Dienstag, 20. März 2007
Mifa hat es nicht leicht. Sie ist der Profimörderin in die Falle gegangen, die vor kurzer Zeit noch den Auftrag hatte, den flüchtigen Harrison Banks zu töten. Über Mifa erhofft sich die Verbrecherin nun doch noch an ihr Ziel zu kommen.
Mifa, die ihr Gewissen immer noch schwer mit der Schuld belastet, Harrison einmal selbst gegen eine Belohnung den Behörden übergeben zu haben, will sich alle Mühe geben, um Harrison in seiner Not beizustehen. Sie schmiedet einen Plan, doch dazu muss sie sich einem Feind stellen, der ihre kleine Gemeinschaft bereits in Gefahr gebracht hat.
Dem Mann, der Mifa schon an ein Bordell verkauft hat, aus dem Harrison sie rettete: Der Schakal.
Den Schakal in seinem Versteck aufzusuchen, kann viele unbekannte Gefahren bergen. Diese Erfahrung musste auch Harrison machen, als er sich mit der Boa des Schakals anlegte. Mifa nimmt all ihren Mut zusammen. Und wie es sich bald herausstellt, wird sie diesen Mut auch brauchen.
Harrison hat derweil nicht weniger schwierige Probleme. Nachdem er auf Golden City erwischt wurde, glaubt ihm dort immer noch niemand, dass nicht er der Doppelgänger ist. Sein Klon, dessen Entstehungsgeschichte er inzwischen kennt, hat die Lage fest im Griff. Die Führungsebene von Golden City will sich nicht länger mit einem Sicherheitsrisiko wie einem Doppelgänger befassen. Weil selbst ein Hochsicherheitsgefängnis Harrison nicht halten konnte, beschließt man abseits jeder offiziellen Justiz seine Hinrichtung. Zwei Beamte der privaten Polizei von Golden City sollen diesen Job ausführen.
Aber Aufopferung und die Macht des Geldes sind schuld, dass diese Pläne durchkreuzt werden. Die Profikillerin, die eine letzte Chance sieht, an ihr Geld zu kommen, macht sich an die Befreiung von Banks. Doch wie immer kommt es ganz anders, als alle Beteiligten gedacht haben.
Denn die Privatpolizisten haben Banks nicht getötet, sondern ihn an eine Jagdgesellschaft verkauft, die sich einen Spaß daraus macht besonderes Wild zur Strecke zu bringen: Menschen!
Die Welt von Golden City hält nur noch für die Reichsten der Reichen alle Annehmlichkeiten des Lebens bereit. Für alle anderen ist es ein täglicher Kampf. Wer Pech hat, muss sogar um seine nackte Existenz bangen.
Mit einem lauten Knall und einer eiskalten Schussfahrt schließt mit Golden City 6 – Jessica eine tolle Science Fiction- und Abenteuer-Geschichte ihre Pforten. Daniel Pecqueur hat es geschafft, die Spannung bis zum Schluss durchzuhalten und jede einzelne Episode mit einem eigenen ansteigenden Spannungsbogen zu unterlegen. Am Ende bleibt keine Frage unbeantwortet und es wartet noch die oder andere Überraschung auf den Leser – teilweise traurig, teilweise sehr interessant, aber auch drastisch.
Pecqueur wirft einfach ein paar gängige erzählerische Mittel über Bord. Sobald die angestammten Pfade verlassen sind, scheint alles möglich – aber das wusste der Leser eigentlich schon angesichts der überbordenden Technisierung dieser Welt und der Phantasie ihrer Bewohner im täglichen Überlebenskampf.
Wie Pecqueur die losen Fäden zusammenbringt, lässt sich am besten als eine Abfolge kleiner Geschichten und Rückblicke erklären. Plötzlich erfährt der Leser zum Beispiel die Hintergrundgeschichte des Schakals. Man erfährt nicht nur, wie er wurde, was er ist, sondern auch wie er entstand. Sicherlich hat der Schakal zahlreiche Missetaten begangen, dennoch gelingt es Pecqueur eine Spur Mitleid für diese Kreatur zu entlocken.
