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Comic Blog


Dienstag, 20. August 2024

JOHNNY CONGO

Filed under: Superhelden — Michael um 18:57

JOHNNY CONGOSCOTCH hat es nicht gerade leicht. Die Nerven liegen blank. Er sitzt am Steuer eines rasenden Wagens, um den herum ein ungeheures Unwetter tobt. Regen prasselt nieder und macht die holprige Straße beinahe unpassierbar. Panisch versucht er sein Ziel, das Haus von JOHNNY CONGO, zu erreichen, wo er sich Hilfe erhofft. Aber wird er es rechtzeitig schaffen?

Besonders im zweiten Abenteuer hat JOHNNY CONGO seine phantastischen Elemente und zweifellos gibt es die typischen Gegner, die nach einem extragroßen Stück des Kuchens greifen wollen. Da konnte MICHEL GREG, Autor, 1992 nicht aus seiner Haut, denn er war, wie bisherige Veröffentlichungen bewiesen, immer schon sehr fantasievoll. Aber im ersten Abenteuer von JOHNNY CONGO finden sich Aspekte, die kaum aktueller sein könnten. WILDEREI und EPIDEMIE. Elefanten werden Opfer von Wilderern. SCOTCH und BARTHELEMY schlittern mitten ein ein Schlachthaus. Inmitten eines Flusses haben Wilderer ein Blutbad veranstaltet, die getöteten Tiere einfach liegen lassen und das Elfenbein, die Stoßzähne, mitgenommen.

Und wie es in der Realität ebenfalls vorkommt, sind die Wilderer bereit, für ihre Beute auch über menschliche Leichen zu gehen. SCOTCH und BARTHELEMY werden unter Beschuss genommen, können jedoch nicht mehr, als sich zurückzuziehen. BARTHELEMY ist schwer verletzt. Und das ist erst der Auftakt, bevor es noch viel schlimmer wird. Das ist von MICHEL GREG selbstverständlich dramatisiert und auf Spannung getrimmt, was allerdings nichts daran ändert, dass die Handlung sich durchaus so abspielen könnte. Je nach afrikanischem Land, sogar heute noch.

DER SCHARLACHROTE FLUSS ist ein sehr bodenständiges erstes Abenteuer mit Action und reinen Spannungsszenen, deren Ende sich nicht vorhersagen lässt. Man darf hier durchaus um das Leben mancher Hauptfigur bangen (außer vielleicht um JOHNNY CONGO, der wird in jedem Fall weiter gebraucht). Im zweiten Abenteuer, PFEILE AUS DEM NICHTS, bedient sich ein zwielichtiger Gegner einer ungewöhnlichen Waffe, nämlich einer in Massen auftretenden kleinen Kreatur, die ganz offensichtlich im Labor entstanden und keines natürlichen Ursprungs ist.

Sieht man einmal vom phantastischen Element in der zweiten Episode ab, ist die Bekämpfung einer biologischen Katastrophe, ohne sie näher zu benennen, nach über dreißig Jahren (wir erinnern uns, 1992 entstand JOHNNY CONGO) brandaktuell und je nach Landstrich ist seine Bekämpfung in Afrika (gerade bei Epidemien) heute so schwierig wie damals. Das ist faszinierend, da sich das Rad in mancherlei Hinsicht deutlich schneller gedreht hat. MICHEL GREG war hingegen deutlich optimistischer, was die Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe anbelangt. Und er hatte wohl eine länger laufende Serie im Sinn, etwas wie LUC ORIENT, eine Serie, bei der sich MICHEL GREG und EDDY PAAPE bereits als Comic-Dreamteam bewiesen hatten. Doch leider wird man nie erfahren, was aus einem bestimmten Charakter im letzten Drittel werden wird. Obwohl das Abenteuer selbst zu einem befriedigenden Ende geführt wird.

EDDY PAAPE zeigt einmal mehr, wie Comic früher funktionierte und wie zeitlos seine Technik ist und sich heute noch behaupten kann. Was er mit MARC DACIER und LUC ORIENT vorführte, setzt sich hier nahtlos fort. EDDY PAAPE war ein Meister von technischen Figuren, Fahrzeuge, Fluggeräte und bannte gekonnt Halunken aufs Papier. Mit den Helden und Heldinnen sowie Sidekicks war ein Kind seiner Zeit, aber wie das stets mit Klassiker ist, zeichnete er Charaktere (nach Vorgabe von MICHEL GREG), die ein Verhalten an den Tag legen, das nachvollziehbar und nicht unmodern ist. Betrachtet man das Äußere der Figuren, dürften sich (wolle man eine Verfilmung umsetzen) heutzutage eine Reihe SchauspielerInnen finden, die sofort diverse Rollen übernehmen könnten. JOHNNY CONGO ist rundum, wie es auf neudeutsch heißt, gut gealtert.

AFRIKA. Ein exotischer Schauplatz für beinharte Abenteuer! JOHNNY CONGO kennt das Land, seine Menschen, weiß um Probleme und um die Halunken, die hier Probleme machen. JOHNNY CONGO schaut nicht weg, hilft, greift ein. Als große Katastrophen, die auch ihm das Leben kosten können, läuft er nicht weg, sondern stürzt sich mitten hinein ins Geschehen und versucht zu retten, was zu retten ist. Auf Augenhöhe mit so manchem anderen Comic-Abenteuerhelden ist JOHNNY CONGO ein überaus menschlicher Actionstar, verletztlich, klug, halsbrecherisch unterwegs, männlich, ein Typ von der Sorte, die jeder gerne zum Freund hätte. Die von MICHEL GREG und EDDY PAAPE geschaffene Figur findet sich in der vorliegenden Gesamtausgabe mit den beiden geschaffenen Abenteuern. Gelungene zeitlose Unterhaltung vor starker Kulisse! Top! 🙂

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Donnerstag, 01. August 2024

FRANK FRAZETTAS DEATH DEALER – BUCH 1

Filed under: Horror — Michael um 15:18

FRANK FRAZETTAS DEATH DEALER – BUCH 1ADMIRA, die Mutter, und MESH, das Kind, werden von hungrigen Bestien angegriffen. WÖLFE wollen in der verschneiten Winterlandschaft Beute reißen, da kommen die junge Frau und ihr Säugling gerade recht. Ein Mann hört den Aufruhr. KUR war eigentlich gerade selbst auf der Jagd, doch jetzt springt er behände zwischen die WÖLFE und ihre Beute, die Axt gezückt, bereit sich den Zähnen und Klauen der ausgehungerten Raubtiere zu stellen. Aber ganz so hilflos, wie der Krieger gedacht hat, ist die junge Frau nicht. Kurz darauf wirkt sie einen mächtigen Verteidigungszauber. KUR, der MAGIE hasst, erklärt sich widerstrebend bereit, der kleinen Familie für eine Nacht Obdach zu gewähren …

Ganz selten gibt es eine Figur, die allein durch die äußere Erscheinung die Fantasie anregt und danach verlangt, ausführlicher erzählt zu werden. Der DEATH DEALER von FRANK FRAZETTA gehört zu diesen Figuren. 1973 entstand die Vorlage, die 1983 sogar noch als Titelbild des Animationsfilms FIRE AND ICE herhalten musste (obwohl sie nur entfernte Ähnlichkeit mit der Figur des dort vorkommenden DARKWOLF besaß). Danach war es lange still um den DEATH DEALER. Bis sich MITCH IVERSON als Autor und Showrunner dem Charakter annahm und ihm gleich eine ganz eigene Welt bescherte.

