Zum Inhalt springen


Comic Blog


Freitag, 24. August 2007

Die Legende der Drachenritter – Brisken

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:49

Die Legende der Drachenritter 4 - BriskenDer Pass ist schmal. Die Stelle für den Widerstand ist bewusst gewählt. Aber die Zeit läuft den Verteidigern davon. Von der Verstärkung ist noch niemand in Sicht, während die Angreifer mit ungebrochener Kraft in die Verteidigungslinien einbrechen.
Der Orden der Drachenritter von Messara ist der größte und älteste seiner Art. Seit alters her werden hier die angehenden Ritter ausgebildet. Die Frauen haben sich nicht nur dem Kampf verschrieben. Pflichtgetreu helfen sie, wo sie können. Die Drachenritter dienen, sie mischen sich nicht in die Politik ein. Der Kaiser benötigt nun ihre Hilfe, und er hat keinerlei Zweifel daran, dass die Drachenritter ihm gehorchen werden.

Jenseits der Fjorde unweit von Messara wurde vor kurzer Zeit ein Drache gesichtet. Obwohl Ritter zur Bekämpfung des Untiers ausgesandt wurden, scheint das Monster nicht vernichtet worden zu sein. Das Übel, das im Umkreis eines Drachen auftritt, hat inzwischen sehr weit um sich gegriffen. Mehr noch: Die einzigen Krieger, die zwischen den verseuchten Menschen des Übels und den Einwohnern von Messara stehen, sind die Drachenritter. Ein Drachenritter nimmt stets seine Pflicht wahr. Bald schon machen sich 400 Krieger auf den Weg zum Brisken-Pass, um die angreifenden Horden abzufangen.

Zu den führenden Rittern des Trupps gehören Alia und Tora. Beide sind gestandene Kriegerinnen, doch die Aufgabe, die ihrer harrt, ist selbst für sie ungewöhnlich. Nicht als Einzelkämpfer sollen sie sich dem Übel stellen, sondern als Armee. Die Hoffnung auf zeitigen Entsatz ist sehr klein. Jeder Kämpfer zieht mit dem inneren Wissen in die Schlacht, dass sie niemals lebend zurückkehren wird.

Nicht 300, sondern 400 Kriegerinnen sind es, die den Pass in der 4. Folge von Die Legende der Drachenritter halten. Brisken wird zu einem Symbol des Mutes und der Pflichterfüllung in der Geschichte der Drachenritter, die weiterhin von AnGe geschrieben und diesmal von Philippe Briones gezeichnet wird. Farbführend war ebenfalls wieder Stéphane Paitreau.

In den vorangehenden Episoden ging es vordergründig stets um die Bekämpfung des Drachen. Der Leser wurde Zeuge, wie Drachenritter vorgingen. Er konnte miterleben, wie die Auswirkungen des Übels eines Drachen auf die Menschen sind. Drastische Schilderungen dessen erlebte der Leser jüngst in der letzten Folge, in der eine Familie auseinanderbrach. Meistens sah der Leser einzelne Kämpfer oder ein Duo im Kampf oder während eines Auftrags. Dramatischer und aufwendiger, vergleichbar einem Monumentalfilm, ist der 4. Teil geworden.
Wie auch seine Vorgänger kann die Geschichte für sich alleine stehen. Eine Vorkenntnis, der nur locker miteinander verbundenen Episoden ist nicht erforderlich.
Noch nie haben die Drachenritter in einem solchen Verbund gekämpft. Die Aufgabe ist vermutlich riskanter, als alles andere, was die Krieger bisher leisten mussten.

AnGe, das Autoren-Duo, schildert eine Geschichte über eine aussichtslose Schlacht, wie es sie in Sage und Geschichte schon häufig gab. Hier machen sich die weiblichen Krieger einen naturgegebenen Engpass im Gebirge zunutze, um einer brutalen Übermacht zu begegnen. Da der Orden nicht über genügend Kämpfer verfügt, müssen auch Knappen mit in die Schlacht ziehen. Den Jüngeren gilt nicht nur eine besonderes Augenmerk, sondern auch die Sorge der älteren Ritter. Alia steht hier stellvertretend für andere kampferprobte Recken.
Die Kampfszenen sind schrecklich, aber die Drachenritter halten stand. Tag um Tag geht ins Land. Die Reihen der Ritter schrumpfen.

AnGe schildern die Verzweiflung, die Hoffnungsschimmer der Kriegerinnen, wie auch ihr Aufbäumen im Kampf ganz ausgezeichnet mit einigen ausgewählten Szenen. So wird auf unnötige Gewalt verzichtet. Was der Leser hier zu sehen bekommt, unterstreicht die Dramatik. Vieles spielt sich auch am Bildrand oder im Anschnitt ab, was die Vermutung dieser stützt, dass man kein einfaches Schlachtengemälde abliefern wollte, sondern ein vielschichtiges Bild der Kriegerinnen und ihres Ethos’.

Alia, durchtrainiert, schlank, ist das Pendant zu Tora, die eine muskulöse und riesige Frau ist. Wo Alia auch zurücksteht, aus Sorge um ihre Schutzbefohlenen, fasst sich Tora bald ein Herz und wagt einen Ausfall. Diese Verzweiflungstat ist es denn auch, die die Angreifer kurzfristig verzagen lässt. Angst macht sich selbst unter den Verseuchten breit.

