Freitag, 17. August 2007
Ein Mann kann plötzlich mit Maschinen reden. Er kann ihnen Befehle erteilen und sie gehorchen. Ein ungeheurer Vorgang, der in den Vereinigten Staaten auf reges Interesse stößt. Mitchell Hundred war The Great Machine. Das ist nun vorbei!
Mitchel Hundred ist nun der Bürgermeister von New York. Der Mann, der früher gegen Schurken vorging, der den 11. September als Superheld erlebte – und seiner Meinung nach versagte – hat die Herausforderung angenommen: In der Politik versucht er verantwortungsvoll zu handeln, aber einfacher als seine Arbeit als Superheld ist es nicht.
Neben den täglichen Problemen der Verwaltung einer Millionenstadt wie New York nimmt unterhalb der Straßen in den Röhren und Seitengängen der U-Bahn eine Serie von unheimlichen Vorkommnissen ihren Lauf. Es beginnt mit einem Hund, der tot von Arbeitern aufgefunden wird. Das Tier wurde grausam misshandelt und schließlich wie ein rituelles Opfer an die Wand eines unterirdischen Ganges gehängt. Der Anblick schockt selbst die hart gesottenen Arbeiter, die schon vieles in den Eingeweiden der Stadt gesehen haben. Das grünlich leuchtende Zeichen in der Nähe des Tatortes gibt aber auch ihnen Rätsel auf. Welche Straßengang hat solch ein Erkennungssymbol?
Mitchell muss sich nicht nur mit kriminellen Machenschaften auseinandersetzen. Die Politik ist zu seinem Hauptlebensinhalt geworden. Das, was er sich einst gewünscht hat, kommt einem realen Albtraum gleich, dem berühmten Kampf gegen die Windmühlen. Aber Mitchell wäre nicht der Sturkopf, der ihn auch zu einem Helden machte, würde er die Konfrontation scheuen. Vor der ganzen Welt möchte er New Yorks erste Homosexuellenhochzeit abhalten. Er weiß, dass er sich damit zum Ziel von Angriffen aller Art machen wird.
Über all den Dingen, die von allen Seiten auf ihn einstürmen, vergisst er beinahe, dass er auch ein Privatleben hat. Wie schwer es ein Mann in seiner Position hat, die Bekanntschaft einer Frau zu suchen, zeigt sich bei seinem ersten Date nach langer Zeit.
Ex Machina 2 – Zeichen bietet eine ungewöhnliche Mischung aus Superheldengeschichte, gruseligem Thriller und Politikdrama. – Und es funktioniert. Mit der Reihe Ex Machina aus der Feder von Y – The Last Man-Autor Brian K. Vaughan ist wieder eine Serie entstanden, die viele bekannte Inhaltsstücke zusammenfügt und etwas Neues kreiert.
Seit einiger Zeit gibt es Ansätze, das Superheldengenre neu zu erfinden. Dazu wird der Mythos der besonderen Kraft, des normalen Helden aus dem Volke enger an das einfache Volk angelehnt. Der einfache Mensch entdeckt plötzlich ungeahnte Fähigkeiten an sich und muss sich mit der veränderten Situation abfinden. Zur Zeit finden sich solche Geschichten in Demo, Heroes und in Ex Machina.
Mitchell Hundred steht auf besondere Weise mitten im Leben. Den ehemaligen Helden, Great Machine, hat es in die Politik verschlagen. Es ist eine Welt, wie sie aus der Realität sattsam bekannt ist und wie sie auf beeindruckende Weise in der Verfilmung City Hall umgesetzt wurde. Auseinandersetzungen mit seinen engsten Mitarbeitern, gewagte politische Programme und sogar Anschläge auf sein Leben – Mitchell bekommt das konzentrierte Szenario eines Menschen in einer politischen Spitzenposition präsentiert.
In dieser Situation holt ihn seine Vergangenheit ein. Ein seltsames Zeichen, das er einst dem Geheimdienst überließ, taucht an ungewöhnlicher Stelle wieder. Ein Monstrum, dessen Untaten immer grauenvoller werden, lässt Angst in der Millionenstadt aufkommen. Auf überaus geschickte Weise verschachtelt Vaughan die einzelnen Kapitel der Geschichte. Diese Tricks schicken den Leser stets mit einer anderen Achterbahn los. Hat man gedacht, man könne sich durch die politische Welt und ihre Intrigen bewegen, wird man durch die schockierenden Bilder aus dem Untergrund aus der Feder von Tony Harris eines Besseren belehrt.
