Comics greifen nicht selten soziale Missstände, Krieg und menschliche Katastrophen als Themen auf. In der Science Fiction sind die Umstände zumeist frei erfunden, aber nicht weniger realistisch als zum Beispiel bei historischen Themen.
Homero (Edition Kunst der Comics) befasst sich damit, was geschieht, wenn jegliches soziales Netz der Gesellschaft verloren gegangen ist und die Menschen, die aus den verschiedensten Gründen an den Rand gedrängt wurden, eingepfercht werden.
In der Eiswüste befindet sich ein heruntergekommenes Gefängnis. Hier sind die Freaks untergebracht, die Kranken, die Alten. Die Bewachung ist nicht minder übel dran und will es den Insassen auch nicht leichter machen. Gewalt, Hunger und Drogen bestimmen den Alltag.
Eines Tages tritt eine noch schlimmere Notsituation ein: Die Versorgungstransporte von außerhalb bleiben aus. Zur Eindämmung möglicher Aufstände lässt der Gehilfe des Direktors einen Söldnertrupp einfliegen. Mögliche Rädelsführer sollen ohne Umschweife getötet werden. Homero und seine Leute verrichten den Auftrag ohne Skrupel.
Erst als die Situation sich auch gegen sie richtet – denn ohne Nachschub von außen bleibt auch ihre Bezahlung aus – verhelfen sie einigen wenigen Häftlingen zur Flucht.
Die Autoren Antonio Guiral und Fernando Rubio erzählen ihre Geschichte, ohne allzu tief in die menschliche Psyche vorzudringen – jedenfalls nicht weiter, als die eigene Vorstellungskraft reicht. Ähnliche Szenen kennt der Betrachter bereits aus Gefängnisgeschichten, hier werden sie lediglich noch einmal überspitzt dargestellt.
In der Geschichte regiert der Wahnsinn und – wenn man es so nennen will – das pure Böse. Es ist eine reine Schwarzweißmalerei. Der Wechsel von Homero auf die Seite der Guten erklärt sich aus einer reinen Notwendigkeit heraus. Besser macht ihn das auch nicht.
Bei aller Gewaltdarstellung verzichtet der Comic auf allzu drastische Bilder. Das ist der Geschichte anzurechnen, die Oberflächlichkeit zieht den Band wieder deutlich ins Minus. Natürlich erwartet der Betrachter heutzutage kaum noch neue Erkenntnisse oder revolutionäre Sichtweisen von einer Geschichte, Comic oder nicht. Aber etwas mehr Tiefgang kann nicht schaden. Interessant ist lediglich der Schluss: Die Zurückgebliebenen weigern sich, das Unvermeidliche anzuerkennen. Sie warten weiterhin auf den Nachschubtransport, der niemals eintreffen wird.
Mit Der ewige Krieg (Carlsen) nach einer Vorlage von Joe Haldeman und umgesetzt durch die Federführung von Marvano verhält es sich völlig anders.
Im Weltall herrscht Krieg – es ist eine besondere Art von Krieg, in der für die Truppen im All die Zeit viel langsamer vergeht als auf der Erde. Für die Männer und Frauen an der Front spielt sich ein ganz anderes Zeitalter als Zuhause ab.
Auf der Erde herrscht Notstand, der technische Fortschritt wird vorangetrieben, in Folge der Überbevölkerung wird das Praktizieren von Homosexualität unter den Menschen gefördert. Bildung und Platz bedeuten Luxus.
Die Menschen im All verlieren jeden Bezug zum Ziel des Krieges. Ihre Angehörigen auf der Erde altern viel schneller, Leben der Soldaten werden mit künstlichen Gliedmaßen verlängert.
Ein drastisches Beispiel zeigt die Beziehung eines Soldaten und einer Soldatin zueinander. Eines Tages werden sie so weit voneinander an verschiedene Posten versetzt, dass die Möglichkeit, in Folge der Zeitversetzung sich jemals wieder zu sehen, gleich Null ist.
Der Soldat denkt an Selbstmord. Mein Leben gehörte der Armee. Ich würde ihr nicht auch noch meinen Tod schenken.
Eine realistisch anmutende Geschichte, mit der Joe Haldeman Teile seiner eigenen Kriegserfahrungen in Vietnam verarbeitete. (Auch als Roman erhältlich.) Wenn die Soldaten im All kämpfen und die Generation, die den Krieg begonnen hat, zwischenzeitlich auf der Erde wegen Überalterung stirbt, spätestens dann sollte jeder die Sinnlosigkeit eines kriegerischen Unterfangens erkennen.
Man merkt der Geschichte deutlich an, dass sie auf einer Romanvorlage fußt. Viele Blickwinkel und Details, sehr echt angelegte Akteure machen Der ewige Krieg nach meiner Meinung zu einem echten Klassiker. 🙂