Die Schwebebahn fährt in aller Stille über den riesigen Soldatenfriedhof. Die Entfernungen sind zu groß geworden, um ein einzelnes Grab in dieser Masse zu Fuß besuchen zu wollen.
Maya ist auf dem Weg zum Grab ihres gefallenen Mannes. Der Weg ist selbst mit der Bahn noch weit entfernt, deshalb nutzt sie die Zeit für einen kleinen Plausch mit einem russischen Korporal. Die Zauberin gibt ihm durch einen kleinen Trick mit ihrer Handfläche Feuer und beginnt mit der Erzählung ihrer Erinnerungen.
Vor neun Jahren tobte ein brutaler Krieg in Al’Istaan vor Kar Dathras Tor. Die Rote Flotte mit ihren gigantischen Wolkenbrütern glaubte sich in einer leichten Siegesposition. Sie rückte unaufhaltsam und siegesgewiss vor. Gegnerische Fahrzeuge wurden dank der magischen Fähigkeiten ihrer Zauberinnen vom Himmel gefegt. Doch der Feind, die Nistaani, gibt nicht auf – aus gutem Grund. Denn ihr Hohepriester Kar Dathra beweist eine Macht, die niemand auf Seiten der Vereinigten Republiken des Roten Sterns für möglich gehalten hätte.
Inmitten von Flammen und Wüstenstaub stellt sich der Hohepriester den Invasoren. Doch so schnell geben sich die Soldaten der Roten Flotte nicht geschlagen. Panzer werden zum Entsatz der Infanterie auf das Schlachtfeld abgeworfen. Mit schwerem Raketenfeuer gehen sie gegen den heiligen Mann vor.
Inmitten der entfesselten Urgewalten kämpfen die einfachen Soldaten heldenhaft gegen ihren Untergang an. Oben in einem Wolkenbrüter kann Maya den verzweifelten Kampf ihres Mannes auf dem Schlachtfeld nur erahnen.
Der Kampf wird immer grausamer und epischer. In dieser Hölle erheben sich mythisch anmutende Wesen und beginnen ihren ganz eigenen Kampf um die Seelen der Gefallenen.
Mit The Red Star – Die Schlacht vor Kar Dathras Tor wurde unter der Leitung von Christian Gossett etwas geschaffen, das im Bereich des SciFi-Comics seine ganz eigenen Maßstäbe geschaffen hat.
Diese Geschichte fußt auf einem Was wäre wenn-Szenario und mischt auf ziemlich aufsehenerregende Weise mythische und magische Elemente hinzu.
Grafisch setzt das Design auf herkömmlich gestaltete Charaktere und 3D-Grafiken für Gegenstände und Fahrzeuge. Die erzählerische Wucht geht mit der gigantischen Grafik Hand in Hand.
Die Schlacht vor Kar Dathras Tor wird in einem Rückblick aus der Sicht von Maya, einer Zauberin der Roten Flotte, erzählt. Das nimmt der Handlung ein wenig die Atemlosigkeit, die man als Leser empfinden kann, aber angesichts der spektakulären Geschehnisse ist es vielleicht sogar besser. Dadurch, dass einem bewusst ist, dass die Ereignisse vorüber sind, lässt man sich vielleicht mehr Zeit während des Lesens. Ansonsten würde einen die Geschichte vielleicht verschlingen. – Klingt merkwürdig, aber anders kann ich es nicht beschreiben angesichts eines regelrechten Bilderangriffs auf den Leser.
Szenen toben sich auf Doppelseiten aus, Gesichter sehen den Leser von einer Doppelseite her an – das Kino mit seinen Bildtechniken stand ganz eindeutig Pate für diese Graphic-Novel.
Dies ist kein Zufall, denn Christian Gossett war als Production Designer bei Star Wars tätig. A.D. Coulter ist in Sachen 3D-Design ein altgedienter Hase. Für die Farben und die Bildkomposition ist Snakebite zuständig. Co-Scripter Brad Kayl komplettiert das Team, dessen perfektionistisches Vorgehen auf jeder Seite zu spüren und im Ergebnis auch zu sehen ist.
Selbst ohne die 3D-Elemente wären die rein gezeichneten Figuren beeindruckend gelungen. Manchmal wirken derart perfekte Menschen in einer Handlung störend, hier sind sie passend, denn nichts anderes erwartet der Leser von den Soldaten der Roten Flotte: Diese Menschen müssen perfekt sein, um die schier übermenschlichen Anstrengungen zu überstehen.
Die Erzählung steuert dem Übermenschaussehen der Figuren entgegen, indem sie zeigt, wie menschlich doch das Leid dieser Charaktere immer noch ist.
Die Technik ist ein Monster. Sie führt beinahe ein Eigenleben. Obwohl die gigantischen Schiffe, Wolkenbrüter genannt, eine 20000 Mann starke Besatzung haben, wirken die Schiffe wie stählerne Kolosse, die wie ein Rudel bösartiger Jäger über die weite Ebene sich ausbreitet. Überraschend – von der Erzählung wie auch von der Grafik her – ist es, wenn der Leser Zeuge werden darf, wie angreifbar auch diese Giganten sind.
Grafisch zeigt sich hier ein Feuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes.
Glaubt man, die Geschichte durchschaut zu haben, erheben sich magische Wesen auf dem Schlachtfeld und rütteln die Erwartungshaltung des Lesers gehörig durcheinander. Hat man gerade noch über die Auseinandersetzung zwischen der Roten Flotte und den Nistaani gestaunt, wird man plötzlich Zeuge einer Art Götterdämmerung. Der Kampf der Kreaturen, unheimlich und geheimnisvoll, um die Seele eines Gefallenen könnte einer apokalyptischen Sage entsprungen sein.
Das ist Phantasie allererster Güte. Obwohl schon einige Jahre alt, dürfte dieses SciFi- und Fantasy-Szenario auch noch für einige weitere eine Steilvorlage geschaffen haben, an der sich ähnlich gelagerte Epen messen lassen müssen. 😀
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