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Comic Blog


Montag, 29. Oktober 2007

Fafhrd und der Graue Mausling

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:39

Fafhrd und der Graue MauslingFernab in der Stadt Lankhmar finden sich die buntesten, die gruseligsten, die leidenschaftlichsten und abenteuerlichsten Gestalten. Inmitten einer Stadt, die ein Schmelztiegel für vielerlei Schichten ist, treffen sich zwei liebenswerte Halunken, Schurken, Diebe, die sehr bald die dicksten Freunde werden. Die Geschichte nennt sie: Fafhrd und der Graue Mausling.

Viele Abenteuergeschichten sind häufig auch Erzählungen über Männerfreundschaften. Fafhrd und der Graue Mausling beschreibt eine solche Freundschaft. Zwei sehr unterschiedliche Männer gehen gemeinsam durch Dick und Dünn, geeint durch ein ähnliches Schicksal, dem Verlust ihrer jeweiligen großen Liebe.
Der eine, ein großer starker Mann, rothaarig, bärbeißig und humorvoll ist ein Barbar. Fafhrd ist Mann, den kein Wässerchen trüben kann. Der Graue Mausling ist flink, geschickt, etwas kleiner, mit etwas mehr Manieren gesegnet und ein Dieb.
Beide sind perfekt dazu geeignet, sich gegenseitig zu ergänzen.

Howard Chaykin hat sich der Geschichten von Fritz Leiber um die beiden ungleichen Freunde angenommen und sie für das Comic-Genre adaptiert. Für die Umsetzung konnte kein Geringerer gefunden werden als Mike Mignola, der dank seiner überaus erfolgreichen Serien um Hellboy und die B.U.A.P. gerade auf seinem Zenit angelangt ist – wo er hoffentlich noch lange bleibt.

Fafhrd und der Graue Mausling ist aus der Sicht des Lesers aber auch eine kleine Zeitreise. Wir können sehr schön sehen, dass die Umsetzung dieser Geschichten ein Abschnitt auf der Entwicklungsleiter seines Schaffens ist. Zweifellos ist seine Arbeit zu diesen Geschichten noch nicht so reduziert wie z.B. in Hellboy. Einen direkten Vergleich kann mit den jeweiligen Titelbildern anstellen, die ganz bestimmt neueren Datums sind, da sich hier der Zeichenstil findet, der Mignola so populär gemacht hat und inzwischen sogar kopiert wird.
In beiden Schaffensperioden hat Mignola einen geschulten Blick entwickelt. Das Wesentliche steht perfekt im Zentrum eines jeden Bildes, eine Landschaft, eine Perspektive, ein Gesicht, ein Kampf. Mignola hält sich nicht mit überflüssigen Details auf. Trotzdem bleibt das Auge lange hängen, denn die Atmosphäre in der Komposition sowie Licht und Schatten stimmt.

Atmosphäre ist ein Kern dieser Welt, in der Fafhrd und der Graue Mausling zu Hause sind. Die Gassen in der verrufenen Stadt Lankhmar ähneln denen anderer phantastischer Städte aus der Pulp-Ära, so auch denen von Robert E. Howard. Die Magie ist so echt wie Kriminalität, sie dümpelt unter der Oberfläche, brodelt, ist jederzeit zum Ausbruch bereit und wird von niemandem verstanden – manchmal noch nicht einmal von einem Zauberer. Besonders jene letzte Eigenart wird von Fritz Leiber oder besser dem adaptierenden Howard Chaykin sehr schön Szene gesetzt. War schon ein Schwert stärker als schwarze Magie, kann sie gegen eine tiefe Freundschaft überhaupt nicht bestehen. Natürlich machen Leiber bzw. Chaykin ihren Helden nicht leicht.
Obwohl man als Leser sicherlich davon ausgeht, dass die beiden Helden ihr Abenteuer unversehrt überstehen werden, entsteht doch häufig der Eindruck, dass die beiden Männer diesmal nicht den Sieg davontragen werden. – Wenn ein Autor diesen Eindruck erwecken kann und man befindet sich als Leser doch erst in der Mitte des Buches, dann ist er ein hervorragender Erzähler.

Leibers Trick? Vielleicht ist es die Eigenart, nicht jede offene Frage zu beantworten, sondern ein ungewisses Element übrig zu lassen. – Oder sogar Figuren zu installieren, die mit diesen Ungewissheiten spielen.
Ningaubel und Schilba sind solche Kreaturen, beständig unter einem Umhang verborgen, herrscht bei der einen dunkler Schatten unter der Kapuze, während bei der anderen ein Sternenmeer zu glänzen scheint. Diese magischen Wesen haben an den beiden Halunken einen Narren gefressen und stehen ihnen hilfreich zur Seite.
Das wirklich Gelungene, und dies zeigt sich auch an den erwähnten Figuren, die geheime Zutat, wenn man es so nennen will, ist der Humor. Männer unter sich pflegen eine eigene Sprache, sie werden etwas kindischer, lassen sich selber auch hochleben, nehmen den anderen auch mal hoch. All das, und mehr, findet sich wieder im Verhältnis zwischen Fafhrd und dem Grauen Mausling und wird, was wohl der wichtige Aspekt ist, absolut echt geschildert.

Die für mich persönlich stimmigste Geschichte ist Der Fluch der Wiederkehr. Hier passt einfach alles. Der Gruselfaktor, die langsam ansteigende Spannung, bis zu einem Showdown der Extraklasse. Leiber wie auch Chaykin zeigen, wie auf engstem Raum eine Geschichte entstehen kann, wie ein Geheimnis Schritt für Schritt enthüllt wird. Der Kampf gegen die Geisterhunde dürfte ein Höhepunkt in der Fantasy-Literatur sein.