Die Schocksequenzen, die hier präsentiert werden, brauchen sich wie die politische Szenerie nicht vor ihren filmischen Vorbildern zu verstecken. Was die Arbeiter in der Tiefe vorfinden, rangiert auf dem gleichen Level wie die Ekel-Szenen wie in Sieben oder Das Schweigen der Lämmer.
Harris ist ein Zeichner, der äußerst exakte Bilder schafft. Manchmal drängt sich der Eindruck einer Gerichts- oder Reportagezeichnung auf, was aber durchaus zur Erzählweise der Geschichte passt, die den Leser zwar nahe rankommen lässt, aber auch Abstand zu den Geschehnissen generiert, was letztlich ein recht kühles Endergebnis bringt.
Superheld, Drama, Thriller, Horror, mit einem fulminanten Showdown, Ex Machina 2 bietet für jeden etwas und entzieht sich so einem direkten Vergleich. Hier entsteht etwas Neues! Und ein Blick (oder auch zwei) lohnt sich! 🙂
Dienstag, 07. August 2007
Der Schlüssel zum Überleben der Männer muss schnell gefunden werden, sonst können die letzten beiden männlichen Wesen, die die Katastrophe überlebt haben, ein Mensch und ein Äffchen, möglicherweise bald sterben. Außerdem muss das Leben des ersten männlichen Babys nach der Katastrophe bewahrt werden – ist es doch der erste Hoffnungsfunke auf eine bessere Zukunft.
Yorick Brown sucht Zuflucht in einer Kirche. Hier, so glaubt er, kann ihm nichts geschehen. Als letzter (erwachsener) Mann auf Erden ist er keineswegs in Sicherheit. Bisher haben viele Frauen ihn umbringen wollen, eine davon war seine eigene Schwester. In der Kirche wird er allerdings schon erwartet. Eine junge Frau hat die Kirche zu ihrem Versteck erkoren und ist bereit, diese zu verteidigen.
Yoricks Tarnung fällt. Und mit ihr fallen bald auch alle anderen Schranken. Yorick hatte seiner Verlobten, die in Australien weilt, eigentlich treu bleiben wollen, aber er ist auch nur ein Mann, wenn auch der letzte. Die junge Frau, Beth, ist ihm nicht böse deswegen, überhaupt nicht. Doch Yorick behält Recht. Wer sich mit ihm einlässt, bekommt häufig ungewollte Probleme. Bald schon brechen wieder Amazonen in sein Leben ein und bedrohen Beth. Wie gut, dass Yorick noch ein paar Tricks als Illusionist parat hat.
Es war einmal ein Mädchen namens Hero!
Hero hat sich immer zu starken Frauen hingezogen gefühlt, immer auf der Suche nach einem Vorbild. Sie verschiedene Stationen hin zur Erwachsenen durchlaufen, erster Sex, die große Liebe, ein erfüllender Beruf – und schließlich die Katastrophe. Mit dem Untergang der Männer starb auch der Mann, der ihr alles bedeutet hatte. Nach der Katastrophe war sie richtungslos, ohne Ziel, verzweifelt. Schließlich traf sie auf Victoria, die fehlgeleitete Anführerin der Amazonen, die durch ihren Hass auf Männer völlig verblendet war. Hero, die ihre Mutter suchte, fand einen Ersatz und verlor sich in einer Ideologie, die nie die ihre gewesen war. Das Unheil nahm seinen Lauf.
Inzwischen ist Hero wieder auf der Suche nach Yorick, ihrem kleinen Bruder. Ihre richtige Mutter hat ihr den Auftrag gegeben, ihn zu finden. Noch ist Hero nicht geheilt. Immer noch bricht die hasserfüllte Stimme in ihr hervor, die ihr befiehlt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Feinde vorzugehen. Bald erreicht sie Kalifornien. Hier findet sie sich bald in einer Auseinandersetzung ehemaliger Agentinnen wieder.
Damit nicht genug: Yorick hat Anzeichen einer schweren Krankheit. Ist er infiziert? Holt ihn die Seuche am Ende doch ein?
