Donnerstag, 23. Februar 2017
Adam Warlock ist ein Held ohne Erinnerung. Gerade erst neu geboren, gestrandet im Weltall, ohne zu wissen, wo er sich befindet und wann er wieder bei den Lebenden aufgetaucht ist. Das ist für ein Wesen seiner Machtfülle auch nicht so schlimm, denn Adam Warlock denkt und schon befindet er sich am Ort seiner Gedanken. Wenn die Gedanken allerdings gerade nicht so recht steuerbar sind und scheinbar Irrwege gehen, wird es selbst für einen Titanen wie Adam Warlock ein schwierige Angelegenheit hinter die Lösung des Rätsels zu blicken.
Autor Jim Starlin ist ein echter Veteran in Sachen Comics. Er hat die beiden großen Comic-Verlage kennengelernt und zum Beispiel in der Welt von BATMAN Spuren hinterlassen (mit der Geschichte um den Tod eines ROBIN). Für MARVEL arbeitete er am SILVER SURFER und die Handlung um ADAM WARLOCK ist am ehesten mit der Atmosphäre um den Surfer vergleichbar, der oft ein wenig verloren in seinem Umfeld wirkt. Immer auf der Suche nach einer neuen Familie im Universum, einer Bestimmung und dennoch dazu verdammt, allein seinen Weg zu beschreiten. ADAM WARLOCK könnte in THANOS – DIE INFINITY-EINHEIT kaum verlorener sein als der silberne Weltraumvagabund.
ADAM WARLOCK ist nur deutlich mächtiger als der Surfer. In seinem Zustand hat das Auswirkungen. Ein Kleinkind könnte nicht tapsiger sein. Sein Zusammentreffen mit zahlreichen bekannten Gesichtern, auch solchen, die ansonsten lieber im Hintergrund agieren, wird zu einer Nagelprobe für das gesamte Universum. Das Titelbild gibt bereits Aufschluss über das erste Zusammentreffen von ADAM WARLOCK mit ein paar sehr bekannten Helden, damals mehrheitlich RÄCHER genannt, heute modern nur noch AVENGERS gerufen.
JIM STARLIN erzählt von diesem Zusammentreffen mit einer herrlich naiven Nostalgie. Damals, zur Zeit der Entstehung vieler MARVEL-Figuren, waren die Konstellationen einfacher. Aber sie waren mitunter nicht weniger speziell. Besagter SILFER SURFER oder auch die Welt von THOR spielten mit leicht vergeistigten, philosophischen Szenarien. Da die Geschichte in einer Reihe rund um die Geschehnisse rund um THANOS handelt, ist DIE INFINITY-EINHEIT vor allem für jene gedacht, die diesem Strang folgen und zum engeren Kreis der MARVEL-Enthusiasten gehören. Denn wer hier einfach eine Superheldenkeilerei erwartet, der wird enttäuscht werden. Wer allerdings die mystischen und rätselhaften Ausflüge der FANTASTIC FOUR mit Begeisterung verfolgt hat, dem wird diese Geschichte gefallen.
ALAN DAVIS, der grafisch in den Fußstapfen eines JOHN BUSCEMA wandelt, zu den großen MARVEL-Illustratoren gehört, hat sich nun ADAM WARLOCK angenommen und stellt ihm einen altbekannten Feind des MARVEL-Universums gegenüber, der wiederum, wie kann es anders sein, anfangs aus dem Verborgenen agiert. Ganzseitige Bildcollagen, Doppelseiter, mystische Ansichten, hinreißende Space-Action, gruselige Charaktere werden von ALAN DAVIS mit Bravour in Szene gesetzt.
Aber wir sind im Weltall und deshalb braucht es zu passenden Atmosphäre noch einen ganz besonderen Kick. MARK FARMER tuscht die Bilder von ALAN DAVIS mit der nötigen Präzision, doch was die Bilder hier vor dem Auge explodieren lässt, ist die tolle Kolorierung von JORDAN BOYD und WIL QUINTANA. Beleg dafür ist ADAM WARLOCKs Erleben des Urknalls und des Zusammentreffens von ihm mit den Omnipotenzen, den allmächtigen Kreaturen, von das MARVEL-Universum einige zu bieten hat. Durch die Farbgebung erhalten die vernichteten Welten, irrwitzige Kreaturen, zersplitterten Planeten den letzten Schliff für ein Comic-Kleinod.
Für MARVEL-Hardcorefans, hier geht es ans Eingemachte, tief in die marvelsche Mystik und den Ideereichtum eines JIM STARLIN rund um die mythologische Übermacht eines THANOS und dem Chaos, das seiner Allmacht und Zerstörungswut folgt. Wunderbar illustriert von ALAN DAVIS und einem Top-Grafikteam. 🙂
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Dienstag, 21. Februar 2017
Magie und Zauberei sollten Superhelden generell solchen überlassen, die sich damit auskennen. Und bei rechter Sicht auf die Dinge gibt es nur einen, der sich wirklich damit auskennt und das ist Dr. Strange. Hank McCoy alias Beast ist ein wissenschaftliches Genie, will sich aber keiner Möglichkeit zur Lösung eines Problems verschließen. Doch als blutiger Laie bittet er den Doktor um Hilfe. Leider überlässt der Magier ihm ein Artefakt, das noch für sehr viel Ärger sorgen wird …
Zeitreisen. Nicht zum ersten Mal, nicht zum letzten Mal sind X-Men in den Jahrhunderten, Jahrzehnten unterwegs. Diesmal geht die Reise in das alte Ägypten, in jene Tage, als Apokalypse noch ein kleiner Junge war, der von den Gewalttätigkeiten nichts wissen wollte und eigentlich nur davon träumte, den Grausamkeiten zu entkommen. DENNIS HOPELESS legt gerade in die zweite Hälfte der Geschichte besonders viel Gefühl. Fünf US-Hefte umfasst der vorliegende Sammelband und konzentriert sich im Kern auf das ungewöhnliche Zusammentreffen von KID APOCALYPSE, der Klon des Originals, und die junge Ausgabe von APOCALYPSE selbst.