Harrison Banks, die Hauptfigur der gesamten Erzählung, ehemals ein reicher Spross aus der Wiege von Golden City, sah sich mit einer rasanten Talfahrt seines Lebens konfrontiert, die Pequeur zum guten Schluss noch einmal steigert. Auch hier überraschen die Reaktionen einiger Beteiligter.
Und der Schluss selbst ist einfach schön. Anders lässt es sich nicht ausdrücken.
Nicolas Malfin trägt die andere Hälfte der Verantwortung für diesen wirklich sehr feinen Leseschmaus (fast möchte ich sagen grandios, denn ich bin wirklich davon begeistert).
Seine Ansichten, seine technischen Details und Perspektiven zeigen eine bekannte und doch fremdartige Welt. Sie ist uns sehr nah, weshalb die Einfühlung durch den Leser sehr leicht fällt.
Dabei bleiben die Zeichnungen immer sehr zerbrechlich. Golden City gehört zu den Comics, bei denen die Qualität der Cover und der Innenseiten identisch sind. Dank des Teams Pierre Schelle und Stéphane Rosa erstrahlen die Bilder richtig plastisch.
Kleine Details, in den Zeichnungen wie auch in den Farben, sorgen für viel Abwechslung und dafür, dass das Auge ständig Halt findet und wie beiläufig immer etwas Neues entdeckt. Mit einem Wort: Die Atmosphäre ist perfekt inszeniert.
Eine ganz tolles Science Fiction-Abenteuer findet mit dieser Episode ihren Abschluss – sehr schade! Ich kann nur jedem SciFi-Begeisterten raten, der die Serie noch nicht kennt, einen Blick in Band 1 zu werfen und wenn’s gefällt: Dranbleiben. 😀
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Montag, 19. Februar 2007
Harrison Banks bleibt gar keine andere Wahl. Wenn er endlich die Intrige aufklären will, die sein Leben zerstört hat, muss er nach Golden City zurückkehren. Was ihn in der Höhle des Löwen erwarten wird, kann er nicht einmal ansatzweise vermuten.
Die Aufgabe, die er sich selber gestellt hat, scheint unmöglich zu erfüllen zu sein. Banks geht das Wagnis ein. Mit einer alten Polizeiuniform angetan, der privaten Einheiten von Golden City, und einem reparierten Jetski dringt er in die Höhle des Löwen ein. Die Ankunft gelingt, doch von da an läuft alles schief.
Banks hat keinerlei Papiere bei sich und wird sogleich entdeckt. Die eine Wache kann er zwar noch ausschalten, doch dann ist schnell die Jagd auf ihn eröffnet. Der Aufenthalt auf Golden City könnte ungewohnter nicht sein.
Bisher haben Kopfgeldjäger Jagd auf ihn gemacht. Er verbrachte mehrere Monate in einem Hochsicherheitsgefängnis. Er gewann Freunde in Menschen, die er auf normalem Wege niemals kennengelernt hätte. In der jüngsten Vergangenheit ging er mehr Wagnisse ein als in seinem gesamten Leben zusammengenommen.
So ist es für äußerst ungewöhnlich nach so langer Zeit, seine Frau wiederzusehen, die es bisher nicht gemerkt hat, dass sie ein Leben an der Seite eines Doppelgängers führt.
Mit dem Eindringen in den streng gesicherten Komplex von Golden City gehen Banks’ Schwierigkeiten erst richtig los. Der Hinweis, den seine Mutter ihm hinterlassen hat, ist leider nicht vollständig, weshalb er auf Mutmaßungen angewiesen. Als er des Rätsels Lösung findet, ist es für ihn nicht nur eine unbequeme Wahrheit, sondern der blanke Horror. Was seine Mutter in der Vergangenheit tat, hätte er nicht erwartet.
Damals: Harrisons Mutter wünscht sich ein Kind. Aber sie ist auch eine mächtige Frau, die sich nicht auf herkömmliche Reproduktionstechniken verlassen will. Mit Hilfe einer Wissenschaftlerin schafft sie einen geheimen Komplex, dessen Techniken den Untergang für Harrison legten, obwohl sie ihn doch ursprünglich schützen sollten.
Harrisons Chancen scheinen endgültig aufgebraucht zu sein.