Y – The Last Man geht in die 5. Runde. Der Ring der Wahrheit gibt viele Geheimnisse preis, lüftet einige Rätsel und ganz besonders das wichtigste überhaupt. Wie konnten ausgerechnet Yorick und sein kleines Äffchen die Seuche überleben, die auf einen Schlag ohne jede zeitliche Verzögerung alle männlichen Lebewesen des Planeten Erde ausgerottet hat?
Bist du da, Gott?
Mit dieser Frage betritt Yorick die Kirche. Autor Brian K. Vaughan lässt den jungen Mann nicht seinen Humor verlieren. Mit Yorick Brown hat Vaughan einen Helden geschaffen, der überaus sympathisch seinen Mann in dieser lebensfeindlich gewordenen Welt steht. Eine Regierung hat die USA zwar noch zu bieten, aber der Arm der Macht ist kurz geworden. Die Handlung verfolgt eine ausgewogene Mischung aus Einzelschicksalen, die beständig dabei sind und neu hinzukommen. Kleine Ausblicke zeigen oder lassen ahnen, was andernorts auf der Welt vorgeht.
Vaughan kann auch gemein genannt werden. Gerade mit diesen Ausblicken schürt er die Phantasie des Lesers. Beth (Yoricks Verlobte, die den gleichen Namen trägt wie die junge Frau, die Yorick in der Kirche kennenlernt) hat ihr Leben im Outback nicht aufgegeben. Ihre Forschungen führen sie weit in die Wildnis, wo sie auf einen Stamm ausschließlich weiblicher Aborigines trifft. In einem bedrohlichen Moment lässt Vaughan den Leser mit dieser Szene alleine zurück – und so auf den sprichwörtlichen glühenden Kohlen sitzen. Diesen kleinen Trick wendet er nicht gerade selten an, aber immer mit großem Erfolg.
Ungeheuer spannend sind die verschiedenen Gruppierungen geschildert, die kaum zu durchschauen sind und deren Bestreben erst ganz langsam deutlicher wird. So verhält es sich mit den Angehörigen des Culper Rings wie auch mit der japanischen Agentin, die schließlich … aber das soll nicht verraten werden.
Es lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass Vaughan völlig zu Recht einen Preis (Eisner Award) für diese Serie bekommen hat, die das herkömmliche Endzeit-Szenario in einem neuen Licht zeigt.
Als Zeichnerin ist wieder Pia Guerra zuständig. Was bereits in der vierten Ausgabe sehr auffiel, ist mit der fünften Ausgabe beweisfähig geworden. Guerra hat ihre Fähigkeiten geschärft und zeichnet besser. Als Tuscher ist immer noch José Marzán Jr. am Werk, doch er findet mittlerweile bessere Vorlagen vor. Guerra erprobt sich in unterschiedlichen (und auch nicht immer einfachen) Perspektiven. Vielleicht hat Vaughan auch seine Vorgaben ein wenig verändert, um eine spätere Verfilmung bereits optisch zu erproben. (Wie es heißt, arbeitet er an einer Drehbuchumsetzung – die dank der Masse des Materials sehr lang ausfallen muss.)
Die fünfte Ausgabe des Last Man lüftet ein wichtiges Geheimnis und gibt der Geschichte eine vollkommen neue Wendung. Die Reise von Yorick und seinen beiden Begleiterinnen ist noch lange nicht zu Ende. Jetzt geht die Fahrt an ferne Ufer. – Spannung pur mit hohem Einfallsreichtum gepaart: Spitze! 😀
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Freitag, 04. Mai 2007
Die Jagd ist eröffnet. Wieder einmal sind Yorick, Agentin 355 und Dr. Mann auf der Flucht. Yorick hat seinen Spaß dabei, von Cowgirls verfolgt zu werden. Für Mann und 355 ist es bitterer ernst.
355 muss erneut unter Beweis stellen, wie kaltblütig sie in einer bedrohlichen Situation bleiben kann. Die Reise geht weiter, allerdings sind sie die Schwierigkeiten, die durch das Beisein des letzten Mannes entstehen, leid. Während Yorick bei einer alten Freundin und Kollegin zurückbleibt, wollen Dr. Mann und 355 dafür sorgen, dass der kleine Affe Ampersand die lebensrettenden Medikamente erhält. – Ampersand ist zwar ein nervtötendes Tier, aber immerhin scheint er auch das einzige männliche Tier (nach Yorick) zu sein.