Der Kämpfer ist in der später fast übermächtigen Kreatur bereits vorhanden. Aber eine Erziehung, die über Leichen geht, hat das Kind ebenso früh müde gemacht und die Seele zermürbt. Während sich Zeichner PACO DIAZ mit den Passagen beschäftigt, die sich rund um den gemeinsamen Einsatz von BEAST und DR. STRANGE drehen, ist MARK BAGLEY derjenige, der sozusagen die Einleitung gestaltet und den Leser nach der Überleitung durch PACO DIAZ ins alte Ägypten transportiert. Beide Comic-Künstler kommen sich technisch nahe, Unterschiede gibt es dennoch, so dass sie gut auseinander zu halten sind.
PACO DIAZ hat einen feineren Strich, grazil, zerbrechlich, penibel genau wie eine Bauzeichnung. Er begleitet mit seinen Bildern, das Aufeinandertreffen von realer Welt und des Jenseitigen, wo die Geister hausen, die ein DR. STRANGE sehen kann. Für diese Vielschichtigkeit, die sich in einer Mixtur von schwarzweißen und farbigen Bildanteilen äußert, ist er mit seiner Technik der richtige Mann. An machen Stellen gibt es sogar weitere bunte Überlagerungen. Es besitzt stellenweise den Charme von MARVEL-Animationen und einen spannende Tiefe, wenn sich Kreaturen einmischen, die der Fantasie eines H. P. LOVECRAFT entsprungen sein könnten.
MARK BAGLEY, MARVELS Zeichner, der schon mit dem ULTIMATE SPIDER-MAN und den FANTASTIC FOUR begeisterte, ist zu einem meiner Lieblingszeichner des MARVEL-Universums geworden. Hier ist ein kräftiger Strich zu finden, wie ihn Comic-Kollegen wie ALAN DAVIS pflegen, oder Vorgänger wie JOHN BUSCEMA lange vorher für MARVEL entwarfen. Das ist einerseits künstlerisch modern, andererseits aber auch traditionalistisch geprägt, alte Schule im besten Sinne. Es ist kein Wunder, dass MARVEL Künstlern wie ihm einige der wichtigen Comic-Serien anvertrauen.
In der zweiten Hälfte von DIE NEUEN X-MEN 2, DIE APOCALYPSE-KRIEGE, offenbart sich eine weitere Stärke von MARK BAGLEY. Die Mixtur aus Technik, Antike, Schwertkämpfen, Magie und historischen Gewändern beflügelt den Künstler zu grafischen Meisterleistungen. Es wäre wünschenswert, wenn MARVEL BAGLEY die Gelegenheit gäbe, noch einmal mit einem solchen Szenario arbeiten zu können.
Tolle Fortsetzung, mit einem präzise erzählten und gezeigten Fokus auf der jungen APOCALYPSE-Variante. Fans von MARK BAGLEY kommen voll auf ihre Kosten, Fans der X-MEN lernen eine klasse Facette dieses Teils des MARVEL-Universums kennen. 🙂
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Dienstag, 20. Dezember 2016
Flash Thompson hat als Agent VENOM eine weite Reise hinter sich gebracht. Er kämpfte an der Seite der GUARDIANS OF THE GALAXY, doch nun ist er allein. Flash hat Geschmack an seiner Funktion als kosmischer Ritter und eilt nun von Krise zu Krise zu Krise … Inzwischen ist klar, dass es sich bei dem Symbionten, den er mit sich trägt, um einen Klyntar handelt, ein außerirdisches Lebewesen. Und ganz entgegen den Erfahrungen, die SPIDER-MAN immer wieder mit VENOM gemacht hat, hat sich der Symbiont nun erholt, hat alle seine Sinne beisammen und ist eine effiziente Verbindung mit dem ehemaligen Soldaten Thompson eingegangen.
Ein Superheld, dem unterhalb der Knie die Beine amputiert wurden und dank eines Symbionten zu einem Retter im Kosmos geworden ist. Nicht zum ersten Mal bereist ein MARVEL-Held die Weiten des Alls. Die erwähnten GUARDIANS, NOVA natürlich, aber auch die AVENGERS haben sich im Weltraum herumgetrieben. Mit VENOM: SPACE KNIGHT wandelt der Mensch unter dem Symbionten, Flash Thompson, ein wenig auf den Spuren einer Green Lantern, denn ein Agent des Kosmos ist nicht völlig auf sich allein gestellt.
Autor Robbie Thompson (bestimmt nicht verwandt oder verschwägert mit Flash) spielt mit den Fähigkeiten des Symbionten und zieht aus der Kulisse ähnliche Register wie es die Macher von STORM taten, allerdings darf außerdem nicht PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS vergessen werden. Flash Thompson erhält den Roboter 803 als Reisebegleiter, dessen einziger Wunsch es bis zu diesem Zeitpunkt ist, zerstört zu werden. Hier finden sich kleine Parallelen zum deprimierten Marvin aus dem Anhalter. Hier spielt einer gekonnt mit dem sehr weiten Genre. Autor Robbie Thompson kennt sich auf der kurios gruseligen Seite der Fantasie weidlich aus, schließlich gehört er nicht umsonst seit Staffel 7 zum Autorenteam von SUPERNATURAL.
