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Comic Blog


Mittwoch, 11. Oktober 2006

Athena Inc. – The Manhunter Project 2

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 13:24

Athena Inc. - The Manhunter Project 2Gwen hat ein Problem. Johnnie, ein Manhunter, prügelt auf sie ein und will sie aus Rache töten. Gwen weiß überhaupt nicht, wie ihr geschieht. Die einzige, die helfen könnte, ist Mary, ihr zweites Ich, doch Mary gelingt es nicht, die Kontrolle über den Körper zu gewinnen.
Gwen ist hilflos. Sie verfügt nicht über die kämpferischen Eigenschaften, die Mary so überragend in ihrer Rolle als Attentäterin machen. So überragend, dass sie sogar gegen drei Exemplare aus ihrer genetischen Familie bestehen konnte. Die Gewalt, die sie dabei anwandte, hat ihr Johnnie noch nicht verziehen. Der technisch eher notdürftig reparierte Kehlkopf, mit dem er Gwen gegenüber tritt, heizt seine Rachegefühle nur noch mehr an.

Gwen steht die Verfolgungsjagd eine kleine Weile durch – nicht ganz ohne Hilfe. Ihr Problem ist, dass sie nicht nur gegen ihren Verfolger kämpfen muss – den sie als Mischung aus Billy Idol und Terminator beschreibt. Zu allem Übel tobt in ihrem Inneren ein Kampf zwischen zwei Egos um die Vorherrschaft über den Körper. Für Mary ist klar: Sie muss gewinnen, ansonsten wird Johnnie von ihnen beiden nichts übrig lassen.

Interne Machtkämpfe gibt es auch in der Schaltzentrale der Macht, wo die Steuerung der Manhunter zusammenläuft. Morgan, Vorsteher des Projekts, erhält von allen Seiten kleine Nadelstiche, derer er sich immer wieder scharf zu erwehren weiß – immerhin ist er der Chef über Killer, die auf Knopfdruck aktiviert und deaktiviert werden können. Allerdings funktioniert das auch nicht mehr so leicht, eine Tatsache, die Morgans Mitarbeiter zusehends nervös werden lässt, denn was ein außer Kontrolle geratener Manhunter anrichten kann, können alle am Beispiel Johnnie live auf den Bildschirmen verfolgen.

Es ist gut, wenn ein moderner Frankenstein wie Morgan die Taten seines Monsters durch dessen Augen verfolgen kann. Mary, die irgendwann die Oberhand gewinnt, hat inzwischen gelernt, diese Überwachung zu überlisten und taucht nun unter. Und Morgan weiß: Es hat keinen Sinn, Mary zu suchen – denn sie wird zu ihnen kommen, um die Angelegenheit endgültig abzuschließen.

@thena Inc. – The Manhunter Project geht in die abschließende zweite Folge – es könnte eine Fortsetzung geben, aber das wäre eine völlig eigenständige Geschichte. (Da das Thema mir in seiner Machart außerordentlich gefällt, hätte ich nichts gegen eine weitere innovative Geschichte dieser Art.)
Zeichner Jay Anacleto liefert die bereits gewohnt gute Arbeit ab. Manche Szenen, besonders im Kampf zwischen Gwen/Mary und Johnnie, vermitteln den Anschein, als hätten Originalfilmbilder als Vorlage des Comics gedient und es handele sich letztlich um nichts anderes als eine Umsetzung zum Film.
Die Geschichte bietet sich für eine Verfilmung geradezu an, besonders der Schluss des vorliegenden Bandes ist eine ziemliche Anspielung darauf. Wer sich die Zeichnungen genau betrachtet, könnte sich eine Charlize Theron als Gwen/Mary vorstellen und einen Anthony Hopkins als Randall. Wenigstens bei letzterem meinte ich eine starke optische Ähnlichkeit festzustellen.
Optisch bleibt @thena Inc. – The Manhunter Project also ein Leckerbissen.

Was die Fortsetzung aber noch spannender macht, ist die Erzählweise, die Autor Brian Haberlin hier vorlegt. Ein Zug, dessen Bremsen versagen, der weiterhin beschleunigt – so ungefähr lässt sich das Tempo beschreiben, mit dem die Geschichte vorangetrieben wird.
Die Konflikte der Figuren untereinander, der Konflikt von Gwen und Mary, diese ungewöhnliche Konzeption erlaubt Haberlin auch das Hakenschlagen, der Einbau unvorhersehbare Wendungen. Science Fiction- und Thriller-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Man darf gespannt sein, was sich Brian Haberlin für zukünftige Projekte ausdenken wird. Sicher ist, dass er mit dieser Geschichte die Messlatte zum Vergleich sehr hoch gehängt hat. 😀

Donnerstag, 31. August 2006

Athena Inc. – The Manhunter Project

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 13:01

@thena Inc. - The Manhunter ProjectGwen Dawson, von den Manhattan-Dawsons, gehört ganz eindeutig zum Jet-Set. Gerade ist sie mal wieder in Monaco. – Leider ist auch Mary in Monaco. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn Gwen und Mary teilen den gleichen Körper.
Gwen ist die harmlose Frau, Mary ist die eiskalte Auftragsmörderin. Gwen weiß nichts von ihrem zweiten Ich, Mary allerdings ist über ihre andere Identität im Bilde.

