Zum Inhalt springen


Comic Blog


Donnerstag, 15. Juni 2006

Wolverine: Gespensterjagd

Filed under: Superhelden — Michael um 12:47

Wolverine 29Die Gespensterjagd ist noch im vollem Gange! Mystique muss vor ihrem Vorgesetzten Rechenschaft ablegen für das Debakel während des Empfangs. Sie ist fest davon überzeugt, dass hinter dem Anschlag Nick Fury steckt. Fassungslos erfährt sie, dass Fury bereits vor zwanzig Jahren getötet wurde.
Der Ausbilder erfuhr die Vorgehensweise der Mutanten am eigenen Leib. Man setzt ihm die imaginäre Pistole auf die Brust. Entweder er wird in einem Ausbildungscamp noch unerfahrene Mutanten im Kampf schulen, oder seine Familie wird sterben. Fury fügt sich. Doch im Camp gehen die Schwierigkeiten erst los. Keiner der Mutanten scheint gewillt zu sein, seinen Anweisungen, denen eines gewöhnlichen Menschen, zu folgen.

Das erste Opfer des Krieges ist die Unschuld. X23, die jugendliche Attentäterin, konnte der ihr gestellten Falle entkommen. Völlig unerwartet kehrt sie in das einzige Heim zurück, das sie kennt: das Labor, in dem sie gezüchtet wurde. Stets bleibt sie wortlos, emotionslos, hinterlässt bei den anderen Menschen um sie herum einen fast gelangweilten Eindruck. X23 ist in der Tat eine kleine Killermaschine, die erst während eines Einsatzes so richtig aufblüht.
Sarah, eine der führenden Wissenschaftlerinnen des Projekts, erhält die beunruhigende Nachricht einer Freundin. Die Tochter der Freundin wurde entführt. Sarah hat den spontanen Einfall, wie das entführte Mädchen aufzuspüren ist. Dies ist eine Aufgabe für X23!

Die Parallelwelt, die sich Marvel mit House of M erdacht hat, geht in eine spannende nächste Runde. Die zugrunde liegende Idee, altbekannte Charaktere in einer veränderten Welt auftreten zu lassen, sorgt immer wieder für frischen Wind in der Welt von Marvel.
In dieser Alternative haben die Mutanten endlich ihr Ziel erreicht und die Menschen als herrschende Spezies des Planeten Erde abgelöst. Allerdings hat diese Herrschaft den bitteren Beigeschmack einer Militärdiktatur. Die Menschen werden gnadenlos unterdrückt, was nicht zuletzt am Einfluss eines ehemaligen Hellfire-Club-Mitglieds liegt, das sich zu einer führenden Position in SHIELD empor gearbeitet hat. Autor Daniel Way hat die Geschichte dergestalt angelegt, dass Mystique immer noch Befehlsempfängerin einer höheren Macht ist. Wichtiger für die vorliegende Episode ist jedoch der Rückblick, den sie gewährt.

Nick Fury ist als Mensch konzipiert und gehört zu den wichtigsten Figuren des Marvel-Universums. Er verfügt über keinerlei Kräfte und hat dennoch durch seine Stellung bei SHIELD (im richtigen Universum) einen wichtigen Stellenwert bei dem Handlungsstrang, der beständig fortgeführt wird. Wie vielfältig die Figur sein kann, zeigen Abwandlungen. Im Ultimativen Universum ist er von schwarzer Hautfarbe (und äußerlich Samuel L. Jackson nachempfunden), im eher merkwürdigen Amalgam-Universum verschmolz er mit der Figur des Bruce Wayne als Top-Agent von SHIELD.
Fury war Freund und Feind, in Secret War benutzte er Superhelden für seine Zwecke. Immer stand die Sicherheit der Nation für ihn über allem anderen. Letztlich ist ein kleines charakterliches Abbild der USA, geliebt, geachtet und stets gewillt, alles zu tun, um die Sicherheit der Heimat zu gewährleisten, selbst mit schmutzigen Tricks – wenn es keine andere Möglichkeit gibt.

Hier wandelt sich Fury zum Widerstandskämpfer im Untergrund. Er wird eine geheimnisvolle Gestalt, ein Gespenst. Furys Charakter erhält beinahe Eigenschaften vom Punisher, rächend, stets überlegt und zweckmäßig in seinen Aktionen. Nicht zuletzt durch die hervorragende bildliche Unterstützung von Zeichner Javier Saltares ist die Gespensterjagd ein richtig spannender Agententhriller.

X23 ist eine gänzlich andere Figur. Die Gegensätzlichkeit aus Kind und eiskaltem Killer könnte größer nicht sein. Zeichner Billy Tan, der stilistisch der Tradition eines Michael Turner zuzuordnen ist, fängt die falsche (bzw. verlorene) Unschuld von X23 gut ein. Die Atmosphäre ist gut eingefangen. Wieder einmal hat der Leser es mit einer Geschichte zu tun, in der sich zeigt, wie eine Waffe eingesetzt werden kann – zum Guten wie zum Schlechten, zu letzterem ganz besonders. Wenngleich der Einsatz zum Guten auch stets der Prämisse Auge um Auge folgt. Wie das zu werten ist, mag jeder für sich entscheiden. Ich bin gespannt, wann X23 die Abkehr vom puren Werkzeug hin zur Individualität und letztlich die Flucht schafft.

