Samstag, 10. November 2007
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So oder ähnlich heißt es ja. 2008 dürfte ein cooles Jahr für alle Comic-Fans werden, die einer guten Comic-Verfilmung etwas abgewinnen können.
Iron Man mit Robert Downey Jr. ist eines der Marvel-Projekte, die für allerlei Aufsehen sorgen sollten. Die offizielle Homepage kann jedenfalls mit einem Trailer aufwarten, der es in sich hat.
Bedeckter hält sich die offizielle Homepage von The incredible Hulk, seltsamerweise, denn die Besetzung mit Edward Norton und Tim Roth kann sich sehen lassen.
Viel weiter, viel informativer, obwohl viel später am Start, gibt sich die Homepage zu Hellboy II. Das kann sich als informatives Projekt wirklich sehen lassen. Besonders die Konzeptzeichnungen haben es in sich. Eine tolle Galerie, von der ein paar Bilder sicher auch klasse Poster abgeben würden.
Auf die Verfilmung von The Spirit muss noch länger gewartet werden, doch auch hier hat man wohl erkannt, wie wichtig Informationen sind, will man das Wasser am Kochen halten.
Ist die Geschichte von Will Eisner, bearbeitet von Frank Miller, klassisch zu nennen und nicht gerade das neueste Thema, gehört auch G.I. Joe zu den eher unbekannteren Comic-Vertretern hierzulande. Nichtsdestotrotz steht auch hier eine Verfilmung an. Wer sich einen Überblick zum Comic verschaffen will, kann das mit den Online-Comics auf der Hasbro-Homepage in der Entertainment-Abteilung tun.
Nachtrag aus der Slasher-Abteilung: Nachdem Slasher sich wieder größerer Beliebtheit erfreuen (wie in Hack/Slash), mischen auch die Kino-Originale wohl den Comic auf. Freddy, Jason und Ash treffen in einer Comic-Version aufeinander: Freddy vs. Jason vs. Ash Comic Covers.
Dienstag, 06. Februar 2007
Zum Jubiläum des Ultimate Spider-Man haben sich Zeichner hingesetzt und mit ihrem ganz persönlichen Strich ihren Tribut entrichtet. Das Ergebnis ist äußerst eindrucksvoll und bietet wohl einen absolut genial ausschauenden Vergleich zwischen unterschiedlichsten Zeichenstilen. Selbst für Nicht-Spidey-Fans wirklich sehenswert: The Ultimate Spider-Man 100 Visual Guide
Bilder einer ganz anderen Art, nicht minder spannend, bringen uns den guten Hellboy auf den Bildschirm zurück – als Spiel (auf den nächsten Film müssen wir leider noch etwas warten). Wenn ich mir allerdings die Screenshots betrachte, dann lässt sich die Wartezeit mit dem Spiel sehr gut überbrücken: Hellboy Spiel 😀
Freitag, 05. Januar 2007
In Shiloh, einer kleiner Stadt in Massachusetts, ist die Entwässerung eines Dorfteiches ein Erlebnis. Aber niemand rechnete mit einem Leichenfund am schlammigen Grund des Tümpels.
Ein simpler Leichenfund ist eigentlich kein Grund für die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen ihre besten Agenten zu schicken. Da die drei Leichen jedoch so aussehen, als seien sie gerade erst gestorben, wird die Angelegenheit zu einem Fall für Abe Sapien und Roger, den Homunkulus.
Sie sieht nicht mal tot aus. Roger rutscht diese Bemerkung heraus, als er eine der Toten in der Leichenhalle begutachtet. Das Team forscht in der Vergangenheit des Ortes nach, unterstützt durch Constable Rackham. Schnell wird klar, dass die Toten dem Hexenwahn zum Opfer fielen, der vor drei Jahrhunderten in den Vereinigten Staaten zur Geißel der Bevölkerung wurde.
Gäbe es nicht Pastor Blackwood, hätten Abe und Roger den Fall schnell zu den Akten legen können.
Zombies in Moldavien. Abe und der ektoplasmische Johann Kraus kommen in einem entlegenen Dorf an und wollen es zunächst nicht glauben. Der lebende Tote, der ihnen präsentiert wird, belehrt sie eines Besseren.
