Montag, 12. März 2007
Die Franzosen sind gelandet. Auf ihre ganz persönliche forsche Art erobern sie den amerikanischen Kontinent. – Jedenfalls hätten sie das gerne. Aber sie haben nicht mit den Wascha-Wascha gerechnet. Der junge Hubert von Täne geht schließlich alleine auf die Pirsch und wird von dem wackeren Umpah-Pah gefangen genommen.
1958 nahm eine Comic-Figur einen zweiten Anlauf, die heute oft auch Großer Bruder von Asterix genannt wird: Umpah-Pah.
Mit dieser Figur griff das legendäre Duo René Goscinny und Albert Uderzo eine Idee wieder auf, die es bereits 1951 verfolgt hatte. War es zu Beginn der Konzeption ein Indianer, der das moderne Leben der (eingewanderten) Amerikaner kennenlernte und ziemlich auf die Schippe nahm, ist es später ein heroischer Krieger, der in der Zeit, als diverse europäische Staaten Nordamerika unter sich aufzuteilen gedachten, viele Abenteuer erlebt.
Fünf Bände sind über Umpah-Pah erschienen, die alle zusammen eine große Geschichte bilden – also von einem roten Faden durchzogen sind, eine Konzeption, die sich bei Asterix so nicht findet.
Die Freundschaft zwischen Umpah-Pah und Hubert von Täne, dem leicht tollpatschigen französischen Adeligen, entsteht in Umpah-Pah: Die Rothaut. Umpah-Pah verhindert schließlich, dass Doppelskalp, so der Spitzname von Tänes wegen seiner weißen Perücke, gemartet wird.
Im folgenden Band Die Plattfüße greifen an droht den Wascha-Wascha ein Krieg. Friedensverhandlungen mit den Plattfüßen scheitern. Die Wascha-Wascha sind Hunde. – Die Plattfüße auch. So lautet das Ergebnis eines ansonsten dialogarmen Pow Wows.
Umpah-Pah begibt sich bald eneut in Gefahr, denn er muss Doppelskalp aus der Gefangenschaft der Plattfüße retten.
Die Franzosen haben ein eigenartiges Tier nach Amerika mitgebracht: Ein Pferd. Umpah-Pah ist begeistert, das Pferd weniger. Darf es bei den Franzosen langsam traben, wird es von dem Indianer richtig gefordert. Der Entschluss steht schnell fest: Es müssen mehr Pferde für die Wascha-Wascha her. Doch dafür muss man nach Europa. Und dazwischen liegt ein Meer, auf dem Der Schrecken der Meere sein Unwesen treibt.
Von Täne ist über die Heimreise glücklich. Noch glücklicher ist er allerdings, als er von seinem König einen Auftrag erhält. Der junge Mann soll In geheimer Mission eine Nachricht des Königs in die Kolonien überbringen. Aber Spione sind von Täne bereits auf der Spur. Wie gut, dass Umpah-Pah auch in Frankreich nichts von seiner Tatkraft verloren hat.
Zurück in der Heimat erwartet Umpah-Pah eine weitere Neuigkeit. Die Preußen sind da. Es droht ein Krieg zwischen Franzosen und Preußen auf amerikanischem Boden. Die Wascha-Wascha schlagen sich auf die Seite der Franzosen. Unter Häuptling kranke Leber wollen die Blauaugen auf der Seite der Preußen kämpfen. Der Lohn: Feuerstöcke.
Was Umpah-Pah auszeichnet, ist sein Humor. Schnell werden Running Gags installiert. Wenn von Täne mal wieder nicht die Klappe halten kann, wird er mit einem kleinen Schlag auf den Kopf ruhig gestellt (nicht zur Nachahmung empfohlen). Ein einheimisches Gericht verursacht jedem europäischen Magen höchste Übelkeit. Viele Kleinigkeiten reihen sich zusätzlich aneinander. Eigentlich ist Umpah-Pah ein Gag-Feuerwerk in bestem Sinne.
Mein Sohn möge sich dick anmalen, damit er sich nicht erkältet. – Und nach dem Krieg kommst du sofort nach Hause.
Mamah-Pah duldet keinen Widerspruch, wenn es um Alltäglichkeiten geht. Eine Squaw hat im Tipi immer noch die Hosen an.
Die Dialoge sind hinreißend. (Es mag noch andere Übersetzungen geben, doch diese von Eckart Sackmann besticht durch gelungenen Wortwitz.) Selbst wenn kaum ein Dialog stattfindet, was sich besonders in indianischen Treffen äußert, bei denen man sich erst einmal lange anschweigt.
Wortwitz findet sich nicht zuletzt in den Namen (wie der Leser es schon von Asterix her kennt). Dialekte und übertrieben höfliche Umgangsformen, hier von den Franzosen und den Preußen zur Schau gestellt, tragen einen guten Teil zum Humor bei.