Wer Spaß an Star Wars hat, national betrachtet an Perry Rhodan, oder an Werken von Comic-Künstler Don Lawrence, etwa Storm oder Trigan, der wird die Arbeit von Ariel Olivetti lieben. Olivetti zeichnet keine Comics, der Argentinier malt sie. Jedes Bild besitzt Posterqualität. Hierzulande konnte er mit dem Crossover Superman / Batman / Predator / Aliens eine optisch faszinierende Graphic Novel vorstellen. Ariel Olivetti nimmt sich gerne möglichst viel Raum für seine Bilder und Robbie Thompson legt die Geschichte so an, dass der Argentinier auch die Gelegenheit dazu erhält.
Einige ganzseitige Bilder gönnt sich Ariel Olivetti. Darüber hinaus arrangiert er die Einzelbilder einer Seite gerne so, dass ein toller cineastischer Eindruck entsteht. Die Grafiken verströmen nicht nur modernes Flair. Durch das Design der Figuren schleicht sich auch das wunderbare Flair früherer SciFi-Jahre ein. Hier könnte ganz im Stil der 1930er oder 1940er Jahre gleich ein anderer Flash, nämlich Flash Gordon um die Ecke kommen. Schöne Einfälle werden hier gekonnt umgesetzt. Anklänge an irdische Mythologie finden sich hier ebenso wie Vermischungen verschiedener, teils putziger Erdentiere, die ein spaßiges wie groteskes Auftreten haben.
Ein grafischer Knaller! Comic-Künstler Ariel Olivetti ist längst kein Geheimtipp mehr, dennoch sei dieses Weltraumabenteuer jedem ans Herz gelegt, der es bunt, einfallsreich, modern und nostalgisch zugleich mag und dazu noch mit 150prozentiger Perfektion illustriert. Klasse! 🙂
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Mittwoch, 14. Dezember 2016
Angriff auf BATMAN! Das kennt der Dunkle Ritter. Er hat wahrhaftig gelernt, damit umzugehen. Aber diese neue Sorte macht ihm schwer zu schaffen. Sie erfolgte heimtückisch und überaus geschickt aus dem Hinterhalt und gleich an zwei Fronten. BATMAN findet schnell einen ersten Hinweis, doch von der Lösung des Falls, in dessen Mittelpunkt er selbst steht, ist er weit entfernt. Sogar wortwörtlich, denn er ist gezwungen, Gotham City zu verlassen und sein Jagdgebiet auf EUROPA auszuweiten. Seine erste Station lautet BERLIN.
BERLIN, PRAG, PARIS und ROM. Große Städte, große Namen. Hier fallen die beiden ewigen Gegenspieler, BATMAN und JOKER, ein. Weil beide von derselben Krankheit befallen sind, agieren sie gemeinsam. Eine sehr unglückliche Mischung, die dauerhaft von Misstrauen geprägt ist. Autor Brian Azzarello und Kollege Matteo Casali schmieden hier ein Paar zusammen, das nur unter Zwang gemeinsam handeln kann. Und selbst dann befindet sich BATMAN im Zweifel, oder der irre Clown an seiner Seite nicht doch plötzlich seine Aggressionen gegen den Dunklen Ritter richtet.
BATMAN EUROPA bietet einerseits ein gewohntes Bild der beiden Erzfeinde, andererseits ist die Präsentation dunkler, (alp)traumhafter und viel, viel bedrohlicher als gewohnt. Selbst der bei DC-Fans allseits bekannte Jim Lee, der mit seinen Arbeiten zu BATMAN und SUPERMAN viel Aufmerksamkeit erregte, reiht sich stilistisch in die surreale Atmosphäre dieser Reise nach EUROPA ein. Denn optisch wird an allen Ecken nach einer Veränderung gesucht. Hier findet sich eine aquarellartige Kolorierung. Ebenso sind, höchstwahrscheinlich computerisiert, Buntstifte und Kreide und Ölfarbe zum Einsatz gekommen.
Die grafische Krönung ist die Ausreizung optischer Eindrücke, wenn in der PARISER Episode versucht wird, einen scheinbaren 3D-Effekt zu erzielen, mit künstlerischer Fotoverfremdung inklusive. Man stelle sich gedruckte 3D-Vorlagen für die gute alte 3D-Brille vor, diese teilweise etwas verschwommen, an anderen Stellen übersch?rft. Hinzu kommt ein künstlerischer Eindruck, etwa, wenn Werke eines H. R. Giger im Vollrausch konsumiert würden. Seltsamerweise passt die Optik zur wahnsinnigen Handlung, auch hier mit einem wahnsinnigen JOKER inklusive.
Wahn mit Methode. BATMAN und JOKER sind schwer krank. Die Optik versucht gerade diesen Aspekt, die immer schwächer werdenden Helden auf ihre Art auszudrücken. Das funktioniert oft, ist aber im Ausdruck (Vorsicht Wortspiel) manchmal zu erdrückend. Faszinierend anzuschauen, gar keine Frage, nur passt es, sobald es zu krass wird, nicht mehr so ganz zu einem BATMAN-Abenteuer.