Die ehemalige Agentin 711 ist zunächst sehr gastfreundlich. Das ändert sich jedoch über Nacht. Plötzlich findet sich Yorick in einem Sadomaso-Alptraum wieder. Fein kopfüber aufgehängt, an Händen und Füßen gefesselt, entpuppt sich Agentin 711 als Domina, die keinen Widerspruch duldet.
Aus dem vermeintlichen Sexspiel, für das Yorick keinerlei Interesse entwickeln kann, wird eine Reise in seine Erinnerungen und sein innerstes Selbst.
Dieser Trip ist allerdings nicht die einzige Hürde, die Yorick zu nehmen hat. In Arizona ist die Straße durch Überreste einer militaristischen Untergrundbewegung versperrt. Nichts und niemand, weder Hilfslieferungen noch sonstige Unterstützungen, konnte die teilweise verminte Landstraße passieren. Die Entscheidung fällt den drei Reisenden sehr schwer. Die Zeit drängt, wenn Dr. Mann mit ihren Forschungen noch etwas ausrichten will, dann muss es bald geschehen. Einen anderen Weg zu suchen, hieße, einen riesigen Umweg zu machen.
Dr. Mann erwägt, eine eigene Lösung auszuprobieren. Leider geht sie davon aus, dass in dieser Welt noch ausreichender Menschenverstand vorhanden ist. Nur haben die Waffen längst die Oberhand über den Verstand gewonnen. Dr. Mann bringt sie alle in Gefahr.
Die vierte Episode von Y – The Last Man besitzt den schönen Untertitel Offenbarungen. Das Fehlen von Männern hat Verhaltensblüten heranwachsen lassen, die niemand vorhersehen konnte. Y ist ein Road-Movie durch ein zusammengebrochenes Amerika als Abbild der gesamten Welt.
Yorick muss sich in dieser Folge erklären. Der berühmte einzige Mann auf der Welt glaubt immer noch an die große Liebe zu seiner Freundin, die sich leider auf der anderen Seite des Globus in Australien befindet. Angesichts der Probleme, in den ehemaligen USA von der Ost- zur Westküste zu gelangen, bedeutet die Reise nach Down Under eine lebenslange Aufgabe zu werden.
Trotzdem hat Yorick seine Hoffnung, die Freundin wiederzusehen, noch nicht verloren. Die Frage ist, warum? Als sich Agentin 711 mit Peitsche und Drogen in das Unterbewusstsein Yoricks hackt, erfährt auch der Leser einiges über den Mann und viele Fragen klären sich.
Es lässt sich nicht sagen, ob dieses Wissen um Yoricks Person gleich zu Beginn der Handlung als Hintergrundinformation des Autoren Brian K. Vaughan existiert hat, gleichwohl fügt es sich aber gut in die Handlung ein und klärt tatsächlich einige offene Fragen. Die Antworten sind logisch und treffend – realistisch, denn was als Traum eines Mannes im Witz klassifiziert wird, ist in Wahrheit unter diesen Verhältnissen nur noch beklemmend. Yoricks Gefühle, die im Mittelpunkt dieser Teilepisode stehen (und die sich später noch zeigen), werden für den Leser sehr glaubhaft dargestellt.
Ebenso realistisch ist das Land, wenngleich es etwas zu leer erscheint. Man könnte sich auch Flüchtlingsströme vorstellen, die durch das Land ziehen und mit der Sperre dieser wahnsinnigen Frauen kurzen Prozess machen. Wie es ausschaut, und auch in vorherigen Episoden geschildert wurde, bleiben die Menschen lieber an angestammten Orten, als ihr Glück in viel versprechenderen Landstrichen zu versuchen.
Realistisch ist auch die Gewalt, die sich wieder eingeschlichen hat und offen praktiziert wird. Der Westen ist wieder wild, wahrscheinlich wilder, als es die alten Siedler und Pioniere je gekannt haben. Vaughan beschreibt Land, in dem durch den Tod der Männer der Wahnsinn endlich seinen Durchbruch erleben konnte – ohne von den meisten überlebenden Frauen als solcher erkannt zu werden.