Eine Spur ist schnell gefunden. Die beiden nehmen ein örtliches Fortbewegungsmittel, einen Trabbi (!), und gelangen zu einem alten Kloster, in dem ein furchtbarer Tyrann seine letzte Ruhestätte fand.
Aber der furchtbarste Schrecken entspringt schließlich der Behörde selbst. Man dachte, man hätte alles unter Kontrolle, doch ein Zwischenfall entlässt einen der schrecklichsten Feinde der B.U.A.P. in die Freiheit.
Ein riesiger Pilz infiziert Menschen und macht aus ihnen froschähnliche Monster, die dem Bösen huldigen und es verteidigen. Gleich zu Beginn ihrer Nachforschungen müssen sich Abe, Liz und Johann gegen verwandelte Wächter der Behörde verteidigen. Was als Desaster beginnt, wird bald zu einer ausgewachsenen Katastrophe, weil die Flucht des Pilzes immer weitere Kreise zieht.
Crab Point, ein kleiner Ort in Michigan, scheint zunächst ausgestorben zu sein. Sobald der Beobachtungshubschrauber jedoch über dem Ort kreist, wird er angegriffen. Das Team wird getrennt.
Mit B.U.A.P. – Die Froschplage gehen die Mitglieder der Behörde um Abe Sapien in eine neue Runde und diesmal in Farbe.
Zwei kleinere Geschichten, Dunkle Wasser und Im Osten nichts Neues läuten ein episches Abenteuer ein, in dem es dem Fan kaum auffallen dürfte, dass Hellboy fehlt. Abe Sapien ist seiner Nebenrolle entwachsen.
Die Zeichner Guy Davis und Cameron Stewart teilten sich die Arbeit am vorliegenden Band. Guy Davis hat die Hauptarbeit mit der ersten Kurzgeschichte und den einzelnen Episoden der Froschplage. Stewart verfolgt mit seinen Zeichnungen einen sehr klaren Stil. Davis ist eher derjenige, der einerseits ungeheuer treffend skizzieren kann und andererseits mit wenigen Strichen eine Szene, ein Gerät oder Fahrzeug für den Betrachter auf Papier bannen kann. Und je gruseliger das Szenario wird, desto mehr kann Davis zeigen, was er kann.
Besonders in der groß angelegten Geschichte um die Froschplage zieht Davis alle Register seines Könnens. Zusammen mit der Geschichte tastet er sich an die einzelnen Teammitglieder heran. Abe, der aus seinem Wasserbett erwacht, Johann, der erst gar nicht geschlafen hat und deshalb nicht von Alpträumen geplagt wird, und Liz, die nicht so ganz auf der Höhe scheint und schließlich doch ihre Kräfte sehr gezielt einsetzen kann. Durch die Farbgebung von Dave Stewart werden aus Davis’ Zeichnungen plastische, rasante Abenteuer.
Autor Mike Mignola hat, wie die Skizzen im Anhang zeigen, eng mit Davis zusammengearbeitet, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Deshalb scheinen die gruseligen Szenen in der vorliegenden Ausgabe besonders intensiv zu sein – hier sind folgende Szenen zu nennen: Rogers Begegnung mit einem kleinen Mädchen, das sich in ein Monster verwandelt. Die Gemeinde, die einen ganz besonderen Elefantenmenschen anbetet. Abes Reise in die ureigene Vergangenheit, wo er alles über seine Herkunft erfährt.
Mignola setzt kleine Anspielungen gekonnt ein. Das viktorianische U-Boot ist fast eine Verneigung vor Jules Verne. Der springende Ball: Genre-Fans werden den Einsatz eines solchen Balls aus dem Gruselfilm The Changeling kennen. Und der Elefantenmensch bedarf keiner Erläuterung mehr.
Die Froschplage hat alles, was spannende Unterhaltung ausmacht. Sie reißt die Charaktere mit, fordert ihnen alles ab und gibt ihnen noch mehr Tiefe, indem er ihre Vergangenheit und ihre Fähigkeiten vervollkommnet. Ein gutes Beispiel für Mignolas Einfallsreichtum ist die neue Hülle, die sich Johann Kraus kurzzeitig aussuchen muss.