Der Helm ist verflucht! Wer sich hinter dem Helm verbirgt, kann sein Gesicht nicht mehr zeigen. Die Augen der gehörnten Wehrbekleidung leuchten rot. Der ihm innewohnende Dämon fordert den Menschen KUR immer wieder heraus. Sollten sie vereint agieren, werden sie übermächtig. Immerhin kann der Mensch relativ gefahrlos sein Pferd DOOM beschwören, ein Schlachtross, dem FRANK FRAZETTA bereits sein Äußeres verlieh.

Ein verlorener Krieger allein, dessen ewige Konversation nur im Geplänkel mit seinem Helm besteht, könnte auf Dauer etwas trist sein. Aus dem Grund bekommt der DEATH DEALER nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Weggefährtin, eine Zauberin an die Seite gestellt. Das ergibt schon mal ein interessantes Dreieck, denn der dem Helm innewohnende DÄMON und die ZAUBERIN können sich auf den Tod nicht ausstehen. Darüber hinaus verfügen sie insgesamt über sehr viel Macht. Innerhalb des Bündnisses kommt so keine Langeweile auf, außerhalb, wenn sie sich ihren Feinden stellen, noch weniger.

MITCH IVERSON hat sich als Autor von Animationserien einen Namen machen können, ist also erfahren darin, eine Geschichte über eine lange Strecke zu konzipieren. ACTION, SPACE OPERA, FANTASY waren bisher seine Genres. Bei letzerem macht er einfach weiter, bis auf einen Unterschied. Seine Zielgruppe ist mit DEATH DEALER eindeutig um ein paar Jahre älter zu verorten. Verantwortlich fürs Gesamtpaket, schreibt er die Folgen 1-4, während er für Folge 5 den Staffelstab an TORUNN GRØNBEKK weitergibt. Das passt, denn es gibt eine Art zyklischen Neustart in KAPITEL 5. Neue Gesichter und Probleme fügen sich in die Handlung ein.

STEFANO MARTINO verantwortet über weite Strecken die Zeichnungen der Kapitel 1-4, mit ein paar Hilfestellungen von LEONARDO MANCO und AXEL MEDELLIN. Besonders einprägsam ist hier ein Rückblick in die Vergangenheit von KUR und die Entstehung des DEATH DEALERS, der entsprechend grafisch angepasst ist. Bräunlich eingefärbt, bleistift-, kreideartige Eindrücke heben sich deutlich von den sonstigen Tusche-Outlines und den inzwischen traditionellen Computerkolorierungen ab.

Mit dem Comic-Künstler DIEGO GALINDO springt in KAPITEL 5 ein Zeichner in die Reihe, der schon an großen Franchise-Szenarien beteiligt war. STEFANO MARTINO ist gut in seinem Job, DIEGO GALINDO ist besser! Kennzeichnend für seine Arbeit ist ein wunderbar exakte Ausführung und ein tolles Auge für Aufteilung, starke Perspektiven und starkes Charakterdesign. Für dieses FANTASY-SZENARIO ist er Künstler am richtigen Platz. In seiner Technik bringt er ähnliche Ergebnisse wie FIONA STAPLES (SAGA).

Ein Fest für Fantasy-Fans, die dem Schwert- und Magie-Genre zugeneigt sind. Die verfluchte Kreatur, der unsterbliche Krieger, den das Gewissen plagt und der das Leben vermisst, wird von einem Kind gerührt und muss, um das eigene Seelenheil halbwegs zu bewahren, es retten. Ob er nun selber die Mission überlebt oder dabei vernichtet wird. MITCH IVERSON hat sich in den ersten vier, TORUNN GRØNBEKK in der fünften Episode der Welt des DEATH DEALERS angenommen, den der Künstler FRANK FRAZETTA so unnachahmlich bereits 1973 auf die Leinwand bannte. Zügig erzählt, dramatisch, brutal (zwangsläufig), nimmt DEATH DEALER den Leser auf eine packende, kurzweilige Reise! Eine überaus tolle und teils ziemlich überraschende Cover-Galerie rundet den Band ab. Stark! 🙂

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Freitag, 07. Juni 2024

ROBERT SAX 3 – DIE VILLA BORG

Filed under: Thriller — Michael um 18:29

ROBERT SAX 3 – DIE VILLA BORGROBERT SAX ist in heller Aufregung. Eine alte Bekannte, MAJOR CAROL BARLOW, Angehörige des amerikanischen Geheimdienstes CIA hat sich angemeldet und möchte das Wochenende mit ihm am Meer verbringen. Selbstverständlich freut sich der Besitzer einer Autowerkstatt sehr auf den Besuch. Nachdem er mal wieder die Arbeit seinen Angestellten überlassen hat, macht er sich auf den Weg an die belgische Nordseeküste. Bald jedoch stellt sich Ernüchterung ein. CAROL BARLOW hat die Reise über den Atlantik nicht der Liebe wegen angetreten, sondern weil sie einen Auftrag zu erfüllen hat. Und ROBERT SAX als der auserkorene Alibipartner soll nicht nur Ehemann spielen. Gleichzeitig soll er einen Fotografen markieren. Das Ziel ist der bekannte Autor WILHELM BORG

ROBERT SAX geht in die dritte Runde. Unter der Federführung von RODOLPHE (Autor, Szenario) und LOUIS ALLOING (Zeichner) sowie DRAC (FARBEN) entsteht mit der Folge DIE VILLA BORG ein dunkel gruseliges Thrillerabenteuer an einer kalten, windigen und wolkenverhangenen Küste. Im Regen sind nur wenige Menschen auf der Strandpromenade unterwegs. Da wirkt die VILLA BORG gerade einladend, mit ihrem warmen Licht, der hölzernen, geschmackvollen Inneneinrichtung, gäbe es da nicht ein Geheimnis, das ROBERT SAX und CAROL BARLOW ziemlich herausfordert. An dieser Stelle kann ich jetzt schon sagen, dass mir die dritte Episode der Reihe bisher am besten gefällt!

RODOLPHE setzt sehr stark auf Amtosphäre und schafft es, zwei völlig gegensätzliche Spielorte in Einklang zu bringen. Neben der belgischen Nordseeküste entführt er den Leser in eine noch verlassenere Gegend, nämlich an den Südpol, zur BASIS KÖNIG BAUDOIN, der Station der belgischen Polarexpedition. Zwar gibt es an der belgischen Küste mehr Menschen als am Südpol, dennoch ist hier die Einsamkeit und eine unterschwellige Bedrohung toll eingefangen. Das Titelbild spricht hierzu Bände. Ein düsterer Küstenstreifen, eine nass glänzende Promenade, ein einsames Herrenhaus, ein abfahrbereites Automobil und ein Pärchen (ROBERT SAX und CAROL BARLOW) in warmen Mänteln. Und obwohl er seine Arme schützend um sie gelegt hat, ist sie es, die eine Pistole in der Hand hält. Das wirkt nicht so, als habe die Geheimagentin Schutz nötig.

