Wayne betrachtet das Abbild der unbekannten Gottheit in diesem Teil des Dschungels. Eigentlich sollte die Statue, die sich hier so nah am Strand findet, bekannt sein. Seltsamerweise scheint aber niemand genaueres zu wissen.
Wayne und seine Freunde geraten immer tiefer in ein seit Jahrhunderten gehütetes Geheimnis. Der junge Mann erfährt durch eine alte Frau zu Melinas Entsetzen von seiner wahren Bestimmung.
In der Vergangenheit gerät Canari von einer furchtbaren Situation in die nächste. Das Zusammentreffen mit den Göttern kann ihr kein Trost sein, da sie von ihnen keine Hilfe erhält. Während der Abwesenheit der Schwestern in himmlischen Gefilden schwebt ihr kleiner in größter Gefahr. Er soll von seinem eigenen Vater den Göttern geopfert werden. Können die Schwestern rechtzeitig zurückkehren, um ihn zu retten?
Die schlechte Nachricht in Canari 2 – Die letzte Welle kommt gleich zu Beginn: Der abschließende Band ist in Vorbereitung. Einerseits ist es begrüßenswert, dass es eine abgeschlossene Geschichte ist. Andererseits ist es keine gute Nachricht, dass das wunderbare Zusammenspiel von Didier Crisse und Carlos Meglia vorbei sein soll. – Doch vorab gilt es erst einmal die zweite Ausgabe zu genießen!
Im zweiten Teil findet eine deutlichere Zweiteilung der beiden Handlungsstränge statt. Gleich zu Beginn verfolgt der Leser gemeinsam mit Wayne die Rätsel, die von der Zeit zurückgelassen wurden. Der Fund im Dschungel, grafisch imposant, ist bereits mit einer gruseligen Atmosphäre umgeben. Crisse und Meglia verstärken den rätselhaften Effekt mit einer ganz einfachen Kameraeinstellung. Die kleinen Geister im Gebüsch sind nur ganz kurz zu sehen und dennoch regt dieses Bild auf ganz tolle Art die Phantasie des Lesers an. Hinzu kommt, dass einer der kleinen Racker einem anderen den Mund zuhält, damit sich die Bande nicht verrät.
Waynes Freunde sorgen für den Humor. Sie sind die ewig streitenden und Faxen machenden letzten kiffenden Surfer – so hat es den Anschein. Für die beiden dürren Hippies gehen der Sommer und die Jugend scheinbar nie zu Ende. Nichts ist ihnen heilig, immer haben sie einen lockeren Spruch auf den Lippen. Nur einmal bleibt auch ihnen jedweder Satz im Halse stecken. Am Ende kann der Leser diese Sprachlosigkeit nur teilen, denn dieser Höhepunkt ist traurig, gigantisch, sehr ernsthaft, aber sehr passend nach einem langen mittleren Abenteuer dieser Trilogie.
Neben Waynes Ausflügen in den Dschungel dürfen wir einen kurzen Blick auf das städtische Mexiko erhaschen. Wer sich in die Bilder einliest, wird einen guten Vergleich zu Produktionen wie Der Weg nach El Dorado ziehen. Optisch existiert eine enge Verwandtschaft. Man mag wieder einmal den Eindruck gewinnen, gerade beim Anblick der Indianer und Mexikaner, dass diese Albentrilogie aus dem Hause Dreamworks entsprungen ist. Das ist natürlich nicht der Fall, aber angesichts der überragenden Qualität des Bandes kann man mit der Überschrift Traumarbeit über diese Ausgabe nicht viel falsch machen.
Meglia lässt die Augen des Betrachters nicht zur Ruhe kommen. So verwendet er keine einheitlichen Seitenraster, an denen man sich festhalten könnte. Der Aufbau ist stets anders. Mal wählt er nur kleine Bilder mit vielen Details oder Großaufnahmen, ein anderes mal weicht er auf doppelseitige Darstellungen aus, die einem mit ihrer Pracht förmlich ins Auge explodieren. Dazu lässt er dunklere Farben auf grelle Farbblitze treffen. Das können nächtliche Himmel, dunkle Gewässer und farbenfrohe Kleidung oder goldener Schmuck sein, der hier optisch aufeinander trifft.
Meglias Spezialität sind große Augen. Er schafft es tatsächlich in unbewegten Bildern Mitleid mit Waynes Freundin Melina, aber natürlich auch mit Canari selbst zu wecken. Die Abenteuer letzterer und ihr Schicksal ist hier dank des Ideenreichtums von Crisse besonders märchenhaft geworden. Das Zusammentreffen mit den Göttern in ihrer ureigenen Sphäre ist eine gelungene Mischung aus Spannung und Humor. Die Sequenz mündet in einer Szene, die Canari und ihre Geschwister auf einem Ritt auf Schwertwalen zeigt. Das Cover des vorliegenden Bandes zeigt einen eigens angefertigten Ausschnitt dieser Szene. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die grafische Qualität des Covers durchgängig im ganzen Album zu finden ist. Wer all die Arbeit, die im Cover zu finden ist, auf den gesamten Band hochrechnet, mag sich mit staunenden Augen ausmalen, wieviel Arbeitszeit in der zweiten Folge von Canari steckt.
Citlaligua, die Göttin des Himmels, ist meine persönliche Favoritenfigur dieses Bandes. Ihr Auftritt ist mit viel Sinn für Atmosphäre und Theatralik in Szene gesetzt worden. Ihr Sternenumhang und der Gang durch das Dimensionstor fesseln das Auge. Die Sprachlosigkeit, die Canari beim Anblick des Himmelsreiches ins Gesicht geschrieben steht, kann man als Leser nur teilen.
Das Ende des zweiten Teils ist pure Dramatik für das Herz und das Auge. Wayne hat seine Bestimmung erkannt und unternimmt das, was ihn auch nach Mexiko geführt, das, von dem er träumte. Doch es dauert lange, bis die Geschichte in diesem Szenario gipfelt, denn die Handlung springt in beiden Erzählsträngen von einer Spannungsspitze zur nächsten. Canari 2 – Die letzte Welle hält, was der erste Teil versprochen hat und setzt noch einen drauf! 😀
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