Ein großartiger, sehr intelligent erzählter Mystery-Thriller, nicht nur für Genre-Fans. Mignola hat sich eine neue Messlatte gesetzt. 😀
B.U.A.P. 2 – Die Froschplage: Bei Amazon bestellen
Freitag, 26. Mai 2006
Drei Meerjungfrauen begeben sich an einen verwunschenen Ort in den Tiefen des Meeres. Jede von ihnen hat einen verzweifelten Wunsch. Die Bog Roosh, eine Meereshexe, verspricht ihnen die Erfüllung ihrer Wünsche, wenn sie als Gegenleistung Hellboy fangen und zu ihr bringen. In den Abgründen des Ozeans hat Hellboy seine wohl schicksalsträchtigste Begegnung.
In der Bog Roosh findet Hellboy eine mächtige Feindin, die aber weniger ihrem Hass sondern mehr ihrer Verzweiflung folgt. Die Apokalypse darf nicht eintreten, sie muss mit der Vernichtung Hellboys enden. Dazu hat sie sich einen furchtbaren Plan ausgedacht. Natürlich reagiert Hellboy mit seiner gewohnt knurrigen Art auf diese Zukunftsaussichten.
Hellboys alptraumhafte Reise geht weiter und führt ihn an die Gestade eines Schiffsfriedhofes. Was mit einem altmodischen Trinkgelage unter Seeleuten beginnt, mündet in einer gruseligen Handlung. Hellboy muss sich einem Feind stellen, der bereits von der Inquisition vernichtet schien.
Verwunschen! Anders lässt sich die Stimmung im vorliegenden siebten Band der Hellboy-Reihe nicht beschreiben. Stimmung ist der wohl wichtigste Aspekt in diesen Geschichten. Sei es Der dritte Wunsch oder Die Insel, Autor und Zeichner Mike Mignola hat hier Geschichten entworfen, die einem Traum ähneln, manchmal die düstere Bedrohung eines Märchens haben und sich sehr eng mit dem Charakter Hellboys auseinandersetzen.
Manchmal, wenn sich eine Figur sehr etabliert hat, gilt es offene Fragen zu klären. Kleine Anrisse, die es bisher gab, werden in die Erinnerung der Leser zurückgeholt und vervollständigt. Vieles ergibt dann einen Sinn – und die Zukunft der Figur ist plötzlich noch einmal viel spannender geworden.
So verhält es sich mit den beiden Geschichten. Wie Mignola selber schreibt, hielt er es nach dem Erscheinen des Hellboy-Filmes für notwendig, seinem Hauptdarsteller mehr Erklärungen zur Seite zu stellen, nachdem einzelne Bereiche bereits durch den Film gelüftet worden waren – was er selber sich für einen späteren Zeitpunkt aufgehoben hatte. So wird der Fan hier viele Antworten finden, deren mystische Atmosphäre etwas an Cthulhu erinnert.
Der dritte Wunsch hat Elemente eines klassischen Märchens, was die Anwesenheit der drei Meerjungfrauen nur bestätigt. Besonders einer ihrer Wünsche spricht Bände. Mignolas Interesse an Märchen, Legenden und landesspezifischen Mythen wird hier für jeden Leser offensichtlich. In dieser Geschichte verwebt Mignola die phantastischen Bestandteile so dicht, dass im Gegensatz zu vergangenen Handlungen meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes entstanden ist.
Das Märchenhafte gefällt mir ungeheuer gut. Das Sagenhafte war bisher häufig in Mignolas Geschichten in Erscheinung getreten und war stets gelungen. Mignola beherrscht eine Kurzgeschichte ebenso wie eine Erzählung. Doch hier wagt er sich an die Wurzeln Hellboys heran, und ich denke durch diese erzählerische Herangehensweise wird er auch angestammte Fans überraschen. Hellboy-Neulinge können sicherlich an dieser Stelle sogar einen schönen Einstieg in dieses Comic-Universum schaffen.
Die Insel definiert Mignola in einem Vorwort selbst als harte Nuss. Die geheimnisvolle Atmosphäre der Geschichte ist außergewöhnlich. Hellboy bewegt sich in einem Szenario zwischen Traum und Realität. Die Hintergrundgeschichte, ein Rückblick in die fernste Vergangenheit, kann Hellboy selbst nur als Beobachter erleben, aber natürlich beeindruckt sie ihn keineswegs. Die Starrköpfigkeit seines Charakters, sich weiterhin gegen das Schicksal wehren zu wollen, das ihm zugedacht war (und ist), macht ihn sehr sympathisch.
