Klassiker gehen wohl nie zugrunde. Einer davon ist Conan. Zu seinen Lebzeiten hätte sich sein Erfinder Robert E. Howard die Langlebigkeit seiner Figur wohl nicht träumen lassen.
Die Homepage unter www.conan.com zeigt viele Aspekte des Kultes um den Cimmerier, der mit dem Schwert denkt und dem die Frauen zu Füßen liegen. Den großen Run löste ganz bestimmt die nach wie vor sehr gute Verfilmung Conan, der Barbar mit Arnold Schwarzenegger aus.
Unbestritten ist allerdings, dass die Filme nur die Spitze des Eisbergs darstellen.
In den Comics, die auch sehr viel abseits der gewöhnlichen Geschichten (Kurzgeschichten, Romane) handelten, gab es immer wieder Überraschungen und herausragende Figuren. Conan, der in Begleitung der Piratin Belit und ihrer Gefährten die wildesten Abenteuer zu Wasser und zu Lande erlebte, hat mit diesen Geschichten wohl einen Spitzenplatz unter den Barbaren- bzw. Fantasy-Comics. Hier tobte sich Roy Thomas zusammen mit John Buscema und Ernie Chan aus. Conan ist in diesen Geschichten eine richtige Urgewalt. Alternativ brachte Gil Kane einen ähnlich guten Conan zu Papier.
Im Stile dessen, wie auch Robert E. Howard seine Geschichten aufbaute, sind die Kurzgeschichten meistens eine recht angenehme Comic-Zwischenmahlzeit. Beispielhaft ist Die Nacht des Wolfs von Michael Fleischer und John Buscema. Conan rettet eine junge Frau in der Wüste aus den Fängen zweier mieser Burschen. Er macht sich kaum Gedanken darüber, warum sie die Frau in einem hölzernen Würfel transportierten. Wie der Titel schon (leider) verrät, ist die Frau ein Werwolf. Auch Conan hatte nicht allzu häufig mit einer Frau zu tun, die sich in eine reißende Bestie verwandelt. Es ist eine feine Geschichte, die trotz des vorweg genommenen Endes sehr schön aufgebaut ist.
Zeichnerisch hat mich Im Banne des goldenen Horns zwar nicht begeistert, aber als Beispiel, wie sich Geschichten entwickeln können, ist sie durchaus interessant. In der Endversion kennt man sie als Conan – Der Zerstörer. Viele Elemente, wie das des schlafenden Gottes, Zula und andere, sind auch im Comic zu finden. Aber ebenso wenig wie der Film ist auch der Comic nicht der absolute Hit für mich. Es hat eine Reihe von Geschichten gegeben, die weitaus leinwandwürdiger wären und auch viel fantastischer sind.
Nicht ganz so schön finde ich die Geschichten um einen jüngeren Conan, gezeichnet von Barry Smith. Besser ist es allerdings, dass hier auf rein textliche Vorlagen zurückgegriffen wurde, so zum Beispiel in Der Elefantenturm, eine der schönsten Conan-Geschichten, oder Im Netz des Spinnenengottes. Zur Comic-Action 2005 hat es anscheinend eine Neuauflage einiger Storys aus dieser Zeit gegeben. Ich könnte mir vorstellen, dass Smiths Zeichnungen mit moderner Computer-Kolorierung einen ordentlichen Qualitätsschub erhalten haben.
Wie unter conan.com zu sehen ist, gibt es auch immer wieder neuen Nachschub an neuen Geschichten. Ein Beispiel:
http://www.conan.com/f_100000.shtml
Der Zeichenstil mit seinen Konturen und milchig ineinander fließenden Farben steht im völligen Kontrast zu den skizzenähnlichen Bildern von John Buscema oder Michael Docherty. Es gibt Conan eine märchenhafte Seite, vielleicht eine modernere Erzählweise, die vom Herrn der Ringe aufgedrängt wurde.
Ein weitaus genauerer Einblick dazu ist unter darkhorse.com zu finden. Hier gibt es ordentlich Nachschub. Interessant hierbei ist es, dass bei Darkhorse dieser Tage eine Geschichte mit dem Titel The Heart Of Yag-Kosha erschien, bei der der Elefantenturm wieder aufgegriffen wurde. Einsehbar als Preview unter:
http://www.darkhorse.com/profile/preview.php?theid=10-321
Störend finde ich diese geschmacklosen Papierschnipsel, die scheinbar mit einer Schreibmaschine beschrieben wurden. Das Cover des Bandes macht jedenfalls einen großartigen Eindruck.
In den Romanen und Kurzgeschichten hatte ich häufig den Eindruck von Wiederholungen: Conan kommt irgendwohin, liebt beiläufig ein paar Frauen, macht kleine und übermächtige Gegner platt, reitet in den Sonnenuntergang. (Na gut, das könnte auch der Plot eines Bondfilms sein.)
In den Comics fand ich das erzählerische Potential der Figur viel facettenreicher. Das kann natürlich auch ein völlig subjektiver Eindruck sein. 😀