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Comic Blog


Donnerstag, 15. November 2007

Die Schiffbrüchigen von Ythag 4

Filed under: SciFi — Michael um 23:40

Die Schiffbrüchigen von Ythag 4 - Khengis SchattenKommandant Burhto versucht einen kontrollierten Abstürz zu koordinieren. Das gestaltet sich viel schwieriger, als zunächst angenommen. Schnell lösen sich die ersten Teile vom Sternenkreuzer Kometenstaub ab. Und der Sturzflug ist noch nicht zu Ende.
Kurz nach der Bruchlandung ist allen Beteiligten klar, dass es einen erneuten Start so schnell nicht geben wird, die das sie umschließende Wasser ist bereits wieder gefroren und hält sie fest.

Währenddessen sind Granit, ihr Schiffskamerad Narvath und die ehemalige Urlauberin Callista weiterhin auf der Flucht. Ihr vorläufiges Versteck wird alsbald von einem unheimlichen Wesen heimgesucht, einem Wesen, das sich kurz vor einer Metamorphose befindet. Kurzzeitig wird auch Narvath von diesem Parasiten befallen. Granit setzt sich gegen den Angreifer zur Wehr, aber dieser Feind ist vollkommen neu und nicht einschätzbar.

Ein alter Bekannter ist der Kriegsherr Khengis, der es noch nicht aufgegeben hat, sie finden zu wollen.

Die Geschichte um Die Schiffbrüchigen von Ythag wird nun von einer anderen Seite her aufgeschlagen. Nach den Abenteuern um die Überlebenden der Lounge erfährt der Leser auch, was aus dem Hauptteil des Schiffes geworden ist. Die Landung, trefflich inszeniert von Adrien Floch, verläuft etwas sanfter, als es von der ersten geschilderten Bruchlandung her bekannt ist. Doch lange unbemerkt bleiben auch diese neuen Besucher auf Ythag nicht.

Wie der Untertitel des vierten Bandes der Reihe verrät, erhält das abgestürzte Schiff sehr schnell die Aufmerksamkeit eines Kriegsherrn. So fällt Khengis’ Schatten auf die Schiffbrüchigen. Der Name dieses brutalen Hehrführers ist nicht zufällig gewählt, denn ähnlich wie sein Namensvetter aus der Historie der Erde unternimmt auch dieses riesige wurmähnliche Geschöpf alles, um sein nomadisch existierendes Reich zu vergrößern.
Khengis bringt ein unheimliches (oder auch unheimlicheres), ein unvorhersagbares Element in die Geschichte ein, weil seine Winkelzüge zwar ein Ziel verfolgen, aber sein Verhalten ist für jede Überraschung gut. Der Überfall aus der Luft ist ein gutes Beispiel hierfür – und letztlich auch für den Einfallsreichtum von Autor Christophe Arleston, dessen Phantasie dank diverser Abenteuer im Science Fiction- und Fantasy-Genre nicht mehr wegzudenken ist.

Aber vergessen wir die eingeschworenen Helden nicht, die bisher erstaunliche Erfahrungen mit den vielfältigen Völkern auf Ythag machen konnten. Nicht zuletzt bringt diese Vielfalt auch weitere Überraschungen. Auf Ythag finden sich Wesen, nicht nur auf Menschen beschränkt, die in der Lage sind, die Elemente zu beherrschen. Eines dieser Wesen ist ausgerechnet die Navigatorin Granit. Auf Ythag ist sie ein Gluter, fähig, das Feuer zu beherrschen. Damit rückt sie zusätzlich in den Mittelpunkt von Khengis’ Interesse, denn als Kriegsherr will er diese Macht für seine Kämpfe nutzen.

Ythag gestaltet sich weiter als ein Feuerwerk der Ideen. Dank Arleston und Floch ist auf diesem Planeten vieles möglich. Dank der verschiedenen Völker enthüllen sich immer weitere Geheimnisse, aber auch Tricks und Kniffe, die den unfreiwilligen Helden helfen, aus so mancher schwierigen Situation zu entkommen.
Gute Beispiele sind die Falter, die sie durch die Luft transportieren, aber auch die Skaarfs. Jenes Volk lebt dank einer wärmespendenden Pflanze namens Lohee in einer unwirtlichen Kälteregion.