Oben auf entsteht eine Spannung wie in einem klassischen britischen Kriminalroman. Menschen begegnen sich durchaus freundlich, dennoch ist die Stimmung für die beiden Helden der Geschichte beklemmend zu nennen. Ein paar Handlungszutaten werfen dem Leser Fäden hin, die den versierten Kriminal- und Thrillerfan an die Hand nehmen und teils (absichtlich) in die Irre führen. In jedem Fall, das ist offensichtlich, kennt RODOLPHE seine Vorgänger und hat bestimmt für den einen oder anderen eine gewisse Sympathie entwickelt.

Wandel sind in der Geschichte nicht selten, aber gerade die hier gezeigten Veränderungen sind ein guter Spielraum. Die Moderne ist erkennbar, im Hintergrund bringen sich Großmächte in Stellung, um sich die besten Claims zu sichern und gehen dafür über Leichen. Der Witz an der Sache ist, das die entscheidenden Begegnungen an Orten stattfinden, die der Normalbürger als kaum gefährlich einstufen würde. Aber nur ein Schritt in diese Richtung belehrt ihn eines Besseren. Genauso geht RODOLPHE mit seinen beiden Helden vor. Es gibt insbesondere für ROBERT SAX diesen Moment in DIE VILLA BORG.

Die Stimmung benötigt natürlich Bilder. LOUIS ALLOING zeichnet mit einfachen leichten Linien, verwendet so gut wie keine Tuscheschattierungen und schafft es trotzdem, Figuren zu kreieren, die dem Aussehen nach in Filmen oder auf Fotografien der 1950er Jahre auftauchen könnten. Die Figur des ROBERT SAX, schmal, schwarze Haare, der Mode entsprechend, gepflegt, kantiger Gesichtstyp, aber nicht ganz so hübsch kalt wie ein ALAIN DELON. Eine Erscheinung, von der ich sagen würde, sie ist eher FRANZOSE als BELGIER. Gleichzeitig erschafft LOUIS ALLOING auf einfache Weise Wiedererkennungszeichen. Das Spiel mit Haarschnitten, Bekleidung, Haltungen, Gesichtszügen, mal offen, mal verkniffen.

Klare Bildaufbauten (nicht die berühmten klaren Linien) fangen den Blick ein. Hier ist eine Technik am Werk, die den Leser festhält, um die andere Hälfte der Geschichte, abseits des Textes zu präsentieren. Hier sollen die Augen nicht über die Seite fliegen, sondern Schritt für Schritt, fein und in Ruhe alles erfassen. Das dient, ganz nebenbei, dazu, die Spannung peu à peu zu steigern. Jederzeit kann die Harmlosigkeit einer Szene verfliegen. Das ist trickreich und vorbildlich.

Eine feine dritte Folge, die es auf hervorragende Weise schafft, die Welt der 1950er Jahre in Belgien zum Leben zu erwecken und vor dieser Kulisse einen Thriller zu erzählen, der einen von Anfang bis Ende mitnimmt. Spannend, mit ein paar humorvollen Seitenhieben, gruseligen Rätseln und fiesen Halunken. So lasse ich mir ein Thrillerszenario gefallen! 🙂

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Samstag, 25. Mai 2024

INVINCIBLE UNIVERSE – KOMPENDIUM 1

Filed under: Superhelden — Michael um 11:55

INVINCIBLE UNIVERSE – KOMPENDIUM 1SAMANTHA ist adoptiert. Ihre Eltern sind ganz normale Vorstadtamerikaner, die eigentlich nicht anderes wollten als ein ganz normales amerikanisches Vorstadtkind. Doch spätestens, als SAMANTHA ihr erstes Wort sagt, das eben nicht Apfel lautet, wie von den Eltern gerne gehört, spricht vieles dafür, dass hier ein besonderes Kind am Start ist. Das Wort lautet: CH2OH. Je älter das Mädchen wird, um so stärker bilden sich Kräfte aus. Zunächst zufällig, einfach auf einen Wunsch hin, einen Gedanken, verändert sich etwas. Später kann sie diese Veränderungen noch besser steuern. Und das Mädchen kommt hinter das Geheimnis ihrer Kräfte, denn eines Tages offenbart sich jemand, von dem SAMANTHA glaubte, dieser jemand sei ebenso verstorben wie ihre richtige Mutter. Ihr Vater.

Über einen langen Zeitraum hinweg gab es nur wenige Comic-Universen, meistens wurden sie von Superhelden bevölkert. Mehrere Serien teilten sich einen Ort (einen Planeten, ein Weltall), manchmal gab es Events oder Crossover. Vereinzelte Versuche neben diesen bekannten Welten mit neuen Ideen zu bestehen, fruchteten nicht lange und verschwanden irgendwann wieder. Bis ROBERT KIRKMAN kam und das HORROR-GENRE mit seinem THE WALKING DEAD umkrempelte. Für ihn war das die Grundlage, sich in weiteren Genres umzuschauen (oder umschauen zu dürfen). Dazu zählen natürlich FIRE POWER, der Ausflug in das MARTIAL-ARTS-GENRE, und selbstverständlich INVINCIBLE, das ungefähr zeitgleich zu THE WALKING DEAD entstand und sich die guten alten SUPERHELDEN vornam.

Der vorliegende Band, INVINCIBLE UNIVERSE KOMPENDIUM 1, befasst sich mit den Ursprungsgeschichten um ATOM EVE und REX SPLODE. Im letzten Drittel befasst sich der Band mit den GUARDIANS OF THE GLOBE. Die Abenteuer um ATOM EVE und REX SPLODE sind klassische ORIGIN-STORIES und deshalb auch interessant, weil nicht nur gezeigt wird, wie die beiden jeweils ihre Kräfte erlangen und erste Schritte in ein SUPERHELDENLEBEN wagen. Sondern sie finden durch ihre Kräfte und ein ähnliches Schicksal auch zueinander. REX SPLODE hat sicherlich das extremere Schicksal (obwohl das im Auge des Betrachters liegt, denn die Entdeckung von ATOM EVE ist ziemlich furchtbar).

Die Kräfte der beiden sind schon etwas besonderes. Wie die beiden lernen, diese umzusetzen und im jeweiligen Fall anzuwenden, ist spannend erzählt und in Szene gesetzt. Hier entstehen nicht nur SUPERHELDEN, vielmehr wachsen hier junge Menschen heran, das, wie man seit den allerersten SUPERHELDENGESCHICHTEN weiß, nicht einfach ist, sich aber seit dem Beginn der 1960er Jahre deutlich verändert hat.

Beiden ist gemein, dass Jugendliche aus dem bestehenden Korsett um sie herum auszubrechen versuchen, auch müssen, wollen sie mit ihren Kräften klar kommen. In heutiger Zeit liegen die Hürden dafür niedriger, die Welt drumherum ist nicht mehr ganz so geheimnisvoll für Heranwachsende, aber das Umfeld ist nicht leichter geworden, eher noch ein wenig komplexer. Man könnte sagen, da, wo es einfacher geworden ist, hat sich gleichzeitig der Schwierigkeitsgrad angepasst. Und genau das arbeitet BENITO CERENO in seinen Einsätzen als Autor von ATOM EVE 1-2 und ATOM EVE & REX SPLODE 1-3 sehr schön heraus (alle in diesem Sammelband enthalten).

