Der Mond. Das Leben ist hier ebenso ausschweifend wie auf der Erde. Seeleute, Kaufmännern, Tagediebe und Piraten geben sich hier ein Stelldichein. Inmitten dieses Trubels, der noch durch adlige Pfaue und finstere Gesellen in dunklen Gassen ergänzt wird, treiben sich auch Don Armando und Don Lope auf der Suche nach dem Fechtmeister herum.
Die Suche ist nicht leicht, denn der Mond und seine Bewohner gehorchen eigenen Gesetzen, die auch die beiden Abenteurer erst einmal lernen müssen. Don Armando, ein Fuchs im wahrsten Sinne des Wortes, muss bei der Suche nach dem Fechtmeister seine Kunstfertigkeit unter Beweis stellen. Im Duell der Worte ist er bereits ein Meister und kann sich so den Respekt derer, die in den Tavernen herumhängen, verdienen.
Die Zeit drängt, denn Colonel Mendoza ist im Dienste des Prinzen Johann dabei, einen Krieg vorzubereiten.
Davon wissen die beiden Helden allerdings nichts – und auch nicht der kleine Hase, der sie begleitet und dem sein Herz bereits beim Anblick eines Rudels Katzen in die Hose rutscht (sofern er eine Hose tragen würde).
Armando und Lope finden schließlich ein Schiff, dass sie auf die abgelegene Seite des Mondes bringt. Hier haben sie endlich wieder Wasser unter dem Kiel, doch sie werden bereits von den Schimären erwartet. Nach all den Abenteuern, die sie hierher geführt haben, stellen diese Monster alles Dagewesene in den Schatten.
Mit Mantel und Degen ist ein Fest für all jene Leser, die sich nicht nur stets für unverbrauchte Szenarien begeistern, in denen Tiere die Hauptrolle spielen, sondern besonders für jene Leser, die Freunde des guten alten Mantel und Degen-Filmes sind. Man könnte auch sagen (von der Grundstimmung her): Die drei Musketiere treffen eine Welt, in der die Fabeln lebendig geworden sind.
Besonders niedlich ist natürlich der kleine Hase, doch die sympathischste Figur ist zweifellos Don Armando, der Fuchs. In der bislang 7. Episode des Abenteuerspektakels steigert sich das Duo aus Fuchs und Wolf auch dieses Mal zu Höchstleistungen. Mit Mantel und Degen bedeutet feinstes Helden-Theater in Form eines Comics.
Was wäre ein Theaterstück ohne seine Charaktere? Damit es funktioniert, geht das Team aus Alain Ayroles (Text) und Jean-Luc Masbou (Bilder) bei der Erschaffung seiner Figuren bis ins letzte Detail. Und dabei wimmelt es vor Anspielungen.
Der Spion verbirgt sich wie einst Bela Lugosi hinter seinem Umhang. Der hilfreiche Arzt will den Fuchs ausstopfen und erinnert ein wenig an den Bibliothekar mit dem großen Lupenauge, der einen kurzen Auftritt in Top Secret hatte. Ihre Majestät ist ein ähnlich degenerierter Charakter, wie er von Richard Chamberlain als Ludwig XIV. verkörpert wurde.
Den Ähnlichkeiten setzen die beiden Erzähler stets aufs Neue aberwitzige Einfälle entgegen. Solange es kein Wasser gibt, bewegt sich das Segelschiff auf gewaltigen Rädern fort. Nach einer Flaute können die Helden endlich aufatmen. Auf der unbekannten Seite des Mondes gibt es Wasser. Das Schiff kann sich so fortbewegen, wie es vorgesehen ist. Nachdem die Helden sich nicht duellieren, sondern eher redend befechten kehrt mit der gewöhnlichen Segelei ein Stück Normalität in die Geschichte ein, die nach all den ungewöhnlichen Einfällen, schon wieder seltsam wirkt. – Selbstverständlich hält diese Normalität nicht lange vor. Wie jeder weiß bringen in der christlichen Seefahrt Frauen Unglück an Bord eines Schiffes. Hier sind es kleine weiße Hasen, (genauer einer, nämlich Eusebius) die den gestandenen Seemännern einen höllischen Schrecken einjagen. Die ganze Szene, wie auch alle anderen, die einem ein herzhaftes Lachen entlocken, ist wunderbar gestaltet: Der kleine putzige Hase, der keiner Kreatur ein Härchen krümmen kann, macht die Seeleute zu angsterfüllten Memmen.
Zeichner Jean-Luc Masbou gestaltet die Menschen sehr cartoony, während er auf die Tiere einen realistischeren Wert legt. Wie sehr er sich bereits an die Figuren, das Helden-Trio, gewöhnt kann an den souveränen Zeichnungen leicht abgelesen werden. Äußerst beeindruckend ist das Licht eingesetzt. Die Stimmungen in diese fein gemalten Bildern, mit sehr kleinem Strich ausgeführt, sehen nicht nur märchenhaft aus, sondern sie sind auch märchenhaft gelungen.
Ein tolles Abenteuer aus der gewohnt guten Erzählschmiede Ayroles/Masbou. Wer Geschichten mit tierischen Darstellern liebt und die gute alte Mantel- und Degen-Filmzeit vermisst und sich eine gute Prise klassischer Heldensagen dazu vorstellen kann, muss diese Geschichte lesen. 😀
Mit Mantel und Degen 7 – Der Chimärenjäger: Bei Amazon bestellen