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Comic Blog


Donnerstag, 17. November 2005

Tief im Westen

Filed under: Klassiker — Michael um 20:54

Western… wo die Sonne verstaubt, da muss der Westen ganz wild sein!

Zuerst dachte ich, Western-Comics wären mir nie begegnet. Bei genauerer Betrachtung war das aber ganz anders. Irgendwie hatte es mit Bessy angefangen. Ich erinnere mich an ein Cover, auf dem Bessy, ein Collie, zu sehen war, die einen Indianerhäuptling angriff. In der Konsequenz war Bessy eine Art Lassie-Kopie.
Ebenso spannend, wenigstens damals empfand ich das so, war Buffalo Bill. Die Figur dieses Westernhelden ist zwar ein Mythos geworden, aber weniger wegen seines tatsächlichen Lebens, eher wegen seiner legendären Wildwest-Shows. Die Comics allerdings enthielten alles, was Western für Kinder bringen müssen. (Und die außerdem gerade durch Fernsehserien wie Western von gestern so richtig Feuer an dem Thema gefangen haben.)
Bessy und Buffalo Bill gehören zu großen Ausflügen des Bastei Verlages in die Welt des Comics.

Später gehörte ich dann zu denen, die in Yps weitere Bekanntschaft mit dem Thema machten: Buddy Longway.
Darauf habe ich mich immer tierisch gefreut. Die Geschichte Allein erzählt von Buddy, der sich in der Wildnis ein Bein bricht und versucht, nach Hause zu kommen. Schließlich hat er das Glück, freundlichen Siedlern zu begegnen. Die junge Frau, die ihn pflegt, verliebt sich sogar in ihn, aber Buddy muss sie enttäuschen: Er will nur zurück zu Chinook, seiner Frau, und Jeremias, seinem Sohn.
Es ist eine Geschichte (wie auch in anderen Episoden von Buddy Longway), die nach heutigen Maßstäben völlig unspektakulär daher kommt. Vielleicht mag ich diese Geschichten deshalb so, weil sich die Dramatik ganz zwanglos entfaltet, denn dramatisch ist es zweifellos.

So infiziert konnte ich gar nicht anders, ich musste zugreifen, als Ehapa Die großen Edel-Western ins Rennen schickte. Blueberry, Mac Coy, Jonathan Cartland und natürlich Comanche.
Red Dust war so cool! Da steht dieser Herumtreiber mitten in der Prärie. Eine nahende Postkutsche hält und plötzlich findet sich der Rothaarige im Duell mit dem großmäuligen Revolverhelden Hondo. Red Dust geht als Gewinner aus diesem Duell hervor. Was Hermann und Greg hier zu Papier bringen, ist eine richtige Männergeschichte. Red duelliert sich schließlich mit Kentucky Kid, einem Freund aus guten alten Tagen. Es geht nicht anders. Hier wird deutlich, dass vieles in einem Western auch etwas Ritterliches hat, sofern sich die Protagonisten an einen Ehrenkodex halten.
In vielen Western ist am Ende dieser Kodex entscheidend. Er findet sich in den Filmen von Sergio Leone oder mit John Wayne ebenso wie bei Comanche.
Ich weiß gar nicht, warum mich gerade Comanche so begeisterte. Ich denke, es war diese schöne Mischung der Charaktere, die sich am Ende von Red Dust präsentieren: Ein weißer und ein schwarzer Cowboy, ein Greenhorn, ein alter Mann (ein Oldtimer) und Comanche, die Chefin. Später, in Krieg ohne Hoffnung, gesellte sich auch noch ein Indianer hinzu, der eine ganz eigene Methode zum Fangen von Kälbern entwickelt.

Blueberry ist natürlich ein ebensolcher Klassiker, der jüngst auch in der FAZ Reihe der Comic-Literatur einen gebührenden Band erhielt. (Eine Schande, dass Comanche nicht dabei sein wird!)
Im Blueberry-Band wird die fünfteilige Saga um den Südstaatenschatz in Höhe einer halben Million Dollar geschildert. Blueberry ist eher ein Einzelgänger, obwohl sich immer wieder Freunde finden, die ihm helfen. Blueberry finde ich deutlich raubeiniger angelegt als die Charaktere in Comanche und ich finde ihn auch nicht so sympathisch.
Jean-Paul Belmondo soll äußerlich inspirierend bei seiner Entstehung gewirkt haben. Das mag sein. Aber ich habe nie so recht mit Blueberry gefiebert, wie ich es mit Belmondo tat. Ein wenig mehr von Belmondos schnoddriger Art hätte Blueberry gut getan. Blueberry ist eher wie der Duke (John Wayne), eher unnahbar und zeitweilig mit einer riesigen Portion Glück gesegnet, weil er immer wieder mit (halbwegs) heiler Haut davon kommt.
Das bedeutet nicht, dass ich diesen Klassiker schlecht finde. Nur hat mir Comanche besser gefallen.

Cowboys, Indianer, Kavallerie, windige Halunken und verlotterte Saloons: Comic-Herz, was willst du mehr? 😀