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Comic Blog


Samstag, 10. November 2007

60 Jahre Onkel Dagobert

Filed under: Cartoon — Michael um 19:07

60 Jahre Onkel DagobertEs ist Weihnachten. Obwohl Onkel Dagobert ein notorischer Weihnachtshasser ist, fasst er den Entschluss, seinem Neffen Donald etwas schenken zu wollen. Aber zuvor sollen er und die kleinen Tick, Trick und Track sich diese Geschenke verdienen. Donald soll seinen Mut unter Beweis stellen.
Ein Aufenthalt in den Bergen, einer Gegend, in der sich wilde Bären herumtreiben, soll zeigen, wie gut Donald mit einer gefährlichen Situation umzugehen versteht. Und wenn sich keine echten Bären sehen lassen wollen?
Für den Fall hat Onkel Dagobert ein Bärenkostüm gefunden, das den echten Waldbewohnern täuschend ähnlich sieht. Damit soll Donald gründlich erschreckt werden – das würde immerhin die Weihnachtsgeschenke einsparen. Aber insgeheim hofft Onkel Dagobert, dass Donald sich der Gefahr tapfer stellen wird.

Ein 60. Geburtstag mag heutzutage nichts Besonderes mehr sein, handelt es sich aber um eine Comic-Figur, sieht diese Angelegenheit schon ganz anders aus. Carl Barks, als Zeichner und Autor eine ebensolche Legende wie Onkel Dagobert, brachte den geizigen Enterich 1947 zu Papier. Anfänglich machte der reiche alte Mann seinen Verwandten in der Geschichte Die Mutprobe nur das Leben schwer. – Obwohl Donald kaum jemand anderen benötigt, um sich das Leben schwer zu machen. Auch dies stellt sich sehr bald von ganz allein unter Beweis.

Mit Onkel Dagobert machten natürlich auch andere Figuren erst so richtig Sinn. So füllte sich Entenhausen folgerichtig mit Charakteren wie den Panzerknackern, Gundel Gaukeley oder Mac Moneysac. Dagoberts wahnhafte Beziehung zum Geld, so auch zu seinem allerersten verdienten Geld, war Grundlage für viele, viele Geschichten. Geld gab es nicht nur im Geldspeicher, sondern natürlich auch in der weiten Welt, in die Onkel Dagobert so schnell wie möglich aufbrach, um seine Schätze zu vermehren.
Der vorliegende Band hat zahlreiche Beispiele dafür zu bieten. Tatsächlich wird dem Enterich sogar die Erde zu klein, weshalb sogar ein Ausflug ins All stattfindet.

Warum ist dieser grantige, alte, sehr geizige Enterich trotzdem so sympathisch?
Onkel Dagobert bemitleidet sich gerne selbst. Natürlich begleiten ihn seine Verwandten häufig auf lange Reisen zu exotischen Zielen, aber die Gefahr lacht den Reisenden dabei regelmäßig ins Gesicht. Seine Bemühungen, kostenlos an Waren oder Vergünstigungen jeglicher Art zu kommen, sind abenteuerlich und ausgefallen.
Mit dieser Biographie liefert Onkel Dagobert reichliche Beispiele für die kuriosesten und gefahrvollsten Situationen seines Lebens. Einerseits stellt er sich dem lebensfeindlichen Umfeld des Dschungels, andererseits verkleidet er sich als Baby, nur um einen Eintrittspreis zu sparen.

Vielleicht ist Onkel Dagobert trotzdem liebenswert, weil er seine eigenen Regeln mit schöner Regelmäßigkeit bricht oder weil er sich nicht selten selber ein Bein damit stellt. – Wie auch bei der Gelegenheit einer Ausstellung über sein bewegtes Leben. Jeder, so fordert er, soll Eintritt für diese Ausstellung bezahlen. Und die Museumsleitung nimmt seine Forderung ernst. Auch Onkel Dagobert ist es nicht vergönnt, kostenlos die Ausstellung zu besuchen.
Vielleicht ist es sein Wagemut und seine Hartnäckigkeit, die ihn so beliebt machen. Gegen jede Chance macht sich der alte Enterich häufig auf den Weg, um sein Ziel zu erreichen. Eigentlich ist er damit eine Vorzeigeperson des American Way, des Selfmade Man. Vom Tellerwäscher (oder besser: vom Goldsucher) zum Milliardär. Das mag eine unbewusste Konzeption sein (oder auch eine Fehlinterpretation), aber es passt.