GUARDIANS OF THE GLOBE: Mehr SUPERHELDEN! An Land, zu Wasser und in der Luft. Hier ist mehr ACTION angesagt. Klar, dass im Club jeder einzelne HELD etwas kürzer treten muss und privates Leben entsprechend weniger erzählt werden kann. Auffallend ist ein trockener HUMOR, geschrieben vom MASTERMIND persönlich, ROBERT KIRKMAN. Da gelingt zwar ein Flug, aber die Landung ist holprig, nett formuliert. Oder eine kleine Scharade in ATLANTIS (ja, das gibt es hier auch) sorgt für allerhand Aufregung unter den Einheimischen. Wo ein Team am Start ist, fetzt die ACTION natürlich mehr. Das ist mehr Kino-Blockbuster als Single-Helden-Streaming. Aber ROBERT KIRKMAN hält die einzelnen Fäden perfekt in der Hand und führt sie in einem starken finalen RUN, GUARDIANS OF THE GLOBE VOL.1 Folge 4, zusammen.

Das hat alles, was das SUPERHELDEN-GENRE ausmacht. Der Tiefgang, die tolle Betrachtung unterschiedlichster Facetten der Charaktere von ATOM EVE und REX SPLODE von BENITO CERENO macht das Besondere der ersten Abenteuer aus. Wer es deutlich satter, praller mit mehr ACTION mag, der wird bei den GUARDIANS OF THE GLOBE fündig. Hier wird der Planet Erde wirklich zum SUPERHELDEN-SPIELPLATZ. Stark! 🙂

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Dienstag, 07. Mai 2024

DC-HORROR – DER ZOMBIE-PLANET

Filed under: Horror — Michael um 13:25

DC-HORROR – DER ZOMBIE-PLANETDie letzten Überlebenden der Menschheit haben die Erde verlassen und haben sich auf einen weit entfernten Planeten zurückgezogen. Die ehemalige Heimat der Menschheit wurde von Untoten überrannt, die der Anti-Lebensformel zum Opfer gefallen sind. Wenige Helden haben den Exodus geschafft, aber tatsächlich sind auch Helden (und Schurken) auf der Erde zurückgeblieben und haben sich verschanzt. CYBORG ist nicht nur Opfer der ZOMBIE-APOKALYPSE, er ist gleichzeitig auch ein (ungewollter) Initiator der Katastrophe. Sein Kopf wurde vom Körper getrennt und inmitten des Chaos vergessen. Abgeschaltet. Bis sich etwas in CYBORG regt. Eine Idee. Denn, wo der Ursprung der Apokalypse zu finden ist, ist vielleicht auch die Heilung versteckt und all jene, die zu ZOMBIES wurden, könnten vollends genesen.

TOM TAYLOR hat mit seiner Autorenarbeit an DCEASED (bei uns DC-HORROR), einer ZOMBIE-APOKALYPSE im DC-UNIVERSE ein starkes Stück abseits der offiziellen Storyline um SUPERMAN und Konsorten abgeliefert. Nach DER ZOMBIE-VIRUS und DIE ZOMBIE-APOKALYPSE hätte es eigentlich zu Ende sein können. Ein Rest der Menschheit hat sich auf einen anderen Planeten gerettet, etwas weniger haben sich auf der verseuchten Erde verschanzt. Nun schickt TOM TAYLOR diverse HELDEN zur Erde zurück. Darunter den SOHN SUPERMANS, JON, und BATMANS SOHN, DAMIAN, die beide in die Fußstapfen ihrer Väter getreten sind. Darüber hinaus ist BLACK CANARY nun auch eine GREEN LANTERN und WONDER WOMAN hat eine (zwangsweise) Nachfolgerin bekommen. Hier ist also bereits ein frisches Team am Start. Zwar eifern die SUPERSÖHNE ihren Vätern nach, aber sie viele eigene Charaktermerkmale, die für Überraschungen sorgen.

Man werfe noch Figuren wie JOHN CONSTANTINE, SWAMP THING, HARLEY QUINN, DR FATE, BIG BARDA, MR MIRACLE, ETRIGAN, ZATANNA und weitere in den Ring, so entsteht eine Mixtur, die eher selten zusammen auftritt und weit über die üblichen Spielereien mit einer JUSTICE LEAGUE hinausreicht. Ja, hier gibt es ACTION satt, damit die Story aber funktionieren kann, benötigen die Charaktere Tiefe und müssen gut vernetzt sein. Entsprechend geht TOM TAYLOR mit reichlich Drama zu Werke. Große Gefühle, Freundschaften und Lieben werden auf die Probe gestellt. Und das neben der sonstigen Achterbahnfahrt, die mit den Helden von einer Katastrophe zur nächsten jagt.

TREVOR HAIRSINE (Zeichner) ist es zu verdanken, dass auch diese Episode von DCEASED (DC-HORROR) stark aussieht. BRYAN HITCH, ein Kollege, illustriert die Cover (im Anhang des Abenteuers abgedruckt). Die beiden Künstler liegen technisch nah beieinander. Aber während BRYAN HITCH auch ein penibler Techniker ist, der enorme Leistungen allein in Schwarzweiß erbringen kann, legt TREVOR HAIRSINE Bilder vor, denen es zwar an Realismus keine Sekunde mangelt, die einen geringeren Tuscheeinsatz erfordern und viel leichter, skizzenhafter wirken.

TREVOR HAIRSINE hat ein paar starke Aufgaben bewältigt. Ein zombiefizierter PLASTIC MAN ist ein echt monströser Hingucker. Das ballert und liefert völlig neue Action ab, die man bis dato im Comic wohl noch nicht gesehen hat. Das will allein hier schon was heißen, denn DER ZOMBIE-PLANET ist nicht arm an ACTION. DARKSEID und TRIGON komplettieren schließlich noch die BOSSGEGNER-ACTION.

GIGI BALDASSINI, STEFANO GAUDIANO und TOM DERENICK erledigen die Tuschearbeit. Da sind alle auf dem gleichen Level, so dass keine Brüche in der Optik entstehen. Die Farben erledigt nur einer: RAIN (Rainier) BEREDO. Seine Kolorierung trägt sehr viel zur Wertigkeit des Gesamtergebnisses bei. Plastisch, Kino auf Papier, knallig, aber satt, geerdet. Manchmal düster. Und fängt stets die Stimmung perfekt ein. So dürfte, doppelt unterstrichen, Kolorierung immer sein!

Hammerharte Fortsetzung. Das ZOMBIE-Epos von TOM TAYLOR macht keine Gefangenen. Hier kann jeder über die Klinge springen und HELDEN sind nicht automatisch HELDEN in einer Welt, in der zum Überleben Kompromisse nötig werden. Das Spannungslevel ist weit oben, die grafische Gestaltung sehenswert und vorbildlich. Wer die Verbindung von SUPERHELDEN und HORROR mag, liegt hier goldrichtig! 🙂

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Sonntag, 14. April 2024

BOUNCER 12 – HEKATOMBEN

Filed under: Abenteuer — Michael um 15:21

BOUNCER 12 - HEKATOMBENWo Gold auftaucht, verwirrt es den Verstand der Menschen nicht selten. Und viel Gold lässt ihn zuweilen wahnsinnig vor Gier werden. Das kleine Städtchen BARRO CITY wird nicht nur seit Wochen von schweren Regenfällen heimgesucht, in der örtlichen Bank wird auch ein riesiger Goldschatz aufbewahrt. Das lockt in dieser apokalyptischen Atmosphäre bald schon menschliche Asgeier an. Während der Regen den Friedhof auswäscht und die Särge aus dem lehmigen Boden spült und die Hauptstraße entlangtreibt, reitet eine Gruppe Uniformierter völlig durchnässt in den Ort. Was zunächst nach einer Hilfsmannschaft aussieht, entpuppt sich bald als eine Horde Ganoven. Der BOUNCER und seine Freunde geraten, kaum dass der Regen aufhört und die Hitze wieder Einzug hält, kurz darauf in höchste Gefahr.