Der Epilog lässt den Leser ahnen, welche Schwierigkeiten noch vor Hellboy liegen, der sich mit seiner Standhaftigkeit einmal mehr den unerbittlichen Zorn seiner Feinde auf sich zieht.
Nicht nur durch die Vorworte gibt Mignola in diesem Band einen Einblick in seine Arbeits- und Denkweise während einer Konzeption seiner Geschichten. Auch durch die sehr schönen Skizzen (leider nicht verwendeter) Seiten und des nachfolgenden Sketch Books erhalten der Fan und auch der Comic-Interessierte feine Eindrücke vom zeichnerischen Alltag eines Mike Mignola. Die Ansichten enthüllen, wie viel Arbeit und Handwerk letztlich in einer Geschichte steckt.
Der Band schließt wieder mit verschiedenen Pin-Up-Interpretationen von Hellboy einiger namhafter Zeichner, von denen ich persönlich das Hellboy-Portrait von Helge Vogt sehr beeindruckend in seiner Ausführung fand.
Persönliches Fazit: Traumhafte Geschichten in einem traumhaft gut gemachten Band der Hellboy-Reihe. 😀
Freitag, 25. November 2005
Hohle Erde
Liz Sherman sucht immer noch nach einem Weg, um die Flammenkräfte, die in ihr schlummern, in letzter Konsequenz unter Kontrolle zu bekommen. Hoch im Gebirge des Ural findet sie Unterschlupf in einem uralten Kloster.
Für die übrigen Sonderagenten der Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., hat sich in der Zwischenzeit vieles verändert. Nicht nur Liz hat die Behörde verlassen, auch Hellboy, der lange Zeit das maßgebliche Element dieser Organisation war, ist fort. Abe Sapien hat ebenfalls den Entschluss gefasst, diesen Teil seines Lebens hinter sich zu lassen.
Kate Corrigan hat eine wichtige Rolle innerhalb der Organisation übernommen. Ihr kommt die Aufgabe der Mittlerin zwischen den Behördenoberen und den Sonderagenten zu. Obwohl sie Abe von Herzen zu überzeugen versucht und das Team sogar durch Roger, den Homunkulus, und protoplasmatischen Agenten Johann Kraus ergänzt wird, will Abe seine Arbeit bei B.U.A.P. beenden.
Zu diesem Zeitpunkt meldet sich Liz. Ein übersinnlicher Hilferuf der jungen Frau erreicht Abe, als er gerade seine Sachen zusammenpackt. Nun gibt es nur eines: Das Team macht sich auf den Weg in den Ural. Und sie müssen sich beeilen, denn sonst wird Liz nicht überleben.
In Der Killer in meinem Kopf gibt es ein Wiedersehen mit Lobster Johnson, jenem geheimnisvollen Helden, dem die Hellboy-Leser bereits in Sieger Wurm begegneten.
Allerdings steht Abe Sapien deutlich im Mittelpunkt des Geschehens. Mit der Kurzgeschichte Abe Sapien versus Wissenschaft und der Seemannsgeschichte Die Trommeln der Toten erfahren die Leser sehr viel über den Charakter des Fischmenschen.
Die Erzählung Hohle Erde ist gemäß ihrer Thematik brandaktuell. Die Reise in das Innere der Erde reiht sich nahtlos ein in Geschichten wie Im Abgrund von Jeff Long oder dem Kinofilm The Descent. Ihre Erzählweise ist aber weniger modern und erinnert mehr an den Klassiker von Jules Verne Die Reise zum Mittelpunkt der Erde. Mythen und die Hinterlassenschaften einer uralten Kultur, die natürlichen Widrigkeiten des Erdinneren, all das sind die Zutaten, aus denen Mike Mignola (Christopher Golden, Tom Sniegoski) und der neue Gastzeichner Ryan Sook ein spannendes Abenteuer gestalten.