Zu ungewöhnlich für den BATMAN-Otto-Normalleser. Wer sich mit den üblichen Events innerhalb der Comic-Universen anfreunden kann, dem normal agierenden BATMAN folgt, wird mit diesem Experiment nicht ganz so viel anfangen können. Wer sehen möchte, wie sich ein Superheld einmal anders ausprobiert und durchaus neues Potential entdeckt, sollte einen Blick riskieren. 🙂
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Sonntag, 11. Dezember 2016
Es waren einmal Spider-Men … Nach dem Zusammenbruch des ultimativen Universums hat sich ein Spider-Man in die andere Welt retten können. Und nun gibt es neben Peter Parker auch noch Miles Morales. Miles ist schwarz, so jung wie Peter einst war, als ihn die radioaktive Spinne gebissen hat und geht auch noch zur Schule. Sein Kostüm ist hauptsächlich schwarz, wirkt wie eine positivere Venom-Variante und tatsächlich hat er mit seinem Venom Blast eine Fähigkeit, die der alte Spider-Man nicht besitzt. In Sachen Feinde jedoch können sich beide die Hand reichen, denn es sind die dieselben Halunken, die es auf die Spinnenmänner abgesehen haben.
MILES MORALES ist als SPIDER-MAN ein ähnliches Reboot, wie es die Figur demnächst auf der Kinoleinwand erlebt. Auch die Konstellation ist ähnlich. Dieses Zurück-zu-den-Wurzeln wird hier sehr gut in die Gegenwart umgesetzt, da Peter Parker im normalen MARVEL-Universum gestattet wurde, sich ordentlich zu entwickeln, auch mal eine Spur zu altern und längst aus den Teenager-Problemen herausgewachsen ist. Brian Michael Bendis, der damals auch den ersten ULTIMATIVEN SPIDER-MAN geschrieben hat, nimmt sich ebenfalls der neuen Version an.
Was ist anders? Nun, erst einmal wurde dieser SPIDER-MAN nicht im normalen MARVEL-Universum geboren. Jetzt ist er hier, einiges hat sich für ihn verändert, teils zum Besseren, doch die Eingewöhnung fällt verdammt schwer. Natürlich ist die Umwelt neugierig auf den neuen SPIDER-MAN. Das macht dem Jungen, der sein Geheimnis mit nur ganz wenigen Eingeweihten teilt, schon Probleme. Schwierig wird es, als sich eine ganz besondere Person in sein Leben einmischt, nämlich seine Oma. Miles Morales besitzt nicht jenen Humor, mit dem Peter Parker so oft punkten konnte, deshalb muss Brian Michael Bendis sich ein paar andere Möglichkeiten ausdenken, um die Szenerie aufzulockern. Mit der Oma ist ihm das gelungen.
Grafisch: WOW! Sara Pichelli versteht sich aufs Zeichnen! Sie gehört zu jener Künstlerriege, die dem Superrealismus verpflichtet scheinen. Jim Lee oder Bryan Hitch spielen auch in dieser Liga. Zur Abgrenzung jener Künstler, die ziemlich harte Kerle zu Papier bringen, tendiert Pichellis Stilrichtung ein wenig gen Frank Cho, der seinen Figuren eine Spur Humor anzeichnet. Das passt erst recht bei Figuren wie besagter Oma oder Spideys bestem Freund Ganke.
Auftritt: SPIDER-MAN. Der Einstieg der Geschichte findet sich just in dem Moment, als der Kampf eigentlich schon vorbei ist. Die Avengers liegen geschlagen am Boden und der junge SPIDER-MAN steht allein einem annähernd drei Meter großen Dämonen namens Blackheart gegenüber. Der Sohn von Mephisto hätte auch der Comic-Reihe Der Schwur des Ambers entsprungen sein können. Die optische Wirkung ist blanker Clive-Barker-Horror. Das ist ein gelungenes Wechselspiel zu den später auftretenden klassischen Schurken, die SPIDER-MAN das Leben schwer machen. Sara Pichellis Bilder erhalten durch den Top-Koloristen Justin Ponsor eine filmische Tiefe.
Was für ein Einstand im altehrwürdigen MARVEL-Universum! Eine klasse Gelegenheit für jugendliche Einsteiger zum Erkunden an der Seite einer Figur, für die ebenfalls vieles neu ist. Ein grafisches Sahnestück ist es sowieso. Klasse Start! 🙂
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Montag, 05. Dezember 2016
Eigentlich sollte Batman sich zurücklehnen und beobachten, wie jemand seine langjährigen Gegner aus dem Weg räumt. Er hat sie oft genug gejagt und bekämpft und zurück nach Arkham Asylum gebracht. Aber er wäre nicht der Dunkle Ritter mit dem besonderen Ehrenkodex, ließe er sich von einem minderen Gefühl leiten. Und so macht sich Batman auf die Suche nach dem Killer, der seine schlimmsten Feinde töten will. Dabei macht er absonderliche Erfahrungen mit dem Riddler ebenso wie mit Two-Face. Andere Feinde, da gibt sich Gotham, die Gangsterstadt, wenigstens solide, bleiben sich treu und wollen Batman schaden, wo und wie sie nur können. Eine Geheimgesellschaft mischt hier an vorderster Front mit, doch der Dunkle Ritter hat eine neue Methode zur Infiltration gefunden und ist ihnen haarscharf auf den Fersen.