Diese vierte Episode kann mit einer Besonderheit aufwarten, die es bisher in der Reihe schon gab, aber die im Comic nicht immer zu finden ist. Lebendigkeit dürfte der Nenner sein, auf den es hinausläuft. Ist man erst einmal mit den Hauptfiguren vertraut, was sehr schnell geschieht, taucht man als Leser immer tiefer in die Welt ein, die nicht nur sehr fein gearbeitet ist und fast einen zisellierten Eindruck macht. Es ist ein bißchen wie der Blick in ein Diorama, eine Nachbildung. Wenn dann noch die Elemente verrückt spielen, ist der Eindruck für eine Comic-Geschichte perfekt.
Dies äußert sich besonders in jenen Fällen, in denen Granit ihre Kräfte anwendet. Oder auch im Schneesturm, der zeichentrickartigen Charakter hat. Das ist letztlich der Verdienst von Crazytoons, der Farbschmiede, die für die Kolorierung verantwortlich ist. – Ich finde es immer etwas schade, wenn die tatsächlichen Macher hinter solch einer Überbegrifflichkeit verschwinden. Wer gute Arbeit macht, sollte auch richtig namentlich erwähnt werden.

Aufregende Abenteuer in einer plastischen, absolut detailfreudigen Weltenbeschreibung mit allerlei phantastischen Elementen, einer schauerlichen Sequenz, vielen neuen Schwierigkeiten für die Helden und überraschenden Wendungen, die es unvorhersehbar machen, wohin sich die Geschichte bewegen wird. Ein Science Fiction-Abenteuer mit Vorbildcharakter für ein ganzes Genre.

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Donnerstag, 04. Oktober 2007

Morea – Das Blut der Engel

Filed under: SciFi — Michael um 15:21

Morea - Das Blut der EngelMorea Doloniac führt ein ganz normales Leben auf Kuba im Jahre 2082. Sie arbeitet für einen der mächtigsten Konzerne der Welt, dem DWC, und ist zugleich eine der Erbinnen dieser Firma, wenngleich sie in der Rangfolge auch ziemlich weit hinten steht.
Als sie zur Arbeit geht, ist alles so wie immer. Sie verabschiedet sich von ihrem Freund, nicht ahnend, dass bereits ein Killerkommando in den Wolkenkratzer eindringt, um alle Angehörigen der Doloniacs auszulöschen.

Morea hat außerordentliches Pech. Auch sie wird erschossen – nur um im Krankenhaus wieder aufzuwachen. Ihre Wunde ist verheilt, während ihr Blut noch ihren Oberkörper bedeckt. Nicht nur für den Sanitäter kommt diese Tatsache einem Wunder gleich. Dachte Morea, dies sei der Gipfel ihrer Probleme, sieht sie sich bald gewaltig getäuscht. Ihre unbekannten Feinde geben nicht so schnell auf.
Da trifft es sich, als im Moment höchster Not ein Unbekannter ihren Weg kreuzt und sie rettet.

Es kann nur eine geben, trifft in diesem Fall nicht zu, denn Morea gehört zu einer ganzen Reihe von Unsterblichen, die auf dem Planeten weilen. Ähnlich wie es der Fantasy-begeisterte Leser von Highlander her kennt, haben auch diese von Christophe Arleston geschaffenen Unsterblichen eine Schwachstelle: Sie können verbrennen. Das bedeutet ihren endgültigen Tod.
Morea, die Erbin eines Multimilliardenunternehmens, ist jedoch nicht allein. Pünktlich zu ihrem Ableben findet sich ein Lehrer ein, der ihr beibringen will, wie sie sich als Unsterbliche künftig zu verhalten – und zu verteidigen hat!
So weit, so ähnlich.