In der vorliegenden Ausgabe findet sich gelungene Situationskomik, auch Witz ohne Worte. Ein Paradebeispiel ist die Ankunft von Onkel Dagobert und seiner Lieben in Indien. Im zweiten Boot sitzt Donald und transportiert einen Elefanten. Natürlich fordert Onkel Dagobert Donald auf, nicht die Hände in den Schoß zu legen und sich zu beeilen.
Ich kann die Hände nicht in den Schoß legen, weil da schon ein Elefant sitzt.
Für Donald bleibt wahrlich kein Platz mehr in dem Boot, doch viel schöner ist die absolut klassische Szene, als sich der Bootssteg mit dem Elefanten darauf zur Seite neigt – geradewegs auf Donald zu, der Leser nur ein Splotsch hört und einen davon segelnden Tropenhelm sieht. Die Reaktion von Tick, Trick und Track spricht Bände.
In dieser Episode Expedition nach Schambala ist Don Rosa federführend und seine eher kurzschnabeligen Enten wissen in dieser gelungenen Komödie mit vielen Spannungseinlagen sehr zu gefallen.

Unabhängig davon wie ein jeder Leser sein Urteil über Onkel Dagobert fällt, bieten die sechs Geschichten, an denen außerdem Daniel Branca, William van Horn, Colomer und Vicar beteiligt waren, einen guten Querschnitt aus Dagoberts Leben und Wirken.
Colomer kann es sich außerdem nicht verkneifen und verweist in einer kleinen Szene in Schürfen statt Scheffeln auf Onkel Dagoberts allererste Geschichte. Damit unterstreicht er auch das Nostalgiegefühl, das auch den alten Erpel in dieser Geschichte beschleicht. – Und dieses heimelige Beisammensein mit seiner Familie ist es denn wohl auch, was Onkel Dagobert doch so beliebt und sympathisch macht.

So bleibt selbst den Kleinsten nichts anderes, als zu sagen: Ja, im Grunde hat er ein goldenes Herz, unser Onkel Dagobert. 🙂

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Donnerstag, 17. Mai 2007

Onkel Dagoberts Geldspeicher

Filed under: Cartoon,Klassiker — Michael um 14:16

Heimliche Helden 5 - Onkel Dagoberts GeldspeicherManchmal etabliert sich heimlich still und leise ein Gebäude in einer langen Reihe von Geschichten. Eines dieser Gebäude ist ein Geldspeicher. – Ein Geldspeicher? Wer Onkel Dagobert kennt, kommt an seinem Geldspeicher nicht vorbei. Besser gesagt, er kommt nicht hinein!
Ein derart geiziger Charakter wie Dagobert Duck kam natürlich auf Dauer mit einem normalen Haus für sein Geld aus. Es musste etwas Spektakuläres her, etwas Außergewöhnliches. Carl Barks entwickelte die Idee eines Geldspeichers, eine überdimensionale Spardose. Äußerlich gepanzert und innerlich an ein mit Geldstücken und Geldscheinen gefülltes Schwimmbad erinnernd, war der Geldspeicher häufig ein Handlungsort oder ein Ausgangspunkt so mancher Abenteuer.