In zwei groß angelegten Handlungssträngen erwachen die BATMAN ADVENTURES zu neuem Leben. DIE GESELLSCHAFT DER SCHATTEN und DIE FALSE FACE SOCIETY verlangen dem Mitternachtsdetektiv alles ab. Auf rund 250 Seiten widmet sich der vorliegende Band den beiden erfolgreichsten DC-Zeichentrickserien der 90er des 20. Jahrhunderts. BATMAN sowie BATMAN UND ROBIN waren in jener Zeit wegweisend und nutzten den Erfolg der beiden Verfilmungen mit Michael Keaton als Startschuss. Gleichzeitig schob der Erfolg der beiden Serien um BATMAN auch eine Zeichentrickserie von SUERMAN ähnlicher Machart an.
Die hier gezeigten Grafiken greifen das Ambiente der Serien auf, eine gelungene Verbindung eines düster kantigen Fledermaushelden, etwas Film Noir und die Leichtigkeit eines makabren Humors, der besonders von Joker und Harley Quinn getragen wird. Pupsie, wie der Joker von Harley auch liebevoll genannt wird, ist zeitweilig wegen einer Gehirnwäsche aus Arkham nicht ganz bei sich und benötigt erst einmal Starthilfe, um wieder ganz der Alte zu werden. Der Comic schafft es, die inhaltliche Düsternis der Zeichentrickvorlage einzufangen, ist aber bei weitem optisch nicht so dunkel wie die Bildschirmfassung. Hier musste die Comic-Umsetzung Abstriche machen.
Darüber hinaus aber haben die Autoren Ty Templeton und Dan Slott ihre Hausaufgaben gemacht. Beide sind fest im Comic-Business und in verschiedenen Comic-Universen verwurzelt. Mit BATMAN haben beide einschlägige Erfahrungen gemacht. Das Projekt BATMAN ADVENTURES ist für Templeton und Slott wie ein Heimspiel. Die feinen Zeichnungen von , aber auch Ty Templeton (ja, ist hier in Doppelfunktion unterwegs) greifen einerseits die Leichtigkeit des Originals auf, andererseits bleiben sie natürlich hinter der in den letzten Jahren erwachsenen Ernsthaftigkeit sonstiger BATMAN-Abenteuer zurück. Mord und Totschlag ist hier ein Thema, aber eher eines, das wie in der legendären Serie aus den 60er Jahren daherkommt.
Schurken wie den Joker oder Two-Face sieht der Leser, mittlerweile auch der Kinogänger häufiger. Die Geschichte über die FALSE FACE SOCIETY fügt einige seltenere Gäste hinzu. Neben einem freilich seit SUICIDE SQUAD bekannteren Deadshot finden sich das PHANTOM, FIREFLY oder der BRONZE TIGER, Figuren also, die eine sehr populäre Phase hatten, aber länger nicht mehr im großen Stil zum Einsatz kamen. Diverse redaktionelle Vorstellungen mancher Figuren runden etwaige Wissenslücken von Stammlesern ab. Neueinsteiger finden sich ebenso zurecht. Denn dank der Erzählweise eignen sich die ADVENTURES gut für jugendliche Comic-Einsteiger.
Mission erfüllt. Schwungvolle Fortführung des Zeichentrickklassikers aus den letzten 90er Jahren, auf den Strich genau gezeichnet und mit dem Geist der damaligen Serie erzählt. Für BATMAN-Neueinsteiger ebenso wie für gestandene Fans. 🙂
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Sonntag, 11. September 2016
Cyclops ist tot. Mutanten und Menschen hatten enorme Schwierigkeiten. Einfach formuliert. Anders gesagt, die Differenzen zwischen denjenigen, die spezielle Kräfte und besondere äußere Merkmal hatten, und solchen, die nur als normaler Homo sapiens über den Erdball wanderten, waren wieder einmal ausgartet. Die Welt, in der die X-Men groß geworden sind, existiert nicht mehr. Sie existiert nicht mehr für jene, die mit ihr alt geworden sind, noch für jene, die von Hank McCoy aus der Vergangenheit geholt wurden, um die Zukunft zu richten. Denn zurück können die jungen Versionen der X-Men nicht. Gerade einer hadert mit dieser nun furchtbaren Gegenwart: Der junge Cyclops. Was wird passieren? Wir er einst genauso zu einer Gefahr für die Menschheit werden wie sein älteres Ich?
EINE NEUE CHANCE lautet der Titel des Auftakts eines neuen Verbunds von X-Men, in der sich jüngere und ganz alte X-Men-Fans wiederfinden dürfen. Das Team ist sehr jung geraten und besitzt den frühen Charme, als Professor X selbst die Gruppe X gründete und sie in diesen schwarzgelben Uniformen unterwegs waren, von denen sich sogar die Kinogänger in ERSTE ENTSCHEIDUNG überzeugen konnten. Das neue Team hat Altbekanntes, auch in neuer Verpackung dabei und es besteht gleichzeitig in dieser fremden Umgebung, in der die Geschichte stark von den jüngsten Ereignissen beeinflusst worden ist.
Man sollte es nicht direkt einen Fan-Club nennen, aber der alte Cyclops war für so manchen Mutanten eine Inspiration. Die Ghosts of Cyclops geraten ausgerechnet mit dem jungen Cyclops aneinander. Und der hat die neuen X-Men gleich auf seiner Fährte. WOLVERINE ist nun eine Sie, den Fans schon seit längerem bekannt als X-23. ANGEL und BEAST haben sich äußerlich verändert, ICEMAN bleibt dem Leser in gewohnter Form und mit gewohnter Jugendlichkeit erhalten. Ein KID APOCALYPSE ist, kannte man bisher nur die erwachsene, höchst zerstörerische Variante, gewöhnungsbedürftig. Und OYA kommt comic-historisch einigermaßen unbelastet daher.