Während Mary ihrer Arbeit nachgeht, wird Gwen abgeschaltet. Und Mary hat inzwischen gewaltige Probleme. Ihre Versuche, mit ihrem anderen Ich Kontakt aufnehmen zu wollen, sind anscheinend nicht unbeobachtet geblieben. Prompt wird ihr eine Falle gestellt. Sie bekommt es mit Verwandten zu tun. Killer wie sie, die sie stoppen sollen.
Mary hat es schwer gegen die eigene Verwandtschaft, aber schließlich kann sie sich durchsetzen.
Gwen indessen fühlt sich zusehends verwirrt. Auf ihrem Heimflug flüchtet sie sich gerne in Phantasien, um sich die Zeit zu verkürzen. Seltsamerweise wählt sie dafür ausgerechnet die Version eines weiblichen 007. Unterbewusst scheint sie verstanden zu haben, wenngleich sie die Stimme, die sich manchmal zusätzlich zu Wort meldet, lieber ignoriert.

Zwei Personen in einem Körper, eine genetisch konstruierte gespaltene Persönlichkeit: Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

@thena Inc. – The Manhunter Project ist ein ungewöhnliches Projekt in der Welt der Comics. Die bildhafte Darstellung ist eindrucksvoll exakt, die textliche Gestaltung wie auch die Ausführung ist gewöhnungsbedürftig, aber wegen ihrer Andersartigkeit auch erfrischend neu – und auch sehr schnell ungewöhnlich spannend.

Autor Brian Haberlin hat an sehr vielen Produktionen im Bereich Comic mitgearbeitet. Er kennt die gestalterische Seite in vielfältiger Weise (u. a. Farben: Kiss Psycho Circus, Spawn, Cover: Spider-Man), aber auch die erzählerische Seite wie er in der Serie Witchblade oder mit Veröffentlichungen Die neun Ringe von Wu-Tang und Jinn gezeigt hat. Mit @thena Inc. bewegt er sich auf gewohnt phantastischem Gebiet, aber mit einer sehr starken Tendenz zu Thriller und Science Fiction.
Seine Aufgabe, zwei Personen in einer einzigen Figur zu manifestieren, dazu noch zwei völlig gegensätzliche Charaktere, löst er mit einigem Geschick, aber auch mit einigen Überraschungen.
Mary, die leicht psychopathische Killerin, versucht mehr und mehr in Gwens Welt einzudringen. Als Gwen schläft, hinterlässt Mary mit Lippenstift eine Botschaft auf einem Spiegel. Gwen, die später erwacht und diese Botschaft findet, deutet die Worte als Botschaft eines Stalkers. – Mary freut sich kurz über das Erschrecken Gwens, doch schließlich findet Gwen die Möglichkeit eines Stalkers cool!
Vielleicht gehört in man in gewissen Schichten nicht dazu, wenn man keinen Stalker hat. Für Gwen jedenfalls ist es das ultimative Mode-Accessoire.

Die Ironie, die alleine schon durch dieses kleine Erlebnis zum Ausdruck kommt, findet sich in so mancher Wendung des Comics. Haberlin setzt dem Schock den Humor gegenüber und nimmt den brutalen Szenen so die Schärfe – eigentlich very british, so schwarz ist der Humor.

Gestalterisch steht ihm Zeichner Jay Anacleto zur Seite, ein ziemliches Talent und Schwergewicht in Sachen fotorealistischer Zeichnungen. Zahlreiche Beispiele dazu finden sich mit Cover-Abbildungen oder Pin-Ups wie zu Aria. Im vorliegenden Band zum @thena-Auftakt ist Anacleto gezwungen, Momentaufnahmen zu kreieren. Gemäß einer filmischen Prämisse, dass sich schöne Menschen am besten verkaufen, sind auch Anacletos Menschen schön. Was vielleicht widersinnig im Rahmen eines brutalen Thrillers erscheinen mag, wirkt umso mehr, wenn schöne Menschen auf recht ernsthafte Weise unschöne Dinge tun. – Andererseits würde es dem Konzept von genetischer Perfektion nicht entsprechen, würde Mary auch einen weiblichen Mr. Hyde abgeben.

Womit wir wieder beim Thema wären, denn nichts anderes ist die Person Gwen/Mary, eine gespaltene Persönlichkeit im Stile des Grusel-Klassikers von Robert Louis Stevenson. Die neue Auslegung des Themas, der Transport in eine Zeit von Matrix und Johnny Mnemonic, grafisch topp umgesetzt und auf ungewöhnliche Weise erzählt, sollten allen gefallen, die Thriller und die Welt von William Gibson mögen. 😀

Link: Brian Haberlin