Betrachtet der Leser die Bilder aufmerksam, ist klar, warum Mike Mignola Ryan Sook als Zeichner auswählte. Seine Bilder kommen dem zeichnerischen Stil von Mignola sehr nahe, er fällt lediglich noch etwas detailfreudiger aus. Von der Anwendung von Licht und Schatten haben beide die gleiche Auffassung, so dass die Atmosphäre, wie man sie von Mignola gewohnt war, qualitativ weiterhin hochgehalten wird.
Die Erzählung Hohle Erde führt ein Team zusammen, das wirklich außergewöhnlich zusammengesetzt ist. Abe Sapien ist eine Figur, die ihresgleichen sucht, aber die anderen beiden stehen ihm in nichts nach. Roger, der Homunkulus, mit seiner Fähigkeit, Energien aufzunehmen, passt sich sehr gut in das Team ein. Der Leser konnte diesen Charakter bereits kennen lernen, als Hellboy diesem uralten Wesen in Fast ein Gigant begegnet. Ebenso wie Johann Kraus, dem deutschen Medium, der sich seit einem Unfall in einem plasmatischen Zustand befindet und seinen ursprünglichen Körper verloren hat, haben die drei Charaktere eines gemein: Sie agieren absolut selbstlos.
Sogar Johann, der seine erste Mission im Rahmen der B.U.A.P. bestreitet, setzt sich sofort ohne Wenn und Aber für Liz ein (die er nicht einmal kennt).
Es gefällt mir, dass die Charaktere zwar sehr ungewöhnlich, dafür jedoch sehr sympathisch dargestellt sind.
Mignola überlässt in diesem Band nicht nur Sook die Zeichnungen. Außer Ryan Sook sind auch Matt Smith (Der Killer in meinem Kopf, Abe Sapien versus Wissenschaft) und Derek Thompson (Die Trommeln der Toten) mit dabei.
Während Matt Smith dem zeichnerischen Stil von Mignola ungeheuer nahe kommt, weicht Thompson doch deutlich sichtbar davon ab. Thompson ist weitaus weniger abstrakt und viel gegenständlicher, schneller erkennbarer orientiert. Mir gefallen die Bilder sehr gut, weil sie Abe Sapien mit einer schönen Detailfreude zu Papier bringen. Außerdem erinnert mich das Monster, mit dem es Abe schließlich zu tun bekommt, an eines aus einem uralten schwarzweißen Gruselfilm.
Mignola und der Autor der Geschichte, Brian McDonald, hüllen sich hierzu in Schweigen, obwohl die Möglichkeit besteht, da Mignola gerne auf Klassiker verweist – zumal es auch in dieser Geschichte um einen Fluch geht.
Ob ich mit dieser Vermutung richtig liege oder nicht, der Genre- und der Gruselfan werden sich sofort in diesen Geschichten zu Hause fühlen und die Geschichten voller Spannung verschlingen und den unterschwelligen Humor genießen. 😀
Samstag, 08. Oktober 2005
Sie sehnen sich danach, jedes Licht, jedes Leben zu verschlingen, auf dass alles so kalt und leer werde, wie sie selbst es sind.
Österreich 1939. Gemeinsam mit amerikanischen Soldaten stürmt Lobster Johnson eine Burg in den Alpen. Ihr Vorhaben: Die Verhinderung eines geheimen Nazi-Experiments. Eine Rakete soll in den Weltraum geschossen werden. An Bord befindet sich ein verstorbener Nazi-Wissenschaftler.
1961. Aufklärungssatelliten haben eine beunruhigende Entdeckung gemacht. Ein Komet nähert sich der Erde auf Kollisionskurs. Im Kern des Kometen befindet sich die Raketenkapsel, die Ende der 30er Jahre gestartet worden war. Der Fall wird zu einer Angelegenheit für Hellboy und seine Kollegen.
Auf Burg Hunte verbirgt sich das Grauen. Hellboy trifft mit Hermann von Klempt auf einen alten Feind. Der irre Wissenschaftler, der in Wahrheit nur noch aus einem Kopf besteht, hetzt einen neuen Kampfaffen auf Hellboy.
Derweil trifft der Homunkulus Roger auf Lobster Johnson. Der Held und Agent fordert Roger auf, sich zu beweisen. Für Roger ist der Kampf gegen die Monstren hart und er wird bis an seine Grenzen geführt. Aber er beweist sich.