Zeichnerin Pia Guerra hat in dieser Ausgabe Verstärkung durch Goran Parlov erhalten, der ihren zeichnerischen Stil aber sehr gut aufgreift. Ein Unterschied ist erst auf den zweiten Blick zu erkennen und könnte ebenso gut ein Experiment von Guerra gewesen sein.
Guerras Zeichenstil ist schnörkellos und wird von Inker José Marzán Jr. mit der gleichen Exaktheit umgesetzt. Dieser Effekt, wie auch die zugrunde sparsame liegende Kolorierung von Zylonol lässt einen halbdokumentarischen Charakter der Handlung entstehen. Nichts lenkt von der Geschichte ab. Man muss sich nicht in Details vertiefen, sondern kann die Handlung uneingeschränkt verfolgen.
Die Spannung steigt! Das Ziel des reisenden Trios rückt näher, doch mit jedem Schritt entweicht die Hoffnung ein Stück weiter weg. Ein gelungenes und schlüssiges Endzeitszenario mit einigen Rätseln im Hintergrund, die noch der Lösung bedürfen. Perfekte Unterhaltung.
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Donnerstag, 15. März 2007
Yorick Brown und seine Begleiter müssen weiter in Richtung Kalifornien. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn die Verkehrsverbindungen sind alle zusammengebrochen. Eine Fahrt mit der Bahn muss teuer bezahlt werden und der Andrang ist groß.
Aber Yorick findet eine Lösung. Er kann ein Motorrad für eine Fahrt im Zug eintauschen. Ein teurer Preis, aber ihm und den anderen, Agent 355 und Dr. Mann, bleibt keine Wahl. Doch eine Zugfahrt ist nicht mehr lustig, schon gar nicht in den Tagen, in denen auf Erden nur noch einen einzigen Mann gibt.
Die Hobos, Vagabunden, die auf den Bahnstrecken halsbrecherisch aufspringen und durch das ganze Land fahren, wollen keine Fremden in ihrem Revier. Ehe sich die kleine Gruppe versieht, haben sie schon wieder Ärger am Hals.
Aus einer simplen Bahnfahrt wird ein Desaster.
Yorick und seine Freunde landen in der kleinen Ortschaft Marrisville. Der Ort bildet die absolute Ausnahme zu den sonstigen Zuständen im Land. Hier ist alles sauber und aufgeräumt. Der Strom funktioniert. Und die Frauen, die ihr Schicksal in diesem Städtchen meistern, betragen sich ordentlich. Alles scheint wunderbar zu sein. – Zunächst.
Die Amazonen haben die Jagd auf den letzten Mann noch nicht aufgegeben. Victoria, ihre Anführerin, ist voller Hass auf Yorick. Ihre Parolen klingen hassverzerrt und zeugen auch nicht von einem gesunden geistigen Zustand, allerdings vermag sie durch ihre Überzeugungskraft viele Frauen auf ihre Seite zu ziehen.
Unter ihren Anhängerinnen befindet sich auch Hero, Yoricks Schwester, die sich wie viele Amazonen aus Überzeigung die linke Brust entfernt hat. Wie die Amazonen in alten Zeiten verwendet auch Hero einen Bogen als Waffe. Obwohl sie während der Jagd zu ahnen beginnt, dass der Gesuchte ihr Bruder sein könnte, will sie nicht aufgeben. Sie ist Victoria geradezu hörig.
Yorick derweil ahnt nichts von dem heraufziehenden Sturm. Er genießt den Aufenthalt in Marrisville und ganz besonders die Zuneigung einer der Frauen. Da kommt er hinter ein Geheimnis.
Y –The Last Man 2 – Tage wie diese entführt in eine Welt, in der eben nicht mehr alles gleichmütig verläuft und geordnet ist, wie es die westliche Zivilisation gewohnt ist. In den Vereinigten Staaten herrscht das Chaos. Die Überlebenden, allesamt Frauen – bis auf Yorick und seinen kleinen Affen – schaffen es nicht, all die Zerstörungen, die durch den Tod der Männer entstanden sind, so schnell zu beseitigen. Andere Schwierigkeiten ergeben sich in der Verwaltung und in so simplen Selbstverständlichkeiten wie dem Fliegen. Nur ein Bruchteil der Frauen kann mit einer Flugmaschine umgehen. Überall liegen noch Tote herum, ganz besonders auch tote Tiere, denn das Sterben der Männer hat sich nicht nur auf die Menschen beschränkt. Seuchen drohen das Land zusätzlich ins Chaos zu stürzen.