Der Titel des 12. Bandes der Western-Reihe BOUNCER lautet: HEKATOMBEN. Ein Begriff, den ich auch erst einmal nachschlagen musste. Zitat (Wikipedia):

Im übertragenen Sinn spricht man in der Moderne auch bei einer erschütternd großen Zahl von Menschen, die einem Unglück, einem Massaker oder ähnlichem zum Opfer gefallen sind, von einer Hekatombe.

In der Antike entsprach die HEKATOMBE einem Opfer für die Götter. Anscheinend wurde die Anzahl und die Verschiedenheit der Opfer über die Jahrhunderte immer größer. Im übertragenen Sinne, wie oben angesprochen, jagt ALEJANDRO JODOROWSKY, Autor von BOUNCER, die Opferzahl im gleichen Städtchen BARRO CITY auch ziemlich in die Höhe. Hier von einem (oder mehreren) Massaker zu sprechen, ist ganz und gar nicht verkehrt. Der Blutzoll ist enorm. ALEJANDRO JODOROWSKY ist bekannt dafür, dass er sich in seinen Geschichten gerne kurios mythologisch anlehnt, um dem Ganzen so eine noch dramatischere Not zu verleihen. Die schwimmenden Särge gleich zu Beginn, wenn der Tod seinen angestammten Platz verlässt, sind ein gutes Beispiel.

In einem streng begrenzten Szenario tobt sich das Böse aus. In einem Städtchen, in dem jeder jeden und jede kennt, da ist es für Einheimische schwer, ein Querulant zu sein. Wenn also etwas geschieht, etwas Schlimmes, dann muss es von außerhalb hereingetragen worden sein. Der Leser weiß gleich zu Beginn, woher das Böse kommt, wann es angekommen ist. Und das ist gleichermaßen eine Fährte, die den Leser ein wenig aufs Glatteis führt. Denn er weiß eben doch nicht alles. Neue Personen auf dem Spielfeld versprechen neue Wendungen. Es wird gewalttätig, aber ebenso lässt ALEJANDRO JODOROWSKY Kriminalelemente einfließen, denn in der kurzen Zeit häufen sich die Verbrechen unterschiedlichster Art. Und so gibt es sogar eine Spurensuche und Ermittlung, wie sie im guten alten Krimi gang und gäbe ist. Ein gutes Gegengewicht zu ziemlich stark choreographierten Schießereien, wie sie in keinem Western fehlen dürfen.

Häufig ließ sich in Geschichten von ALEJANDRO JODOROWSKY beobachten, wie sehr er seine Hauptfiguren leiden lassen kann. Mit BOUNCER verhält es sich hier ähnlich. Wer gerne mit Sympathieträgern mitleidet, kann hier gar nicht anders. BOUNCER, ein Charakter, der immer bemüht ist, das Richtige zu tun, ereilt hier nicht nur ein trauriges Schicksal, er muss gleichzeitig mit großer Trauer umgehen. Das nichst daran ändert, dass ALEJANDRO JODOROWSKY die Geschichte wendungsreich angelegt hat, nicht übertrieben und nicht aus dem Hut gezaubert. Freunde der neuen realistischen Sorte von WESTERN ebenso wie jene, die der ITALO-VARIANTE anhängen, werden hier absolut fündig, auch ohne Vorkenntnisse der bisherigen Handlungen.

FRANCOIS BOUCQ ist nicht nur ein langjähriger Wegbegleiter von ALEJANDRO JODOROWSKY, er gehört mittlerweile auch zu den Comic-Künstler-Veteranen. Er gehört nicht ganz zu den alten Jahrgängen wie ein JEAN GIRAUD oder ein HERMANN HUPPEN, beides großartige Western-Zeichner, aber er zeichnet in ihrer Tradition weiter. Das sind handgemacht aus, mit deutlichem Tuschestrich und organischem Farbauftrag. Das ist ein Comic-Künstler, der auf tragisch-epische Szenarien angesetzt werden kann und aus den geschriebenen Vorlagen starke, echte Charaktere kreiert, die einem Leser ans Herz wachsen können.

Seine grafisch gestalteten Figuren passen sehr gut zum Western-Genre. Wer einmal Vergleiche anstellen möchte, sucht sich tatsächlich alte Fotografien jener Tage und wird schnell sehen, wie gut sich die Charaktere aus BOUNCER in diese schwarzweißen Rückblicke einreihen würden, ohne aufzufallen. Das zeigt nämlich gleichzeitig einen weiteren schönen Aspekt der Reihe: Authentizität. Keine Glorifizierung. Einfach ein genau gestalteter Blick auf eine Gegend im Nirgendwo, die versucht, sich einen zivilisierten Anstrich zu geben. Nebst Bank und Sheriff, nebst Bordell und Saloon, auch eine Feuerwehr und sogar hier in dieser kleinen Stadt ein Chinatown. Und ganz nebenbei rennen immer noch die Rinder durch die Straßen. Kurz: Eine stark eingefangene Western-Atmosphäre, absolut dicht, auf der ALEJANDRO JODOROWSKY seine Drama-Tragödie vorantreiben kann.

BOUNCER ist jetzt schon eine seit Jahrzehnten wachsende Western-Serie, die zu den Top-Reihen ihres Genres zählt. FRANCOIS BOUCQ hat als Comic-Zeichner auch andere Genres bedient (z.B. Thriller wie JANITOR), aber im WESTERN hat er als Künstler ein Zuhause gefunden. ALEJANDRO JODOROWSKY, ein Experte für tragische Figuren, gönnt seinem BOUNCER nur wenige gute Momente, lässt ihn leiden und sich wieder aufrappeln. Kein strahlender HELD, aber ein KÄMPFER und STEHAUFMÄNNCHEN. Und mit Fug und Recht behauptet: Spannend und dramatisch von der allerersten bis zur letzten Seite. Vorbildlich. TOP! 🙂

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Dienstag, 02. April 2024

SUPERMAN – ROT UND BLAU

Filed under: Superhelden — Michael um 9:57

SUPERMAN – ROT UND BLAUEs war einmal ein Superheld namens SUPERMAN, dessen Trikot-Farben vornehmlich aus ROT UND BLAU bestanden (sieht man von den gelben Farbtupfern im Logo und im Gürtel ab). Seit Jahrzehnten, einer gefühlten Ewigkeit ist der Held vom anderen Stern auf der Erde unterwegs, sehr oft im erfundenen METROPOLIS und tritt gegen unterschiedlichste Gegner an, allen voran natürlich LEX LUTHOR, das neidische Verbrechergenie. Aber das Universum von SUPERMAN ist freilich viel reichhaltiger, wie das Titelbild des vorliegenden Sonderbandes mit dem Titel ROT UND BLAU beweist. Allein die engste Heldenfamilie mit diversen SUPERTIEREN (KATZE, PFERD, besonders KRYPTO, der Hund vom anderen Stern), STEEL, nicht nur einem SUPERBOY, einem SUPERGIRL einem POWER GIRL. Selbstverständlich darf LOIS LANE nicht fehlen, die Varianten SUPERMAN ROT und SUPERMAN BLAU oder BIZARRO. Um nur ein paar zu nennen, die das Cover zieren.

