Der Wilde Westen lebt, wenigstens im australischen Outback, wo sich die Bevölkerung in der Weite des Kontinents verliert.
Eine einsame Revolverheldin geht langsam über die Hauptstraße des verschlafenen Ortes. Keine Menschenseele lässt sich blicken. Welchen Weg nimmt ein einsamer Reisender, wenn er nach langer Reise in eine Stadt kommt? Natürlich geradewegs in den Saloon.
Es ist ein Ort ohne Namen. Die Revolverheldin hört auf den Namen Lara Croft und sie hat sich diesen Ort ausgesucht, um hier auf jemanden zu warten. Der Saloon ist ebenso verwaist wie der Ort, trotzdem freut sich der Barkeeper nicht über die neue Kundschaft.
Waffen, Prügeleien und Erbrochenes ist in meiner Bar verboten. Lara machte sich noch nie besonders schnell Freunde und brachte sich stets in gefährliche Situationen. Doch hier ist nur eine Frage der Auslöser und schon fliegen die blauen Bohnen. Die Übermacht, der sich Lara gegenüber sieht, bloß weil sie nach einem Mann fragte, der ihr helfen könnte, den Ameo-Stam zu finden, ist erdrückend. Der Barkeeper hebt seine Regel wieder auf – weil ihm schlicht die Mittel fehlen, sie durchzusetzen, da er bereits im Kugelhagel sitzt.
Aber Lara hat einmal ein Versprechen gegeben: Sie wird keinen Menschen töten.
Lara Croft wäre nicht so weit gekommen, würde sie an mangelndem Einfallsreichtum leiden. Alsbald wimmelt der Ort vor Menschen, die sich mit jedem beschäftigen, nur nicht mit ihr.
Tomb Raider Journeys 7 entführt den Leser Down Under.
Autorin Fiona Kai Avery wird Fans der Witchblade bereits aus der vorzüglichen Mini-Serie Obakemono bekannt sein. Bewegte sie sich in der Witchblade-Variante in Japans altertümlicher und mythischer Geschichte, beschreitet sie mit dem vorliegenden modernen Western neue Pfade. (Mehr über ihre Arbeit unter www.finaavery.com.)
Hier hat Avery ihre Hausaufgaben gemacht. Ähnlich wie Gary Cooper in High Noon muss sie alleine mit ihren Gegnern fertig werden – allerdings sieht sie dabei nicht so verbittert aus. Wie immer ist alles für Lara nur ein Spiel. Heiter, gelassen, mit dem nötigen Biss geht sie die Lösung ihrer Probleme an, was noch dadurch erschwert wird, dass sie als einzige Frau gegen einen Haufen Männer anstehen muss.
Die Geschichte selbst ist unter der Oberfläche geheimnisvoll und erst zum Schluss eröffnet es sich dem Leser genauer, was Laras Beweggründe sind. Die Reise geht weiter – wie kann es anders sein, denn Lara ist eine Getriebene, besitzt keinerlei Sitzfleisch. Avery hat sich gut in das Tomb Raider-Universum eingearbeitet.
Zeichner Manny Clark hat sich dieser Tomb Raider-Geschichte angenommen. Sein Zeichenstil weicht etwas von den Standard-Bildern ab, ist exkater, beinahe etwas technisch. (Reine Tuschebilder von ihm können auch gekauft werden.) Seine Arbeiten finden sich in Tomb Raider, The Ray oder Vision. Für Clarks Zeichenstil scheint die an Action reiche Handlung gerade recht zu sein.
Wie Lara sich durch die einzelnen Szenen kämpft ist wieder einmal sehenswert. Da wird gesprungen, sich überschlagen, geschossen, für einen Zeichner findet sich in so mancher Haltung eine kleine Herausforderung. Ganz zweifellos ist Clark niemand, der sich lange mit Großeinstellungen von Gesichtern abgibt.
Tyson Wengler könnte mit seinen Farben noch ein wenig mehr aus den Bildern herausholen können. Genügend Beispiele im Tomb Raider-Universum gibt es dazu.
Unter dem Strich bleibt eine solide Action, aber auch eine Episode, die Teil einer größeren Geschichte ist. Dieser Teil ist viel versprechend gut. 🙂