Wer Asterix kennt, wird den szenischen Humor sofort wieder erkennen. Die kleinen Forts, die Aufmärsche der verfeindeten Parteien, die grimmigen Gesichter der Indianer, das Auseinanderfliegen der Feinde, wenn die Indianer mit vollem Karacho auf sie treffen.
Mitten drin ist Umpah-Pah, der mit einer großen Portion Mut und Naivität die fremde Welt kennen lernt und seine Welt den Neulingen zeigt.
Das alles ist von Goscinny toll geschrieben und von Uderzo bereits in den späten 50ern wahnsinnig gut gezeichnet. Es gibt nur wenige, die dem Cartoon so sehr ein Gesicht verliehen haben – so dass es derart eindrucksvoll im Gedächtnis blieb.
Die ersten Entwürfe von 1951 und die Entwicklungsgeschichte runden den prallen Band ab, über den man schmunzeln und laut lachen kann. Das ist wirklich gelungene Comic-Kultur in ihrer besten Form.
Spaß, Spaß, Spaß und noch mehr Spaß. Goscinny und Uderzo waren ein Traum-Team, was sie mit diesen gesammelten Abenteuern von Umpah-Pah noch einmal unter Beweis stellen.
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Dienstag, 02. Mai 2006
Der Neffe von Majestix, dem Chef des kleinen gallischen Dorfes, welches sich den Expansionsplänen Cäsars widersetzt, soll bei den Unbeugsamen endlich lernen, was einen Mann ausmacht. Grautvornix, so der Name des jungen Mannes, ist ein arroganter Schnösel mit einer vorlauten Klappe, einem ziemlichen Temperament und einem äußerst schlechtem Musikgeschmack. Grautvornix hält nichts von den Erziehungsmethoden der gallischen Krieger Asterix und Obelix, die dem Jungen zeigen sollen, was einen gallischen Krieger ausmacht.
Als sie am Strand in der Ferne ein Drachenboot mit einer Horde Normannen an Bord ausmachen, ändert sich Grautvornix’ Haltung schlagartig. Von da an ist er nur noch hysterisch und von Angst erfüllt, denn die Normannen sind die schrecklichsten Krieger, die die Welt jemals gesehen hat.
Als Obelix erfährt, dass es sich bei diesen blonden Kriegern um blutrünstige Piraten handelt, springt er natürlich sofort ins Wasser, um diese bösen Buben zu vermöbeln. Doch er wird von Asterix zurückgerufen. Schwer enttäuscht folgt er seinem Freund in die Hütte des Häuptlings, wo erst einmal beraten wird, was zu tun ist. Grautvornix kann die Gallier davon überzeugen, ihn nach Lutetia zurückkehren zu lassen.
Leider erfahren normannische Späher auch von Grautvornix großer Angst. Denn einzig die Angst ist der Grund, warum die Normannen nach Gallien aufgebrochen sind. Endlich wollen sie einmal erfahren, wie dieses Gefühl der Angst ist und außerdem: Angst verleiht bekanntlich Flügel und wenn Normannen sonst schon alles können, müssen erst recht die Möglichkeiten des Fluges kennen.
Der arme Grautvornix, der von nun an im Zentrum ihres Interesses steht, erlebt einen Schrecken nach dem anderen. Ausgerechnet er, der vor lauter Angstbibbern nicht mehr weiter weiß, soll diesen hünenhaften Kriegern Angst machen?
Nach einer zünftigen Rauferei naht die Lösung von völlig unerwarteter Seite.
Asterix und die Normannen ist eines jener frühen Abenteuer der beiden so unterschiedlichen Gallier Asterix und Obelix, in denen ausgeklügelter Humor, treffliche Pointen und Klamauk ein richtiges Gagfeuerwerk abbrennen, bei dem auch heute noch kein Auge trocken bleibt.
Ein Witz geht hier zum nächsten über. Das mag das Aufeinandertreffen der Gallier mit den Normannen sein, das mögen die Römer sein, die sich wegen des Ungestüms eines Neulings unbedingt in den Kampf am Strand einmischen müssen oder Obelix, der später unbedingt Troubadix finden und zurückbringen muss, da dieser sich bereits auf dem Weg nach Lutetia befindet, weil er dort eine große Karriere als Musiker beginnen will. Autor René Goscinny zeigt, wie man selbst aus der gruseligen Tatsache, dass die Normannen aus den Schädeln ihrer Besiegten trinken, sich einen Spaß machen kann. Obelix’ Naivität ist ein Genuss. Einerseits nie darum verlegen, einem Gegner eines auf die Glocke zu geben, versagt die Kampfeslust beim Anblick eines traurigen Hündchens oder der Bitte eines Freundes. Zitat: Alle nützen meine Schwachheit aus.
Warum und wieso Goscinny so gut ist, zeigt sich in Vergleichen mit späteren Geschichten, die Uderzo alleine konzipiert, geschrieben und gezeichnet hat.