Derweil führt von Klempt sein Experiment fort. Was niemand außer ihm weiß: Mit dem Inhalt der Rakete kommt das absolut gnadenlose Böse auf die Erde, was die Menschheit für immer zerstören wird. Für von Klempt ist dies das größte Ziel. Es gibt nichts anderes, was er erreichen möchte.
Seine Enkelin, die Hellboy und Roger in die Falle lockte, ist für von Klempt nur eine kurzzeitige Zuschauerin, die seinen Triumph erleben und bewundern soll.
Als der Wurm erwacht, dessen einziger Lebenszweck das Fressen ist, tritt Hellboy zu einem atemberaubenden Kampf an. An seiner Seite ist Roger, der endgültig zeigt, dass das Vertrauen in ihn berechtigt ist.
Die düstere Geschichte rund um den Sieger Wurm steht der spannenden Handlung des Kinofilms in nichts nach.
Die Handlung ist von Mike Mignola sehr vielschichtig gestaltet worden. Der Leser wird in Hellboys Vergangenheit entführt. Die Bedrohung geht wieder einmal von Abkömmlingen des Dritten Reiches aus. Ein Held aus der Vergangenheit taucht wieder auf. Monster aller Art, magische wie technische, stellen sich zum Kampf. Innerhalb der eigenen Gruppe herrscht Misstrauen.
Die Atmosphäre der Geschichte ist sehr düster, nicht zuletzt wegen des Titel gebenden Textes von Edgar Allan Poe. Dieser Einstieg beschreibt den Rahmen, die Untergangsstimmung perfekt. Das Streben des bösen Menschen nach der endgültigen Vernichtung ist die Richtschnur und ausgerechnet ein Wesen aus der Hölle soll das verhindern.
Wie Mignola die einzelnen Teile zueinander führt, ist absolut lesenswert. Lesenswert deshalb, weil sich hier die Bezeichnung Graphic Novel wunderbar verwenden lässt.
Die Geschichte ist originell, sie besitzt eine stetig steigende Spannung, sie nimmt sich selber nicht ganz so ernst (fliegende Köpfe und Kampfaffen als Gegner, ein Held namens Lobster).
Die Zeichnungen laufen der Handlung entgegen. Sie sind durchgehend düster. Das bröckelige und später einstürzende Gemäuer, die Kellergewölbe mit der Rufbereitschaft (wenn man den Toten einen Namen geben will), die Landung der Rakete und nicht zuletzt der Wurm, den Mignola einer riesigen Raupe nachempfunden hat, tragen ihr Übriges dazu bei, dass der Leser nicht vergisst, dass er es mit einer Horrorgeschichte zu tun hat. Horror kommt zwar nicht ohne ein ironisches Element aus, was gerade auch bei Hellboy vorhanden ist, doch hier kommt dieses erzählerische Talent von Mignola nicht derart zum Vorschein, wie es noch in einigen Kurzgeschichten der Fall war.
Deutlich reiht sich Mike Mignola in die Riege sehr guter Erzähler ein, die außerdem noch visuell begeistern können.
Im Anhang des Bandes findet sich eine Galerie deutscher Comic-Künstler, die mit ihren Bildern einen kleinen Kniefall vor Mignolas genialer Vorlage machen. Besonders gelungen ist hier Hellboys Kampf mit der Hexe (aus Hänsel und Gretel) von Geier (alias Jürgen Speh).
Beide Daumen rauf für einen gezeichneten Top-Gruselroman. 😀
Sonntag, 02. Oktober 2005
Ein Pfannkuchen verändert alles und erschüttert die Hölle.
Hellboys Verhalten erregt aber auch auf der Erde Aufsehen, denn ein Club von Eingeweihten möchte gerne wissen, wie es um den Menschen ehrenhalber bestellt ist. Die Geister Norwegens bescheren Hellboy gefährliche Erlebnisse und lassen ihn die Bekanntschaft mit Verrat und Habgier machen. Hellboy verschlägt es nach Japan. Menschenfressende Geister, die ihre Köpfe zur Jagd ausschicken, erledigt er zwar nicht mit links, aber leicht fällt ihm der Auftrag nicht.
Hellboy wähnt sich nach einer langen Jagd endlich am Ziel, als er die Vampirin vor sich im Sarg liegen sieht. Der Pflock ist bereit, doch die Gräfin macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Bald erscheint der Varcolac, der Herr aller Vampire, so riesig, dass er es vermag, Mond und Sonne zu verschlingen.