Kraftvolle Fantasy-Erzählungen, dichter, als es zunächst den Anschein hat, klassisch und immer noch modern, mit sympathischen Hauptfiguren, die mit List und Tücke, aber auch mit brutaler Gewalt vorgehen. Vom Schicksal gebeutelt, von den Göttern (und Hexen) geliebt, nehmen Fafhrd und der Graue Mausling den Leser mit auf eine außergewöhnlich schöne und aufregende Lebensreise.

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Mittwoch, 19. September 2007

Batman – Thrillkiller

Filed under: Superhelden — Michael um 19:15

Batman - ThrillkillerJohn F. Kennedy ist Präsident der Vereinigten Staaten, Elvis ist aus der Armee entlassen und für die Beatles interessiert sich kaum jemand. Es ist die Zeit, in der korrupte Polizisten in den Bars von Gotham City Schutzgelder eintreiben.
In diesen unberechenbaren Tagen macht ein maskiertes Rächerduo Schlagzeilen. Ihre Namen: Batgirl und Robin. Eines Abends legen sie sich wieder mit der Polizei an, denn Two-Face soll nicht fortgesetzt im Schutz einer Polizeimarke Verbrechen begehen dürfen.

Die Erpressung scheitert, trotzdem müssen die beiden Vigilanten die Beine unter den Arm nehmen. Und nicht nur das. Polizeichef Gordon sieht sich gezwungen, gegen die beiden zu ermitteln, obwohl er langsam ihre Arbeit zu schätzen weiß.
Gordons bevorzugter Ermittler hat zwar bereits viel um die Ohren, aber Gordon traut nur ihm die Arbeit zu, als muss Detective Bruce Wayne diesen Fall auch noch übernehmen. Mit dem Widerwillen Waynes kann Gordon umgehen, mit dem Freund seiner Tochter Barbara nicht. Das kurze Zusammentreffen wenig später hinterlässt auf beiden Seiten keine Freude.

Bianca Steeplechase tritt gerne in der Maskerade eines Jokers auf, so kann sie ihre wahre Identität verschleiern und sich mit einem unheimlichen Flair umgeben. Mit ihrer kleinen Spende stößt sie bei Bruce Wayne allerdings auf Granit.
Mit seiner Einstellung wäre Wayne der ideale Partner der beiden Vigilanten, die er aufzuspüren versucht. Was er nicht weiß: Die selbsternannten Rächer haben sich im Keller von Wayne Manor, Bruce’ einstigem Familiensitz, den er wegen Schulden verkaufen musste, ein Versteck eingerichtet. Bald darauf ist das dynamische Duo wieder auf der Pirsch.

Verkehrte Welt: Was ist hier los? Mit den Zeichenkünsten von Dan Brereton, der hierzulande auch schon mit The Black Terror aufgefallen ist, entsteht nach einer Szenario-Vorlage von Howard Chaykin ein vollkommen anderes Gotham City.
Aus heutiger Sicht waren die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts noch äußerst düster. Die Einflüsse organisierter Banden wirkten noch nach. Die Halbstarken machten den Erwachsenen das Leben schwer und der Kalte Krieg erreichte mit der Kuba-Krise einen seiner Höhepunkte.

Gotham City presst aus dieser Zeit noch mehr düstere Atmosphäre heraus. Der Leser erkennt den Joker, Batgirl, Robin, auch Catwoman und Black Canary oder Croc (beide haben ihren Auftritt in Thrillkiller 62).
Inzwischen hat es einige Neuerzählungen von Superhelden gegeben. Batman und Superman stehen dabei in der ersten Reihe. In der Riege der Neuerzähler zählt sogar ein Frank Miller zur vordersten Kategorie. Entsprechende Versuche haben manchmal tolle Ergebnisse erbracht, hin und wieder gerieten sie auch zu einem simplen Aufguss oder einem Transport in die Gegenwart.

Chaykin und Brereton gehen den Weg zurück. Die Helden sind zwiespältige Persönlichkeiten ohne besondere Ausrüstungsgegenstände – sieht man einmal von einer Armbrustpistole ab. Batgirl ist die führende Persönlichkeit, jene die anleitet und Robin anführt. Wie bekannt handelt es sich bei ihr natürlich um Barbara Gordon, der Tochter des Polizeichefs. Eine sehr reife Frau, stark, fast zu stark für ihre Zeit, ist für den eher jugendlichen Robin auch Mutterersatz.

Brereton hat sie außerdem mit sehr deutlich ausgeprägten weiblichen Attributen versehen, die eher hinderlich bei einem Kampf sind. Von den athletischen Figuren, wie sie in neueren Produktionen zu finden sind, gibt es hier keine Spur. Aber die Wirkung ist nicht zuletzt durch die Aquarell-Technik viel realistischer.
Breretons Figuren sind kantiger, voluminöser und es gibt auch mal ein Speckpölsterchen zu sehen. Der Realismus seiner Arbeit rückt ihn in die Nähe eines Alex Ross.

Der Joker, hier eine Frau, ist wegen des geschlechtlichen Rollentauschs eine Spur gemeiner, grausamer und sadistischer. So driftet die Geschichte immer weiter zu einem Duell zwischen kämpferischen Frauen, von der eine aus Rache und Gerechtigkeitssinn handelt, die andere hingegen schlichten verbrecherischen Wahnsinn als Antrieb hat.

Eine völlig neue Entstehungsgeschichte von Batman, die Fledermaus fast Lückenbüßer, in einer herausragenden Gestaltung, die dank der Bildtechnik viel organischer wirkt, weniger glatt. Düster spannend mit Charakteren zwischen Mut und Verzweiflung. Ein Höhepunkt in der Batman-Saga. 😀

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