Was Autor Brian K. Vaughan und Zeichnerin Pia Guerra hier zeigen, könnte eigentlich ein höchst frustrierendes Szenario sein – was es aus männlicher Sicht auch ist – in der Tat ist es aber hoch spannend, wie sich eine Welt ohne Männer entwickeln könnte. Diese starben alle in einem einzigen Augenblick. Das ist wenig realistisch, weshalb das Geheimnis, das letztlich hinter dieser Geschichte steckt, umso unheimlicher sein mag.
Nichtsdestotrotz haben die Beteiligten sich dazu entschlossen, das Problem auf der genetischen Ebene anzugehen. Ein Weg, von dem nicht klar ist, ob er zum Ziel führen wird.
Yorick ist mittendrin. Ein Mann, für den die Existenz zu einem Alptraum geworden ist. Als letzter Mann ist er ständig gefährdet. Er wird nicht nur von einer Seite her gejagt. Wie groß die Bedrohungen sind, weiß er nicht einmal. Nur der Leser ist darüber im Bilde. Es ist eines dieser Szenarien, bei denen man in einem Film ausrufen möchte: Pass auf!
Es funktioniert natürlich weder im Film noch im Comic, zur Spannungssteigerung genügt es allemal.
Vaughan kennt die unterschiedlichen Instrumentarien des Erzählens nur zu gut. Da trifft es sich, dass es zu einer Verfilmung kommen soll, denn die Gesetzmäßigkeiten dieser Erzählung folgen eng jenen Konventionen, die in den letzten Jahren bei populären Serien angewendet wurden.
Dramatisch sind natürlich die Verhältnisse der Figuren zueinander. Die Konfrontation in dieser Geschichte ist ungewöhnlich. Die Reaktionen sind stimmig. Aber das Thema ist noch nicht gänzlich zu den Akten gelegt. Vielleicht hat die Begegnung zwischen Yorick und Hero noch ein Nachspiel. Es wäre wünschenswert, denn eine Art Epilog zu dieser Begegnung fehlt noch.
Der Schluss ist ein Knaller – vor dem Hintergrund der Fakten der Handlung. Der nächste Schritt in der Geschichte wird auch dem Leser einen neuen Lösungsansatz des Geheimnisses geben.
Die grafische Umsetzung erfolgt gewohnt souverän durch Pia Guerra, die ihre Begabung auch im angehängten kleinen Sketch-Book zeigen kann. Ihr Stil ist schnörkellos, so dass man sich ganz auf die Geschichte konzentrieren kann. Auch die Farbe, von Pamela Rambo koloriert, nimmt sich auf ein Minimum an Verläufen zurück.
Science Fiction und Endzeit in einer gelungenen Mischung streng ausgerichtet auf die menschlichen Schicksale, ohne technischen Schnickschnack geradlinig erzählt. Sehr gut. 😀
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Dienstag, 20. Februar 2007
Yorick führt ein kleines Telefonat mit seiner Freundin, die sich im Augenblick am anderen Ende der Welt befindet. Der junge Mann bestreitet sein Leben mehr schlecht als recht und hat sogar einen kleinen Kapuzineraffen bei sich aufgenommen, den er als Hilfe für Behinderte trainieren soll.
In einem Augenblick ist alles in Ordnung – oder besser, es ist so, wie jeder auf der ganzen Welt es gewohnt ist. Im nächsten Augenblick brechen alle Männer tot zusammen. Sie husten Blut, dann ist alles schnell vorbei.
Der Schock sitzt zunächst tief, als die überlebenden Frauen erkennen, dass sie nun in einer Welt ohne Männer leben. In einer Welt ohne Männer ist auch ihr Ende nicht mehr fern. Teilweise soll eine gewisse Ordnung aufrechterhalten werden. Das erweist sich jedoch als ziemlich schwierig. Nahrung ist rar, Leichen liegen überall herum. Die Verbindungen sind zusammengebrochen. Die Regierung hat kaum noch die Möglichkeit zu handeln. Der verbliebene Geheimdienst sucht das letzte weibliche Regierungsmitglied auf und macht sie zum Präsidenten.
