Der 11. September 2001 brachte Weltbilder ins Wanken, Kriege wurden in seiner Folge geführt und die Welt sitzt, so scheint es, auf einem globalen Pulverfass.
Auch die Comics blieben von diesem erschütternden Ereignis nicht verschont, dass nicht nur die Skyline von New York, sondern auch das Gesicht unseres Planeten ähnlich nachhaltig veränderte wie der Zweite Weltkrieg.
Kriege und Terrorismus sind Themen, die in Comics oft recht nachlässig behandelt wurden. Wenn ich mir Buck Danny-Comics betrachte, in Bänden wie Himmel in Flammen oder Operation Apokalypse, bei denen es um die Planung und Durchführung eines Anschlages auf den amerikanischen Präsidenten mittels Atomwaffen geht, ist das rückblickend mehr als nur erscheckend.
Beinahe minutiös und sehr detailgetreu wird hier geschildert, wie Terroristen der Diebstahl gelingt. Von Amerikanern ausgebildete Araber sollen die Bomben mittels gestohlener Tomcats ins Ziel bringen.
Naja, werden viele gedacht haben, so ein Anschlag konnte doch während der Reagan-Ära gar nicht realisiert werden. Doch was Charlier und Bergèse da ausgeheckt haben, lässt einem die Haare zu Berge stehen.
Wie es auf sehr einfache Art geht, mit einem Flugzeug in ein Regierungsviertel vorzudringen, hat der Absturz des Leichtflugzeuges vor dem Reichstagsgebäude gezeigt. Und das hatte nichts mit Comic zu tun.
Der Anschlag des 11. September machte auch den Comic-Autoren und –Verlagen zu schaffen. Marvel verarbeitete dieses Thema auf unterschiedliche Weise. Die Kurzepisode, in der sich die diversen Marvel-Helden und –Bösewichter an Ground Zero einfinden, ist wohl eine der menschlichsten und erschreckensten Episoden in der Geschichte der Comics.
Und sie ist gleichermaßen ein Appell: Nicht aufgeben, zusammenstehen. Zugleich zeigt es den Amerikaner: den Weißen, den Indianer, den Schwarzen, den Araber, den Asiaten und viele andere Volksstämme. – Die Kurzgeschichte kann sich bei aller Tragik allerdings nicht von einer gewissen Naivität freimachen.
In der Captain America-Geschichte Feind, die kaum ein Jahr nach dem 11. September in den USA erschien (bei uns ca. 1 1/2 Jahre später), ist die Reaktion eine ganz andere.
Einerseits wird dem Leser verdeutlicht, dass der Feind der (amerikanischen) Demokratie von außen kommt, andererseits erhält er in dieser Geschichte ein Gesicht, einen Gegner, den Cap bekämpfen kann.
Dazu wird freilich erst einmal ein neuer Horror geschaffen, ein weiteres Terror-Szenario. Wo eben noch ein typisches amerikanisches Dorf war, ist nur noch eine Ruine. Männer, Frauen und Kinder: Alle tot.
Wie weit soll sich ein Comic der Realität annähern?
Nach meiner Meinung sollte es nicht zuviel sein. Comic kann kritisch sein und darf sich hier die gleichen Rechte wie Roman und Film herausnehmen. Doch wie jedes Medium sollte er auch seine Zielgruppe beachten. In Anbetracht der Bilder im Fernsehen zum 11. September gab es diverse Diskussionen, was Eltern ihren Kindern im Fernsehen noch zumuten sollen. Comic muss keine heile Welt sein, aber Comic muss auch nicht die Welt sein.