Das Cover von Ausgabe 29, eine Arbeit von Joe Quesada, zeigt eine außerordentliche Momentaufnahme aus Wolverines Wirken und gehört wohl zu den Bildern, die einen Teil seines Wesens beeindruckend realistisch darstellen.
Insgesamt eine spannende und kraftvolle Ausgabe von Wolverine. 😀

Freitag, 30. Dezember 2005

Painkiller Jane

Filed under: Comics im Film,Thriller — Michael um 19:14

Painkiller JaneDer Schmerz ist ihr ständiger Begleiter. Oder: Die Geschichte der Bandagen ist voller Missverständnisse. Man könnte auch rufen: Ist es eine Mumie? Eine Werbung für extraweiches Toilettenpapier? Nein, es ist nur Painkiller Jane!

Jane Vasko war ein junger Cop. Ihrem guten Aussehen war es zu verdanken, dass sie einen gefährlichen Undercovereinsatz zugeteilt bekam. Zusammen mit einer Kollegin schlich sie sich in den engsten Kreis eines Drogenrings ein. Schneller als sie sich versahen, wurden sie zu Gespielinnen der Gangster und hingen selber an der Nadel. Eines Tages verliert ein anderer Cop sein Leben. Ginger, Janes Kollegin, erfährt über die Nachrichten, dass ihr Mann im Sterben liegt. Sie lässt Jane im Stich. Jane hat keine Chance. Vollkommen mit Drogen vollgepumpt verfällt sie in ein tiefes Koma.

Ein Jahr später zu Halloween erwacht Jane. Sie erfährt, dass sie für tot erklärt wurde. Und noch etwas hat sich vollkommen verändert: Janes Verletzungen, so schwerwiegend sie in der Folge auch immer wieder durch ihren Job auftreten, heilen wieder. Die Nebenwirkung: Die Heilung ist nicht gleichbedeutend mit Schmerzlosigkeit. Jede Verletzung schmerzt so sehr wie bei jedem anderen Menschen auch, doch Jane nutzt ihre Gabe vehement.

Beinahe gewinnt der Leser den Eindruck, dass Jane ihre Schmerzen ebenso sehr genießt wie die Drogen während ihres Undercovereinsatzes. Andererseits ist ihr Leben sehr ungewöhnlich und möglicherweise ist es das einzige Gefühl, was für sie noch Leben bedeutet.
Nun, lassen wir die Klauberei nach einer tieferen Bedeutung einmal beiseite. Keine Geringeren als Joe Quesada und Jimmy Palmiotti haben sich Painkiller Jane ausgedacht.

Joe Quesada, inzwischen eine nicht wegzudenkende Größe bei Marvel, beschreibt Painkiller Jane (PKJ) als das Ergebnis einer langen durchzechten Nacht. Die Grundidee ist nett, aber bei weitem nicht so innovativ, wie sie vielleicht sein könnte. Interessanter sind stets kleine Nebenideen. Darunter fallen die 22 Brides, eine Frauengang, oder im dritten Teil die Geschichte um einen Verbrecher, der Kinder für sich stehlen lässt (Oliver Twist lässt grüßen.). Leider kann ich nur sagen, dass die Qualität der Zeichnungen nach dem ersten Teil drastisch in den Keller ging. Auf seine abgelieferte Arbeit als Inker muss sich Palmiotti hier wahrscheinlich nichts einbilden. Schade, dass er seinem Ziehkind nicht mehr Sorgfalt angedeihen lässt.

Sehr schnell schaffte es PKJ in Crossover. An der Seite von Größen wie Hellboy und The Darkness schwächelte sie aber wieder. Einzig die Episode mit Darkchylde, alleine eine eher dubiose Gestalt, kann mich von der Erzählung und der grafischen Gestaltung her überzeugen.

Kann PKJ auch nicht mit einem ebensolch langen Lebenslauf wie Witchblade aufwarten, so schaffte sie es jüngst auch auf den TV-Bildschirm. Aus Jane wurde ein Soldat einer Spezialeinheit, die in einem ehemals russischen Staat in einen Zwischenfall gerät. Während ihrer Genesung steigt nicht nur ihre Heilungskraft um das 20zigfache, sondern ihre Reflexe werden auch unmenschlich schnell. Variety umschreibt das Konzept als eine Art Wolverine ohne Klauen. Gleichzeitig erinnert das Konzept auch an die bionische Frau, die ebenfalls nur ein Abklatsch des bionischen Mannes (Six Million Dollar Man) mit Lee Majors war.

(Bild: Jane gespielt von Emmanuelle Vaugier, Colonell Watts gespielt von Richard Roundtree)