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Comic Blog


Samstag, 09. Juni 2007

Marlysa – Der Waltras

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:40

Marlysa 7 - Der WaltrasDer Diebstahl gelingt. Der Dolch des Waltras ist in der Hand des frevelhaften Einbrechers. Aber viel Freude bleibt ihm nicht an seiner Beute. Bereits kurze Zeit später sind ihm die Wachen auf den Fersen.
In der neuen Arena von Jyllando führt Marlysa ein ruhiges Leben. Sofern man den Schaukampf vor hunderten von Zuschauern als ruhig bezeichnen kann. Marlysa allerdings genießt dieses Leben, ist es doch vergleichsweise gefahrlos zu ihren sonstigen Abenteuern. Neben der souveränen Handhabung ihrer Waffen ist ihr akrobatisches Geschick gefragt, welches sie zur Freude der Zuschauer über das normale Maß hinaus besitzt.

Ein Leben als schauspielernder Kämpfer hat ihr nicht lange etwas zu bieten. Was sie zurücklässt, sind viele gute Freunde, während ihr Freiheitsdrang sie wieder in die weite Ferne zieht – einem richtigen Abenteuer entgegen.
Ihre ereignislose wird schnell unterbrochen, als sich ihr ein unbekannter Wanderer in den Weg stellt. Für den Auftrag, den er ihr anträgt, hat sie wenig übrig. Eher rüde lehnt sie sein Ansinnen ab. Doch so leicht will der Fremde nicht aufgeben.

Baron Faradya hat einen Wunsch geäußert. Er will Marlysa kennenlernen. Die Abenteurerin, die diese Einladung hinter Gefängnisstäben in Empfang nimmt, ist nicht mehr in der Lage eine Ablehnung zu äußern. Ihre Überraschung währt nicht lange. Der Baron ist überaus entgegenkommend, und sein Anliegen ist sehr konkret. Ein Dolch wurde gestohlen, eine Waffe von großer Macht. Nur einer umherziehenden Kriegerin kann es während einer Jahrestagsfeier gelingen, in die schwer bewachte Festung des diebischen Fürsten Dormunt einzudringen.

Für eine Kämpferin wie Marlysa scheint die Aufgabe wie geschaffen zu sein. Ein Dolch sollte doch leicht zu stehlen sein. Hätte Marlysa zu diesem Zeitpunkt gewusst, wie attraktiv Dormunt ist, wäre ihre Begeisterung ganz anders ausgefallen – gut aussehende Männer waren in ihrem Leben schon oft für Ärger gut.

Mit der 7. Episode, einem Zweiteiler, Der Waltras kehrt Marlysa zurück. Wir sehen Marlysa eingangs, wie sie ein beschauliches Leben führt. In einer Arena hat sie zusammen mit einigen Freunden eine große Veranstaltung, heute würden wir sagen Show, auf die Beine gestellt, die Tausende von Zuschauern anlockt und regelmäßig begeistert. Die anderen Gladiatoren sind zufrieden mit diesem Leben und wissen auch, was sie daran haben und wem es zu verdanken ist, dass die Zuschauer so zahlreich kommen.

Gleich zu Beginn zeigt Autor Jean-Charles Gaudin auf eine sehr handlungsreiche, aber auch charmante Art, warum Marlysa in ihrer Welt so beliebt ist. Eine Figur, die derart sympathisch eingeführt wird, weiß auch den Leser schnell zu fesseln. Ihrer Freundlichkeit, ihrer Agilität und auch ihrer optische Erscheinung kann man sich nicht entziehen – nicht zuletzt ist es auch ihre Maske, jener geheimnisvolle Aspekt ihrer Identität, der Marlysa faszinierend erscheinen lässt.
Zeichner Jean-Pierre Danard hat sich mit ihrer Gestalt viel Mühe gemacht. Sie wirkt wie eine Brigitte Bardot, die in einer phantastischen Welt ihr Überleben sichert.

Marlysas Maske schadet ihrer Attraktivität keineswegs. Ihre knappe Bekleidung verdreht vielen Männern um sie herum den Kopf. – Wie sich nicht nur an Bösewicht Dormunt zeigt. Der Ritter, der ihr als Begleitung auf ihrer Reise zur Seite gestellt wird, Lowell, erliegt alsbald ihrem Charme. Es wäre falsch zu behaupten, dass Marlysas Bekleidung immer zweckmäßig ist – aber seien wir ehrlich: Eine knackig bekleidete junge Frau ist allemal besser anzuschauen als irgendein muskelbepackter Barbar.
Wer allerdings glaubt, der Einsatz von jungen Frauen in einem prallen Abenteuer ginge zu Lasten der Action, sieht sich gewaltig getäuscht.