Der Leser findet eine Umgebung vor, die recht selten in dieser Form anzutreffen ist. Aus Kuba, der ehemals kommunistischen Hochburg in Spuckweite zum riesigen kapitalistischen Nachbarn USA ist ein gigantisches Handelszentrum geworden. Hier reihen sich riesige Wolkenkratzer aneinander.
Die Luftfahrzeuge, fliegende PKWs und Motorräder, die hier von Zeichner Thierry Labrosse gestaltet werden, erinnern, ebenso wie das gesamte Umfeld an Szenarien wie Das fünfte Element und Blade Runner. Auf dem Boden ist kein Platz mehr, weshalb die Gebäude in den Himmel sprießen. Die Architektur ist verspielt, geschwungen, fast könnte man sagen französisch, zieht man das Set-Design von Das fünfte Element zum Vergleich heran.
Am Boden herrscht ein zivilisiertes Durcheinander. Es ist ein wenig ungepflegt, aber bei weitem nicht so schmutzig wie im erwähnten Blade Runner. Hinzu kommt ein strahlendes Sonnenwetter, kurzum, der Handlungsort ist ein irdisches Paradies, das von der Hochfinanz weidlich ausgenützt wird.

Wie in Das fünfte Element ist der Hintergrund auch mystisch zu nennen, stehen sich doch zwei rivalisierende Parteien gegenüber, die sich selbst Drachen und Engel nennen. Im Gegensatz zur religiösen Mythologie verschiedener Glaubensrichtungen handelt es sich bei diesen Gruppen jedoch nicht um Gut und Böse, vielmehr sind es Wesen, die einzig um die Vorherrschaft kämpfen. Aus der Sicht der Drachen sind die Engel freilich die Bösen, denn ihre Vorstellung einer menschlichen Zukunft aus Gewalt, Sklaverei und der Vorherrschaft durch eine Minderheit behagt den Drachen überhaupt nicht.
Engel haben in Comics schon länger keinen besonders guten Leumund mehr. Oft schon wurde das so genannte Böse zum Missverstandenen, Fehlinterpretierten oder Opfer von feindlicher Propaganda. Inwiefern Morea hier tatsächlich schon die Wahrheit offenbart wurde, wird die weitere Entwicklung der Geschichte zeigen.
Angesichts von Arlestons Erzählkunst, die er bisher mit seinen Troy-, Lanfeust-, Ythag-Arbeiten und vielen anderen bewiesen hat, kann man sicherlich auf einige Überraschungen gefasst sein.

Wie paradiesisch das Gelände ist, zeigt sich auch am späteren Trainingsort von Morea und ihrem neuen Mentor Terkio. Ist das Training mit dem Schwert schon eine Hommage an Highlander, ist es der schlanke, in Ehren ergraute, bärtige und mit einem Pferdeschwanz versehene Terkio erst recht. Es wäre kaum glaubhaft, würde Labrosse behaupten, er habe bei dem Entwurf zu Terkio keinen Sean Connery vor Augen gehabt.

Labrosse ist als Künstler vergleichbar mit Terry Dodson. Wie der amerikanische Comic-Künstler setzt auch Labrosse hauptsächlich auf Außenlinien und nur wenige Tuscheschatten (von schwarzer Kleidung einmal abgesehen). – Dodson (mit Frau Rachel) hingegen setzt auf verschieden starke Linien, während Labrosse es doch eher bei einer Linienstärke belässt und diese auch nicht so exakt ausgeführt werden wie bei den akribischen Dodsons. Es ergibt sich ein eindrucksvoll realistisches Gesamtbild durch die menschlichen Figuren, aber auch durch Land, Architektur, technische Ausstattung wie auch durch die cineastischen Blickwinkel, mit denen Labrosse gerne arbeitet, wenn die Action die Handlung zeitweise bestimmt.

Farblich hält sich der Kolorist Didier Arpin sehr zurück. In der Regel gönnt er dem Szenario eine Grundfarbe und einen Schattierungston. Mit einer aufwendigen Farbgestaltung könnte eine viel plastischere Optik erzielt werden. Dank der realistischen Gestaltung hingegen, die bereits ein hohes Maß an Atmosphäre vermittelt, konnte aber auch darauf verzichtet werden.

