Mittwoch, 24. Oktober 2007
Johnny Blaze kann fahren. Soll die Welt, soll seine Angebetete ihn doch für einen Feigling halten. Niemals wird er mit seinem Können in der Manege auftreten, so wie es Crash Simpson macht.
Eines Tages ist es soweit. Crashs großer Tag steht bevor, ein Auftritt im berühmten Madison Square Garden. Wer es bis dorthin als Künstler, Sportler oder Artist schafft, ist in gewissem Sinne in seinem Beruf geadelt. Aber die bevorstehende Vorstellung steht unter einem schlechten Stern. Johnny geht einen Handel mit dem Bösen ein. Doch es kommt, wie es kommen muss: Johnny wird betrogen.
Als Ghost Rider rast Johnny durch die Nächte. Eines Tages begegnet er einem Motorradfahrer, der ihm Verständnis entgegenzubringen scheint. Bald schon wird aus der neuen Freundschaft eine Falle. Voller Schrecken stellt Johnny fest, wer ihm das Leben nehmen will. Hin und her gerissen zwischen der Bedrohung und seinen Empfindungen, stellt sich der ehemalige Stuntman schließlich dem unvermeidbaren Kampf.
Die erste Ausgabe der klassischen Ghost Rider-Geschichten ist Nostalgie pur. Gary Friedrich beschäftigte sich ausführlich mit dem Motorradakrobaten Johnny Blaze und legte das Schicksal vor, dass vor kurzer Zeit im Kino mit Nicolas Cage für Furore sorgte.
Der Teufel spielt nicht fair. Johnny wollte seinen Ziehvater retten und vor einer tödlichen Krankheit bewahren. Stattdessen stirbt Crash Simpson durch einen Unfall, während eines Stunts, von dem er jahrelang geträumt hat. Mit Simpson stirbt auch Johnnys Hoffnung auf ein normales Leben. Eine lange Odyssee beginnt. Immer wieder versuchen neue (und alte) Feinde dem dämonischen Motorradfahrer aufzulauern.
Friedrich, der Autor dieser Episoden, lässt sich dazu einiges einfallen. Es ist nicht nur die Rache, die den Ghost Rider aus dem Totenreich erfährt. Das Blatt wendet sich mitunter schnell. Ein wenig fühlt man sich angesichts der vielen Mystik und der Erzählstruktur an alte Conan-Comics erinnert. Es ist etwas schlichter, der Held wird bedrängt, ist verzweifelt, wird ein ums andere Mal hereingelegt und Verschnaufpausen gibt es kaum. Interessant ist, wie bereits kurze Zeit nach der Einführung des düsteren Helden ein Nachspiel erfolgt. Wenig später, alles scheint ausgestanden, erwartet den verfluchten Rennfahrer die Mystik der amerikanischen Ureinwohner. Ein Medizinmann hat es auf Johny abgesehen.
Johnny fällt seinem Ehrgeiz oder auch seiner Nachlässigkeit zum Opfer. Die Worte heiliger Boden sollten für Johnny inzwischen eine Bedeutung haben. Immerhin hat er durch das Böse einen Teil seiner Menschlichkeit verloren. Er kann auch nicht behaupten, nicht gewarnt worden zu sein – und trotzdem nimmt er das Verbot auf die leichte Schulter.
Mag die Geschichte auch schlicht sein, ist es dennoch überraschend, welche Wendungen Friedrich einbaut, wie sehr sich die Handlung immer weiter bis zu einem außerordentlichen Kampf steigert. Der Ghost Rider zeigt unter Friedrichs Regie, dass er noch eine ganze Reihe von Fähigkeiten besitzt, die weit über das Motorradfahren und das brennende Äußere hinausgehen.
Optisch sind die Episoden, wie auch die erwähnten Conan-Comics, nicht mit aktuellen Produktionen zu vergleichen. Eine Computerkolorierung, wie sie heutzutage gang und gäbe ist, könnte dieses Bild gehörig ändern. Ersichtlich ist bereits hier, wie die Arbeit eines Zeichners wie Tom Sutton unter der Arbeit eines Inkers gewinnt oder auch leidet, je nach Ansicht. Ein guter Inker in diesem Fall ist Jim Mooney, während Sid Shores etwas zu nachlässig ans Werk geht.
Der Auftaktzeichner Mike Ploog gehört zur guten alten Schule. Man darf eine solide Leistung erwarten, aber man muss es auch vor dem Hintergrund einer ebenso guten alten PulpMentalität sehen, die die Comics heutzutage mehr und mehr hinter sich lassen.
Ein sentimental zu nennendes Comeback des brennenden Helden mit dem Totenschädel zeigt, wie alles einmal im wahrsten Sinne des Wortes und des Bildes begann. Mike Ploog, Tom Sutton und Gary Friedrich führen dem Leser vor, wie Comics einmal erzählt wurden, in Zeiten als Marvel-Comics wie Conan, Dracula und Frankensteins Monster Hochzeiten erlebten. Für Fans und Nostalgiker top.
Mittwoch, 02. Mai 2007
Der Ghost Rider will aus der Hölle entkommen. Doch so oft er es auch versucht, immer gerät er dabei in eine bestens vorbereitete Falle Luzifers. Je größer Ghost Riders Zorn und Verzweiflung darüber sind, desto höher ist der Grad der Freude bei dem Fürsten der Finsternis.
Aber Johnny Blaze, der Ghost Rider, erhält eine unerwartete Chance. Ein kleiner Dämon, der sonst nur dafür zuständig ist, dass die Hölle weiter ausgeschachtet wird, damit für die verdammten Seelen mehr Platz ist, will Ghost Rider bei der Flucht helfen. Johnny kann dem Angebot nicht widerstehen. Endlich ist er wieder zurück auf der Erde.
