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Comic Blog


Samstag, 14. Juli 2007

Das verlorende Paradies – Erde

Filed under: Mystery — Michael um 7:42

Das verlorene Paradies 4 - ErdeDas Ende naht. Die Menschen in den zerstörten Straßen verteidigen sich gegen die Monster aus der Hölle. Aber der Nachschub der furchtbaren Kreaturen scheint unerschöpflich zu sein.
Julien muss gemeinsam mit seiner Mutter an einer Barrikade beobachten, wie die Ungeheuer anrücken. Gewehrfeuer lichtet die Reihen der Dämonen, die wenigstens in dieser Welt ebenso verletzlich sind wie jedes andere Lebewesen auch. Die fremden Wesen, von denen niemand zu sagen vermag, woher sie stammen, sind nicht auf den Boden beschränkt. Auch aus der Luft greifen die Monster an. Aus Notre Dame schießt eine gigantische Flammensäule in den Himmel. Die Seine ergießt sich in eine unbekannte Tiefe. Paris, eine Wiege der modernen Zivilisation, ist nur noch ein einziges Schlachtfeld – die letzte Station vor dem Weltuntergang.

Auf ihrer Flucht erinnert sich Julien. Vor kurzem hat er Gott gesehen. Mutter und Sohn führen in ihrem Versteck ein verzweifeltes Gespräch. Wie konnte es dazu kommen? Warum lässt Gott all dies geschehen? Viel Zeit für einen philosophischen wie auch hilflosen Disput bleibt den beiden nicht. Die Dämonen haben ihre Spur aufgenommen und folgen ihnen durch das verlassene Gebäude. Plötzlich steht die Zeit still. Als habe Gott nur auf diesen Zeichen der Macht gewartet, erscheint der Schöpfer allen Seins.

Der Schöpfer ist ein großes Kind, genauer gesagt, drei Kinder. Er ist verspielt und weise. Und er überlässt die Verantwortung für die Zeitenwende – oder den Untergang – Julien. Der Junge sieht sich einer Aufgabe gegenüber, die nicht für einen Menschen geschaffen wurde – nun, vielleicht nicht für einen Erwachsenen, aber vielleicht für ein Kind.

Das verlorene Paradies zeigt mit seiner vierten Ausgabe, Erde betitelt, läutet die Endphase der dramatischen Ereignisse um das Ende der Welt und der Liebe eines Engels zu einer Dämonin ein.
Es ist überaus faszinierend, auf welch mythologische Pfade sich AnGe und Alberto Varanda sich hier begeben. Es ist eine Handlung, die sehr kompakt angelegt ist und die Vorstellungskraft reizt. Wer die Geschichte liest, kann auf ähnliche Empfindungen stoßen, die sich einstellen, wenn man darüber nachdenkt, wo das Universum aufhören könnte.

Die Vorstellungskraft spielt eine große Rolle in dieser phantastischen Welt, die hier vor den Augen der Leser ausgebreitet wird. Dank der szenischen Vorlage durch AnGe kann Philippe Xavier verschiedene Bilder der menschlichen Mythen ausprobieren. Es ist aufregend, wie Julien seine eigene Realität nur durch die Kraft seiner Gedanken verändert. Aus dem Abbild eines Flusses in die Unterwelt mit einem unheimlichen Fährmann, der die Toten übersetzt, wird ein Kreuzweg der Welten, der Juliens eigenen Vorstellungen eines Eingangs zur Hölle mehr entspricht – und es sieht auch weitaus gruseliger aus als ein schweigsamer Fährmann.

Eindrucksvoll schafft Xavier eine monströse Architektur, verschnörkelt wie nach außen gekehrte Muskulatur, knochig in seinen dämonischen Fratzen, überdimensional in seiner Ausführung. Im Zentrum dieser absurden und tödlichen Kreation muss der zu finden sein, der all die Horden anleitet, die nun eine Bresche in die himmlischen Heerscharen geschlagen haben: Satan.
Und wieder erfolgt eine Überraschung, denn der Herr der Fliegen hat eine Gestalt gewählt, die keineswegs hassenswert oder grausam erscheint. Immerhin ist Satan ein gefallener Engel und hat sich einen Teil seiner Schönheit bewahrt.