Die Akte Harrison, die fünfte Episode von Golden City stellt dem Helden Harrison Banks noch mehr Hindernisse in den Weg. Bisher glaubte man als Leser, es könne für ihn kaum noch schlimmer kommen. Diese Episode belehrt den Leser eines Besseren.
Sehr schnell merkt man, wie der Endspurt der Geschichte eingeläutet wird, denn es schließt sich so mancher Kreis und so manches Geheimnis wird gelüftet, so manche Vergangenheit enthüllt.
Die kleine Gruppe von Strandräubern, bei der Harrison einige Male Zuflucht gefunden hat, erfährt durch ein neues hilfreiches Mitglied etwas über das Verschwinden von Mifas Mutter. Ein alter Feind hat bereits vor vielen Jahren das wenige Glück einer kleinen Familie zerstört. Nicht nur durch dieses Ereignis wird wieder deutlich, wie ungeheuer sympathisch diese kleine Gruppe dargestellt ist. Man wird als Leser nicht mit der Nase darauf gestoßen, aber es erschließt sich einem nach und nach. Umso gemeiner ist es von Autor Daniel Pecqueur, wenn er es wagt, dieser Gruppe etwas zustoßen zu lassen. Im Gegensatz zu Harrison Banks, der ein reicher Pinkel ist, hat man sofort Mitleid mit Mifa und ihren Freunden, sobald ihnen etwas passiert. Allerdings spielt Pecqueur seinem Protagonisten um ein Vielfaches so übel mit. Spätestens jetzt möchte man Golden City auch verfilmt sehen, weil es im vorliegenden Band sehr viele Überraschungen hagelt, die einen bereits im Comic-Format auf eine abenteuerliche Achterbahnfahrt mitnehmen.
Pecqueur nutzt die Heimkehr von Banks, die Architektur von Golden City ausführlich zu beschreiben. Damit gibt er Nicolas Malfin reichlich Gelegenheit, Außenansichten zu zeigen und die Innenräume zu gestalten. Die Räumlichkeiten bestechen durch ein hochfeines Design und könnten geradewegs aus einem Science Fiction-Film stammen. Das Design setzt sich bis in die kleinste Kleinigkeit fort. Es würde nicht verwundern, wenn Malfin auch als Production-Designer bei Filmen oder Spielen tätig wäre.
Im Gegensatz zur hohen Technisierung von Golden City setzt Malfin mit der eher chaotischen Bauweise an der Küste und den Bildern des Meeres ein gutes Gegengewicht. Beide Bereiche können nur durch ihre Gegensätze wirken. Golden City als Handlungsort allein wäre auf die Dauer zu kühl. Diese These bekräftigt sich auch durch die Farbgebung von Pierre Schelle und Stéphane Rosa, die bereits in der Serie Kazandou ein sehr gutes Team bildeten und dort viel Erfahrung im Science Fiction-Genre sammeln konnten.
Golden City befindet sich auf der Zielgeraden und steigert sich weiter. Dank der verschachtelten und eindringlichen Erzählweise steigt die Spannung von Seite zu Seite. Top!
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Montag, 08. Januar 2007
Harrison Banks hat das Gefängnis hinter sich gelassen. Aber die Freude über die Flucht währt nur kurz. Sein Flugzeug stürzt ab und die bezahlten Häscher sind nicht weit entfernt. Aber Harrison ist ebenfalls ein Glückskind. Sein Absturz bleibt nicht lange unentdeckt. So landet er wenig später in den Armen einer Reporterin des National Geographic, die ihm mehr als nur nützlich bei seiner Flucht und seinen Ermittlungen ist. Denn sehr bald kämpft er wieder um das nackte Überleben.
Eine geheimnisvolle Person aus Harrison Banks’ Vergangenheit bereitet den Drahtziehern im Hintergrund ziemliches Kopfzerbrechen. Wer ist Goldy? Was müssen sie über diese Person wissen? Wie kann diese Person ihnen gefährlich werden? Dabei ist die Antwort so einfach.
Für Harrison ist Goldy Teil einer schönen Vergangenheit, ein Ausschnitt aus seiner Kindheit, bevor ihn die Realität einholte. Eine Freundschaft wurde zerrissen, bevor sie richtig beginnen konnte und Harrison lernte, was es noch außer einem goldenen Käfig geben könnte.
