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Comic Blog


Freitag, 27. Januar 2006

Im Portrait: Claudia Zwecker

Filed under: Die Künstler — Michael um 20:39

Im Portrait: Claudia ZweckerClaudia Zwecker ist gelernte Schriftsetzerin und Diplom Designerin (FH). Sie wurde 1974 in Neuburg an der Donau geboren und lebt und arbeitet derzeit in Augsburg.

Was für eine Beziehung hast Du als Zeichnerin zu Deinen Figuren?

*grins* Ich muss gestehen, dass mir die eine oder andere meiner eigenen Kreationen, die ich „nur so zum Spass“ entworfen habe oder die aus einem „blöden Zufall heraus“ entstanden sind, durchaus sehr ans Herz gewachsen ist. Der Titelheld meiner Diplomarbeit Feuryon zum Beispiel, ist auch so eine Figur, die mir besonders am Herzen liegt. Wenn ich persönlich etwas als besonders gelungen empfinde kann ich schon eine sehr innige Beziehung zu meinen Figuren aufbauen. 🙂 Das liegt wohl auch wieder daran „wie gern“ ich diese Figur zeichne und sehe, ob mir das Erscheinungsbild gefällt. Prinzipiell muss ich bei meinen Arbeiten das Gefühl haben, ich kann hinter dem stehen was ich gemacht habe, es muss meinem Anspruch genügen und es muss stimmig sein zu dem jeweiligen Verwendungszweck oder Genre. Ich bin immer bemüht, das Beste abzuliefern – vielleicht so eine Art Perfektionswahn. Natürlich gibt es immer Arbeiten die sind besser als andere und es gibt Arbeiten die sind weniger gelungen … aber das ist, denke ich, persönliches Empfinden … soll jeder selbst entscheiden.

Welche Art von Charakteren zeichnest Du am liebsten?

Das ist ganz verschieden, mal so, mal so. Das beinhaltet knuffig, putzig, süss bis fantasymässig, skurril und düster. Wichtig ist, ich muss die Figur, den Charakter, wie auch immer der aussieht, gerne zeichnen und ich kann meine Phantasie dabei ausleben, auf welche Art auch immer … schwer zu verstehen, ich weiss. Es ist auch schwer zu beschreiben, da es sich ja dabei einfach um subjektive Empfindungen (die immer mal wieder wechseln) handelt! Aber ich kann zumindest sagen, dass meine favorites momentan selbst erfundene, bunte Fantasy-Figuren in allen möglichen Variationen sind, die eher in den Bereich „Kinder-/Jugendbuchillustration“ gehören. Ich brauche die Abwechslung, wer weiß, was danach kommt. Das sind meine persönlichen „Neigungen“ und die haben natürlich nichts mit „Auftragsarbeiten“ zu tun. Ich versuche das Beste zu geben und gehe auch gerne auf besondere Wünsche und Tipps ein und tausche mich auch gerne mit anderen aus, das birgt immer sehr viel kreatives Potential – man kann ja immer noch was dazulernen! Sollte die Frage aufkommen ob ich mich immer mit meinen Arbeiten identifizieren muss/kann oder mich darin wiedererkenne – nein, nicht ganz. Ich empfinde es nicht unbedingt als notwendig in der Erschaffung einer Figur immer sich selbst sehen oder einbringen zu können, obwohl sich das natürlich nicht immer vermeiden lässt (wenn man selbst der „Schöpfer“ ist). Ich empfinde es als sehr spannend, Charaktere zu entwerfen, die so ganz anders sind als ich selbst, die einen konträren Charakter haben und vielleicht sogar das genaue Gegenteil von dem wiederspiegeln, was ich persönlich empfinde oder vermitteln möchte. Ich versuche bei der Entwicklung eines Charakters so flexibel und vielseitig wie möglich zu bleiben und einfach Spass an der Arbeit zu haben – das trifft es, glaube ich am ehesten!