1937 in Nanking töteten die Japaner 300.000 Chinesen. Sie führten Experimente mit ihnen durch, folterten sie reihenweise. Sie schlitzten Schwangeren den Leib auf, holten die Babys heraus und aßen sie lebendig, vor den Augen ihrer schreienden Mütter.
Satan glaubt den Jungen erschüttern zu können, was ihm im ersten Ansatz auch gelingt. Doch der Junge wurde nicht zufällig von Gott ausgewählt. Julien hat ein gutes Herz, außerdem ist er sehr intelligent und erliegt den Einflüsterungen des Fürsten der Finsternis nicht. Aber der gefallene Engel kann den Jungen trotzdem aus der Fassung bringen. Dieser Umstand genügt, um das Chaos in Gang zu halten.

Schließlich gibt es nur noch die berühmte last line of defense. Gabriel, der Engel aus der zweiten Reihe, der ein hohes Maß Verantwortung an den Kämpfen trägt, hat sich inzwischen zu einem Heerführer aufgeschwungen, dem die übrigen Engel ohne zu fragen gehorchen. Im legendären ersten Turm des Himmelreiches begegnet Gabriel seinem Schicksal.

Oh, ich will leben. – Leben, ohne zu bluten.
Die Lösung ist so einfach wie komplex. Sie ist grafisch eindrucksvoll gelöst und von ihrer Handlung her sehr interpretierbar. Aus diesem Grund darf und kann auch nicht zu viel verraten werden, denn jeder Leser kann hier seine eigenen Gedanken zu den Geschehnissen einbringen.

AnGe und Philippe Xavier schließen einen mythischen Vierteiler ab, der von Folge zu Folge rätselhafter wie auch faszinierender wurde. Das verlorene Paradies gehört zu der Art Comics, die den Leser auch in die Pflicht nimmt und wie beiläufig eine unterhaltende Spannung aufbaut. Mitdenken ist hier gefragt, fällt aber auch leicht, weil es unaufdringlich vermittelt wird. Nach vielfältigen Szenarien rund um die Kluft zwischen Himmel und Hölle ist dies eine der besten Geschichten seit langem. 🙂

Dienstag, 30. Januar 2007

Die Legende der Drachenritter – Jaina

Filed under: Abenteuer,Mystery — Michael um 20:55

Die Legende der Drachenritter 1 - JainaJaina und Ellys erreichen die Stadt, die sich majestätisch in die Wasserfälle schmiegt. Es ist die Zeit, in der die Drachen zurückkehrten und das Übel mitbrachten. Jaina und Ellys haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Drachen, der die Stadt bedroht, zu töten.
Es ist eine Zeit, in der alle von den Veränderungen, die die Drachen mit sich bringen, bedroht werden: Mensch und Tier. Die Lebewesen mutieren, wenn das Übel, das Böse von ihnen Besitz ergreift. Fortan haben sie nur noch das Ziel, normale Menschen und Tiere zu vernichten. – Aber es gibt eine Ausnahme. Jungfrauen werden nicht vom Übel befallen. Sie sind die einzigen Lebewesen, die sich außerdem in der Nähe von einem Drachen aufhalten können, ohne dass er ihre Annäherung spürt.

Diese unberührten Frauen sind die besten Bewerberinnen für den Orden der Drachenritter, einem kriegerischen Orden, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Monstren zu vernichten.
Jainas Schwester hatte den Auftrag, den Drachen, der das Umland der Stadt verseucht, zu töten. Doch seit vielen Wochen hat niemand Kunde von der jungen Frau. Nun ist Jaina mit ihrer Knappin Ellys vor Ort, um das Schicksal ihrer Schwester zu ergründen. Obwohl sie häufig ihren Nutzen unter Beweis gestellt haben, sind die Drachenritter nicht immer willkommen. Viele trauen jungen Frauen, noch dazu Jungfrauen, eine kriegerische Aufgabe nicht zu. Sie werden verspottet, auch verachtet, aber sie lassen sich nicht aufhalten.