Aber Kampf und Charakterstudien sind nicht die einzigen Elemente dieses Epos. Im Hintergrund werden in Zwischensequenzen die Beweggründe für diese mehrtägige Schlacht deutlich. Intrigen und Politik sind verantwortlich für den Verrat, der Schuld an diesem Massaker ist. Die Enthüllungen werden von den Drachenrittern sehr ruhig aufgenommen. Während die Lösung immer weiter ins Licht rückt, naht das Ende der immer kleiner werdenden Truppe.

Mit Philippe Briones ist ein neuer Zeichner im Team der Reihe, der mit den Massenszenen der Schlacht außerordentlich gut zurecht kommt. Möglich, dass hier Studien an Schlachtenszenarien vergangener Leinwandepen vorgenommen wurden. Die Bildausschnitte sind jedenfalls sehr ähnlich geworden. Einen Lieblingszeichner mag jeder Leser für sich ausmachen, denn im Anhang finden sich Skizzen von jedem der beteiligten Künstler.

In der 4. Folge der Legende der Drachenritter wird es monumental. In einer gut konstruierten Handlung erzählt AnGe einen spannenden Kampf und vertieft den Einblick in die politischen Wirren des Landes und den Orden selbst. Klassische Schwert-Fantasy mit Kriegerinnen im Mittelpunkt, die ihren männlichen Kollegen in Nichts nachstehen. 😀

Die Legende der Drachenritter 4 – Brisken: Bei Amazon bestellen

Samstag, 14. Juli 2007

Das verlorende Paradies – Erde

Filed under: Mystery — Michael um 7:42

Das verlorene Paradies 4 - ErdeDas Ende naht. Die Menschen in den zerstörten Straßen verteidigen sich gegen die Monster aus der Hölle. Aber der Nachschub der furchtbaren Kreaturen scheint unerschöpflich zu sein.
Julien muss gemeinsam mit seiner Mutter an einer Barrikade beobachten, wie die Ungeheuer anrücken. Gewehrfeuer lichtet die Reihen der Dämonen, die wenigstens in dieser Welt ebenso verletzlich sind wie jedes andere Lebewesen auch. Die fremden Wesen, von denen niemand zu sagen vermag, woher sie stammen, sind nicht auf den Boden beschränkt. Auch aus der Luft greifen die Monster an. Aus Notre Dame schießt eine gigantische Flammensäule in den Himmel. Die Seine ergießt sich in eine unbekannte Tiefe. Paris, eine Wiege der modernen Zivilisation, ist nur noch ein einziges Schlachtfeld – die letzte Station vor dem Weltuntergang.

Auf ihrer Flucht erinnert sich Julien. Vor kurzem hat er Gott gesehen. Mutter und Sohn führen in ihrem Versteck ein verzweifeltes Gespräch. Wie konnte es dazu kommen? Warum lässt Gott all dies geschehen? Viel Zeit für einen philosophischen wie auch hilflosen Disput bleibt den beiden nicht. Die Dämonen haben ihre Spur aufgenommen und folgen ihnen durch das verlassene Gebäude. Plötzlich steht die Zeit still. Als habe Gott nur auf diesen Zeichen der Macht gewartet, erscheint der Schöpfer allen Seins.

Der Schöpfer ist ein großes Kind, genauer gesagt, drei Kinder. Er ist verspielt und weise. Und er überlässt die Verantwortung für die Zeitenwende – oder den Untergang – Julien. Der Junge sieht sich einer Aufgabe gegenüber, die nicht für einen Menschen geschaffen wurde – nun, vielleicht nicht für einen Erwachsenen, aber vielleicht für ein Kind.

Das verlorene Paradies zeigt mit seiner vierten Ausgabe, Erde betitelt, läutet die Endphase der dramatischen Ereignisse um das Ende der Welt und der Liebe eines Engels zu einer Dämonin ein.
Es ist überaus faszinierend, auf welch mythologische Pfade sich AnGe und Alberto Varanda sich hier begeben. Es ist eine Handlung, die sehr kompakt angelegt ist und die Vorstellungskraft reizt. Wer die Geschichte liest, kann auf ähnliche Empfindungen stoßen, die sich einstellen, wenn man darüber nachdenkt, wo das Universum aufhören könnte.

Die Vorstellungskraft spielt eine große Rolle in dieser phantastischen Welt, die hier vor den Augen der Leser ausgebreitet wird. Dank der szenischen Vorlage durch AnGe kann Philippe Xavier verschiedene Bilder der menschlichen Mythen ausprobieren. Es ist aufregend, wie Julien seine eigene Realität nur durch die Kraft seiner Gedanken verändert. Aus dem Abbild eines Flusses in die Unterwelt mit einem unheimlichen Fährmann, der die Toten übersetzt, wird ein Kreuzweg der Welten, der Juliens eigenen Vorstellungen eines Eingangs zur Hölle mehr entspricht – und es sieht auch weitaus gruseliger aus als ein schweigsamer Fährmann.

Eindrucksvoll schafft Xavier eine monströse Architektur, verschnörkelt wie nach außen gekehrte Muskulatur, knochig in seinen dämonischen Fratzen, überdimensional in seiner Ausführung. Im Zentrum dieser absurden und tödlichen Kreation muss der zu finden sein, der all die Horden anleitet, die nun eine Bresche in die himmlischen Heerscharen geschlagen haben: Satan.
Und wieder erfolgt eine Überraschung, denn der Herr der Fliegen hat eine Gestalt gewählt, die keineswegs hassenswert oder grausam erscheint. Immerhin ist Satan ein gefallener Engel und hat sich einen Teil seiner Schönheit bewahrt.