Die Welt ist nicht besser geworden während seiner Abwesenheit. Nicht nur das, konnte er in der Hölle unterwegs sein, so oft und so lange er wollte, geht ihm sofort nach seiner Ankunft das Benzin aus. Eine helfende Hand, von einer freundlichen Truckerin gereicht, missdeutet er als neuen Schachzug Luzifers. Nur ihrem Mitleid ist es zu verdanken, dass sie ihn doch noch mitnimmt.
Verglichen mit diesen kleinen Schwierigkeiten der Eingewöhnung sind die nachfolgenden Geschehnisse wahre Katastrophen. Johnny will es sich zuerst nicht eingestehen, aber er kam nicht alleine. Luzifer hat einen Trick benutzt und treibt sich nun ebenfalls auf den schier endlosen Highways herum.
Vorerst kann Johnny den Teufel bekämpfen, denn Luzifer hat seine Persönlichkeit auf 666 verschiedene Menschen aufgeteilt, die gerade frisch verstorben sind. Ihre Untaten sollen den Ghost Rider dazu bringen, jeden einzelnen zur Strecke zu bringen. Wenn am Ende nur noch einer übrig ist, kann Luzifer seine Macht auf Erden endlich voll entfalten. Leider ist Johnny etwas unbedacht. Bevor er sich dem Teufel in aller Konsequenz stellen kann, tritt ihm ein anderer Held entgegen.
Stephen Strange, Meister der Magie, tritt dem Ghost Rider in guter Absicht gegenüber. Er will ihn anleiten. Johnny hingegen ist so häufig vom Teufel getäuscht worden, dass er nicht mehr zwischen Original und Fälschung unterscheiden kann. Dr. Strange hat es wahrlich schwer, sich gegen den Ghost Rider zu wehren, der jedes Register seines kämpferischen Könnens zieht.
Der Ghost Rider ist zurück. Eben war er noch auf der Leinwand und nun ist er in einer vorzüglichen Ausgabe über sein neuerliches Eintreffen auf der Erde zu sehen. Daniel Way hat die Rückkehr des höllischen Motorradfahrers sehr intensiv beschrieben. Neben der Auseinandersetzung mit dem Höllenfürsten trifft der Leser außerdem Dr. Strange, jenen magischen Fels in der Brandung, der schon in so mancher anderer Serie seinen Auftritt hatte.
Daniel Way kennt sich im Marvel-Universum aus, schrieb er bereits für Wolverine, Spider-Man, Venom und auch Hulk. Der Ghost Rider ist in der Welt von Marvel sicherlich ebenso ungewöhnlich wie Dr. Strange. Alles, was irgendwie magisch angehaucht ist, fügt sich nicht so leicht ein wie Mutanten, Superhelden und Superverbrecher. Hatte auch der Silver Surfer seine Begegnung mit der Hölle in Form von Mephisto, ist die höllische Geschichte um den Ghost Rider viel gruseliger gelagert. Nach der Episode um die Marvel Zombies im Ultimativen Universum ist Horror bei Marvel noch verständlicher. Frühere Ausflüge in das Genre wie Dracula und Frankensteins Monster sind vergleichsweise harmlos. (Nun, Horror war früher auch viel harmloser als heute.)
Diese Geschichte um den Ghost Rider wandelt auf dem Grat zwischen Grusel, Horror und einem dunklen Humor, der in den letzten Jahren immer mehr Einzug in das Genre gehalten hat.
Für den Humor ist (wer hätte das gedacht?) der Teufel zuständig. Luzifer präsentiert sich als Charakter, der enormen Spaß an seinem Leben und seiner Arbeit hat. Er ist ein sehr gutes Gegengewicht zu Johnny Blaze, der doch arg frustriert und verzweifelt ist. In der Hölle ist Luzifer der Herrscher mit Macht, aber erst auf der Erde kann er so richtig die Sau rauslassen. Auf Erden erinnert er mehr an einen Slasher-Helden im Sinne von Freddy Krueger, der mit der optischen Darstellung des Teufels aus dem Ridley Scott-Film Legende gekreuzt wurde. Natürlich verzichtet die Geschichte auf ähnliche Auswüchse wie in Horror-Filmen, aber die humorvollen Szenen können durchaus als Hommage an solche Filme verstanden werden.
Johnny ist eine Figur, die mehr ein Spielball anderer wie auch ihrer eigenen Emotionen ist. So gleicht sie ein wenig dem Hulk, einem Charakter, der auch einer Verwandlung unterworfen ist und die ihm sehr viel Schmerz eingebracht hat. Das Auflehnen gegen das Schicksal einer solchen Figur, die ihm Grunde bemitleidenswert ist, ist immer für eine spannende Geschichte gut. Daniel Way weiß, wie er eine Geschichte zu erzählen hat, bei der ein Leser bis zum Ende am Ball bleibt.
Grafisch haben Javier Saltares (Zeichner), Mark Texeira (Tusche) und Dan Brown (Farben) das Heft in der Hand. Die Geschichte wurde zwar per Computer koloriert, imitiert aber eine von Hand gemalte Optik. Bis auf wenige Ausnahmen dominiert eine düstere Optik und Farbgebung. Die Kontraste von Dunkelblau, Flammenrot und Sonnengelb entfalten sehr oft eine tolle Wirkung in den einzelnen Szenen. Manchmal könnte die Ausarbeitung noch etwas detailfreudiger sein, aber vor dem Hintergrund der häufigen Erscheinungsweise der in diesem Band zusammengefassten Episoden hat das Grafik-Team eine tolle Arbeit gemacht.
Die Hölle auf Erden war lange nicht mehr so gut. 😀