Marie ist anders. Und sie nimmt Medikamente dagegen. Ihre Mutter achtet streng darauf, dass sie es nicht versäumt, sie einzunehmen. – Aber Marie will nicht mehr.
Es woanders ein besseres Leben geben, eines, das ohne Medikamente auskommt. Einmal hat Marie schon versucht, ohne die Pillen auszukommen. Es wurde ein Höllentrip für sie. Die Schmerzen waren ungeheuer stark und Blut floss. Aber Marie ist inzwischen älter geworden. Sie hat trainiert und die Einnahme der Medikamente immer weiter hinausgezögert. Nun muss nur noch ein Ort her, wo sie ungestört leben kann. Gemeinsam mit ihrem Freund Mike will sie weg. Einen Neuanfang kann man nur an einem Ort wagen, denn wer es dort schafft, schafft es überall: New York City.
Bloß nichts sagen! Das könnte gefährlich sein. Emmy sagt nichts mehr. Aber es gibt eigentlich auch niemanden, der ihr zuhören würde.
Emmy versucht sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Was Emmy sagt, könnte Realität werden. Und was Emmy gesagt hat, ist unumkehrbar. Emmy fürchtet sich vor ihren Fähigkeiten. Sie fürchtet sich davor, die Pferde könnten wieder mit ihr durchgehen und sie könnte etwas Schlimmes sagen.
Samantha und Sean sind Halbgeschwister. Nach vielen Jahren sehen sie sich ausgerechnet bei der Beerdigung des gemeinsamen Vaters wieder.
Das Treffen spült verborgene Erinnerungen nach oben. Sehr kurz nur gab es eine glückliche, eine gemeinsam verbrachte Kindheit. Allzu schnell brach alles zusammen. Die Scheidung trennte die Geschwister für den Rest der Kindheit. Samantha hasst ihre Kindheit beinahe so sehr wie die Gegenwart.
Aber da ist noch ein Geheimnis, das sie nicht kennt. Ein Geheimnis, das alles ändert.
Autor Brian Wood und Zeichnerin Becky Cloonan haben einen kleinen, aber feinen Trick geschafft. Sie haben mit sehr schlichten Mitteln, ein Superhelden-Thema in die Realität transportiert:
Wie ist die Reaktion eines Menschen, wenn er feststellt, dass er grundlegend anders ist, als alle anderen Menschen?
Mit Demo haben die beiden Comic-Macher einen einfachen, aber ungeheuer stimmigen Weg eingeschlagen.
Independent Comics können sich mehr trauen, als die Arbeiten der Mainstream-Verlage (obwohl es hier in den letzten Jahren auch zahlreiche Experimente gab, die einen Ausbruch aus gängigen Erzählweisen darstellten). Die hier vorliegenden Geschichten sind in der besten Tradition amerikanischer Geschichtenerzähler zu Papier gebracht worden. Die Handlungen wurden komplett entkernt, auf das absolut Notwendige reduziert. Das betrifft die Handlung ebenso wie den grafischen Aufbau. Als Leser vermisst man aber auch nichts. So auf den Punkt gebracht, zieht die Geschichte den Leser schnell herein und führt ihn zu Ziel. Danach bleiben keine Fragen offen, denn die Pointe, der Clou an der Sache sitzt in jeder der sechs Geschichten.
Becky Cloonan probiert sich in diesen Geschichten auch als Zeichnerin aus. In Verlagen, die darauf bedacht sind, Geld zu verdienen, erhalten Zeichner diese Gelegenheit nicht. Wer die Eingangsgeschichte NYC, die Flucht des Paares nach New York City, mit der nachfolgenden Geschichte um Emmy vergleicht, wird deutliche Unterschiede feststellen.
NYC entspricht eher einer neueren amerikanischen grafischen Erzählweise, während Becky mit Emmy viel eher dem Manga nahe kommt. Auch die Geschichte Was du dir wünschst geht stark in die asiatische Darstellungsart hinein – insgesamt sind Anleihen in dieser Richtung kein Wunder, haben Mangas doch eine rein schwarzweiße Darstellung von Comics sehr geprägt, was Technik und Erzählung anbelangt.
Beckys Arbeiten gefallen mir rein subjektiv aber viel besser, wenn sie ihren eigenen Weg beschreitet, so in NYC oder auch Böses Blut und Mädchen deiner Träume. In der ersten Geschichte ist es deutlich, wie sehr sie noch experimentiert, während sie später ihren Stil gefunden hat und sicherer in der Darstellung geworden ist.
Brian Wood ist ein Erzähler. Es gibt die verschiedensten Erzählrichtungen, die besonders in den USA geprägt worden sind. Kurzgeschichten oder Ultrakurzgeschichten, so genannte Short Shorts, die am besten noch mit vorgegebener Wortanzahl auf den absoluten Punkt gebracht werden müssen. Brian Wood scheint diese Gesetzmäßigkeiten für sich entdeckt zu haben. – Ob meine Vermutung stimmt oder nicht, die Intensität der Geschichten spricht für diese Vermutung.
Menschen mit Superkräften einmal anders, immer überraschend, auch überraschend realistisch, sofern es bei diesem Thema möglich ist. Erzählerisch und grafisch absolut auf den Punkt gebracht. 🙂
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