1937 in Nanking töteten die Japaner 300.000 Chinesen. Sie führten Experimente mit ihnen durch, folterten sie reihenweise. Sie schlitzten Schwangeren den Leib auf, holten die Babys heraus und aßen sie lebendig, vor den Augen ihrer schreienden Mütter.
Satan glaubt den Jungen erschüttern zu können, was ihm im ersten Ansatz auch gelingt. Doch der Junge wurde nicht zufällig von Gott ausgewählt. Julien hat ein gutes Herz, außerdem ist er sehr intelligent und erliegt den Einflüsterungen des Fürsten der Finsternis nicht. Aber der gefallene Engel kann den Jungen trotzdem aus der Fassung bringen. Dieser Umstand genügt, um das Chaos in Gang zu halten.

Schließlich gibt es nur noch die berühmte last line of defense. Gabriel, der Engel aus der zweiten Reihe, der ein hohes Maß Verantwortung an den Kämpfen trägt, hat sich inzwischen zu einem Heerführer aufgeschwungen, dem die übrigen Engel ohne zu fragen gehorchen. Im legendären ersten Turm des Himmelreiches begegnet Gabriel seinem Schicksal.

Oh, ich will leben. – Leben, ohne zu bluten.
Die Lösung ist so einfach wie komplex. Sie ist grafisch eindrucksvoll gelöst und von ihrer Handlung her sehr interpretierbar. Aus diesem Grund darf und kann auch nicht zu viel verraten werden, denn jeder Leser kann hier seine eigenen Gedanken zu den Geschehnissen einbringen.

AnGe und Philippe Xavier schließen einen mythischen Vierteiler ab, der von Folge zu Folge rätselhafter wie auch faszinierender wurde. Das verlorene Paradies gehört zu der Art Comics, die den Leser auch in die Pflicht nimmt und wie beiläufig eine unterhaltende Spannung aufbaut. Mitdenken ist hier gefragt, fällt aber auch leicht, weil es unaufdringlich vermittelt wird. Nach vielfältigen Szenarien rund um die Kluft zwischen Himmel und Hölle ist dies eine der besten Geschichten seit langem. 🙂

Sonntag, 06. Mai 2007

Die Legende der Drachenritter 3

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 18:45

Die Legende der Drachenritter 3 - Das leblose LandDer Drache kann nicht besiegt werden. Die Drachenritterin, die versuchte ihn zu töten, hat nicht überlebt. Die Schwestern der Rache greifen ein. Ihre Aktion ist schnell ausgeführt. Das Ergebnis ist gewaltig. In einem riesigen Umkreis überlebt nichts – auch kein Drache.
Kurze Zeit darauf kommt eine kleine Expedition in das Gebiet. Eigentlich sollten Hairin und seine Begleiter, die blinde Cousine Saira und seine kleine Nichte Amel, längst auf der Heimreise sein, denn Hairins Bruder erwartet sie längst zurück. So aber sind die drei die ersten, die das zerstörte Gebiet durchqueren und einige gute Funde machen. Darunter befindet sich auch das Schwert einer Drachenritterin – jener Ritterin, die den Kampf mit dem Monster nicht überlebte.

Derweil ist auch die Drachenritterin Mara auf dem Weg in ein verseuchtes Gebiet. Ihre Aufgabe muss gelöst werden, bevor die Schwestern der Rache eingreifen können. Ihre Ankunft in Ortschaften verbreitet sich stets wie ein Lauffeuer. Ein Drachenritter weckt Hoffnungen und zeugt von Abenteuern, die sich jene, die sie erblicken, gerne in Gedanken ausmalen.
Mara wird gebeten einen Fall zu entscheiden, um herauszufinden, ob es sich vielleicht um das von Drachen verbreitete Übel handelt. Hier kann Mara beweisen, dass Drachenritter viel mehr sind als nur Kriegerinnen. Ihr besonnenes Auftreten bringt ihr zusätzlichen Respekt bei den Menschen ein. Schnell kann der Verdacht beseitigt werden. Es ist nur die Pest – was schlimm genug ist.

Hairin, der inzwischen nach Hause zurückgekehrt ist, wird von seinem Bruder heftig zurechtgewiesen. Der kleine Abstecher in das ehemals verseuchte Land hat dem Familienunternehmen viel Zeit und Geld gekostet. Der große Bruder hat genug von den Eskapaden Hairins. Die nächste Expedition begleitet er selbst.

Ohne es zu wissen haben sie ein ähnliches Ziel wie die Drachenritterin. Schließlich geraten sie in einen Landstrich, der ohnehin nicht bewohnt ist, weil er seit jeher wüstenähnliche Eigenschaften besitzt. Nach und nach verändern sich die Verhaltensweisen der Reisenden. Immer mehr Aggression und körperliche Gewalt wird nach oben gespült. Als sich der Einfluss des Übels nicht mehr leugnen lässt, beginnen die ersten körperlichen Veränderungen. Es gibt kein Zurück mehr.