Selbstverständlich ist des Zeichners Albert Uderzos Talent über jeden Zweifel erhaben. Die Freundlichkeit (und auch Niedlichkeit), die selbst bei den bösesten Bösewichtern der Reihe zum Ausdruck kommt, sucht sicherlich ihresgleichen in artverwandten Comics. Und ohne die zeichnerischen Fähigkeiten wären Asterix und Obelix niemals das geworden, was sie heute sind.
In dieser älteren Variante, denn alle Charaktere haben auch ihre äußerlichen Entwicklungen durchlaufen, gefallen sie mir noch ein bißchen besser als heute, obwohl sie auf den einen oder anderen Betrachter vielleicht auch ein Stück altmodisch wirken. Aber sie waren auch ganz schlicht und einfach knuffig. Ich glaube allerdings, dass knuffig nicht mehr ganz so gefragt ist.
In diesen Tagen ist Asterix und die Normannen als Vorlage für den Zeichentrickfilm Asterix und die Wikinger verwendet worden. Dies ist sicherlich auch ein Beweis dafür, wie zeitlos der Humor von Asterix und Obelix immer noch ist.
😀
Montag, 01. August 2005
Die große Comic-Offensive startet zu Beginn dieses Monats mit der Comic-Bibliothek aus dem Hause BILD: Wer hätte das gedacht?
Bislang wussten wir, dass Buchklassiker und auch Filmklassiker zu solch einer Bibliothek herhalten können. Aber Comics? Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Na, werden jetzt einige Unbelehrbare sagen, Comics passen halt zu BILD. Kennt man doch von den Mädels auf der berühmten Seite 3.
HAH! Wie kommt es dann, dass die FAZ (ja, genau die Frankfurter Allgemeine Zeitung) ebenfalls auf den Zug aufspringt?
Die BILD-Comic-Bibliothek startet mit einem Asterix-Band, der die Geschichten Asterix der Gallier, Der große Graben und Asterix plaudert aus der Schule in sich vereinigt.
Weitere Bänder folgen mit Lucky Luke, Spirou & Fantasio, Donald Duck, Micky Maus und Detektiv Conan. Ferner folgen Nick Knatterton, Phantomias, Fix und Foxi, Tim und Struppi, Werner und Popeye.
Ab September erscheinen dann die Bände der FAZ mit Superman, Peanuts, Prinz Eisenherz, Die Fantastischen Vier, Donald Duck, Strizz (bekannt aus FAZ), Batman, Tarzan, Blueberry, Hägar, Corto Maltese und Die Simpsons.
Da kommt ein regelrechtes Feuerwerk auf uns zu. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass noch mehr Klassiker wie Corto Maltese, Tim und Struppi oder Prinz Eisenherz dabei sind. Doch als Comic-Fan nimmt auch gerne, was kommt. 😀
Dienstag, 19. Juli 2005
Also, bloß nix wegwerfen! So ähnlich habe ich es oft gehört. Meistens bezog sich das auf die Mode (und wer hätte gedacht, dass Schlaghosen wiederkommen?). Ganz wichtig: Wenn etwas wiederkommt, dann ist eine gehörige Zeit vergangen (es soll ja Leute geben, die glauben, dass niemand mehr da ist, der sich an die ursprünglichen Kleidungsstücke oder Gegenstände erinnern kann).
Als ich nun vor ein paar Tagen durch den Supermarkt spazierte, sah ich eine Frühstückscreme. Auf der Seite stand: Sie sind wieder da: Asterix Zeichenschablonen! Ich hatte damals auch welche und kann mich sogar erinnern, sie vor einigen Jahren weggeschmissen zu haben. Nach dem Motto: Was soll ich noch damit?
Natürlich habe ich meine Asterix-Bände nicht weggeschmissen. Mein erster Band ist Asterix bei den Briten. Der kleine Impressumshinweis weist ihn als im Jahre 1971 gedruckt aus. Der Band ist mit Klarsichtfolie zum Schutz beklebt und kostete damals stolze 3,- DM. Als ich den Band das erste Mal aufschlug, konnte ich noch nicht mal lesen. Aber die Bilder haben mich damals schon fasziniert.
Der Humor dieses Bandes ist immer noch ein Volltreffer. Es ist eine Komödie in Reinkultur. Einerseits werden die Briten so richtig schön verhohnepipelt, andererseits ist so ein absolut platter Humor mit einem gehörigen Schuss Text- und Situationskomik. Für jeden ist etwas dabei. Ob es nun die betrunkenen Römer sind (oder der betrunkene Obelix) oder die Texte (Briten! Gallier! Säufer! Ich hab’s satt! Satt! Satt!) sind.
Ich glaube, dank Obelix’ Abneigung mochte ich gekochtes Rindfleisch auch nie so recht! 😀