Einige Szenen möchte ich ganz kurz herausstellen, weil sie wirklich bemerkenswert sind. Das Abenteuer beginnt mit einem bunten Spektakel, das sich erst nach dem Umblättern als Show entpuppt, bei der niemand zu Schaden kommt. Der Schaukampf in der Arena ist poppig bunt in Szene gesetzt. Fast könnte man meinen, pompöse Musik zu hören, die zu diesem Spektakel aufspielt.
Beeindruckender ist die Szenerie auf der Großen Achse geworden. Man stelle sich einen Highway vor – ohne Automobile, dafür mit phantastisch anmutenden Reittieren, einige recht überdimensional, welche die begradigte Strecke für ihre jeweilige Höchstgeschwindigkeit nutzen. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, dass das Konzept der Autobahn so noch nicht im Bereich der Fantasy genutzt wurde.
Abschließend sei die Hetzjagd in den Kellergängen abseits des Verstecks des Waltras erwähnt. Wer bislang noch nicht von der Action überzeugt war, kann sich hier nicht mehr entziehen.

Die Welt von Marlysa ist eine Welt voller Details. Das macht sie sehr lebendig und liebenswert. Die Macher, Gaudin und Danard, orientieren sich an der Realität und steuern ein hohes Maß an eigenen Ideen bei. Ein gutes Beispiel für diesen Ideenreichtum ist der erste Auftritt von Dormunt. Angesichts der farblichen Pracht (eine tolle Arbeit von Yoann Guillo) und der Inszenierung fühlt man sich als Leser an eine indische Prozession aus alten Tagen erinnert, als noch Nabobs ihren Reichtum zur Schau stellten.

Man kann Marlysa nicht einfach nur spannend oder gut umgesetzt nennen. Dieses Fantasy-Abenteuer ist einfach schön und gehört zu den Comics, die man nach dem Lesen sehr zufrieden schließt – oder wieder von vorne beginnt.

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Samstag, 10. Februar 2007

Marlysa – Die Lebensfrau

Filed under: Abenteuer — Michael um 13:40

Marlysa - Die LebensfrauMarlysa hat sich zur Abreise bereit gemacht. Der Aufenthalt in der kleinen Herberge war überaus erholsam. Erfrischt will sie die Weiterreise antreten, da ereignet sich ein unerwarteter Zwischenfall.
Oder doch nicht? Eine schöne Frau, noch dazu allein reisend, muss in dieser wilden Welt immer mit Schwierigkeiten rechnen. Zwei Gauner wollen sie aufhalten. Noch im Stall zeigt Marlysa, die Frau mit der weißen Maske, den beiden Kerlen, wie wehrhaft sie ist. Aus einer gemütlichen Reise wird ebenfalls nichts. Auf ihrem Weg muss sie beobachten, wie eine Kutsche von schwer bewaffneten Soldaten überfallen wird. Marlysa zögert keinen Moment und greift ein.

Die Wachen, die den Weg der Kutsche begleiteten, büßen ihre Wachsamkeit und Opferbereitschaft mit dem Leben. Noch im Sterben vertrauen sie Marlysa ihre Schutzbefohlene an. In der Kutsche findet sie eine uralte Frau, dem Tode näher als dem Leben. Die junge Kriegerin kann sich nicht erklären, was die fremden Krieger, die sie in die Flucht geschlagen und getötet hat, von der alten Frau gewollt haben. Doch sie übernimmt die Aufgabe, die Frau zu ihrem vorbestimmten Ziel zu bringen.

Vorerst muss Marlysa jedoch an ihrem Image arbeiten. Der nächste Aufenthalt findet im Vorfeld eines Turniers statt, bei dem Marlysa sich als Zweikämpferin beweisen will. Ob im Abendkleid oder in der Rüstung eines professionellen Kämpfers, Marlysa macht immer eine gute Figur – Aber das genügt nicht immer, wie sich alsbald herausstellt.
Auch die unbekannten Krieger geben so schnell nicht auf. Schneller als Marlysa lieb ist, haben die Fremden sie und die alte Frau wieder aufgespürt. Noch einmal gelingt den beiden die Flucht dank der Hilfe eines freundlichen Druiden. Endlich lüftet sich das Geheimnis um die alte Frau ein bißchen.
Leider bedeutet das auch für Marlysa, dass die Schwierigkeiten jetzt erst so richtig losgehen.