Bevorzugst Du eine bestimmte Technik?

Ich stehe noch auf „echte Handarbeit“ – nicht dass ich am Computer erstellte Illustrationen/Grafiken weniger schätze oder abwerte. Manchmal erfordert es einfach der jeweilige Verwendungszweck den Computer als „Zeichenwerkzeug“ zu nutzen, aber für mich persönlich haben handgezeichnete Illustrationen einfach mehr Charakter und strahlen durch die jeweilige Technik mehr Leben aus, ja bekommen sogar ein Eigenleben. „Handgemachte“ Zeichnungen haben ein „eigenes Erscheinungsbild“, vielleicht weil nicht alles so glatt und perfekt ist, als wenn es am Computer erstellt wird, denn auch diesem sind Grenzen gesetzt wo der Stift auf dem Papier mehr Freiheit hat! Persönlich arbeite ich am liebsten mit Bleistift, Zeichenfeder, Tuschen, farbigen Tinten (z. B. „ecoline“) und Aquarell. Aber ich bin durchaus experimentierfreudig …

Auf Deiner Webseite www.claudz.de kann man auch Modelle sehen, die Du angefertigt hast. Aus welchem Material sind die Modelle und wie schwierig ist es von der Zeichnung hin zum 3D-Modell?

Meine Modelle sind allesamt hauptsächlich aus „Fimo“ hergestellt – einer Art Knetmasse, die dann im Backofen aushärtet. Es lassen sich aber auch andere Materialien wie Holz oder Metall mit Fimo kombinieren bzw. hinzufügen, das ist notwendig, wenn es zu filigran wird. Von der Zeichnung zum 3D-Modell zu kommen empfinde ich persönlich nicht als „schwierig“, wenn man das so nennen will. Alles was man dazu benötigt ist eine gute Vorstellungsgabe, Geduld und etwas Fingerspitzengefühl.
Bei mir spielt sich sehr viel im Kopf ab und somit habe meist schon eine klare Vorstellung davon, wie die Zeichnung als dreidimensionale Figur auszusehen hat. Alles weitere ist dann eigentlich der „Kampf“ mit dem Material, da dies natürlich auch gewisse Grenzen hat. Im Prinzip habe ich zwei Vorgehensweisen: Die eine ist, die Zeichnung gibt den Charakter vor, daran halte ich mich und versuche ihn dann so genau wie möglich in eine dreidimensionale Form umzusetzen. Meistens begnüge ich mich als Vorlage für ein 3D-Modell mit einer „Frontalzeichnung“ und entscheide dann beim Modellieren nach dem optischen Eindruck wie die Figur dann z. B. im Profil aussieht und ob es mit der Zeichnung zusammenpasst bzw. übereinstimmt. Manchmal ist ein wenig experimentieren notwendig, je nach den gewünschten Formen.
Andererseits kommt es auch vor, dass der Arbeitsablauf andersherum von statten geht – ich habe nur eine vage Idee von einer Figur, komme aber zeichnerisch nicht weiter, dann beginne ich mit einem Modell und das Erscheinungsbild der Figur entsteht dann durch die Arbeit an dem Modell. Diese Art bietet mir wieder ganz andere kreative Möglichkeiten zum Ausprobieren, bringt mich auf neue Ideen und hilft mir dann später beim Zeichnen. Ein 3D-Modell dient beim Zeichnen eines Charakters als gute Vorlage, gerade wenn dieser Charakter in verschiedenen Aktionen auf dem Papier agieren soll, andersherum schafft die Umsetzung einer Zeichnung in ein 3D-Modell ein besseres Verständnis und Gespür für die Figur. Was aber nicht heißen soll, dass ich von jeder Zeichnung ein 3D-Modell anfertige, das ist doch sehr zeitintensiv und nicht immer unbedingt notwendig – außerdem ist es eine Platzfrage 😉

Quelle: Pau Pau Productions
Interview-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung