Sonntag, 15. Juni 2014
Wenn Fußball so ein disziplinierter Sport ist, Taktik einen großen Teil des Spiels bestimmen kann und Ausdauer über 90 Minuten hinweg einen wichtigen Faktor darstellt, dann könnte es so verkehrt nicht sein, einen Fußballtrainer anzuheuern, der einen auf einen schwierigen Einbruchsdiebstahl vorbereitet. Anheuern? Unsinn! Entführen! Dann kann man sich sicher sein, dass der Trainer auch mitmacht. So denken es sich die Panzerknacker und klauen sich den Trainer der Nationalmannschaft gleich vom Fleck weg, um einen wertvollen kristallinen, mit Edelsteinen geschmückten Ball zu stehlen. Der Trainer entführt? Was wird nun aus der Mannschaft? Außerdem wollte Dagobert Duck doch seinen Ball so effektvoll präsentieren. Die Lösung liegt klar auf der Hand. Hatte Donald Duck nicht schon immer gedacht, dass seine Spielsysteme die besseren wären?
Warum funktioniert ein 4-4-4-System auf dem Platz nicht? Donald Duck hat in der Tat seine ganz eigenen Vorstellungen vom Fußballspiel. Riccardo Secchi (Autor) und Alessandro Perina (Zeichner) setzen einen überaus sportlichen Raubüberfall rund um die Kugel, die die Welt Welt bedeutet, in Szene. Reif für den Titel? lautet die Unterzeile der Sonderausgabe des Lustigen Taschenbuchs, das sich pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 2014 mit jenen Ereignissen in Entenhausen beschäftigt, deren Kern sich um die rundeste Nebensache der Welt dreht.
Ganz klar, dass die Geschichten in dieser Sonderausgabe von italienischen Autoren und Zeichnern geprägt ist. Das fußballverrückteste Herkunftsland von Duck’schen Künstlern hat hier die Nase zweifellos vorn. Andernorts, wo sich Zeichner Donald Duck und Micky Maus widmeten, hatte Soccer diesen Stellenwert nicht. Um bei den Machern zu bleiben und weil es am schönsten auf dem Platz ist, ist Donald Duck auch mit mehreren Rollen unterwegs. Nachdem er als Trainer keine besonders gute Figur abgab und eher verwirrte, als trainierte, findet er sich wenig später sogar im Tor wieder. Dank Daniel Düsentrieb funktioniert das zunächst und endet … Das soll nicht verraten werden.
Die ganze Bandbreite des Fußballs, vor und neben dem Platz, Profi und Amateure, Nachwuchs, selbstverständlich auch vor dem Fernseher und es wird sogar übernatürlich. Denn Fußball kann die Spieler, wie es Gianfranco Cordara (Autor) und Lorenzo Pastrovicchio (Zeichner) beschreiben, auch schon mal ins Jenseits verfolgen. Das ist der Auftritt von Micky Maus, der sich wieder als Privatdetektiv in Szene setzt und ein modernes Relikt aufspürt. Da keine Seite des Fußballs ausgespart wird, fehlen natürlich auch die ganz Kleinen ebensowenig wie Frauen. Diese spielen hier aber nicht (warum eigentlich?), sondern organisieren vielmehr die Austragung einer Fußballmeisterschaft. Das wird von Valentina Camerini mit sehr viel Charme erzählt, Blumen am Spielfeldrand inklusive.
Optisch sind die Abenteuer in der Moderne angekommen. Mitunter sehr abgerundet gezeichnete Figuren (wie zum Beispiel bei Alessandro Pastrovicchio) konkurrieren mit Charakterstudien, denen ein wenig ein anarchistisch unruhiger Strich (wie zum Beispiel bei Giuseppe Facciotto ) innewohnt. Da findet sich neben der Großaufnahme der Akteure auch die direkte Ansprache des Lesers. Die TV-Perspektive ist sicherlich die häufigste, aufgelockert von einigen Vogelperspektiven. Einer, der den besten Verbindungsstrich von Tradition zu Moderne trifft, ist in diesem Band bestimmt Antonello Dalena, der Goofy in ein Fernsehquiz über Fußball (natürlich!) expedieren darf.
Bevor Kater Karlo mit einem Einseiter den Band beschließt, darf Phantomias im Kreise seiner Superheldenkollegen ein wirklich besonderes Fußballspiel bestreiten, im dem jeder gemäß seiner Fähigkeiten antritt. Hier wird Slapstick groß geschrieben. Gemäß der Fähigkeiten der einzelnen Helden ist alles möglich, wird auch von Daniele Regolo (Autor) und Massimo Asaro (Zeichner) alles, was machbar und erzählbar scheint, ausgeschöpft.
Wenn das mal keine runde Sache ist! Selten war etwas Eckiges über etwas Rundes so spaßig und unterhaltsam. In einer tollen Mischung kann der fußballbegeisterte Leser (und nicht nur der) einen feinen Comic-Streifzug abseits der WM mit den bekanntesten Entenhausenern unternehmen. Schön. 🙂
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Mittwoch, 11. Juni 2014
Frau Albertine ist eine nette alte Dame und umso mehr freut es Benni, mit ihr spielen zu dürfen und einen schönen Nachmittag zu verbringen. Die Freude währt jedoch nicht sehr lange, denn überanstrengt, wie Frau Albertine zu sein scheint, kippt sie auf dem Bürgersteig plötzlich um und ist bewusstlos. Benni sorgt sich sehr um sie. Als er keinen Puls bei der alten Dame fühlt, macht er das einzig richtige und ruft einen Arzt. Eine Untersuchung bringt ein ungewöhnliches Ergebnis und einen vor Wut schnaubenden Arzt. Erst eine Telefonnummer in Albertines Tasche scheint die Lösung zu sein. Aber der Mann, der die alte Frau schließlich abholt und verspricht, sich um sie zu kümmern, könnte ruppiger kaum sein.
Benni Bärenstark steht vor einem sehr merkwürdigen Fall. Aus einem schönen Nachmittag entstehen mysteriöse Ereignisse, die sein Eingreifen bald dringender denn je erfordern. Autor und Zeichner Peyo führte damals bei der Veröffentlichung dieser Geschichte die Leser und seinen Benni Bärenstark zunächst an der Nase herum. Und sobald alle Missverständnisse seitens Benni geklärt sind, geht die Verwechslungskomödie erst so richtig los. Denn Frau Albertine, wie die zweite Folge aus der Reihe um den kleinen megastarken Jungen untertitelt auch heißt, gibt es, sonst gäbe es keine Verwechslung, zweimal.
Ein kleiner Fehler setzt das Karussell in Gang, bestens inszeniert von Peyo, der Frau Albertine sogar zur Bandenchefin mutieren lässt. Da können Leser und Benni Bärenstark einige Zeit lang nur staunen. Aus einer harmlosen Komödie wird eine Gangstermär im besten Stile einer Slaptick-Comedy, wie sie ein Jerry Lewis oder Pierre Richard praktizierten. Da geht es gemäß dieses Konzeptes turbulent zur Sache, drunter und drüber, wie es sich gehört. Und natürlich, das gehört ebenfalls dazu, schlägt im ungünstigsten Fall Bennis Schwäche einmal mehr zu. Denn Benni, für den Stammleser (oder solche, die ihn noch aus ihrer Kindheit her kennen) kein Geheimnis, verliert bei Erkältungen seine formidablen Kräfte, die ihn für jeden Bösewicht gefährlich werden lassen.
Peyos Zeichenstil ist knuffig präzise, für jeden modernen Zeichner in diesem Genre immer noch wegweisend. Der Zeichner, der auch Johann & Pfiffikus ins Leben rief, in diesem Zusammenhang auch und ganz besonders die Schlümpfe, kreiert seinen Figuren eine Bühne und lässt sie wunderbar mit leichtem Strich agieren, ganz ähnlich wie es auch ein Franquin oder ein Herge konnte. Stilistisch ist Peyo bei letzterem in der Nähe, mit einer zeitlos klaren Linie, die sich über die Comic-Figuren der frühen Pionierjahre des 20. Jahrhunderts erhebt und einen Ausdruck gefunden hat, der sich nicht mehr verbessern lässt.