In der dritten inhaltlich abgeschlossenen Episode aus der Reihe Die Legende der Drachenritter mit dem Titel Das leblose Land breitet das Autorenduo Ange eine sehr tragische Geschichte vor dem Leser aus.
Wie in einer Tragödie ist das Ende vorgezeichnet. Der Weg dorthin allerdings hält Überraschungen bereit, die zeitweilig sehr mitreißend sind. Zwei Blickwinkel werden dem Leser gestattet. Amel, das kleine Mädchen, schaut diese Welt mit Augen, die Hoffnung und Wunder suchen. In diesen Augen sind Drachenritter besonders faszinierend. Mara ist die Drachenritterin. Sie ist sehr selbständig und professionell in ihrer Arbeit, doch die Grundlage für ihren Status nagt auch an ihr. Um den Drachen bekämpfen zu können, muss sie ihre Jungfräulichkeit bewahren, damit sie vor dem Übel gefeit ist. Doch zahlt sie mit diesem Preis auch dafür, niemals eine eigene Familie haben zu können.

Mara dürfte die Drachenritterin aus den bisherigen drei Bänden sein, die angesichts ihres jugendlichen Alters sehr erwachsen wirkt. Wie sie während der Pest-Diagnose gezeigt wird, während ihrer Auseinandersetzung mit Wegelagerern und im Gespräch mit Stadtoberen, ist in jeder Szene absolut auf den Punkt gebracht.
Sie ist aber auch ein Gegensatz zu Amel, in deren Familie es mehr Leid als alles andere gibt. Mara ist nur sich selbst und dem Orden verantwortlich. Zwar hat sie noch eine verheiratete Schwester, aber eine richtige Familie ist es nicht, da sie sich emotional davon lösen kann, um effektiv ihren Job zu verrichten.
In der Familie von Amel ist von Effektivität keine Spur zu sehen. Der älteste Bruder tyrannisiert die Familie aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus. In seinem Innersten ist er zutiefst verstört und auch einsam. Erst das Übel kehrt das Innerste nach außen. Die Auseinandersetzung, die der Leser daraufhin zu sehen bekommt, ist verstörend und gruselig.
Ange liefern hier ein Paradestück ab, dass aus der Feder eines Altmeisters wie Stephen King entsprungen sein könnte.

Der Zeichner Sylvain Guinebaud hat einen sehr schönen Zeichenstil, sehr realistisch, mit einer Spur Disney. Die fast schon heiter zu nennende Optik dieses Stils steht in einem guten Gegensatz zur Handlung, macht sie doch die zeitweise auftretenden Auswüchse besonders drastisch und erschreckend. Dies mag auch an der sehr gelungenen Farbgebung durch Stéphane Paitreau, der einen milchig, echten Farbauftrag pflegt.
Wie auch in den Vorgängerbänden liegt natürlich ein wichtiges Augenmerk auf den Drachen. Hier dürfen wir gleich zwei Exemplare sehen. Diese sind eher klassisch, ein wenig echsenhaft, bedrohlich anzuschauen, aber mehr realistisch ausgeführt. Das passt sehr gut in das Konzept des Bandes, dessen Schwerpunkt eindeutig in der Familie zu suchen ist, dort, wo das wirkliche Grauen am Ende ausbricht.

Interessant ist das Auftreten der Schwestern der Rache, die gleich zu Beginn ein wahres Inferno entfachen, das an die Explosion einer Atombombe erinnert. Es wäre wünschenswert, wenn Ange das Rätsel um diese magische Fähigkeit noch irgendwann lüften.
Perfekte Fantasy, sehr feinfühlig und realistisch erzählt. Der Zeichenstil unterstreicht die gelungene Atmosphäre, die in einem wahren Horrorszenario mündet. Top! 😀

Die Legende der Drachenritter 3 – Das leblose Land: Bei Amazon bestellen

Donnerstag, 26. April 2007

Das verlorene Paradies 3 – Paradies

Filed under: Mystery — Michael um 19:11

Das verlorene Paradies 3 - ParadiesDie Festen des Himmels schwanken. Trümmer fallen von hoch oben auf Engel und Verbindungsbrücken herab. Das Böse begegnet den Mächten des Guten. Heere von Engeln stellen sich dem gigantischen Biest.
Die Erschütterungen, die an den Grundfesten der Sphären rütteln, greifen auch auf die Erde über. Das ehemalige Paradies ist zu einem Trümmerhaufen verkommen. Erdbeben haben aus einer lebenswerten Welt einen apokalyptischen Platz gemacht. Die Arbeit der Rettungskräfte reicht nicht aus, um der vielen Verletzten Herr zu werden. Inmitten dieses Chaos taumelt der Engel Gabriel durch den Schutt und die Trümmer. Er kann das Grauen um sich herum kaum aushalten, noch richtig begreifen.

Das ist nicht schlimm. Das Wichtigste ist zu leben. Wenn auch nur eine Minute länger.
Die Worte einer Sterbenden reißen den Himmelsbewohner aus seiner Lethargie und zwingen ihn zum Nachdenken. Zu diesem Zeitpunkt sterben die Sphären unaufhörlich weiter. Jeder Turm, der im Himmel einstürzt, reißt mit seinen Trümmern ein Loch in die Hölle. Wer glaubte, Höllendämonen könnten nicht in Panik geraten, sieht sich angesichts des Schreckens unter den Höllenbewohnern gewaltig getäuscht.

