Spirou und Fantasio sind auf Einladung ihres Freundes Itoh Kata in Japan angekommen. In einem Vergnügungspark, dem alten Edo nachempfunden, währt die Entspannung nur kurz. Bald sind die beiden Freunde – und Pips natürlich – wieder mitten drin in einem Abenteuer.
Die beiden Freunde sind stilecht dem Themenpark angepasst und tragen Kimonos. Fantasio, der sich eigentlich bemüht, nicht aufzufallen, tritt erst recht von einem Fettnäpfchen ins andere. Ihre scheinbar einfache Mission mündet sehr schnell in ein halsbrecherisches Desaster. Fantasio und Spirou hatten sich bereit erklärt, einen Jungen wiederzufinden.
Kow und Loon sind Geschwister mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, weshalb sie ganz besonders für verbrecherische Elemente interessant sind. Kow wurde bereits benutzt, um den Nachbau des historischen Edo in Rekordzeit zu realisieren. Loon möchte ihren Bruder gerne befreien. Auch Ninjas haben ein Interesse an dem kleinen Kow.
Aus dem zuerst harmlosen Ausflug wird ein handfester Kampf mit einer heftigen Verfolgungsjagd.
Aber so leicht geben Spirou und Fantasio nicht auf – Pips natürlich auch nicht.
Und der Feind auch nicht. Fantasio, der immer vorbeugen muss, hat im Gegensatz zu Spirou jegliche Papiere und Kreditkarten bei sich behalten. Mit dem Hotelschlüssel von Spirou nehmen die Yakuzas die Spur auf.
Obwohl die beiden Freunde unbehelligt im Hotel eintreffen, werden sie bereits erwartet – allerdings nicht von den Kriminellen.
Das Action-Karussell dreht sich immer schneller mit den beiden Freunden. Und sie sind nicht allein. Itoh Kata und seine magischen Freunde stehen Spirou und Fantasio zur Seite, damit Loon bald wieder an der Seite ihres Bruders ist.
Mit Spirou in Tokio ist Jean-David Morvan und José-Luis Munuera eine schöne cartooneske Verbeugung vor Japan gelungen. Eine Wiedergeburt der beiden Helden mochte aus Fan-Sicht schwierig sein, allerdings fand ich Spirou und Fantasio bereits mit Der Mann, der nicht sterben wollte sehr gut in die Neuzeit transportiert.
Morvan und Munuera lassen viele Aspekte Japans in ihre Geschichte einfließen, so dass die kulturelle Plattform der Geschichte gut ausgereizt wird, um ein ungewohntes Umfeld zu schaffen.
Legendär sind die Enge des Landes und die Höflichkeit. Mit diesen modernen Legenden spielt Morvan trefflich. Fantasio gelingt es sogar, diese Höflichkeit bis an seine Grenzen auszureizen – was nicht gerade einfach sein soll. Schade nur, dass Fantasio diese Grenzen an einem Sumo-Ringer austesten muss.
Die Enge des Landes äußert sich in vielen Lebensbereichen. Die beiden Freunde lernen sie besonders im Verkehr kennen. Wer in der U-Bahn einen Fuß anhebt, wird diesen vor der nächsten Station nicht mehr auf den Boden bekommen.
Legendär ist auch die Geschichte des Landes, die Krieger, Samurai wie auch Ninja, die Verbrecher, Yakuza, die ebenso berühmt berüchtigt sind wie die Mafiosi. Morvan bewegt sich immer auf einer humorvollen Ebene, belässt es aber nicht bei dem gezeigten Hintergrundmaterial, sondern flechtet Spirou in die Geschichte ein.
So wird aus dem allseits bekannten Pagen ein Kämpfer, der sich dem Yakuza in verschiedenen Zweikämpfen stellt. Parallelen zu zahlreichen Endkämpfen in so genannten Eastern werden wahrscheinlich nicht zufällig sein.
Ebenso wenig zufällig sind die Anspielungen auf Akira & Co. in Szenen, wenn Kow und Loon ihre Fähigkeiten spielen lassen. Wer sich die Szenen betrachtet, wird Ähnlichkeiten zu den allseits beliebten telekinetischen Schlachten feststellen können. Auch die Kampfroboter, Mechas, werden nicht außer Acht gelassen. Die Darstellung stellt Munueras Talente sehr oft auf die Probe.
Wer sich die Mechas anschaut, die sich aus den unterschiedlichsten Gegenständen zusammensetzen (eine Hand besteht aus einem Schulbus und einem Truck), kann selbst als Laie die viele Fleißarbeit nachvollziehen, die Munuera hier geleistet hat.
Die abschließende Galerie zeigt seine zeichnerischen Fähigkeiten noch einmal im Detail. Besonders eindrucksvoll ist die Evolution eines Comic-Bildes, bei der die Entstehung einer der Schlüsselszenen mehrstufig gezeigt wird.
Der Humor gegenüber Japans Eigenarten ist (aus meiner Sicht) niemals gemein. Morvan versäumt es nämlich auch nicht, einen Fantasio zu zeigen, der regelrecht auf Japans technische kulturelle und technische Errungenschaften abfährt. Fantasio kann dank seiner Kreditkarte kaum an einem Geschäft vorbeigehen.
Sehr schön ist Fantasios Beziehung zur erweckten Hachiko-Statue, jenes Hundes der jahrelang auf sein Herrchen wartete.
Sei es architektonisch oder kulturell, Morvan und Munuera ist es gelungen, eine vollkommen andere Atmosphäre in der 47. Ausgabe von Spirou und Fantasio einzufangen.
Für die Fans sind auch Itoh Kata und seine magischen Gefährten dabei – zudem die superputzigen rosafarbenen Kaninchen, die ihm auch mal behilflich sind.
Heiter, spannend, ungewöhnlich neu erleben Spirou und Fantasio ihr neues Abenteuer, unterstützt durch einen Erzähler, der sich auch schon mal von Pips zurechtweisen lassen muss. Top Unterhaltung mit einem der Comic-Duos schlechthin. 😀
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