Neben neuen unvermuteten Bedrohungen müssen sich diese X-Men anfangs zusammenraufen. Nicht nur die Vergangenheit muss berücksichtigt werden, sondern auch der Umstand, dass es sich Kids handelt, die noch nicht erwachsen, aber auf dem besten Wege dahin sind. Da trifft es sich, dass es bekannte Bedrohungen gibt, für die keine Samthandschuhe angezogen werden müssen und man sich von diesen alltäglichen Sorgen auch ablenken lassen kann. Und ganz nebenbei Paris ruiniert.
Mit Mark Bagley als Zeichner ist eine tolle Wahl getroffen worden. Bagley, der schon den ultimativen Spider-Man und die Fantastic Four großartig inszenierte, schafft zwischen den einzelnen Heldenfiguren, sogar zwischen den Ghosts of Cyclops ein tolles optisches Gleichgewicht. Hier ähneln seine Arbeiten mittlerweile sehr einem anderen Comiczeichnerveteranen aus derselben Generation, nämlich Alan Davis. Bagley hat sich seit Spider-Man noch weiterentwickelt, obwohl er zu jener Zeit bereits einen Spitzenplatz unter den Comiczeichnern erobert hatte.
Starke, ausgewogene Mischung, einerseits mit neuen Themen und neuen Gesichtern, andererseits bekannte Charaktere, auch alte Bekannte wie der Blob, der den Laden ordentlich aufmischt. Nach einer derart langen Geschichte der X-Men ist es klasse, dass Dennis Hopeless weitere, logische Ideen einfließen lassen kann. Und mit Zeichner Mark Bagley kann der Comic-Fan nichts falsch machen. Tiptop! 🙂
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Montag, 05. September 2016
Ein großer, ein wichtiger Einsatz für die TEEN TITANS: Ein Schulbus wurde von Terroristen entführt. Für die jungen Superhelden steht viel auf dem Spiel. Hier heißt es, mit Fingerspitzengefühl zu Werke zu gehen, damit die Kinder alle lebend befreit werden. Den Terroristen macht es offensichtlich Spaß, den Schülern Angst einzujagen und sie fürchten keinerlei Eingreifen seitens der Helden. Sie täuschen sich. Wenig später wird der erste von ihnen aus dem Bus gerupft. Aber haben die TEEN TITANS ihren Job vielleicht nicht ernst genug genommen? Als eines der Kinder aus dem Bus geworfen wird, muss ausgerechnet der einzige TITAN, Red Robin, ohne Superkräfte ran und hoffen, dass das mit dem Fliegen hinhaut …
Ein Team mit großem Potential. Die unterschiedlichen Fähigkeiten garantieren in Action-Sequenzen nicht nur ein tolles Zusammenspiel. Für humorige Einlagen ist dank der Kräfte von BUNKER und BEAST BOY ebenfalls gesorgt. Es ist ein wenig wie eine neue Neuausrichtung des alten OUTSIDERS-Teams rund um BATMAN. An der Stelle des DUNKLEN RITTERS agiert nun ein roter Ritter, nämlich RED ROBIN, der wahrhaftig der einzige in der Gruppe ohne Superkräfte ist, diesen Nachteil aber mittels taktischem Geschick, Sportlichkeit und vor allem Ernsthaftigkeit wett macht.
WONDER GIRL ist eine jugendliche Version der allseits beliebten WONDER WOMAN, von entsprechend himmlich göttlicher Natur, während RAVEN die dunkle Seite bedient und eine entsprechend magische Vergangenheit besitzt. BEAST BOY verwandelt sich in Tiere, aber nienmals mit der letzten Spur Realismus, denn sie sind stets von grüner Farbe, eine Pigmentierung, die seine Haut vorgibt. BUNKER kann eine Unmenge Klötzchen erschaffen und diese steuern, Barrikaden errichten. Die späteren Neuzugänge POWER GIRL und SUPERBOY komplettieren den Nachwuchsreigen.
Held zu sein, ist gar nicht mehr so einfach. Früher erledigten die Superhelden ihren Job und entschwanden in der Luft oder sonstwo. Heute gibt es Fanclubs, Fanbands, Fangangs und natürlich dürfen auch persönliche Probleme nicht vergessen werden. Ganz zu schweigen von den Querelen, die innerhalb einer Superheldenvereinigung auftreten. WONDER GIRL kann ein Lied von derlei Schwierigkeiten erzählen, mit einem Augenzwinkern von Will Pfeifer erzählt und enormstens von Kenneth Rocafort gezeichnet. Wer die Arbeiten von Zeichnern wie Michael Turner oder Leinil Francis Yu kennt, kommt dem Stil von Rocafort sehr nahe. Insgesamt ist er vielleicht noch ein wenig feiner, realistischer. Hinzu kommt eine moderne Bildverteilung, die dazu tendiert, eine komplette Seite zum Gesamtkunstwerk zu machen. Kippende Rahmen oder Rechtecke sorgen zum Beispiel für eine interessante Hintergrunddynamik.
Andere Zeichner, andere Methoden. Comic-Künstler Scott Hepburn kann für sich eine mangaeske Strichführung verbuchen und ist in der Bildführung etwas konservativer. Hepburn bildet einen Gegenpol zu Rocafort. Es sind noch weitere Grafiker am Start, aber die optische Anlehnung fällt eindeutig zugunsten von Rocafort aus. Beide Stile hätten durchaus ihre Berechtigung, sind auf Augenhöhe, nur drückt Rocafort dem hier zusammengefassten kompletten Jahrgang der TEEN TITANS einen unverwechselbaren Stempel auf.