Um was geht es hier eigentlich? GESCHICHTEN. Eine ziemliche Bandbreite von EPISODEN, die einen SUPERMAN teils so grundverschieden von seinen großen Abenteuern zeigen, wie es nur selten geschieht. Und das alles in einer Mixtur aus BLAUtönen, ROTtönen und Schwarzanteilen. Das ist ein farbliches EXPERIMENT, aus dem ein eindrückliches Bilderlebnis entsteht, so manchen Moment unterstützt, unterstreicht und in vielen Fällen die menschliche Seite des Kryptoniers, als SUPERMAN oder CLARK KENT, näherbringt.

Da setzt sich ein SUPERMAN mit seinen eigenen FOLTERERFAHRUNGEN auseinander oder löst einen RAUBÜBERFALL als CLARK KENT einfach, indem er mit dem Räuber spricht, von Mensch zu Mensch. Die Geschichten lassen kaum eine Altersstufe des STÄHLERNEN aus, noch beschränken sie sich rein auf die ERDE. Manchmal ist der Anlass einer Episode ziemlich schlicht. Bezeichnend hierfür ist ein Umzug. SUPERMAN und SUPERGIRL suchen ein neues Zuhause. Doch leider hat SUPERGIRLS KATZE keine Lust, sich zu diesem Zweck in eine Transportbox packen zu lassen. Kurz darauf fliegt eine Katze mit rotem Cape AMOK. Die Geschichte ist äußerst nostalgisch zu bewerten, ist doch kurz das merkwürdige SUPERMAN SPACESHIP (samt seiner Hände) zu sehen (damals auch als kurioses SPIELZEUG erhältlich).

NOSTALGIE finden nicht nur die Leser, sondern auch die Figuren selbst. Wenn SUPERMAN selber VATER wird und an JONATHAN KENT zurückdenkt, den er bei all seinen Kräften nicht retten konnte. Oder eine Story, in der MARTHA KENT im Mittelpunkt steht und sich gegenüber ihren Freundinnen (offenbar die KLATSCHBASEN von SMALLVILLE) positioniert und klarstellt, dass CLARK nicht adoptiert ist (wie Gerüchte behaupten). An anderer Stelle rettet SUPERMAN noch mal eben die Welt und schafft es dennoch noch rechtzeitig zum Essen mit seinen Freunden BRUCE WAYNE und DIANA PRINCE im Restaurant vor Ort zu sein.

Gleichzeitig schlagen die Stories den weiten Bogen von der Entstehung des kryptonischen Charakters bis in die Neuzeit, da der Mut SUPERMANS, seine Geheimidentität in der Öffentlichkeit zu verraten, einem Jugendlichen dazu inspiriert sich endlich vor der Familie und allen anderen zu outen. Neben solchen echten, ernsten Themen die WELTRAUMABENTEUER, den Kampf gegen feindliche MONSTER oder auch den Schabernackquatsch zwischen SUPIE und MR MXYZPTLK (der hier eine neue, frische FUNNYSEITE erfährt).

Grafisch ist für den Leser alles dabei. Klassisch, sehr fein, penibel oder auch rebellisch, krass, grob. Stilistisch, dass muss man unterschreiben, ist die Umsetzung stets der Geschichte angepasst. Wenn die GRAFIK eher PUNK ist, dann geht auch im Abenteuer der PUNK ab. Entsprechend verhält es sich, wenn es zum Beispiel menschelt. Dann ist auch die Stilistik ruhiger, klarer.

Ein toller Querschnitt über eine COMICFIGUR, die POPKULTURGESCHICHTE geschrieben hat und weiterhein schreibt. Es ist schön zu sehen, dass SUPERMAN nicht immer das EVENT oder ein wahnsinnig großes CROSSOVER braucht, um zu unterhalten. Nach BATMAN SCHWARZ WEISS oder im anderen Comic-Universum einem WOLVERINE SCHWARZ, WEISS UND BLUT erhält auch der STÄHLERNE seine über Farbkompositionen erzählten Geschichten. Sehr unterhaltsam, neu, nostalgisch, experimentell und versiert. Eine starke Nummer! 🙂

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Freitag, 01. März 2024

SCURRY 2 – DER ERTRÄNKTE WALD

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:35

SCURRY 2 – DER ERTRÄNKTE WALDDer FALKE dachte, er hätte seine Beute sicher. Aber RAUBVÖGEL sind nicht unbedingt die Könige der Lüfte. Diejenigen, die sich vor gar nichts fürchten, sind die RABEN. Und so greifen sie diesen Eindringling in ihren Luftraum gnadenlos an, versuchen ihm sogar die Beute zu stehlen. Der Angriff ist nur halb erfolgreich. PICT, die kleine weiße MÄUSIN, die sich ebenso halb sicher in einem Vogelhaus sicher vor dem Verspeisen durch den FALKEN wähnt, stürzt durch die Attacke in die Tiefe. Doch sie hat Glück im Unglück und findet einen neuen Freund…

Die Reise geht für den Leser an der Seite der beiden Mäuse WIX und PICT. MAC SMITH, Autor und Illustrator, eröffnet eine Welt, aus der sich die Menschen verabschiedet haben. Es ist ruhiger geworden. Kein Auto fährt mehr, kei Mensch lässt sich sehen, die Natur hat die Ruinen der Häuser zurückerobert. Aber darüber hinaus hat sich manches verändert. Die Natur scheint erschöpft, das Wetter agiert gegen das verbliebene Leben. Verschiedenste Tiere versuchen mit der Situation klar zu kommen. MÄUSE, RATTEN, KATZEN, BIBER, WÖLFE, ein ELCH, eine SCHLANGE, RABEN, FÜCHSE, FALKEN, SCHILDKRÖTEN, generell Tiere des Waldes. Tiere, die einst zum Leben der Menschen gehörten, sind verschwunden. Nahrung ist schwer zu finden, sichere Zufluchten sind selten.

MAC SMITH zeichnet eine düstere Welt. Aber das macht er in einer hochrealistischen Optik, die SCURRY zu etwas ganz Besonderem macht. Und im Fortsetzungsband, DER ERTRÄNKTE WALD, mit vielen Wendungen und Überraschungen aufwartet. Zwei MÄUSE, WIX und PICT, haben ihre Kolonie verlassen (mehr oder weniger freiwillig), die Richtung hierbei wurde, kann man sagen, ihnen aufgezwungen. Da die beiden getrennt wurden, entwickeln sich zwei völlig unterschiedliche Erzählstränge. Perfekt für MAC SMITH, um diese (seine) Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, jedoch in jedem Fall die Düsternis und die Verzweiflung, die dem Szenario innewohnt, zu vertiefen.

Und wie! Beiden Hauptcharakteren werden, sprichwörtlich, wahnsinnig viele Steine in den Weg gelegt. Die Welt ist grau, sie ist nass! Und wer klein ist, dessen Leben hängt sowieso dauernd am seidenen Faden. Es regiert der Wahnsinn, die Gier, die Brutalität. Selbst die ganz großen Tiere, jemand wie der ELCH ATLAS, müssen aufpassen, wollen sie in dieser Welt überleben. Denn eine Rotte WÖLFE kann auch für sie Todesgefahr bedeuten. MAC SMITH ist in jeder Sequenz meisterhaft darin, die höchstmögliche Intensität aus der jeweiligen Erzählung herauszuholen. Das geschieht zuallerst über die Bilder, die der in Sachen Illustration autodidaktische Künstler (ja, wirklich!) MAC SMITH so anlegt, als seien diese aus einem Animationsfilm entsprungen. Das Titelbild verrät es schon: Hier ist REALISMUS, sogar leichte Überzeichnung, Trumpf! MAC SMITH holt aus computergestützter Kolorierung so ziemlich alles raus, was geht!