Die Gefahren für eine Drachenritterin warten bei vielen Gelegenheiten. Die Monster, die durch den Drachen entstehen, sind grausam und brutal. Doch viel größer wird die Gefahr, wenn die Frauen ihre Jungfräulichkeit verlieren, den einzigen wahren Schutz, den sie besitzen.

Mit Die Legende der Drachenritter meldet sich das Autorenduo Anne und Gerard, Ange, wieder zurück. Fans werden vielleicht schon Das verlorene Paradies oder Das unsichtbare College von ihnen kennen. Wie im verlorenen Paradies geht Ange mit dieser Erzählung einen sehr erwachsenen und abenteuerlichen Weg.
Ihnen zur Seite steht der Künstler Alberto Varanda, mit dem sie auch Das verlorene Paradies gestalteten. Mit der neuen Zusammenarbeit in Die Legende der Drachenritter zeigt das Trio, dass der bisherige Erfolg keine Eintagsfliege war.

In einer mittelalterlich anmutenden Welt haben die Drachen großes Unheil über die Menschen gebracht. Wie eine Krankheit verseuchen sie Ländereien und schneiden Landstriche voneinander ab. Verschont bleiben die Jungfrauen. Diese haben die Wahl, zum Drachenritter zu werden und einem gewöhnlichen Liebesleben zu entsagen, oder sich dem normalen Volk anzuschließen und stets in Angst vor etwas zu leben, was nicht fassbar ist.
Ange lässt die Gelehrten das Übel gründlich erforschen – auf die übliche Art: Sezieren. Aber Erfolg ist den Weisen nicht beschieden. Ihre Möglichkeiten reichen einfach nicht aus. Am Ende können nur die jungfräulichen Drachenritter das Problem lösen, was sich jedoch nicht einfach gestaltet, denn es gibt sogar Menschen, die ihnen den Kampf nicht gönnen. Ange beschreibt eine Welt, die Vorurteile immer nicht beseitigt hat, nicht einmal im Angesicht einer Gefahr, die eigentlich die Menschen zusammenschweißen sollte.

Dieses allzu realistische menschliche Verhalten setzt sich in den Versuchungen fort, denen sich auch eine Drachenritterin ausgesetzt sieht – vielleicht ganz besonders eine Drachenritterin, denn jedermann weiß von der besonderen Voraussetzung, um Mitglied ihres Ordens sein zu können.
Begierde und auch Neid stellt die Frauen immer vor neue Herausforderungen, manchmal offen, manchmal auch versteckt.
Ange beschreibt eine Welt mit hartem Realismus und mit alptraumhaften Visionen, die schnell in die Realität dieser umschlagen. Mit der Erläuterung der Legende findet der Leser den schnellstmöglichen Einstieg in die Geschichte. Von da an bleibt ihm keine andere Wahl, als mit den beiden Akteurinnen Jaina und Ellys mitzufiebern.

Alberto Varanda stützt den harten Realismus der Erzählung durch seine kompromisslos realistischen Zeichnungen. Die grafische Darstellung der menschlichen wie auch der monströsen Charaktere ist beeindruckend.
Besonders gelungen sind jedoch auch seine großräumigen Bilder, die einen detailreichen Eindruck dieser Welt vermitteln. Dies findet sogleich zu Beginn mit der architektonisch zerbrechlich wirkenden Stadtansicht statt.
Diese Anmutung findet sich später in der Landschaft, Rüstungen und natürlich dem Drachen selber wieder – von dem ich mir einen längeren Auftritt gewünscht hätte. Aber als Freund von Drachenzeichnungen kann man von mir nichts anderes erwarten.

Die Farbgebung von Delphine Rieu stützt die Zeichnungen von Varanda, dominiert sie aber nicht und lässt ihnen die Oberhand.

Ein fantastisches (gutes, bisweilen gruseliges) Fantasy-Abenteuer mit mittelalterlichem Realismus. Das Erfolgsteam Ange und Varanda beweist wieder einmal seine Stärken. 😀

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