Die Suche geht weiter. Nach der Flucht Gabriels haben sich der Engel, Anya und der Junge verloren. Getrennt voneinander irren sie umher. In einer Welt, die der Phanatasie eines M.C. Escher entsprungen sein könnte, läuft der Junge planlos umher. Als er auf Anya trifft, freut er sich keineswegs. Mittlerweile glaubt er daran, eine Aufgabe erfüllen zu müssen. Der Junge ist allerdings nicht mehr so hilflos, wie noch zu dem Zeitpunkt, als er von Gabriel gerettet wurde.
Gabriel hält es nicht mehr auf der Erde. Er will zurück in den Himmel. Woanders ist eine Klärung seiner Fragen nicht möglich. Das Chaos erleichtert seine Rückkehr nicht gerade. Die alten Wege scheinen versperrt oder nur schwierig passierbar zu sein. Die Abkürzungen werden bewacht. Gabriel lässt sich nicht aufhalten und kämpft sich durch. Die Wahrheit ist viel schlimmer, als er geahnt hat.

Der dritte Teil von Das verlorene Paradies zeigt dem Leser drei Welten am Rande des Abgrunds. Alles ist irgendwie führungslos geworden. Die Engel haben einen Plan, scheinen ihn jedoch äußerst kopflos zu verfolgen. Die Dämonen wollen ihren verhassten Feind vernichten, während die Menschen zum Spielball einer höheren Macht geworden sind, der sie nichts entgegenzusetzen haben.
Das Autorenduo Ange und der Zeichner Philippe Xavier skizzieren hier eine düstere Apokalypse riesigen Ausmaßes. Hoffnung ist hier kaum zu finden. Erst zum Schluss gestatten die Macher einen Funken Licht am Ende des Tunnels und lassen den Leser gleichzeitig mit einem Augenzwinkern bis zur nächsten abschließenden Folge zurück.

Geschichten um das Ende der Welt sind seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in. Sie treten in den verschiedensten Formen auf. Wissenschaftlich, mittels absoluten Horrors oder auch religiös. Wie das Ende der Welt aussehen kann, haben uns die Offenbarung wie auch George A. Romero oder Stephen King erzählt. Eine wirklich klassische Herangehensweise wird uns von Ange vorgelegt. Der Himmel läutet hier das Ende ein. Himmel ist hier nicht gleichzusetzen mit einem Willen. Die Strukturen des Himmels sind hier ebenso verkrustet wie auch komplex. Gut bedeutet nicht gleichzeitig gut. Nicht jeder ordnet sich einem Befehl unter. Es gibt Widerspruch und sogar Rebellion. Die Engel wenden sich gegeneinander und Gott scheint ferner denn je zu sein. Wieder ruht die Hoffnung auf einem Kind, dessen Kräfte das Böse aufhalten sollen. Schließlich stellt sich heraus, dass Irren nicht nur menschlich, sondern auch himmlisch ist – nicht göttlich.

Im Zentrum der Ereignisse steht der Engel Gabriel (nicht zu verwechseln mit dem Erzengel gleichen Namens). Er ist tatsächlich zwischen den Welten hin und her gerissen. Aus dem Wesen, das einmal eine fest umrissene Aufgabe hatte und wusste, wo sein Platz im Leben war, ist ein Wanderer geworden, der entwurzelt und ziellos umher läuft. Gabriel ist eine einfache Figur. Er muss keinem Beruf nachgehen und keine Familie beschützen oder ernähren. Das Einzige, was Gabriel konnte, war zu kämpfen. Das ist ihm nun verwehrt. Auf der Erde hat er keine Flügel, sein Schwert ging verloren. Sein Antrieb ist verloren. Erst als er den Kampf wieder aufnehmen will, entwickelt er auch eine neue Durchsetzungskraft, die ihm hilft gegen Widerstände anzugehen – ob er auch gegen sie bestehen kann, ist eine ganz andere Frage.
Fast scheint es, als hätten Ange ihren Gabriel auf eine neue Aufgabe angesetzt, nämlich sich selber zu finden.
Eine ähnliche Aufgabe haben sie auch Anya zugedacht, die sich zwar nicht mit Schwertern erwehren muss, aber dafür einen inneren Kampf gegen sich selbst bestreitet.

Philippe Xavier hat mit seinem äußerst präzisen Strich eine sehr schwierige Aufgabe zu erfüllen. Als Zeichner muss er zwischen drei Welten hin und her springen. Monster wechseln einander mit himmlischen Engeln, himmlische Architektur löst das Chaos auf der Erde ab. Die Übergänge und die Gegensätzlichkeiten machen den optischen Reiz dieses Bandes aus.
Besonders gelungen ist der sterbende Himmel und auch das Biest, das Monster, das die himmlische Festung bestürmt. Wollte man die Bilder mit einem Wort benennen, könnte man sie als ästhetisch beschreiben. Es herrscht eine durchgängige klare Schönheit von Linien und Formen vor.

Ein fantastisches Abenteuer mit Hochglanzoptik in einer Apokalypse, die keine Sphäre verschont. Auch in der dritten Episode wird die Spannung hoch gehalten. Derartig kämpferisch hat man Engel selten gesehen.

Das verlorene Paradies 3 – Paradies: Bei Amazon bestellen

Donnerstag, 01. März 2007

Die Legende der Drachenritter – Akanah

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 20:37

Die Legende der Drachenritter 2 - AkanahAkanah erinnert sich daran, als sie und ihr Bruder von Drachenrittern gerettet wurden. Es ist lange her, lehrte sie aber sehr früh den Ernst des Lebens, denn ihr Bruder war vom unheilbaren Übel befallen.
Der Rat der Drachenritterin gefällt ihr nicht. Sollte ihr Bruder vom Übel befallen werden, wäre es besser, ihn zu töten. Akanah befolgt den Rat schweren Herzens und legt damit ihren weiteren Lebensweg fest. Ihre Tat, die sich nicht vermeiden ließ, verfolgt sie viele Jahre, bis hin zu ihrem Erwachsenenleben.
Später wird sie selbst zur Drachenritterin.