Das zweite Abenteuer des Comic-Künstler Peyo über den kleinen Benni Bärenstark ist liebenswert und komisch vom Altmeister umgesetzt. Beste Kinderunterhaltung auch heute noch! 🙂
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Freitag, 20. Dezember 2013
Was essen die denn? Essen die das wirklich? Nein, wie können die das … Aber ihnen schmeckt es wohl und wenn sie Spaß daran haben und es ihnen das Überleben ermöglicht, warum sollten Derek Dynamo und sein Freund SUPER DINOSAUR sie daran hindern? Schließlich schaden sie niemandem damit. Doch der Lösung des Rätsels in dieser Form so nahe zu kommen, hätten sich die beiden Freunde zu Beginn des Auftrags kaum einfallen lassen. Die kriegerische Auseinandersetzung, die da auf dem Mond tobte, schien einen anderen Grund zu haben. Eine Art unglaubliches Verhältnis, wie in Romeo und Julia, zwischen Angehörigen verschiedener Spezies, schien als Grund vollkommen auszureichen. Und dann … das!
Im dritten Band der Abenteuer um den schlauen Tyrannosaurier SUPER DINOSAUR arbeitet Robert Kirkman viel enger an einer Handlungslinie. Denn SUPER DINOSAURs Freund, der coole und höchst intelligente Junge Derek Dynamo, ist immer noch entführt und befindet sich im Erdkern. Zwar kommt er ganz gut alleine zurecht, aber Hilfe sammelt sich und macht sich auf den Weg. Im Erdkern, in der sich eine reptiloide Rasse entwickelt hat, stehen die Zeichen auf Sturm. Für Derek, der eine kurze Allianz mit seinem Entführer eingegangen ist, bedeutet dies die einzige Chance zur Flucht. Gewohnt rasant beschreibt Robert Kirkman, der sich mit der Horror-Dramaserie THE WALKING DEAD einen Namen weit über die Comic-Szene hinaus gemacht hat, beschäftigt sich in dieser Episode weitaus intensiver als bisher mit der von ihm geschaffenen Abenteuerwelt für Kids.
Diese Welt ist sehr technisch, futuristisch, sie ist knallend bunt und sie hält natürlich für die Kinder auch ungewöhnliche Freunde (und Feinde) bereit. War Derek Dynamo zu Beginn noch alleine an der Seite von SUPER DINOSAUR, befinden sich in der Basis nun noch drei weitere Kids in seinem Alter. Locker beschreibt Robert Kirkman den Aufbruch zur Rettung von Derek Dynamo. Die Figur, die dramatisch im Zentrum der Handlung steht, ist allerdings ein ganz anderer: Exilium. Wieder einmal gewinnt ein Bösewicht ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit und fast schon mehr Tiefe als die Helden selbst.
Für Zeichner und Koloristen Jason Howard ist die Gestaltung der Reptiloiden ebenfalls der Kern der Geschichte. Dieses Volk mit seinem Aussehen, Technik, speziellen Kleidung, in einer sehr gefahrvollen Umwelt wird hier eingehend vorgestellt. Aus dem Feind der ersten beiden Bände wird plötzlich ein Wesen, das nichts sehnlicher wünscht, als sein Volk in die Sicherheit der Oberflächenwelt zu führen, fernab von gefräßigen Dinosauriern, die auch einen Reptiloiden als Mahlzeit nicht verschmähen. Kirkman und Howard arbeiten weiterhin mit den Stilmitteln der Cartoon-Serien, wandeln auf Pfaden wie Ben 10 oder Chris Colorado. In rasanten Sequenzen wird gebrüllt gerannt, gefallen, geflogen, gefeuert, was das Zeug hält. Szenisch finden sich auch perspektivische Mittel eines 3D-Abenteuers, wenn etwa die Charaktere frontal auf den Betrachter zu kommen oder knapp vorbeifliegen werden.
