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Comic Blog


Dienstag, 06. September 2005

Spirou + Fantasio

Filed under: Cartoon — Michael um 21:50

Spirou + FantasioDer vorliegende Sammelband vereinigt drei Geschichten rund um Spirou, Fantasio, Pips und das Marsupilami.

Das Nest im Urwald
Im Straßenverkehr wundern sich Spirou und Fantasio über das rüde Verhalten einer Frau auf einem Motorroller. Die beiden wollen die junge Frau aufhalten und müssen erstaunt feststellen, dass sie zu ihnen unterwegs ist. Steffani hat eine Überraschung. Sie lädt die beiden zu einem Vortrag ein.
Spirou und Fantasio sind überrascht, denn der Vortrag zeigt einigartige Bilder über frei im Urwald lebende Marsupilami.
Steffani berichtet über die Werbung zwischen Männchen und Weibchen, das Jagdverhalten, den Nestbau und natürlich die Aufzucht der Jungen. Das Leben der Marsupilami ist gefährlich, aber stets sind sie ihren Verfolgern um eine Nasenspitze, oder besser, Schwanzspitze voraus.

Der Plan des Zykloptrop
Eine heimtückische Strahlung setzt Fantasio außer Gefecht und zwingt ihn dazu, in ein fremdes Auto einzusteigen. Dieses setzt sich denn auch gleich in Bewegung: ohne Fahrer. Zykloptrop hat es sich zum Ziel gesetzt, die Intelligenzen dieser Welt unter seinem Genie zu vereinen. Dazu hat er bereits überall auf der Welt Stützpunkte angelegt und Soldaten mittels seines Energiestrahls rekrutiert.
Auch Graf von Rummelsdorf, der Wissenschaftler, soll sich Zyklotrop anschließen. Aber dieser weigert sich schlichtweg, das Genie des einstigen studentischen Versagers anzuerkennen. Was Zyklotrop an Wissen fehlt, gleicht er durch Hartnäckigkeit wieder aus. Als er das Labor von Rummelsdorf verwüstet und Fantasio entführt, sehen von Rummelsdorf und Spirou ein, dass sie schnellstens etwas unternehmen müssen.

QRN ruft Bretzelburg
Der Hobbyfunker Bruno Ukaweh hat von König Ladislaus erfahren, dass dessen Land Bretzelburg in großen Schwierigkeiten steckt. Als Fantasio, von Bretzelburger Agenten fälschlicherweise für Ukaweh gehalten, in das ferne Land entführt wird, bleibt Spirou keine Wahl. Zusammen mit dem ängstlichen Ukaweh macht er sich auf, um Fantasio zu befreien.
Bretzelburg wird vom Militär beherrscht. Schon der Weg über die Grenze ist schwierig. Das Volk lebt in Armut. Kleidung wird sogar aus Papier gemacht. Die beiden Eindringlinge schlagen sich durch, denn die Zeit drängt. Fantasio wird bereits von Dr. Kilikil gefoltert.
Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Das Marsupilami hat sich ganz allein nach Bretzelburg durchgeschlagen. Ihm gelingt es, Fantasio aus dem Kerker zu holen.

Ein Ausflug in die Kindheit
Andre Franquin soll zum Schluss an Depressionen gelitten haben. Ob er gewusst hat, wie viel Freude er seinen Lesern mit diesen Abenteuern gemacht hat? Als ich mit dem Lesen dieses Bandes begann, dachte ich: Das kennst du doch!
Dabei war ich sicher gewesen, dass mir nie ein Band von Spirou und Fantasio in die Finger gekommen war. Trotzdem konnte ich mit dem Nest im Urwald sofort etwas anfangen. Ebenso ging es mir mit Zyklotrop.

Der Comic ist nicht nur ein Ausflug in die Kindheit für mich gewesen, sondern er ist auch ein Ausflug in eine andere Ideenwelt, vielleicht sogar eine andere Mentalität. Schaut man sich als Leser die Geschichte um Zyklotrop an, werde ich unwillkürlich an die Fantomas-Filme mit Louis de Funes erinnert. Ähnlich überzogen, herrlich albern und abenteuerlich, das macht einfach Spaß und steht im besten Sinne für französisches Komödientalent.

Fantasio, der sich in Zyklotrops Organisation einschleicht, reicht zwar nicht an Jean Marais heran, der Fantomas hinterher spioniert, aber es ist komischer. Fantasios Haare, die sonst störrisch sind, weichen hier einer Glatze.
Die Gerätschaften Zyklotrops sind phantasievoll. Sie erinnern an tatsächliche Zukunftsvisionen der 50er und 60er Jahre, als tatsächlich geglaubt wurde, man werde in 50 Jahren den alltäglichen Verkehr in die Luft verlagern.

Die Geschichte um Bretzelburg hat aus heutiger Sicht von ihrem Hintergrund her eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Film Top Secret. Fast meinte ich, die Soldaten mit sächsischem Dialekt babbeln zu hören. Der Grundtenor, eine gewisse satirische Kritik, kann nicht geleugnet werden. Das Wettrüsten, die Gier der Waffenhändler, verhindert hier ein vernünftiges Leben der Einwohner.

Ein rundum gelungener Sammelband. Wer einen Einstieg in die Serie und seine Figuren finden möchte, kann hier getrost (und besonders zu diesem Preis) zugreifen. 😀