Es ist eine Zeit, in der die Drachen auf die Welt zurückgekommen sind. Niemand weiß, warum das geschah, nur, dass es nichts Gutes bedeutet, das finden bald schon jene heraus, die in der Nähe eines Drachennestes leben.
Zuerst verändert sich das Land, dann folgen sämtliche Lebewesen. Aus Menschen und Tieren werden Monster, die ihrerseits jeden angreifen. Auch Drachen sind stets auf Beute aus. Die einzigen Menschen, die nicht vom Übel befallen werden, sind Jungfrauen. Außerdem kann ein Drache ihre Anwesenheit nicht spüren.
So entstand der Orden der Drachenritter, allesamt Jungfrauen, ausgebildet für den Kampf gegen Monster und besonders gegen Drachen.

Das Leben einer Drachenritterin ist nicht einfach, aber Akanah und ihre Freundin nutzen jede Gelegenheit für ein wenig Spaß. Kaum hat ihr Luftschiff angelegt, machen sie sich in der Nacht davon, um eine zünftige Schlägerei vom Zaun zu brechen.
Für Frauen, knapp bekleidet und attraktiv, ist es ein Leichtes zum Ziel für sich anbiedernde Trunkenbolde zu werden. Sie ahnen nicht, dass sie das leichte Ziel sind.

Das Schiff soll auf Geheiß des Drachenritter-Ordens Pierrano anlaufen, eine Stadt, die bereits tief in einem von einem Drachen verseuchten Gebiet liegt. Zwar sind bereits Drachenritter unterwegs, um das Untier zu töten, doch nicht immer sind die Kriegerinnen auch erfolgreich oder schnell genug.

An Bord des Schiffes befindet sich auch ein Begleiter des Aman-Ordens, eine religiöse Gemeinschaft, die in direkter Konkurrenz zum Drachenritter-Orden steht. Jan, der Abgesandte wird gegen das Übel von einem Talisman geschützt, wenngleich alle Drachenritter die Wirksamkeit des Talismans anzweifeln, den diese Kleinode haben noch nie funktioniert. Jan lässt sich nicht irritieren und begleitet sie bis zum Ziel.

Der zweite Teil von Die Legende der Drachenritter – Akanah erzählt in loser Folge die Saga des Ordens weiter. Die kleine Akanah, die dem Leser im ersten Band als kleines Kind kurz begegnete, ist inzwischen erwachsen und hat als Ritterin ihre ganz eigenen Abenteuer zu bestehen.
Das Erzählerduo Anne und Gerard, kurz AnGe schreibt auch den zweiten Teil der Saga fort, während mit Philippe Briones ein neuer Zeichner diese Episode übernommen hat.
Vergleicht man die zeichnerischen Stile, den von Briones mit dem seines Vorgängers Alberto Varanda lassen sich optisch kaum nennenswerte Unterschiede feststellen.

Briones hat im vorliegenden schöne Design-Aufgaben mit den Luftschiffen und vielen Stadtansichten zu erfüllen. Gerade die neue Art der Fortbewegung, die im ersten Band noch nicht vorgestellt wurde, trägt viel zur Atmosphäre der Geschichte bei und wird später ein wichtiges erzählerisches Element. Schön gelöst sind auch seine Kleidungsentwürfe. Eine deutliche Unterscheidung zu Varanda ist die Darstellung des Drachens. Briones gestaltet ihn viel klassischer, zumal der Leser diesmal einen fliegenden Drachen präsentiert bekommt.
Dieser Drache ist nicht zuletzt der Handlung durch Ange um einiges größer, sondern ist um ein vieles gewalttätiger. Der Kampf, den die Drachenritter zu bewältigen haben, ist viel dramatischer geraten als im ersten Band.
Hier konnte ich den Band erst beiseite legen, als der Kampf entschieden war, denn was sich hier dank des Schauplatzes entspinnt (und von Briones toll in Szene gesetzt wird), ist Spannung pur.

Zuweilen liegt es nicht in unseren Händen. Zuweilen fällt die Entscheidung ohne uns. Und zuweilen gibt uns das Schicksal ein Zeichen, um uns zu beweisen, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

Der Kern dieser Geschichte sind die Drachenritterinnen und ihr Umgang mit dem Leben. Die Frauen dieses Ordens haben andere Werte in den Mittelpunkt ihres Lebens gestellt, als andernorts in dieser Welt üblich. Männer sind zweitrangig und auch tabu, denn wer seine Jungfräulichkeit verliert ist zwangsläufig des Todes.
Wie die Ritterin an der Seite von Akanah und ihrer Freundin vormacht, ist das Leben eines Drachenritters ein ernstes. Vieles wird geplant, Ordensregeln müssen befolgt werden, doch nicht immer gelingt das auch so, wie es gedacht war.
Akanah verliebt sich. Eine neue Welt und eine neue Perspektive tut sich auf. Es lockt ein Leben, in dem sie nicht als alte nutzlose Jungfer enden muss.