Ein spannender Auftakt mit vielen bekannten Inhaltselementen, durch den sehr versierten Christophe Arleston gekonnt neu gemischt und einen sehr begabten Thierry Labrosse in Szene gesetzt. Die Mischung aus Science Fiction und mythologischer Auseinandersetzung wartet mit einer sympathischen Hauptfigur auf, die trotz ihrer Unsterblichkeit sehr menschlich bleibt und das Beste aus der Situation zu machen versucht. 😀

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Freitag, 02. März 2007

Die Schiffbrüchigen von Ythag 3 – Seufzer der Sterne

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 22:44

Die Schiffbrüchigen von Ythag 3 - Seufzer der SterneGranit, Callista und Narvath sind wieder auf der Flucht. In der Begleitung ihrer neuen Freunde vom Planeten Ythag, Tao und Krurgor, wähnen sie sich in ihrem Fluchtvehikel zunächst sicher. Doch dann setzt der Antrieb aus.
Zu ihrem Glück bleiben die Gravitationsmaschinen, die das Schiff in der Luft halten, von dem Defekt verschont. Aber Menschen sind flexibel. Schnell haben sie eine alte Idee des Antriebs reaktiviert: Segel. Das Schiff setzt sich wieder in Bewegung.
Die Verfolger unter der Führung des Söldners Dhokas sind davon nicht erfreut, aber die Finsterlinge geben nicht auf.

Daneben hat der junge Narvath noch ganz andere, irdische Probleme. Er ist immer noch völlig in die attraktive Callista verliebt. Doch Callista ist keine Frau, die sich mit kleinen Fischen abgibt. Ein Mann muss für sie Geld besitzen, wenn er für eine Verbindung interessant sein soll. Dreht es sich nur um die Liebe, dann ist ihr eine Frau noch lieber. Kurz gesagt, Narvath hat nicht geringste Chance. – Und er ist nicht nur unglücklich verliebt. Die ehemalige Astronavigatorin, Granit, der Kometenstaub, würde es gerne sehen, wenn Narvath ihr dieses Interesse entgegenbringen würde.
Aber vorerst gibt es noch andere, wichtigere Probleme, die es zu bewältigen gibt.

Ein Positionssignal hat die Neugier der Überlebenden des Absturzes geweckt. Da gibt es nur leider ein Problem. Das Signal führt in ein Gebiet, das von fremden Kreaturen beherrscht wird. Selbst die Feng, denen einst die Hoheit über dieses Gebiet oblag, welches sie zu ihrer Stadt zählten, trauen sich nicht mehr in die inzwischen dunkel gewordenen Gänge.
Granit und ihre Freunde haben keine andere Wahl. Wenn sie eines der vielen Geheimnisse um Ythag lüften wollen, müssen sie sich einmal mehr auf ihrer Reise in Lebensgefahr begeben.

In der dritten Fortsetzung von Die Schiffbrüchigen von Ythag ist die kleine Gruppe einerseits weiterhin auf der Flucht, aber sie haben auch mehr Initiative entwickelt und suchen verstärkt nach einer Möglichkeit, den Planeten zu verlassen. Nach der Vorgabe des Autors Christophe Arleston nutzen sie die ihnen verbliebenen technischen Möglichkeiten, um das Land zu durchqueren. Mit sehr viel Phantasie breiten Arleston und der Zeichner Adrien Floch nicht nur wahnsinnig viele fremde Gestalten vor dem Leser aus, sondern präsentieren auch eine wilde Landschaft, phantastische Technik und gruselige Dungeons.

Arleston und Floch erzählen keine Kindergeschichte. Wie sich sehr schnell zeigt, müssen die Protagonisten eine mitunter sehr gewalttätige Tour De Force bewältigen.
Dhokas, der Söldnerführer, ist ein sehr gutes Beispiel für die Gefahren, denen Granit und ihre Freunden trotzen müssen. Dhokas kennt keine Gnade, stellt seine Interessen über alles andere und erpresst seine Ansprüche mit der Waffe – auch seinen eigenen Leuten gegenüber. Dieser Verbrecher ist den Freunden auf der Spur und der Leser kann sich ausmalen, was sie bei einer Begegnung erwarten wird. – Arleston spielt elegant mit dieser Erwartung und wartet gekonnt mit der einen oder anderen Überraschung auf.