Marlysa – Die Lebensfrau von Jean-Charles Gaudin und Jean-Pierre Danard ist ein schönes Fantasy-Abenteuer. Glücklicherweise ist es nicht jenseits aller bekannten Fantasy konzipiert, weshalb der Einstieg in die Geschichte leicht fällt und der Leser sich schnell zurecht finden kann.

Marlysa ist keine übliche junge Frau. Sie ist eine Kämpferin mit einer bewegten Vergangenheit, die aber für diese Geschichte so gut wie keine Rolle spielt. (Der Leser muss die vorhergehenden Geschichten nicht kennen.) Sie ist kein Überwesen und verliert auch Kämpfe, mitunter überschätzt sie sich sogar. Sie ist klug, aber manchmal auch zu vertrauensselig. Kurzum, sie ist erfrischend normal, einzig ihr Kämpferherz hebt sie sehr von anderen Charakteren der Geschichte ab.
Doch sie ist keine x-beliebige Frau, denn hinter ihrer Maske verbirgt sie ein Geheimnis – welches furchteinflößend sein muss, wie sich an der Reaktion jener ablesen lässt, die Gelegenheit bekommen, sie ohne Maske zu sehen. Da ihr Herz aus Gold ist (natürlich nur sprichwörtlich) findet sie häufig schnell Freunde – nicht immer, weshalb auch Enttäuschungen vorprogrammiert sind.
Mit Marlysa ist als überaus sympathische Frau die zentrale Figur dieser Fantasy-Geschichte. Und weil man sie einem so früh so sehr ans Herz wächst, bleibt man als Leser auch sogleich am Ball.

Eine derart sympathische Figur in einem Comic ist selten. Ich kann nicht einmal so recht deuten, wo die Ursache dafür begraben liegt. Vermutlich sind es viele Kleinigkeiten, die über die ganze Handlung verteilt sind.
Am Ende jedenfalls kann man nur sagen: Prima, dass sie das so toll hinbekommen hat!

Die Lebensfrau beschreibt ein Thema, dass auf (entfernt) ähnliche Weise auch einmal in Star Trek angepackt worden ist. Die Frage lautet: Muss das Leben immer als Kind beginnen? Aus dem Mythos des rückwärts gewandten Lebens entsteht schnell eine Eigendymanik, die ungeheuer viele Ideen nach sich zieht – die von Gaudin auch sehr schön vor dem Leser ausgebreitet werden.
Diese Erfahrungen und Empfindungen als solche, wie die Schwäche des Alters oder die Entdeckungen der Jugend sollten eigentlich nichts Besonderes sein. In dieser Konzentration zeigt Gaudin jedoch, wie groß das Geschenk all dieser Lebensabschnitte doch sein kann.

Die Bilder sind ausgefeilt gezeichnet von Danard. Marlysa ist eine Kämpferin, athletisch gebaut und mit einem Lächeln ausgestattet, das ihre Herzensgüte nach außen trägt. Danard setzt das Konzept seines Kollegen Gaudin hervorragend um.
Doch damit endet Danards Arbeit noch nicht. Er gestaltet eine Welt, mittelalterlich anmutend zunächst, die bald mit vielerlei Gestalten, Bauten und Tieren aufwartet und eine märchenhafte Kulisse entstehen lässt. Dank der farblichen Gestaltung von Angélique Césano wird dieser Eindruck noch unterstrichen.
Besonders knuffig anzuschauen sind die faunähnlichen Lebewesen, ein Volk wie eine Mischung aus Ziegen und Zwergen, zuerst ein bißchen teuflisch, später heldenhaft und freundlich.
Danard zeichnet schnörkellos. Man könnte auch sagen hell. Danards Art zu zeichnen verträgt sich ungeheuer gut mit der erzählerischen Art von Gaudin. So ist es kein Wunder, dass Marlysa bereist in die sechste Runde geht – und hoffentlich noch weitere Fortsetzungen schafft.

Geradlinige Fantasy für ein richtig schönes Lesevergnügen. Prachtvoll, spannend, sympathisch. 🙂

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