AnGe spielt mit ihren Protagonisten, lässt sie hoffen, nur um das Drama immer weiter zu steigern. Wie eine Wende im Leben verstanden werden kann, ist letztlich auch Auslegungssache – diese Erfahrung macht auch Akanah.

Ein feines Fantasy-Abenteuer in einer unbekannten Welt, die sich mit diesem zweiten Band etwas mehr enthüllt, aber noch viele Geheimnisse ungelüftet lässt. Endlich haben Drachen im Comic wieder ein spannendes Zuhause. 😀

Die Legende der Drachenritter – Akanah: Bei Amazon bestellen

Dienstag, 30. Januar 2007

Die Legende der Drachenritter – Jaina

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 20:55

Die Legende der Drachenritter 1 - JainaJaina und Ellys erreichen die Stadt, die sich majestätisch in die Wasserfälle schmiegt. Es ist die Zeit, in der die Drachen zurückkehrten und das Übel mitbrachten. Jaina und Ellys haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Drachen, der die Stadt bedroht, zu töten.
Es ist eine Zeit, in der alle von den Veränderungen, die die Drachen mit sich bringen, bedroht werden: Mensch und Tier. Die Lebewesen mutieren, wenn das Übel, das Böse von ihnen Besitz ergreift. Fortan haben sie nur noch das Ziel, normale Menschen und Tiere zu vernichten. – Aber es gibt eine Ausnahme. Jungfrauen werden nicht vom Übel befallen. Sie sind die einzigen Lebewesen, die sich außerdem in der Nähe von einem Drachen aufhalten können, ohne dass er ihre Annäherung spürt.

Diese unberührten Frauen sind die besten Bewerberinnen für den Orden der Drachenritter, einem kriegerischen Orden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Monstren zu vernichten.
Jainas Schwester hatte den Auftrag, den Drachen, der das Umland der Stadt verseucht, zu töten. Doch seit vielen Wochen hat niemand Kunde von der jungen Frau. Nun ist Jaina mit ihrer Knappin Ellys vor Ort, um das Schicksal ihrer Schwester zu ergründen. Obwohl sie häufig ihren Nutzen unter Beweis gestellt haben, sind die Drachenritter nicht immer willkommen. Viele trauen jungen Frauen, noch dazu Jungfrauen, eine kriegerische Aufgabe nicht zu. Sie werden verspottet, auch verachtet, aber sie lassen sich nicht aufhalten.

Die Gefahren für eine Drachenritterin warten bei vielen Gelegenheiten. Die Monster, die durch den Drachen entstehen, sind grausam und brutal. Doch viel größer wird die Gefahr, wenn die Frauen ihre Jungfräulichkeit verlieren, den einzigen wahren Schutz, den sie besitzen.

Mit Die Legende der Drachenritter meldet sich das Autorenduo Anne und Gerard, Ange, wieder zurück. Fans werden vielleicht schon Das verlorene Paradies oder Das unsichtbare College von ihnen kennen. Wie im verlorenen Paradies geht Ange mit dieser Erzählung einen sehr erwachsenen und abenteuerlichen Weg.
Ihnen zur Seite steht der Künstler Alberto Varanda, mit dem sie auch Das verlorene Paradies gestalteten. Mit der neuen Zusammenarbeit in Die Legende der Drachenritter zeigt das Trio, dass der bisherige Erfolg keine Eintagsfliege war.

In einer mittelalterlich anmutenden Welt haben die Drachen großes Unheil über die Menschen gebracht. Wie eine Krankheit verseuchen sie Ländereien und schneiden Landstriche voneinander ab. Verschont bleiben die Jungfrauen. Diese haben die Wahl, zum Drachenritter zu werden und einem gewöhnlichen Liebesleben zu entsagen, oder sich dem normalen Volk anzuschließen und stets in Angst vor etwas zu leben, was nicht fassbar ist.
Ange lässt die Gelehrten das Übel gründlich erforschen – auf die übliche Art: Sezieren. Aber Erfolg ist den Weisen nicht beschieden. Ihre Möglichkeiten reichen einfach nicht aus. Am Ende können nur die jungfräulichen Drachenritter das Problem lösen, was sich jedoch nicht einfach gestaltet, denn es gibt sogar Menschen, die ihnen den Kampf nicht gönnen. Ange beschreibt eine Welt, die Vorurteile immer nicht beseitigt hat, nicht einmal im Angesicht einer Gefahr, die eigentlich die Menschen zusammenschweißen sollte.

Dieses allzu realistische menschliche Verhalten setzt sich in den Versuchungen fort, denen sich auch eine Drachenritterin ausgesetzt sieht – vielleicht ganz besonders eine Drachenritterin, denn jedermann weiß von der besonderen Voraussetzung, um Mitglied ihres Ordens sein zu können.
Begierde und auch Neid stellt die Frauen immer vor neue Herausforderungen, manchmal offen, manchmal auch versteckt.
Ange beschreibt eine Welt mit hartem Realismus und mit alptraumhaften Visionen, die schnell in die Realität dieser umschlagen. Mit der Erläuterung der Legende findet der Leser den schnellstmöglichen Einstieg in die Geschichte. Von da an bleibt ihm keine andere Wahl, als mit den beiden Akteurinnen Jaina und Ellys mitzufiebern.