In zweiter Linie muss der Leser natürlich mit den Figuren fiebern können. Das geschieht über eine gewisse Vermenschlichung, aber auch über die Anwendung mancher Fabelregeln, indem den Tieren bestimmte Eigenschaften zugestanden werden. Anleihen hierzu kann sich MAC SMITH außerdem bei klassischen Zeichentrickfilmen geholt haben. Wie zum Beispiel MRS BRISBY UND DAS GEHEIMNIS VON NIMH (1982). Drei Bilder seines ARTSTATION-Accounts verraten, dass er sich mit diesem Film auseinandergesetzt und sich vielleicht Inspirationen von dort geholt hat. Entsprechend dieses Vorbildes sind WIX und PICT absolute Sympathieträger. Mutig, loyal ihrem Partner (oder Partnerin) und ihrer Kolonie gegenüber. Findig, schlau und offensichtlich auch so manchen anderen Figuren in der Geschichte nicht unsympathisch (bis auf jene eigentlich, die sie nur zum Fressen gern haben).

Und damit der Leser, wir, so richtig Mitfiebern kann, erspart MAC SMITH den beiden Mäusen nichts. Die menschliche Zivilisation, in dieser Postapokalypse, ist längst untergegangen. Doch die kleineren Welten, die nicht so unabhängig von der großen Menschenwelt waren, wie sie angenommen haben mögen, drohen nun ebenfalls alles zu verlieren. In der MÄUSEKOLONIE wird der Hunger für einen Exodus verantwortlich sein. In einer Kolonie der BIBER ist es eher der Wahnsinn eines Herrschers, der alle am Fleck hält, obwohl die Versorgungslage kaum besser ist. Und wenn der Leser denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, setzt MAC SMITH noch eines drauf. Dann kommen sogar drei FÜCHSINNEN zu Wort, die sich ein WILLIAM SHAKESPEARE hätte einfallen lassen können und dem Ganzen noch einen mystischen Anstrich geben.

MAC SMITH ist in Sachen Comic-Kunst Autodidakt. Das mag man kaum glauben, betrachtet man die teils fotorealistischen Bilder. (Entwicklungsarbeiten zu SCURRY finden sich im Anhang sowie im Netz auf Accounts von MAC SMITH.) Jahrelange Arbeit war für SCURRY insgesamt nötig und wer die Seiten betrachtet, mag jede einzelne Arbeitsminute davon regelrecht spüren. Liebe an der eigenen Geschichte, Detailfreude, all das kommt hier zum Ausdruck. Das mittlere Abenteuer der SCURRY-Trilogie, aufgeteilt in vier Kapitel, DER ERTRÄNKTE WALD, vermag es auf jeder Seite den Leser in seinen Bann zu ziehen. In nervenzerrender ACTION ebenso wie in den ruhigeren Momenten. Einfach nur stark!!! 🙂

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Donnerstag, 22. Februar 2024

JUAN DER LANGE

Filed under: Abenteuer — Michael um 16:56

JUAN DER LANGEEin Schiff muss her! Doch woher nehmen, wenn man keines stehlen kann? Ein waghalsiger Plan führt die kleine Mannschaft erst auf eine halsbrecherische Diebestour und kurz darauf mit einer Kanone (!) auf einem Floß auf hohe See. JUAN DER LANGE hat seine Leute überredet, ihm zu vertrauen und Beute versprochen. Das verlangt viel von den Halunken (und der einzigen Frau in der Mannschaft, die letztlich auch ein Halunke ist). Am Ende blicken alle auf das Wasser hinaus, warten auf Ebbe und hoffen das Beste. Es wäre gut für JUAN DER LANGE, wenn sein Plan Früchte trüge, denn die PIRATEN werden langsam ungeduldig…

Es waren einmal: PIRATEN! Über die Jahrzehnte hinweg hatten sie ihre unterhaltenden Auftritte in Popkultur. So richtig weg waren sie nie, und sie tauchten auf sämtlichen Weltmeeren auf. Eine zentrale Umgebung, wo sie, hauptsächlich, in Literatur und Film besonders gern gesehen waren, ist die von hier aus betrachtet überseeische Karibik. Dieser Knotenpunkt auf dem Weg von Europa an die Goldküsten Südamerikas mit den Besitzungen der spanischen Krone ist der weitläufige Schauplatz von JUAN DER LANGE. Dieser junge Mann möchte ein Pirat sein. Er hat seiner kleinen Mannschaft einiges versprochen, doch bisher war keine Beute in Sicht. Obendrein fehlt ihnen zum Piratendasein das Wichtigste: Ein Schiff!

ANTONIO SEGURA, der Autor, lässt seine Charaktere sozusagen bei Null beginnen. Und es stellt sich gleich zu Beginn die Frage, wie gelangt man an ein Schiff, wenn man nicht gerade in einem Hafen eines stehlen kann? Man kauft es und das Geld dazu verdient man sich zuvor mit einem Husarenstreich. Und viel Schweiß und Anstrengung. Der Leser verfolgt diesen kuriosen Plan, der auf einen einzigen Treffer setzt. Und darüber hinaus auch keine Versuche zulässt. Das reicht, um Spannung aufzubauen. ANTONIO SEGURA lässt es darauf nicht beruhen, denn die versammelte Mannschaft um JUAN DER LANGE ist punktgenau und perfekt zusammengestellt.

Das Titelbild verrät schon einiges über die Truppe, aber insgesamt ist es in der Geschichte noch um ein Vielfaches differenzierter. Auffallend betagt ist METHUSALEM, ein altgedienter Pirat, einbeinig, einäugig, doch von seiner Erfahrung her für die Truppe absolut unverzichtbar. Es gibt den FRANZOSEN, zwei Haudraufs, von denen einer der Vater der HÜBSCHEN KLEINEN ist. Hier gibt es Konstellationen, die erinnern an einen gallischen Stamm, ebenso finden sich Anleihen (oder Verbeugungen) bei klassischen Kinoabenteuern, in denen sich berühmte Piratendarsteller einen Namen machten. Entsprechend geht es durchaus ernsthaft zu, aber auch humorvoll (öfters) und familienfreundlich (meistens). Den Schurken sieht man ihre Schurkenhaftigkeit sogleich an, erst recht den anderen Piratenkapitänen wie dem HOLLÄNDER, der bei Widerworten kurzen Prozess macht.

Aber die Halunken sehen gut aus dabei! Zu verdanken ist das dem Zeichner JOSÉ ORTIZ, der hier eine Parade von Schurken abliefert und solche Gesichter aufs Papier zaubert, wie es die goldene Ära der Piratenfilme (als die Welt meistens schwarzweiß war) dem Zuschauer darbrachte. Die Comiczeichner aus Spanien brachten einen frischen realistischen Grafikstil in das Medium ein. JOSÉ ORTIZ, hierzulande mindestens noch mit HOMBRE bekannt, könnte technisch mit JORDI BERNET (TORPEDO) verglichen werden. Beiden ist zueigen, dass sie neben dem Realismus auch eine Spur Karikatur einfließen lassen. Die Figur des METHUSALEM ist ein sehr gutes Beispiel hierfür. Nicht zu echt, aber auch nicht zu abgedreht illustriert, um nicht in der Realität existieren zu können.

