Das junge Mädchen Nävis und ihre treue Begleiterin Houyo genießen das gefährliche und doch unbeschwerte Leben in ihrer abgeschiedenen Dschungelwelt. Durch einen Unfall schießt Nävis einen kleinen Kundschafter ab, der herausfinden sollte, ob es auf ihrem Planeten intelligentes Leben gibt.
Da das Resultat ohne seine ausdrückliche Meldung negativ ausfällt, landen wenig später Besucher von auswärts in großer Zahl und okkupieren den Planeten. Eine intelligente Lebensform auf diesem Planeten würde für den Weltraumkonvoi Sillage nur Probleme bedeuten, deshalb muss Nävis unbemerkt gefangen werden.
Es kommt, wie es kommen muss. Der Zwischenfall bleibt alles andere als unbemerkt. Nävis kann die sie verfolgenden Migranten gar auf ihre Seite ziehen und ihnen die Begriffe von Freiheit und Selbstbestimmung näher bringen.
Aber Nävis’ Lage wird noch seltsamer. Sie ist ein Wesen, das im Sillage noch nie gesichtet worden ist. Normalerweise finden die Geister sterbender Späher Unterschlupf in unbelebten Gegenständen oder in Pflanzen, weil sich der Geist intelligenter Wesen störend auswirkt. In Nävis kann er ohne Probleme regenerieren, da ihre Gedanken für ihn unlesbar sind.
Die Situation spitzt sich zu, als Nävis an der Spitze einer großen Gruppe von Migranten sich daran macht, den außerplanetaren Atmosphärenwandler zu sabotieren.
Der Band Feuer und Asche bietet einen sehr schönen Auftakt zu dieser Serie um Nävis. Die Idee einer Ansammlung von verschiedenen Zivilisationen ist nicht neu. Ähnliche Konstellationen gab es bereits bei Superman. Das Habitat, in dem Nävis gegen Ende gefangen ist, erinnert an den Science Fiction Klassiker Lautlos im Weltraum.
Der Beginn wirft Erinnerungen an Das Dschungelbuch auf. Ebenso wie Mogli hat auch Nävis einen katzenartigen tierischen Begleiter.
Die Geschichte hat ihren Bösewicht, der aus purer Notwendigkeit getrieben wird. Für ihn wiegt das Schicksal seines Volkes schwerer als das eines einzelnen Lebewesens, dessen Intelligenz nicht einmal vollkommen nachgewiesen ist.
Auch dieses Element ist nicht das Neueste. Insgesamt werden die verschiedenen Zutaten aber recht gut gemischt. Nicht vergessen werden darf, dass es sich um eine sehr schöne grafische Umsetzung der Geschichte handelt.
Hier finden sich Paradebeispiele, wie einfach Figuren aufgebaut werden und trotzdem funktionieren können: Späher und Migranten könnten kaum einfacher ausgearbeitet sein.
Der Science Fiction Einfallsreichtum rettet denn meiner Meinung nach auch die Geschichte. Die kleinen Details der Techniken, der Roboter, der Anzüge und Schiffe helfen ziemlich, aus Sillage etwas Eigenes zu machen.
Nävis ist, ähnlich wie Mogli, nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Ungeachtet der Tatsache, dass sie auch ein Dschungelkind ist, stellt sich die drängende Frage:
Sind Comic-Zeichner notgeil? Oder agieren sie jenseits der landläufigen Moral? (Eine nicht ganz ernst gemeinte Frage.)
Wenn wir einmal außer Acht lassen, dass Nävis noch ein halbes Kind ist und deshalb ihre Darstellung einen anrüchigen Charakter hat, ist es doch ziemlich auffällig, wie oft Frauen in Comics nur knapp bekleidet oder einfach nackend sind.
Serpieri, Romero, ja sogar Don Lawrence konnte es sich nicht verkneifen seine Rothaar oben oder ganz ohne auftreten zu lassen (mit seinem zunehmenden Alter wurde es immer weniger). In Superhelden-Comics ist knappe Bekleidung Trumpf. Seien es die Birds of Prey bei DC oder Heldinnen wie She-Hulk oder Warbird bei Marvel, weniger ist mehr. Und dies sind nur ganz, ganz wenige Beispiele. Es ist kein Geheimnis, dass der Großteil der Comic-Zeichner männlich sind. Andererseits kann sich nur etwas halten, wenn auch die Nachfrage stimmt.
Befriedigen die Comic-Zeichner mit ihren Werken am Ende nur die notgeilen Leser? (Ebenfalls eine nicht ganz ernst gemeinte Frage.)
Ich glaube, die Antworten auf diese Fragen werden wohl ein auf ewig gehütetes Geheimnis bleiben. 😀