Alberto Varanda stützt den harten Realismus der Erzählung durch seine kompromisslos realistischen Zeichnungen. Die grafische Darstellung der menschlichen wie auch der monströsen Charaktere ist beeindruckend.
Besonders gelungen sind jedoch auch seine großräumigen Bilder, die einen detailreichen Eindruck dieser Welt vermitteln. Dies findet sogleich zu Beginn mit der architektonisch zerbrechlich wirkenden Stadtansicht statt.
Diese Anmutung findet sich später in der Landschaft, Rüstungen und natürlich dem Drachen selber wieder – von dem ich mir einen längeren Auftritt gewünscht hätte. Aber als Freund von Drachenzeichnungen kann man von mir nichts anderes erwarten.

Die Farbgebung von Delphine Rieu stützt die Zeichnungen von Varanda, dominiert sie aber nicht und lässt ihnen die Oberhand.

Ein fantastisches (gutes, bisweilen gruseliges) Fantasy-Abenteuer mit mittelalterlichem Realismus. Das Erfolgsteam Ange und Varanda beweist wieder einmal seine Stärken. 😀

Die Legende der Drachenritter 1 – Jaina: Bei Amazon bestellen

Samstag, 14. Oktober 2006

Das verlorene Paradies

Filed under: Mystery — Michael um 20:30

Das verlorene Paradies 1Es existieren Tore zu anderen Welten, die kein Sterblicher jemals passieren sollte. Der kleine Julien weiß von diesen Gesetzen nichts. Plötzlich ist er auf dem Weg in die Hölle.
Aber es gibt nicht nur Tore, sondern auch Engel, die entsandt wurden, um diese Tore zu bewachen. Leider hat Julien bereits zu viel gesehen, war bereits dort, wo er nicht hätte sein sollen. Auch der Engel Gabriel – leider nicht der Erzengel – hat alle Hände voll zu tun, das Kind zu beschützen. Die Wohnung, in der Juliens Eltern warten sollten, ist leer, allerdings nicht lange, denn Höllenhunde sind dem Jungen bereits auf den Fersen.

Gabriel muss den Jungen zu seinem eigenen Schutz an einen wirklich sicheren Ort schaffen. Julien sieht das ganz anders. Die Engel können das Kind nicht aufhalten. Blitzschnell ist er Gabriel auf eine Rettungsmission in die Tiefen der Hölle gefolgt. Ein Krieger, der Kindermädchen spielen muss, dabei gezwungen ist, gegen Dämonen zu kämpfen, hat ein ziemliches Problem.
Es wird eine lange und gruselige Reise. Am Ende soll eine Dämonin gerettet werden. Es fragt sich nur, wie rettet man jemanden, der eigentlich nicht so recht gerettet werden will?

Das verlorene Paradies nimmt den Leser geradewegs mit in die Hölle – seit ewigen Zeiten stehen sich die beiden Mächte im Jenseits gegenüber. Es herrscht ein Waffenstillstand. Man geht sich aus dem Weg. Hierarchie wird besonders groß geschrieben, hier stehen sich weder die himmlischen, noch die höllischen Kreaturen in nichts nach.
Genre-Fans werden ähnliche Szenarien vielleicht von Spawn, Hellblazer oder diversen Vampir-Comics her kennen. Die Auseinandersetzung zwischen Himmel und Hölle war auch Thema im B-Movie God’s Army. Ist der Leser durch solche Geschichten im Vorfeld geprägt, wird er – sich sogleich zu Hause fühlen und kann mit feinem Lesegenuss in die Handlung einsteigen. Andernfalls ist Das verlorene Paradies auch für Neulinge interessant, denn das Duo Ange, Anne und Gerard, gestalten eine komplette Welt und geben auch neue Einzelheiten hinzu.
Gelungen finde ich die Fortbewegung – wenngleich ich hier zuerst an die Wendewelt denken musste – die Züge wirken andersartig, bösartig, technisch unmenschlich. Die Transporte der Verdammten erwecken noch ganz andere Assoziationen, alleine diese Parallele ist furchtbar genug – immer vor dem Hintergedanken, dass die Autoren etwas ähnliches gedacht haben, was ich nicht zu sagen vermag.

Die Hölle ist trocken, steinig, von Dampftechnik und Schienen durchzogen. Die Sicht geht weit, die Dämonen sind muskelbepackt, nicht besonders intelligent, manchmal mit Flügeln bewehrt. Sie sind nicht nur besonderen Gesetzen, sondern auch ihren Gelüsten unterworfen. Ange schildern eine Hölle, deren Ebenen sich binnen kurzem mit Heerscharen von Kriegern füllen.
Gabriel gehört zu einfacheren Engeln, der sich eine Gunst erbittet, nämlich die Befreiung einer alten Bekannten, die leider der falschen Seite angehört. Er macht alsbald Bekanntschaft mit den Heeren, die den Flüchtigen hinterher jagen.

Die Ansichten, die sich dem Leser hier bieten, machen das Lesevergnügen zu einem großen Teil aus. Wie im Kino ist das Medium Comic dazu da, andere Welten zu visualisieren, in dergestalt, wie es eine Beschreibung nur schwerlich kann – der direkte Weg geht über das Auge und transportiert Atmosphäre, Spannung und Gefühl.
Zeichner Varanda, den die Leser vielleicht schon von Bloodline oder Elixier kennen mögen, bringt genau dieses Kunststück mit sicherer Hand zuwege.

Mir persönlich hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Rollenspieler werden die Dungeons mögen, Genre-Fans das Thema, alle anderen werden schlicht phantastisch gut unterhalten – und das im wahrsten Sinne des Wortes. 🙂