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Comic Blog


Sonntag, 16. Oktober 2005

Nash – Blade Runner lässt grüßen

Filed under: SciFi,Thriller — Michael um 21:04

NashNash Tulsa ist auf seine Art ein ganz normaler Mann in dieser verrückten Welt. Seit er den Dienst bei der Armee quittierte, arbeitet er als Kopfgeldjäger. Seine Frau Ethel hat sich von ihm getrennt und arbeitet jetzt als Stripperin. Seine kleine Tochter Audrey hat eine Immunschwäche und lebt in einem Krankenhaus.
Sein Leben nimmt eine völlig andere Richtung, als Unbekannte Nashs kleine Tochter entführen. Die Hinweise verdichten sich, dass die Unbekannten außerdem den Rest von Audreys Familie töten wollen. Nash kann seine Exfrau nur knapp vor einem Attentäter schützen.

Die Vergangenheit meldet sich zu Wort. Die ersten Spuren erweisen sich als falsch und Nash muss gehörig Prügel einstecken. Bald jedoch meldet sich ein geheimnisvoller Militärangehöriger bei ihm. Und Nash erinnert sich.
Audrey entstand nicht durch natürliche Zeugung. So sehr Ethel und er sich auch bemühten, es hatte nie geklappt. Vermutlich lag die Ursache in verschiedenen Chemikalien, die Nash während seiner Militärzeit einnehmen musste. Professor Labory half ihnen schließlich weiter durch künstliche Befruchtung.

Die Spur führt nach Sao Paulo. Hier machen Nash und seine Exfrau im Haus von Laborys ehemaligem Kollegen Sangrenegra eine unheimliche Entdeckung: Die junge Tochter des Doktors sieht ebenso aus wie Audrey und besitzt die gleiche Immunschwäche.
Nash steht vor einem sehr großen Rätsel. Was er auch macht, immer wieder werden seine Nachforschungen vom gewaltsamen Vorgehen des Militärs durchkreuzt.

Jean-Pierre Pécau und Damour haben mit der Geschichte um Nash einen beinharten und abenteuerlichen SF-Reißer zu Papier gebracht, der zu keinem Zeitpunkt langweilig ist.

Die zeichnerische Umsetzung gefällt mir sehr gut. Es ist eine Mischung aus französisch-belgischer Schule und Manga. Als Euro-Manga würde ich es nicht unbedingt bezeichnen, aber Anleihen sind durchaus vorhanden. Sehr gut sind die Ansichten der Welt, in der Nash lebt. Sie schaffen eine sehr dichte Science Fiction Atmosphäre. Hier wird der Vergleich mit Mangas sehr deutlich. Die Ansichten sind sparsam gezeichnet, aber sehr exakt, die leichte Kolorierung erinnert an einen Zeichentrickfilm japanischer Machart.

Wer sich ein wenig in der populären Science Fiction auskennt, wird sich in dieser Welt schnell zurechtfinden. Manches schaut aus wie in Blade Runner oder Total Recall, überhaupt scheinen Anleihen oder Inspirationen aus den Ideen eines Philip K. Dick gezogen worden zu sein. Das schadet jedoch keineswegs und wer wenigstens die Filmumsetzungen mochte, zu denen auch Minority Report gehört, wird auch diesen Comic mögen.

Es ist eine Geschichte um (berühmt) berüchtigte Versuche des Militärs, die einen Ausnahmesoldaten zu schaffen wollen. Die Codenamen dafür lauten: Alphas, Kains, Liliths und Engel. Wer den Engeln begegnet, hat keine Zeit mehr sein Testament zu machen. Leider ist auch Nashs Tochter ein Ergebnis dieser Experimente. Das mag nicht sonderlich innovativ klingen, ist allerdings gut strukturiert erzählt. Die Geschichte verheimlicht auch nicht, welche Handlungen und Sci-Fi-Welten sie zum Vorbild hat. Einmal wird von einer Zeugin namens Ripley berichtet, die leider nicht weiter zu befragen ist, da sie glaubt, außerirdische Eier in ihrem Körper auszubrüten.

Im ersten Band Morgenstern ist die Strichführung noch recht dick geraten, beinahe wie ein Entwurf. In den Folgebänden Jenseits von Eden und Königin der Engel ändert sich das massiv. Hier haben die Striche einen beinahe zerbrechlich aussehenden feinen Charakter. Das erhöht den Zeichentrickcharakter noch mehr. Alleine in den All- und Laboransichten in Band 3 wird dieser Effekt besonders schön deutlich.

Geradlinige Science Fiction Action, perfekt in Szene gesetzt. 😀