Es ist Weihnachten. Obwohl Onkel Dagobert ein notorischer Weihnachtshasser ist, fasst er den Entschluss, seinem Neffen Donald etwas schenken zu wollen. Aber zuvor sollen er und die kleinen Tick, Trick und Track sich diese Geschenke verdienen. Donald soll seinen Mut unter Beweis stellen.
Ein Aufenthalt in den Bergen, einer Gegend, in der sich wilde Bären herumtreiben, soll zeigen, wie gut Donald mit einer gefährlichen Situation umzugehen versteht. Und wenn sich keine echten Bären sehen lassen wollen?
Für den Fall hat Onkel Dagobert ein Bärenkostüm gefunden, das den echten Waldbewohnern täuschend ähnlich sieht. Damit soll Donald gründlich erschreckt werden – das würde immerhin die Weihnachtsgeschenke einsparen. Aber insgeheim hofft Onkel Dagobert, dass Donald sich der Gefahr tapfer stellen wird.
Ein 60. Geburtstag mag heutzutage nichts Besonderes mehr sein, handelt es sich aber um eine Comic-Figur, sieht diese Angelegenheit schon ganz anders aus. Carl Barks, als Zeichner und Autor eine ebensolche Legende wie Onkel Dagobert, brachte den geizigen Enterich 1947 zu Papier. Anfänglich machte der reiche alte Mann seinen Verwandten in der Geschichte Die Mutprobe nur das Leben schwer. – Obwohl Donald kaum jemand anderen benötigt, um sich das Leben schwer zu machen. Auch dies stellt sich sehr bald von ganz allein unter Beweis.
Mit Onkel Dagobert machten natürlich auch andere Figuren erst so richtig Sinn. So füllte sich Entenhausen folgerichtig mit Charakteren wie den Panzerknackern, Gundel Gaukeley oder Mac Moneysac. Dagoberts wahnhafte Beziehung zum Geld, so auch zu seinem allerersten verdienten Geld, war Grundlage für viele, viele Geschichten. Geld gab es nicht nur im Geldspeicher, sondern natürlich auch in der weiten Welt, in die Onkel Dagobert so schnell wie möglich aufbrach, um seine Schätze zu vermehren.
Der vorliegende Band hat zahlreiche Beispiele dafür zu bieten. Tatsächlich wird dem Enterich sogar die Erde zu klein, weshalb sogar ein Ausflug ins All stattfindet.
Warum ist dieser grantige, alte, sehr geizige Enterich trotzdem so sympathisch?
Onkel Dagobert bemitleidet sich gerne selbst. Natürlich begleiten ihn seine Verwandten häufig auf lange Reisen zu exotischen Zielen, aber die Gefahr lacht den Reisenden dabei regelmäßig ins Gesicht. Seine Bemühungen, kostenlos an Waren oder Vergünstigungen jeglicher Art zu kommen, sind abenteuerlich und ausgefallen.
Mit dieser Biographie liefert Onkel Dagobert reichliche Beispiele für die kuriosesten und gefahrvollsten Situationen seines Lebens. Einerseits stellt er sich dem lebensfeindlichen Umfeld des Dschungels, andererseits verkleidet er sich als Baby, nur um einen Eintrittspreis zu sparen.
Vielleicht ist Onkel Dagobert trotzdem liebenswert, weil er seine eigenen Regeln mit schöner Regelmäßigkeit bricht oder weil er sich nicht selten selber ein Bein damit stellt. – Wie auch bei der Gelegenheit einer Ausstellung über sein bewegtes Leben. Jeder, so fordert er, soll Eintritt für diese Ausstellung bezahlen. Und die Museumsleitung nimmt seine Forderung ernst. Auch Onkel Dagobert ist es nicht vergönnt, kostenlos die Ausstellung zu besuchen.
Vielleicht ist es sein Wagemut und seine Hartnäckigkeit, die ihn so beliebt machen. Gegen jede Chance macht sich der alte Enterich häufig auf den Weg, um sein Ziel zu erreichen. Eigentlich ist er damit eine Vorzeigeperson des American Way, des Selfmade Man. Vom Tellerwäscher (oder besser: vom Goldsucher) zum Milliardär. Das mag eine unbewusste Konzeption sein (oder auch eine Fehlinterpretation), aber es passt.
In der vorliegenden Ausgabe findet sich gelungene Situationskomik, auch Witz ohne Worte. Ein Paradebeispiel ist die Ankunft von Onkel Dagobert und seiner Lieben in Indien. Im zweiten Boot sitzt Donald und transportiert einen Elefanten. Natürlich fordert Onkel Dagobert Donald auf, nicht die Hände in den Schoß zu legen und sich zu beeilen.
Ich kann die Hände nicht in den Schoß legen, weil da schon ein Elefant sitzt.
Für Donald bleibt wahrlich kein Platz mehr in dem Boot, doch viel schöner ist die absolut klassische Szene, als sich der Bootssteg mit dem Elefanten darauf zur Seite neigt – geradewegs auf Donald zu, der Leser nur ein Splotsch hört und einen davon segelnden Tropenhelm sieht. Die Reaktion von Tick, Trick und Track spricht Bände.
In dieser Episode Expedition nach Schambala ist Don Rosa federführend und seine eher kurzschnabeligen Enten wissen in dieser gelungenen Komödie mit vielen Spannungseinlagen sehr zu gefallen.
Unabhängig davon wie ein jeder Leser sein Urteil über Onkel Dagobert fällt, bieten die sechs Geschichten, an denen außerdem Daniel Branca, William van Horn, Colomer und Vicar beteiligt waren, einen guten Querschnitt aus Dagoberts Leben und Wirken.
Colomer kann es sich außerdem nicht verkneifen und verweist in einer kleinen Szene in Schürfen statt Scheffeln auf Onkel Dagoberts allererste Geschichte. Damit unterstreicht er auch das Nostalgiegefühl, das auch den alten Erpel in dieser Geschichte beschleicht. – Und dieses heimelige Beisammensein mit seiner Familie ist es denn wohl auch, was Onkel Dagobert doch so beliebt und sympathisch macht.
So bleibt selbst den Kleinsten nichts anderes, als zu sagen: Ja, im Grunde hat er ein goldenes Herz, unser Onkel Dagobert. 🙂
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