Black Canary gibt sich die Ehre. In einer miesen Spelunke schenkt sie dem allerletzten Pöbel hinter der Theke Whisky und Bier aus. – Aber der Job gefällt ihr ganz und gar nicht. Dieses Missfallen lässt sie die anwesenden Gäste schließlich auch massiv spüren. Auslöser ihres Dampfablassens ist eine unerlaubte Hand auf ihrem Gesäß – sie ist eine durchsetzungsfreudige Frau, die sich nichts mehr gefallen lassen will.
Vicki Vale, Reporterin, hat ihre Durchsetzungsfähigkeit und ihr Selbstbewusstsein mit schweren Verletzungen bezahlt. Jetzt ringt sie mit dem Tode. Nur Spezialisten können ihr noch helfen. Ein Kasper aus Metropolis soll Batman den Gefallen tun und einen bestimmten Arzt aus Paris holen. – Und Superman macht sich tatsächlich, wenn auch ziemlich wütend, auf den Weg.
Batmans eigentliches Augenmerk liegt allerdings auf seinem neuen Begleiter Dick Grayson. Der Junge, der erst vor kurzer Zeit seine gesamte Verwandtschaft verloren hat, soll in die Fußstapfen des Mitternachtsdetektiven treten. Der unrasierte Grobian im Fledermausdress ist jedoch nicht zimperlich in der Wahl seiner Mittel – auch nicht gegenüber einem Zwölfjährigen. Wo Grayson übernachtet, ist Batman gleichgültig und Nahrung kann sich der Junge schließlich auch selber fangen.
Gut für Dick, dass Butler Alfred im Gegensatz zu Batman ein Herz für Kinder hat.
All Star Batman geht in die zweite Runde. Autor Frank Miller erweitert hier nicht nur die wenig sympathische Gestalt Batmans, sondern er lässt auch noch andere Charaktere auf der Bühne auftreten. Black Canary ist eine zwar gut aussehende, aber leicht psychopathische Frau, durchtrainiert, aber gemeingefährlich. Man sollte meinen, mit all diesen Eigenschaften ist sie die perfekte Frau für Batman – zumal sie in der Bar jemanden verprügelt, der einem Oliver Queen alias Green Arrow recht ähnlich sieht.
Die Geschichte um Batman selbst bezieht ihren Unterhaltungswert weniger aus der Action, sondern vielmehr aus der doch recht anderen Erzählweise und den andersartigen Charakteren. Frank Miller versteht es auf ungewohnte Art beide Leserlager auf die Geschichte einzuschwören: Jene, die Batman seit langem kennen und jene, die ihn neu kennen lernen. Für beide Leserschaften hat Miller einiges zu bieten. Batmans Charakter ist sehr, sehr ungewohnt für Stammleser und ebenfalls sehr ungewöhnlich für jene, die dachten, sie würden den typischen Superhelden kennen.
Batman ist endgültig zu einer Figur geworden, bei der die Trennlinie zwischen ihm und denen, die er jagt, sehr, sehr dünn geworden ist.
Er ist ein großes, auch gemeines Kind, ist stolz auf das, was er erreicht hat, will beeindrucken – eigentlich benimmt er sich wie ein tödlich gekränkter Mensch, der ein Superheld sein will und rein gar nichts von Edelmut hält.
Miller setzt in dieser Geschichte ganz auf die Fähigkeiten seines Co-Stars, dem Zeichner Jim Lee. Und dieser zeigt hier, warum er im Bereich Comic wirklich ein Star ist: Seine Bilder sind unglaublich gut geworden. Dank ihm erhält das Thema Batman eine völlig neue Dimension. – Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bereits in Hush, einem anderen ungewöhnlichen Batman-Mehrteiler, hatte Lee die Gelegenheit, die Bathöhle auf Papier zu bannen. Die Einblicke, die er dem Leser dort nahe brachte, waren schon toll. Das Ausklappbild der Bathöhle im vorliegenden Band toppt diese Einsichten noch einmal. Die Perspektive ist einzigartig gewählt (das Bild zieht sich über 6 Seiten) und besticht durch viele Details: Batmans Fahrzeugsammlung, seine Rüstungssammlung, ein hochtechnisiertes Batmobil im Einsatz und viele andere Kleinigkeiten – die dank der versierten Tuscheumsetzung von Scott Williams und der Farbgebung von Alex Sinclair noch beeindruckender wirkt.
Da der Leser bestimmt ein wenig staunt über so viel High Tech, ist es sehr zu verstehen, warum Batman beleidigt ist, als Dick Grayson nicht eingestehen will, wie sehr ihn das Ganze in Erstaunen versetzt. Batmans Meinung über das Kind: Ich glaube, ich mag ihn nicht. So ein Arsch.
Nein, dieser Batman ist weder zimperlich, noch kann man ihn wirklich leiden – aber dafür ist die Geschichte eine echte Ausnahmeerscheinung. Miller und Lee geben mehr als nur ihr Bestes! 😀
(Für Fans von Miller gibt es außerdem noch eine Coversammlung zu All Star Batman, die Miller in seinem sofort erkennbaren Stil geschaffen hat.)