Im Laufe der Jahre hat das Gebäude verschiedene architektonische Entwürfe durchlaufen. Nicht immer war ein Abriss und Neuaufbau für das neue Aussehen verantwortlich. Manchmal verschwand das gute Stück auch in der Tiefe der Erde oder wurde jenseits des großen Teiches (in Italien) neu gestaltet.
Jeder Donald Duck Leser, der Geschichten über seine Familie gelesen hat, wird irgendwann Onkel Dagoberts Vergnügen im Geldspeicher gesehen haben. Er schwimmt und paddelt darin herum. Jedes Sinken des Pegels verursacht bei ihm Verzweiflung und Übelkeit, wenn nicht Schlimmeres. Dagoberts Bemühungen sein Geld zu vermehren stehen in engem Zusammenhang mit dem Geldspeicher, der im Laufe der Zeit immer mehr zur Festung wurde.

In dieser 5. Ausgabe aus der Reihe Heimliche Helden sind einige Geschichten zusammengetragen worden, die beispielhaft die Entwicklung des Geldspeichers beleuchten. Die Zeitschiene der Erscheinungen beginnt im Jahr 1951, streift die 60er Jahre und springt sogleich ins neue Jahrtausend. Ganz zweifellos haben die alten Geschichten aus der Disneyschen Urzeit immer noch den meisten Charme. Carl Barks war ein Könner auf seinem Gebiet. Zeichner wie Tony Strobl und Luciano Bottaro folgen ihm mit ihrem Talent sicherlich gleichauf. Don Rosas Ruf ist natürlich bekannt und sicherlich berechtigt, wegen meiner Vorbelastung durch die vorher erwähnten Zeichner habe ich mich aber so richtig mit seinem Zeichenstil anfreunden können.

Im Vorwort wird die äußerliche Entwicklung des Geldspeichers geschildert, die sich in Geschichten wie Eingefrorenes Geld (1951, dt. 1954) oder Eiskalt erwischt (1957, hier in dt. Erstveröffentlichung). Es ist aus gestalterischer Sicht sehr interessant, was aus einem Würfel werden kann. Die Idee von Carl Barks, die Front des Speichers mit einem großen Dollar-Zeichen zu verzieren, ist sehr prägnant. Das aus der italienischen Ecke ausgeführte Design mit roter Kuppel und einem Doppel-D auf der Front ist etwas moderner und leichter. Die Symbiose der beiden Designs, wie sie in den Duck Tales zu sehen war, ist die perfekte Variante. (Mit den leicht gewölbten Außenseiten ist der Eindruck besonders cartoony.)

Der Einfallsreichtum dessen, was man mit einem Geldspeicher anstellen kann, lässt äußerst phantastische Ideenblüten entstehen. Der Geldspeicher platzt, sein Inneres verschwindet in den Tiefen der Erde, er fliegt durch die Luft und natürlich ist er der ständigen Bedrohung ausgesetzt, geknackt zu werden. – Der Geldspeicher ist oft ohne die Panzerknacker undenkbar. Diese Räuberbande hat natürlich mehrmals versucht, an das Geld von Bertel zu kommen, wie sie ihn liebevoll nennen, aber die Erstürmung des Geldspeichers gehört zu den Höhepunkten ihres Schaffens. Auch hierzu finden sich Auszüge mit kleinen Geschichten, die sehr unterschiedlich ausfallen. – Sich in Kisten hineinzuschmuggeln, ist noch einfach, in Donalds Identität in den Geldspeicher einzudringen, ist eher ungewöhnlich.

Ein Haus ist ein Haus, der Geldspeicher jedoch ist ein Symbol für den Reichtum und den Geiz von Onkel Dagobert geworden. Sicherlich haben reale Geldaufbewahrungsanlagen wie das legendäre Fort Knox auch Vorbildcharakter für den Geldspeicher gehabt, der zeitweise ähnlich waffenstarrend abgebildet wurde. Für die Abenteuer der Ducks ist der Geldspeicher mitunter so wichtig geworden wie die Panzerknacker.
Ein rundum gelungener Querschnitt, angenehm nostalgisch von damaligen Comic-Größen gezeichnet, modern und liebevoll in die Gegenwart transportiert. Schön aufbereitet. Für Disney-Fans auf jeden Fall empfehlenswert. 🙂

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