Ohne Gegner ist alles nix. Jedenfalls nicht für Superhelden. ALGORITHM ist ein weibliches Gegenstück zu CYBORG SUPERMAN. Als direkte Verbindung zum Stählernen müssen sich die TITANS mit MANCHESTER BLACK auseinander setzen. Dieser hat sich einen neuen Rückhalt besorgt, deutlich seriöser nach außen, in Wahrheit aber nach wie vor ein Intrigant. Es könnte theoretisch für die TITANS ganz einfach sein, gäbe es mit SUPERBOY, den Klon von Superman, nicht einen Wackelkandidaten, der sich nicht recht entscheiden kann, welchen Weg er gehen will, zumal mit seiner Persönlichkeit einiges im Argen liegt.
Ein Jahr Action und ein tolles Auftaktzusammenspiel wird hier im 1. Megaband der TEEN TITANS zusammengefasst. Dank Will Pfeifer ist die Erzählung recht bodenständig, ernst, ähnlich wie die Fernsehserie GOTHAM das DC-Universum angeht. Grafisch Top, in Blockbuster-Qualität! 🙂
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Samstag, 28. Mai 2016
Die Kampftruppe hat sich weit in den dichten Busch Afrikas vorgewagt. Die Aussicht auf reiche Beute und einen leichten Sieg hat sie vorangetrieben. Die Gerüchte haben indes die Träger längst in die Flucht geschlagen. Und so steht die Invasion aus Weißen allein gegen den unbekannten Feind, der den Eindringlingen immerhin eine Chance lässt. Die Weißen, allen voran ihr Anführer, ignorieren diese Gelegenheit. Sie wähnen sich mit mächtigen, neuesten Waffen ausgerüstet, trotzdem werden sie gnadenlos und völlig überraschend aufgemischt. Am Ende flehen die Überlebenden um Gnade …
Nachdem der BLACK PANTHER im dritten Teil der Reihe um CAPTAIN AMERICA (CIVIL WAR) seinen Kinoeinstand gegeben hat, ist es auch hierzulande an der Zeit auf die Figur zu schauen, die als schwarzer Superheld schon bemerkenswert genug ist, denn selbst im neuen Jahrtausend gibt es immer noch nicht sehr viele davon. Der BLACK PANTHER, nach Luke Cage einer der bekanntesten schwarzen Helden, ist zudem noch weit mehr als ein einfacher Superschurkenjäger. Auf den religiösen Mythen seiner (fiktionalen) Heimat Wakanda fußend, ist der Panther nicht nur ein Beschützer, sondern auch gleichzeitig der Herrscher seines Landes. Desweiteren bemerkenswert ist der Umstand, dass die BLACK PANTHER zwar aus einer Herrscherlinie entstammen, aber jeder im Volk das Recht hat, mit dem jeweiligen Machtsinhaber um Titel und Panther-Rolle zu kämpfen. Die Maske des BLACK PANTHER will also stets aufs Neue verdient sein.
Bereits im Jahr 2005 haben sich der Autor Reginald Hudlin und Marvel-Zeichnerlegende John Romita Jr. mit dem BLACK PANTHER befasst und seine Entstehungsgeschichte auf einen neuen Stand gebracht. Die plötzliche Popularität der Figur hat dieser vorliegenden Neuauflage geführt. Gut so, kann man nur sagen, denn der BLACK PANTHER ist ein Superheld, der nicht nur nicht aus den USA stammt und eine entsprechende Vorbelastung mitbringt, er kommt auch mit einem enormen Selbstbewusstsein daher.
Es ist kein aufgepumptes Selbstbewusstsein, das jeglicher Grundlage entbehrt. Wakanda ist wirtschaftlich unabhängig, politisch ein Machtfaktor innerhalb Afrikas und es hat nie ein Problem mit globaler Emanzipation, da es sich niemals in seiner langen Geschichte die Butter vom Brot nehmen ließ. Besitz weckt automatisch Begehrlichkeiten. Westliche Erziehung schaffen ein falsches, ein überhebliches Menschenbild. Eingebildete Überlegenheit führt Weiße von außerhalb über Jahrzehnte hinweg zuerst in Gefahr, später in den unvermeidlichen Tod. Selbst die modernen USA sind vor dieser Arroganz nicht gefeit und glauben an ein leichtes Spiel mit dem afrikanischen Zwergstaat, der in Wahrheit so etwas wie eine Miniatursupermacht ist.
John Romita Jr. besitzt einen ausdrucksstarken und doch scheinbar einfachen Zeichenstil. Dennoch gelingt es ihm, Emotionen in seinen Zeichnungen zum Ausdruck zu bringen. Es mag einer der Gründe sein, warum ihn Frank Miller für seinen Daredevil holte und Mark Millar für den Comic-Blockbuster KICK-ASS. Anders als bei sehr detailfreudig arbeitenden Künstlern lässt JR JR seinen Künstlermitstreitern Raum zur Ausarbeitung der Bilder. Mit dem Inker Klaus Janson gab es schon häufiger gemeinsame Projekte, weshalb die Grundzeichnungen der beiden stets wie aus einem Guss aussehen.