Hellboys steinerne Hand gibt so manchem ein Rätsel auf. Er selbst weiß auch nicht, was es damit auf sich hat. Als ein Besuch ihn nach Spanien führt, gibt ihm ein Priester einige Hinweise. Viel deutlicher jedoch wird es in England, wohin es ihn zusammen mit Abe Sapien verschlägt.
Ein Dämon erwacht. Er steht einem Mann zu Diensten, dem es nur um Macht und Geld geht. Später wird es ein Kampf um die Fähigkeiten und die Bestimmung Hellboys. Und Abes Tierliebe wird auf eine harte Probe gestellt.
Mike Mignola besitzt einen wunderbaren Humor.
Die erste kleine Episode, obwohl nur zwei Seiten lang, besticht durch eine originelle und witzige Pointe. (Das hat es wohl im weiten Feld von Grusel und Mystery so noch nicht gegeben.)
Hellboy-Fans werden sich freuen, wie die Geschichten im vorliegenden Band einerseits den Charakter und die Hintergrundgeschichte Hellboys weiter ausbauen und ihm zusätzliche Tiefe verleihen.
Mignola teilt die Geschichten in Die frühen Jahre, Die mittleren Jahre und Hauptgeschichten wie Die rechte Hand des Schicksals auf, die inhaltlich umfangreicher ausfallen. Letztere sind sehr gut gelungen und vermitteln das (bislang) unnachahmliche Flair aus Hellboys Welt auf gewohnt souveräne Art.
Die Geschichten um Hellboy zeichnen sich durch ein wirklich gutes Maß an handwerklichem Geschickt aus. Zwei, die mir besonders gefallen haben, sind König Vold und Die Truhe des Bösen. In dem Abenteuer um König Vold greift Mignola die norwegische Sagenwelt auf. Hier zeigt es sich allerdings, dass das Land optisch keine so große Rolle spielt. Es hätte genauso gut England sein können, denn hier vermutet der Leser eher kopflose Könige, die rachsüchtig durch die Nacht ziehen.
Die übrige Optik, der Auftritt des Königs und seines Jagdrudels, gefällt mir außerordentlich gut, was aber daran liegen mag, dass ich seit langem ein Fan von schönen Geistergeschichten bin. Die Pointe, hier die Bezahlung des Königs, ist konsequent.
Die Truhe des Bösen konfrontiert Hellboy mit seiner Herkunft. Am Ende hat er eine äußerst unheimliche Begegnung, über die Hellboy mit seiner gewohnten Coolness hinweg geht. Der Epilog zu dieser Geschichte zeigt, dass die Coolness nur gespielt ist, dass Hellboys Charakter tiefer reicht.
Mignola hat zweifellos erkannt, wie ein guter Charakter in einer Geschichte aufgebaut sein muss (gut im Sinne von ausgefeilt). Mike Mignola ist nicht nur ein Zeichner mit einem ganz eigenen Stil, sondern er ist auch ein sehr guter Erzähler, der mit seinen Geschichten sicher auch Leser begeistern kann, die sich sonst für dieses Genre nicht so sehr interessieren.
Im Anhang findet sich eine Skizzengalerie, die Mignolas Fähigkeiten als Grafiker sehr schön unter Beweis stellt und zeigt, dass er sich in den Geschichten selbst noch einmal reduziert. Außerdem finden sich darunter schöne Beispiele seiner Ideenvielfalt.
Ein Artikel über Mignolas künstlerische Einflüsse und eine eindrucksvolle Galerie von Fremdkünstlern mit Hellboy-Bildern schließen den Band ab.
Ein rundum tolles Comicvergnügen. 😀
Dienstag, 27. September 2005
Wenn Kobolde Säuglinge stehlen und sie zu ersetzen versuchen, dann ist etwas faul in Irland. Hellboy verspricht den Eltern, die kleine Tochter wieder zu finden. Aber Irland wäre nicht Irland, wenn die, die in den Schatten leben, eine Aufgabe für Hellboy hätten. Erst, da diese bewältigt sein wird, soll Hellboy das Kind an sich nehmen dürfen. Und so zieht der Detektiv aus einer anderen Welt einmal mehr mit einem Toten auf dem Rücken von einer Begräbnisstätte zur nächsten.