Yorick unterdessen hat ganz andere Probleme, denn er hat als einziger Mann überlebt! Und sein Affe dürfte das letzte männliche Tier auf Erden sein. Der junge Mann unternimmt alles, um nicht entdeckt zu werden. Mit einer Gasmaske auf dem Gesicht macht er sich auf den Weg nach Washington. Dort hofft er seine Mutter zu finden. Aber insgeheim möchte er nach Australien, wo seine Freundin immer noch sein muss. Der Weg ist für den letzten Mann sehr gefährlich.
Die junge Frau, die ihm unterwegs begegnet und einen Müllwagen für Leichen fährt, will ihn nicht vergewaltigen, wie Yorick zunächst argwöhnt, sie will ihn verkaufen. Eigentlich ist abgesehen von seiner Mutter und einer amerikanischen Agentin namens 355, keine einzige Frau gut auf ihn zu sprechen.
In einem Land, in dem kaum ein Auto fährt, der Zug- und der Flugverkehr zum Erliegen gekommen ist, ist es schwer, jemanden zu finden, der sich versteckt hält. Trotzdem riskieren Yorick und 355 es und wollen die Wissenschaftlerin finden, die ihnen möglicherweise helfen kann.
Ein Männertraum wird wahr! Endlich kann der berühmte Spruch Und wenn du der letzte Mann auf Erden wärst … ausgetestet werden. Fast alle Frauen wollen den letzten Mann und tragen ihn auf Händen – nun, die Realität im Serienauftakt Y – The Last Man sieht vollkommen anders. Yorick und sein kleiner Affe Ampersand sind die letzten männlichen Lebewesen des Planeten Erde. In einem einzigen Moment sterben 48% der menschlichen Weltbevölkerung und jedes andere männliche Tier mit einem Y-Chromosom.
Autor Brian K. Vaughan zeigt, wie sehr ein solches Szenario zum Alptraum werden kann. Ähnliche Szenarien mit leergefegten Straßen kennt der SciFi-Fan aus Filmen wie Der Omega-Mann oder USS Charleston – Die letzte Hoffnung der Menschheit. In der von Vaughan beschriebenen Welt bricht schnell alles zusammen, da neben den Menschen auch die Tiere endgültig vom Aussterben bedroht sind. Warum dieses Endzeitszenario startet, wird noch nicht beantwortet. Mutmaßungen heizen die Phantasie der Leser an. Zwei Möglichkeiten wirken wahrscheinlich – aus der Sicht der Geschichte. Eine Möglichkeit davon ist Yorick selbst. Ist er der Auslöser der Epidemie? Oder sein Affe? Oder beide in Kombination? Oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?
Vaughan lässt den Leser mit diesem Rätsel zurück, während er Yorick und 355 durch den Niedergang der Welt stolpern lässt.
Immer noch gibt es Machtkämpfe. Die Frauen sind bereit sich für einige verbliebene Regierungs- und Kongressposten zu schlagen und unterstützen ihre Argumente sogar mit Waffengewalt. Vaughan lässt nichts aus, nicht einmal jene Frauen, die den Verlust der Männer als Segen begreifen und sich als neue Amazonen sehen.
Mittendrin ist Yorick, der immer noch mit einer gewissen jugendlichen Naivität gesegnet ist und einem verlorenen Ehrgefühl hinterher trauert. Aber Ehre gibt es im Spiel ums Überleben nicht mehr zu verteidigen.
Pia Guerra bringt die Bilder dieser Geschichte zu Papier. Die Zeichnerin, die unter www.hellkitty.com Informationen über ihr Schaffen bereitstellt, schaffte mit Y – The Last Man ihren großen Durchbruch. Im Vergleich zur Galerie auf ihrer Homepage nimmt sie sich im vorliegenden Comic etwas zurück. Größere getuschte Schattenflächen sind selten. Schattierungen überlässt sie der farbgebenden Pamela Rambo.
Großartige Bilder wurden von J.G. Jones für die Cover der einzelnen Episoden angefertigt. Die Grundstimmung dieser Bilder kann sich in den Panels des Comics selbst nicht fortsetzen, aber Guerra gelingt es dennoch die Trostlosigkeit eines halb entvölkerten Amerikas einzufangen.
Ein gruseliges Szenario von Brian K. Vaughan in einer Zukunft ohne Männer. Die Endzeitstimmung wird sehr gut dargestellt und unterhält ungemein! 😀
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