Kapitelweise, jeweils schön abgeschlossen, ohne den Gesamtfluss der Geschichte stark aufzuhalten, erzählt ANTONIO SEGURA vom Leben der PIRATEN und das beinhaltet natürlich eine gehörige Portion ACTION. Zu WASSER selbstverständlich, aber eben auch zu LANDE. Da gibt es die Kämpfe gegen ihresgleichen, auf dem SCHIFF. Da müssen Stürme bestanden und Wege durch Sumpfgebiet beschritten werden. Da droht eine Begegnung mit vermeintlichen Kannibalen unschön auszugehen. Da gibt es in einer Situation höchster Not noch Zeit für eine Spur ROMANTIK (die braucht ein PIRAT auch). Und ein Kollege von ROBINSON CRUSOE sorgt für Einlagen, die für besondere Abwechslung im PIRATENLLEBEN sorgen. Daneben aber, zum Beispiel in einem Kapitel das den Sklavenhandel thematisiert, wird auch es auch mal bitterernst.

Das alles ist von JOSÉ ORTIZ mit außerordentlich leichter Hand gezeichnet. Er führt den Leser nah an die Auseinandersetzungen, auf die Decks der Schiffe, die Strände, die Hafenstädte und die Spelunken sowie in die Dschungel. Das ist sehr lebendig, wie vor Ort skizziert und mit Tusche meisterhaft leicht hingeworfen. Kein Wunder, denn JOSÉ ORTIZ war auch ein Perfektionist darin, wenn es darum reine Schwarzweißzeichnungen abzuliefern. Hier muss er sich zugunsten der Kolorierung nur etwas zurücknehmen. Nicht ein Strich zu viel, keiner zu wenig und obwohl JUAN DER LANGE erstmals vor über 30 Jahren erschien, ist der grafische Stil immer noch modern.

PIRATEN kommen heutzutage viel zu kurz, da kommt die klassisch erzählte Geschichte um JUAN DER LANGE von ANTONIO SEGURA (Autor) und JOSÉ ORTIZ (Zeichner) gerade recht mit einer Neuauflage. Das Vermächtnis der beiden Comic-Künstler kann solche Comic-Leser, die sich für PIRATEN und HISTORISCHE SZENARIEN begeistern, ganz bestimmt einfangen. Jung, frisch und in einer Erzählweise, die gerade der heutigen Zeit sehr angepasst scheint. Klasse! 🙂

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Freitag, 16. Februar 2024

URBAN – BAND 5 – SCHIZO ROBOT

Filed under: SciFi — Michael um 10:54

URBAN - BAND 5 - SCHIZO ROBOTDas Drama hat in MYJOY seinen Lauf genommen. Obwohl es gerade dort kein Drama geben sollte. Denn MYJOY ist der größte Ferienpark aller Zeiten, wo jeder Mensch, der es sich leisten kann, sich zwei Wochen lang seinen Vergnügungen hingeben kann. Aber hinter den Kulissen von MYJOY gärt es. Schon seit längerem entgleisen die Strukturen, gibt es immer mehr Menschen, die über die Stränge geschlagen haben, sich überschuldeten und nun auf den Straßen von MYJOY leben. Jeden Tag sind solche Leute auf der Flucht, weil das computerisierte System es jedem Individuum nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt gestattet, seine Schlafstätte zu nutzen. Wer danach noch vor Ort ist, verliert sein Leben. Darüber hinaus, für alle sichtbar, hat der Kopf von MYJOY, sein Erfinder SPRINGY FOOL, nicht nur die Kontrolle über sich selbst, sondern auch über den Park verloren. Eine unaufhaltbare Abwärtsspirale setzt ein …

LUC BRUNSCHWIG, Autor, und ROBERTO RICCI, (Zeichnungen und Farben) setzen SPRINGY FOOL, der im Gewand des HASEN aus ALICE IM WUNDERLAND auftritt und völlig verantwortungslos ist, einen jungen enthusiastischen Mann, BUZZ, gegenüber, der in MYJOY als Sicherheitsbeamter (oder vielleicht besser als Parkpolizist) arbeitet. Inspiriert von einer alten Zeichentrickserie, in der ein Indianer namens LAUGHING RACOON durch die Zeit reist und unbestrafte Verbrecher richtet, hat sich BUZZ von seinem elterlichen Bauernhof verabschiedet und will ein gänzlich anderes Leben führen. Diese völlig gegensätzlichen Charaktere prallen in URBAN aufeinander. Es entspinnt sich ein, über die gesamte Länge andauerndes, SCIENCE FICTION DRAMA der besten Art.

Im vorliegenden 5. BAND, mit dem Untertitel SCHIZO ROBOT, werden viele über die Reihe URBAN hinweg ausgeworfene Fäden zusammengeführt. Glücklich werden hierbei die wenigsten Charaktere. Tote, Verletzte, seelisch gebrochene Gestalten bleiben in den Fährten von BUZZ und SPRINGY FOOL zurück. Das ist von LUC BRUNSCHWIG meisterhaft geschrieben und mit großer Weitsicht über einen sehr gestreckten Handlungsbogen. So manches klärt sich erst zum Schluss. Den einen oder anderen AHA-Moment gibt es ebenfalls, wenn sich die letzten Knoten entwirren. Bezeichnend ist eine tolle Charaktertiefe, selbst bei solchen, die realtiv kurz eingeführt werden. Bedeutet im Klartext: Selbst wenn der Leser glaubt, eine Figur könnte wichtigere Bedeutung in der Handlung erlangen, kann er ziemlich falsch liegen. Hier kann jeder Charakter über die Klinge springen.

ROBERTO RICCI arbeitet mit einem starken Mix aus organischen Zeichnungen und Computerkolorierung. Neben der bereits bekannten Zeichentechnik darf sich der Leser aber auch noch auf eine Abwandlung freuen. Die von BUZZ so geliebte Zeichentrickserie seiner Kindheit wird in einem Rückblick vorgestellt. Genauer gesagt wird sie gepitcht. Das Serienkonzept, der Handlungsablauf, die Hauptfigur LAUGHING RACOON. Die gezeigten Ereignisse sind anfangs nah an der amerikanischen Historie, bevor die Geschichte in Richtung SCIENCE FICTION schwenkt. Der Zeichenstil ist von ROBERTO RICCI so gewählt, dass er durchaus in einer modernen Zeichentrickserie Verwendung finden könnte (das sieht richtig gut aus!). Es wäre schön, wenn ROBERTO RICCI diesen Stil irgendwann einmal wieder aufgreifen würde (vielleicht für ein SPIN-OFF mit LAUGHING RACOON).

Das ist ein SCIENCE FICTION DRAMA. Natürlich gibt es Übertreibungen, aber nicht hin zur Komik. LUC BRUNSCHWIG und ROBERTO RICCI nehmen die Geschichte und ihre Charaktere sehr ernst. Neben Spannung, Tiefe gibt es auch Platz für Mitleid. Und das nicht zu knapp. Eine toll erdachte Dystopie, stark und durchdacht erzählt, bestens illustriert. Für SCIFI-FANS absolut empfehlenswert! 🙂

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