt ab einfach wissen, wie es weitergeht. Interessanterweise schwebt über dieser Situation auch noch das Damoklesschwert eines neuen Krieges. Während in Afrika die Spannung steigt, driftet Europa auf die Katastrophe zu.
Rodolphes Charaktere sind keine weichgespülten Helden. Die einen sind skrupellos, andere furchtbar naiv, heldenhaft und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, andere sind einfach nur geile Fieslinge. Tatsächlich kann der Leser einige der Charaktere unmöglich leiden können. Aber auch das macht den Reiz von Kenya aus. Vorzeigemodelle dieser mustergültigen miesen Typen sind der Schriftsteller und Großwildjäger Remington sowie der Baron. Während der eine eher poltert, versucht der andere eine charmante Oberfläche zu wahren.
Diese beiden bilden einen guten Gegensatz zur resoluten Kathy, die immer mehr die Initiative an sich reißt und die Männer wie Statisten aussehen lässt.
Das wirklich Schöne an Kenya ist die Tatsache, dass es sich als Geschichte nicht deckeln lässt. Kenya folgt keiner Richtung. Die Details, die Funde wie auch die Charaktere, haben bereits ein solch großes Netz über die Geschichte gespannt, dass spätestens mit dem zweiten Teil ein sehr großes Rätsel entstanden ist – wohl eines der besten Comic-Rätsel.
Mystery, Grusel, Abenteuer, Rodolphe und Leo setzen die unheimliche Erzählung fort und bringen neue Spielarten hinein, die nicht vorherzusehen waren: Genial gut. 😀
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Donnerstag, 21. Dezember 2006
Kenya, 1947. Der afrikanische Kontinent ist immer noch ein geheimnisvoller Anziehungspunkt. – Obwohl vor geraumer Zeit wieder eine Gruppe auf Safari verschwunden ist.
Kathy Austin ist auf dem Weg nach Afrika, um ihre neue Lehrerstelle anzutreten. Vor Ort wird sie bereits sehsüchtig erwartet, nicht nur vom Direktor der Schule, sondern auch von zwei jungen Lehrerkollegen, die sehr schnell für die junge und attraktive Frau entflammen. Aber Kathy Austin ist eine moderne, junge Frau. Sie weiß sich einerseits gegen die Männer zu behaupten, andererseits versteht sie es auch, ihren Spaß zu haben.
Kathys Neugier ist nicht nur auf Männer beschränkt. Als sie erfährt, dass eine Safari verschwunden ist, macht sie sich sogleich daran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Den Roman, den einer der Verschwundenen geschrieben hat, ist nicht sehr aufschlussreich, zeigt jedoch sehr eindringlich, wie der Autor Remington über Frauen gedacht hat. Eine Einstellung, die Kathy nur belustigt.
Der afrikanische Kontinent ist voller Geheimnisse und Kathy scheint einige dieser Geheimnisse ergründen zu wollen. Einer ihrer Kollegen, der deutsche Lehrer Fuchs, nimmt sie mit auf einen ungewöhnlichen Ausflug in die afrikanische Savanne. Hier warten eine eindrucksvolle Landschaft, der Kilimandscharo, eine wunderbare Tierwelt, ein Palast, Tiere, die seit Millionen von Jahren nicht mehr gesehen wurden und Flugobjekte, die wie Asteroiden aussehen, aber waagerecht über den Himmel schießen.
Kathy, hin und her gerissen von Menschen um sich herum, taucht immer tiefer ein in diese Welt, die so anders als Europa ist, bis die Geheimnisse sie nicht mehr loslassen.
Kenya von dem großartigen Team Rodolphe und Leo beschert dem Leser ein wunderbar mysteriöses Abenteuer.
Leo werden die Fans bereits von den großartigen Science Fiction Serien Aldebaran und Betelgeuze her kennen. Zusammen mit Rodolphe hat er den nicht minder schönen Western Trent verfasst.
Leo steht für Spannung, eine sich stetig aufbauende Handlung mit Suchtfaktor, eine Prise Erotik und unvorhersehbare Wendungen. Die Grundzutaten finden sich auch im Auftakt der Kenya-Serie wieder.
Im Vorfeld dankt das Team diversen Schriftstellern und Schauspielern, die rund um das Thema Kenya, aber auch in mysteriösen Geschichten bekannt wurden: Edgar Rice Burroughs, Sir Arthur Conan Doyle, Ernest Hemingway, Henry Rider Haggard, H.P. Lovecraft, Ray Bradbury und viele mehr. Die Geschichten dieser Männer (Frauen finden sich in der Liste keine) sind bodenständig, schnörkellos, handfeste Abenteuer, gruselig und auch tragisch.
Tragisch ist der Auftakt von Kenya, als die Safari rund um den Schriftsteller Remington verschwindet, ein Charakter, der in einer Mischung aus Hemingway und dem großen weißen Jäger John Huston auftritt. Die einleitende Episode ist wie ein typischer Cliffhanger erzählt, als die Serien noch in Schwarzweiß daher kamen. – Diese Anleihen an frühere Erzählungen geben Kenya einen enormen Charme.
Mit Kathy Austin haben Rodolphe und Leo eine Protagonistin gewählt. Die Männer sind ihr nützlich, helfen ihr, aber Kathy treibt die Geschichte, nicht zuletzt durch ihre unbändige Neugier, voran.
Das Land selbst ist der geheimnisvolle Mittelpunkt. Ein mit Eis bedeckter Gipfel des Kilimandscharo in einer ansonsten glutheißen Savanne, Herden fremder Tiere und eine ungeheure Weite. Und dazwischen? Vielleicht ein Trugschluss, eine Täuschung, ein neues Tier. Weit gefehlt. Kathy und ihre Begleiter finden ein verstorbenes Tier, wie es selbst in Afrika nicht mehr existieren konnte.
Damit hören die Rätsel allerdings nicht auf. Wer hat ein Interesse daran, dass niemand von diesen Tieren erfährt? Was bedeuten die merkwürdigen Lichter am Himmel? Rüstet sich der Baron in seinem Palast wirklich gegen einen möglichen Aufstand oder fürchtet er am Ende noch etwas ganz anderes?
Diese Fragen lassen Leo und Rodolphe im Hintergrund brodeln und schüren damit die Spannung auf angenehme Weise.
Leos Bilder wurden diesmal von Scarlett Smulkowski koloriert, was den Bildern einen moderneren Anstrich gibt als bisher bekannt. Leo arbeitete in Aldebaran und Betelgeuze in althergebrachter wunderbarer Aquarelltechnik.
Da seine Strichführung so toll beibehalten wurde, ist das Ergebnis aber wieder sehr gelungen. Letztlich darf man sich streiten, welche Technik einem besser gefällt.
Ein aufregend mysteriöse Geschichte im Stile von Hemingway, Quatermain und Co. Vor einer grandiosen Kulisse entspinnt sich eine Handlung, die den Leser auf die Spurensuche nach uralten Tieren und Außerirdischen mitnimmt.
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