Die Zurücknahme des Künstlers bei den Zeichnungen fördert eine zügige Leseweise, einen Zeichentrickfilmeffekt, der wirklich Spaß macht und durch die Kolorierung gestützt wird. Der Leser darf sich auf den Auftritt klassischer MARVEL-Bösewichte wie Rhino freuen, aber auch auf solche Gesellen, die im zweiten Captain-America-Kinofilm ihren Auftritt hatten wie Batroc. Letzterer wirkt hier im Comic etwas exotischer als im Film, fast wie ein Douglas Fairbanks Jr., eine Mischung aus klassischem Piraten und Fremdenlegionär.
Wenn darüber hinaus in der zweiten Hälfte des Abenteuers Autor Reginald Hudlin eine Art Kreuzzug gegen Wakanda in die Wege leitet, kann man sich als Leser gegen das satirische Augenzwinkern der Handlung kaum wehren. Wenn fliegendes Motorrad und fliegendes Pferd aufeinander treffen, dann sprühen klassische MARVEL-Funken aus jener Zeit, als in Comics wirklich alles möglich war.
Sehr geradlinig erzählt, mit einem wackeren Helden (oder auch einer Heldendynastie), dem man sich nicht so leicht entziehen kann, denn der BLACK PANTHER wurde von den Comic-Künstlern mit starkem Selbstbewusstsein und Charisma ausgestattet. Klasse, einfallsreich und sehr düster erzählt. 🙂
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Samstag, 16. April 2016
Routineeinsätze sind immer verdächtig, denn Routine existiert im Alltag der Avengers eigentlich nicht. Und Routine bei Einsätzen ist für die Avengers immer wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Der Hulk wird als lebende Bombe abgeworfen und kracht mitten hinein in eine nur mangelhaft bewachte HYDRA-Basis. Die Gegner sind zügig ausgeschaltet, viel zu zügig. Für die kleine Besatzung ist die Basis zu groß geraten. Die misstrauischen Helden machen sich auf die Suche und stoßen auf ein Zeitportal. HYDRA hat scheinbar nichts an den zeitlichen Abläufen verändert. Oder die Veränderung ist die noch nicht eingetreten?
Ein Superheldenabenteuer mit Augenzwinkern, denn Mike Costa schickt die Avengers auf eine unmögliche Mission quer durch die Jahrmillionen. HYDRA, die Verbrecherorganisation, hat sich einen Plan ausgedacht, um am Ende doch noch zu gewinnen. Oder am Anfang? Nun, es ist gar nicht so einfach zu bestimmen, wann der Plan bereits erfolgreich ist. In jedem Fall erwartet die Avengers ein hartes Stück Arbeit. Captain America, Scarlett Witch, Black Widow, Quicksilver, Hulk, Hawkeye, Iron Man und Spider-Man retten hier nicht nur den Tag, sondern gleich die ganze Welt. Für die Helden ist sehr schnell klar, dass nur eine Zeitreise den gegnerischen Plan vereiteln kann. Aber wie schon so mancher Marvel-Held in der Vergangenheit (oder Zukunft, wer weiß das so genau?) gelernt hat, kann bei dieser Art des Reisens vieles gehörig schief gehen.
Mike Costa nutzt die Gelegenheit des Zeitreiseszenarios zu einem abwechslungsreichen Sprunggemenge. Besonders lustig ist der Missionsabschnitt in einem Japan des Zweiten Weltkriegs. Zu den Gesetzmäßigkeiten der Zeitreise gehört es gemeinhin nichts oder immerhin so wenig wie möglich zu verändern. Da hilft den Helden nur eine Verkleidung, denn Iron Man, Spider-Man und Black Widow hatten dort zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts verloren. Dabei handelt es sich auch um die lustigste Episode, denn Mike Costa schickt hier einen Gegner vor, der seinen Spaß allenfalls aus dem Tod des Gegners zieht, Freude an Folter und ähnlichen Dingen hat. Die HYDRA-Agenten kosten ihre Machtmomente auch weidlich aus.
Carmine Di Giandomenico pflegt einen ähnlich grafischen Stil wie Scott Kolins, der ebenfalls schon die Avengers zeichnete. Der italienische Comic-Künstler und Storyboard-Artist Di Giandomenico darf sich zu den künstlerischen Marvel-Veteranen zählen. Neben den Avengers setzte er beispielsweise auch IRON MAN und DARE DEVIL in Szene. In der Zusammenarbeit mit dem Zeichner Enis Cisic ist ein Gesamtbild gelungen, in dem jeder Strich leicht gesetzt wirkt und wie bei dem erwähnten Scott Kolins grundsätzlich ohne ablenkendes Beiwerk wie kaschierende Schatten auskommt.
Insgesamt ist es etwas künstlerischer und technisch freier als die jüngsten MARVEL-Animationsfilme, es geht aber optisch stark in die Richtung und deutet an, dass Di Giandomenico einen Teil seiner Arbeit für das Medium Film abgeliefert hat. Zum Schluss wird es optisch kurios, auch ein Hinweis auf ein eher japanisches Finale. Spätestens hier muss sich Autor Mike Costa unterstellen lassen, dass er gegen Ende noch eine ordentliche Schaufel Humor verstreuen wollte.
Ein kurzweiliges Avengers-Abenteuer mit einigen aus der Stammbesetzung der Heldengruppe. Kurzweilig erzählt, grafisch gut umgesetzt, abseits der großen Events der letzten Zeit. Für alle Heldenfreunde, die es nicht so ganz bierernst brauchen und eine unterhaltsame abgeschlossene Geschichte lesen wollen. 🙂
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