Zwischenzeitlich ist Harrison der Eiswüste entflohen und hat sich bei denen versteckt, die ihm zuerst so große Schwierigkeiten gemacht haben, ja, von denen er sogar verraten worden war. Alles rächt sich, so scheint es, weshalb die junge Frau, die den Verrat einfädelte inzwischen in ein Bordell verkauft wurde. Obwohl Harrison keinerlei Grund dazu hat, ist er entschlossen, Mifa, die junge Frau, zu retten.
Der Plan gestaltet sich zu Beginn einfach und durchführbar, aber er und seine neuen Freunde haben nicht mit der Schläue des Schakals gerechnet. – Und die Killer, die hinter Harrison immer noch her sind, haben sie beinahe vergessen.
Auch in Golden City 4 – Goldy gehört der ehemalige Multimillionär Harrison Banks zu jener Sorte Helden, denen nichts erspart bleibt. In der 4. Episode überraschen die Macher Daniel Pecqueur (Autor) und Nicolas Malfin (Zeichner) mit einem Auftakt voller Action – und einer Menge neuer Fragen, denen sich Harrison Banks widmet.
Die Zukunft in den Küstenregionen, von denen reichlich gibt, ist nicht vielversprechend. Die Armut regiert unter den normalen Menschen, die Kluft zwischen Arm und Reich ist so tief wie nie zuvor. Der Mensch ist zur Ware geworden, wie auch Mifa dank des Autors feststellt. Zuvor hatte sie Harrison an die Behörden verkauft, nun ist sie als Lustsklavin in einem Bordell gelandet. Mensch und Sex ist zu einer Ware geworden, die sich nur noch die gut Betuchten leisten in einem angenehmen Ambiente leisten können. Eine zweifelhafte Atmosphäre begünstigt eine kriminelle Zwischenschicht, derer sich die Reichen und Mächtigen gerne bedienen.
Pecqueur und Malfin haben eine faszinierende Wasserwelt als Umgebung für ihre Geschichte geschaffen. Prunkvolle Gebäude ragen aus dem Wasser. An den Küsten sind Slums entstanden. In manchen Gegenden ragen Ruinen aus den Wassern empor. Flugzeuge, Boote und Hoovercrafts sind die vorherrschenden Fortbewegungsmittel. Modisch existiert ein einziges Durcheinander – außer bei den Reichen, denn sie sind die einzigen, die so etwas wie Mode noch kennen.
Alles ist vollendet im Design und durchdacht. Autor und Zeichner nutzen diese eigens geschaffene Umgebung für ein pralles Action-Abenteuer, dem im vorliegenden Band noch eine ordentliche Portion Rätsel mitgegeben wird. Wie ein Detektiv folgt Harrison den Spuren, die vor langer Zeit für ihn ausgelegt wurden, bis er für den Leser auf faszinierend angelegte Weise das Ziel ausfindig macht.
Pecqueur und Malfin gelingt der Trick, ihre Protagonisten auf perfekte Weise in diese Welt einzubinden. Die Gegensätze schaffen ein weiteres Spannungselement. Wo eben noch Killer hinter Harrison her waren, sorgen Kinder und ihre unschuldige Sicht der Dinge für Beruhigung. Der Leser hält einen Augenblick inne, er hat Zeit die Liebesbeziehung zu registrieren, die zwischen dem unschuldig Verfolgten und der Reporterin entbrennt.
Neben Malfins sehr striktem und exaktem Strich, zeichnen sich auch Pierre Schelle und Stéphane Rosa für die tollen Bilder verantwortlich, denn die Farben wurden durch sie sehr fein abgestimmt. Farbtöne untermalen im wahrsten Sinne des Wortes die Stimmungen der jeweiligen Szene. Dabei wurden genau warme (goldgelbe Farben) und kalte (eisblau, meergrün) Stimmungen getroffen.
Mit Golden City ist ein Science Fiction-Abenteuer zum Genießen entstanden, bei der Pecqueur und Malfin ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt haben. Spannende Unterhaltung mit einer überaus feinen Kolorierung. SciFi-Kino im Albenformat. 😀
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