Überraschender für den Leser ist die Expedition in den Dungeon, die sich bald als Hommage an eines der Dungeon-Leinwandabenteuer schlechthin entpuppt – Arleston gelingt es zu Beginn noch, dies geschickt zu verschleiern. Doch spätestens mit dem Auftauchen einer gewissen Königin muss es jedem Genre-Fan klar sein, womit er es hier zu tun hat. (Manches mag vielleicht sogar an Moria erinnern. Ganz gleich, was Arleston sich gedacht haben mag, die Verbeugung vor den großen Vorbildern ist absolut gelungen.) Von Floch wird eine äußerst ausdrucksvolle Situation in Szene gesetzt, die für die Beteiligten nur eines verheißt: Noch größeren Ärger.

Adrien Floch hat den Auftrag, die Spannung der Geschichte grafisch zu transportieren. Man weiß als Leser kaum, wo man zuerst mit dem Lob beginnen soll. Als Freund von gelungenen Science Fiction-Abenteuern, Space-Operas, liebe ich es die Atmosphäre aufzunehmen, die durch die technischen Finessen, die wilde Natur und die ungewöhnlichen Kreaturen geschaffen wird.
Floch gelingt es durch die erzählerische Vorgabe, viele Gegensätze in diesem Album zu vereinen. Wie die Geschichte einerseits und der Anhang mit einer ganzen Reihe von Skizzen und Entwürfen sowie Making-Offs andererseits zeigt, überzeugt Floch mit einer enormen Vielseitigkeit.
Es zeigt aber auch, dass selbst für einen professionellen Zeichner vor dem perfekten Ergebnis auch viel Arbeit steckt. – Aber es verhehlt auch nicht, dass handwerkliches Geschick nicht ohne Talent auskommt. Floch besitzt augenscheinlich beides.

Während sich die Geschichte spannend weiterentwickelt, entspinnen sich in zwei Nebenhandlungen kleine Geheimnisse, auf deren Enthüllung man zusätzlich gespannt sein darf.

Im dritten Teil wird das Abenteuer auf einem sehr hohen Niveau forterzählt. Rasant, düster, mit einer ordentlichen Portion Fantasy, so wird dem Leser mit dieser Erzählung der Mund wässrig gemacht auf die Fortsetzung. 😀

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Mittwoch, 25. Oktober 2006

Die Schiffbrüchigen von Ythag – Terra Incognita

Filed under: Abenteuer,SciFi — Michael um 17:21

Die Schiffbrüchigen von Ythag 1 - Terra IncognitaEben noch war Leutnant Granit eine junge aufstrebende Navigatorin an Bord des Luxusraumschiffs Kometenstaub, im nächsten Augenblick ist sie auch schon in Ungnade gefallen.
Was bleibt, ist der Dienst an einer Bar, schlicht als Barkeeper für gelangweilte und überkandidelte Reisegäste. Granit ist von ihrem neuen Job nicht begeistert. Die Urlauberin Callista gibt ihr auf unmissverständliche Weise zu verstehen, wie wenig sie davon zu überzeugen ist, eine Navigatorin vor sich zu haben. Als wäre das noch nicht genug, kommt es ausgerechnet in dem Augenblick zur absoluten Katastrophe, als der Bordtechniker Narvath eine Reparatur an der Bar durchführen soll.
Die Kometenstaub stürzt ab.

Während der Rest des Raumschiffs andernorts auf dem fremden Planeten Ythag niedergeht, muss sich der Teil, in dem sich Granit, Narvath und Callista aufhalten, ausgerechnet eine kleine Siedlung einheimischer Banfoo als Absturzstelle aussuchen. Diese empfinden den Absturz denn auch nicht als Versehen sondern als pure Absicht und wollen mit den Eindringlingen nur zu gern kurzen Prozess machen. – Nicht nur aus Rache, denn ein Banfoo ist immer auf der Suche nach einer Möglichkeit, jemandem den Prozess zu machen. Die einen betrinken sich, die anderen unterhalten sich mit Schauprozessen. Andere Welten, andere Sitten.
Ein Prozess endet bei den Banfoo leider allzu häufig mit dem Tod der Angeklagten. Diese Erfahrung machen die drei Schiffbrüchigen auf sehr eindrucksvolle Weise.