Wenig später gilt es, einem Unhold zu widerstehen, der seltsamerweise Eisenschuhe trägt. Die magische Kraft dieses Metalls kann ihm nichts anhaben.
Hellboy durchlebt die Jahrzehnte. In Russland trifft er auf die Hexe Baba Jaga. Ihre Angewohnheit des Totenfingerzählens stößt Hellboy ab und er beschließt dem Spuk ein Ende zu machen.
In England erwartet ihn ein mit einem Fluch belegtes Anwesen. Die Hausherrin liegt im Sterben und hat eine letzte Bitte an Hellboy.
Auf den Spuren seiner Vergangenheit erhält Hellboy eine Ahnung über seine tatsächliche Abstammung, bevor er es auf dem Balkan mit den Wölfen von St. August zu tun bekommt. An der Seite der Professorin Kate Corrigan macht er sich daran, das Geheimnis zu lüften. Hellboy hat ein sehr persönliches Interesse an dem Fall. Ein langjähriger Freund, Pater Edward Kelly, wurde auf grausame Weise getötet. Die Hinweise verdichten sich, dass Werwölfe am Werk sind.
Zum Abschluss zeigt Hellboy einmal mehr, dass er ein getreuer Freund ist. Liz Sherman hat ihre Kräfte an einen Homunkulus verloren. Abe Sapien kann nur hilflos zuschauen, wie sie immer schwächer wird. Hellboy macht sich mit Kate Corrigan auf den Weg, um den vermeintlichen Unhold aufzuspüren.
Bald muss er feststellen, dass das künstliche Wesen nicht der wahre Feind ist. Am Ende wartet ein Gegner, der Hellboy seine Grenzen aufzeigt.
Zwei völlig unterschiedliche Aspekte machen die Comics um Hellboy zu einem Erlebnis.
Einerseits sind die Zeichnungen in ihrer Machart in einem Comic ungewöhnlich, andererseits ist die geduldige und trotzdem geradlinig spannende Erzählweise eine tolle Abwechslung zu sonstigen Publikationen.
Ich dachte einmal, bei Zeichnungen, wie Mike Mignola sie zu Papier bringt, stecke nicht viel Arbeit dahinter und sie seien nur so dahingeschludert. Allerdings sind die Bilder bei genauerer Betrachtung sehr genau konzipiert und konstruiert. Der vorliegende Band besticht durch einen sehr schönen Seitenaufbau.
Gerade in den kürzeren Geschichten wie Der Leichnam, Weihnachten in der Unterwelt und Sarg in Ketten führt er auf sehr einprägsame Art vor, wie eine kleine Geschichte alles beinhaltet, was zur Spannung und Dramatik beiträgt.
Die Zeichnungen verstärken den düsteren und mysteriösen Charakter der Kurzgeschichten.
Mike Mignola hat aber ein weiteres großes Plus in die Geschichten eingebracht: Humor. Dieser Humor verstärkt die Coolness des Hellboy-Charakters, macht ihn richtig liebenswert. Man kommt als Leser nicht umhin, ihn zu mögen und man leidet auch ein wenig mit ihm, als er das Geheimnis seiner Herkunft lüftet und er doch nur Zuschauer ist und nicht eingreifen kann.
Sehr schön an der vorliegenden Ausgabe sind die einleitenden Worte Mignolas zu den Kurzgeschichten. Als Autor greift er hier gerne auf alte Volksmärchen und Mythen zurück. Die Tatsache, dass Mignola hier echte Legenden recherchierte, machen die die Kurzgeschichten noch einmal so gut. Auch ohne dieses Wissen gibt es durchaus einen Unterschied zu den längeren Geschichten wie Die Wölfe von St. August. Der Aufbau ist durchaus ähnlich, aber die Geschichte wirkt trotzdem nicht so alt wie die Geschichte um die Hexe Baba Jaga.
Aber das ist ein absolut subjektiver Eindruck.
Als Fan von Grusel-, Horror- oder Mystery-Geschichten bin ich begeistert von dem vorliegenden Band. Wer die Zeichnungen als Erzählmethode annimmt, wird einige feine Gruselstunden erleben. 🙂