Damit nicht genug. Auf dem Planeten Ythag hält man andernorts die Überreste des Raumschiffs für eine große Chance. Ophyde, Herrscherin der Stadt Bridmoth, ist bemüht, durch Söldner jeden Überlebenden des Absturzes aufspüren zu lassen, damit sie einen Zugang zum Hauptteil des Wracks findet.
Granit und ihre Wegbegleiter werden zwar gejagt, doch wenigstens finden sie in dem gelehrten Wanderer Tao einen Gefährten, der sie mit so mancher Besonderheit des Planeten vertraut macht. Aber es bleibt gefährlich.

Der Autor Christophe Arleston ist für Freunde von Fantasy und Science Fiction beileibe kein Unbekannter. Zu seinen besonderen Erfolgen hierzulande zählen zum Beispiel Troll von Troy oder Lanfeust der Sterne. Mit der Saga um Die Schiffbrüchigen von Ythag entwirft er ein neues Universum, erweckt er neue Charaktere zum Leben und schickt sich an, eine Geschichte zu schreiben, die gleich von Beginn an spannend und unterhaltsam ist.

Zusammen mit den Charakteren (liebenswert: Granit, Narvath, sexy aber ein Ekelpaket: Callista) lernt der Leser die Welt Ythag kennen. Humor wird gleich nach dem dramatischen Start großgeschrieben. Mit der Gerichtsprozedur der Banfoo werden die derzeit häufigen Gerichtssendungen aufs trefflichste karikiert und auf die Spitze getrieben. Hier gipfelt das Szenario in einer stationärer Running Man-Variante. Das Urteil wird vom Volk gefällt, weniger nach Fakten, mehr nach Gefallen und Sympathie, beinahe eine weitere Anspielung, die Arleston hier vorlegt.
Doch der versierte Autor vernachlässigt keineswegs den Schwerpunkt Science Fiction. Auf dem Planeten Ythag baut er eine Vielvölkerwelt, auf den ersten Blick etwas komödiantisch, auf den zweiten Blick auch schon realistisch brutal. Und Arleston wäre nicht mit seinen Troy-Geschichten bekannt geworden, würde er nicht noch einen Funken Fantasy beimischen: Zephyre.
Diese Wesen, die unabhängig von Volk oder Geschlecht auf dem Planeten erscheinen und mit besonderen Kräften ausgestattet sind, werden bestimmt zukünftig noch für so manches Geheimnis gut sein.

Zeichner Adrien Floch verfolgt einen modernen Stil. Realistisch, nicht klassisch francobelgisch, eher euromangamäßig, setzt er die Vorlage von Arleston in Szene. Floch nutzt den Platz, den ihm eine Seite bietet, so gut wie möglich aus. Ob Dialog- oder Actionszenen, beides steht bei gleichberechtigt nebeneinander. Manchmal geraten so Landschafts- oder Ortsansichten etwas kleiner. Das schmälert nicht ihren Wert, doch all die Arbeit die darin steckt, gerät so etwas in den Hintergrund. Rein aus Gründen der Optik ist das etwas schade.
Insgesamt jedoch sind die Szenen fein anzuschauen. Aktionen sind mitreißend und rasant aufgebaut. Fremde Lebwesen wirken gut durchdacht und wurden nicht übertrieben dargestellt.
Auffallend sind die Details, mit denen Floch selbstverständlich die Hauptcharaktere ausstattet. Aber er vergisst auch nicht jene Nebenfiguren, sogar nicht jene, die vielleicht nur zweimal auftauchen. Das macht die Geschichte noch einmal mehr anschaulicher – vor allem verweilt das Auge lange auf einer Szene, damit einem auch ja nichts entgeht.

SciFi, Space-Opera, Abenteuer, eine Spur Fantasy und eine ordentliche Portion Humor schmecken diesen Start der Schiffbrüchigen von Ythag ab. Arleston und Floch wissen, wie man die Leser neugierig macht und gespannt auf die Fortsetzung warten lässt. Weiter so! 😀