Zwischenzeitlich wird ein kleiner roter Faden um Derek Dynamos Mutter aufrecht erhalten. Gleichfalls entführt von einem nicht weniger gefährlichen Feind als Exilium, kehrt auch Dereks Vater mehr ins Zentrum der Geschichte zurück, die aber noch nicht völlig von ihm eingenommen wird. Denn zuvor erweitert Robert Kirkman das Universum von SUPER DINOSAUR mit neuen Elementen. Der Mond: eine eigene Welt mit eigenen Kreaturen. Für SUPER DINOSAUR ist die Möglichkeit, einen neuen Anzug zu testen. Nach luftigen Höhen, tiefsten Meerestiefen und dem Erdkern geht es nun ins Vakuum des Weltalls.
Der knackige Tuscheauftrag von Comic-Künstler Cliff Rathburn, den Horror-Fans von THE WALKING DEAD her bekannt, balanciert die Optik hier noch stärker als bisher zwischen Comic und Zeichentrick. Theoretisch könnten die Sequenzen auch als Storyboard zur Verfilmung herhalten. Man wäre ein Schelm, würde man dies angesichts des Erfolges von Kirkmans Horror-Erfolg, nicht vermuten.
Kirkman kann es. Für die Kids von heute, bestimmt auch noch für die von morgen, ist SUPER DINOSAUR knallende, spannende Unterhaltung in kunterbunter Optik. Hier zeigen die Kids mal den Erwachsenen, wo der Hase … der Dinosaurier lang läuft. 🙂
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Samstag, 14. September 2013
Nachwuchs im Hause Marsupilami. Aber diesmal wird es für die wohl ungewöhnlichste Familie im Dschungel noch etwas ungewöhnlicher. Gleich zwei kleine Marsupilamis klettern aus dem Ei. Als ihre beiden Schwänze entknotet werden sollen, entdeckt der Vater ein ungeheuerliches Malheur. Die beiden Kleinen sind am Schwanz zusammengewachsen. Wo der eine hingeht, Verzeihung, hinschwingt, schwingt der andere auch hin. Das hat ganz bestimmt Nachteile. Wie es sich aber sehr bald schon zeigt, überwiegen in einem gefahrenreichen Dschungel die Vorteile, wenn einer den anderen angeleint hat. Doch wenn beide zusammen entführt werden, hilft auch das nicht weiter.
Da sind die MARSU kids wieder zurück. Nach dem Auftakt, der vieles vom klassischen Humor des Originals nach Franquin in den Cartoon zurückbrachte, ist die Komödie in der zweiten Folge mit aller herzerfrischenden Macht endgültig angelangt. Die beiden für den Text Verantwortlichen, Wilbur und Didier Conrad, haben sich etwas einfallen lassen und eine ganz besonderen Jurassic Park entworfen. Denn die Pflanzen und wilden Tiere lassen die beiden Marsupilamis zwar zurück, die Gefahr allerdings weicht ihnen nicht von der Seite.
Marsupilamis als Haustiere? Richtig, kann nicht funktionieren. Der Leser weiß das. Die Akteure, genauer die beiden Kinder eines über die Maßen reichen Millionärs, wissen das nicht. Aber sie geben sich zunächst alle Mühe, damit die beiden Kleinen sich wohlfühlen. Für den Leser bedeutet das: Spaß! Der Strich von Didier Conrad, der dem Original gefühlt so nahe kommt, vermittelt genau richtig jene chaotisch komödiantische Stimmung, die durch den Ortswechsel von Dschungel und Zivilisation entsteht. Doch ganz gleich in welchem Umfeld sich die Geschichte bewegt, die Stars der Handlung sind die Tiere, nicht nur die Marsupilamis. Gerade die Darstellung der Kleinen und Großen macht die zweite Folge der MARSU kids so liebenswert.
Höhepunkte sind grundsätzlich Nebenepisoden mit Figuren, die nur einen kurzen Auftritt absolvieren, Wolfie, der Hund, der die flüchtigen Marsupilamis entdeckt, gehört in die Kategorie. Aber auch ein Dauergast des Dschungels, die Raubkatze, die sich immer so viel Mühe gibt und doch nie ans Ziel ihrer Wünsche, der Stillung ihres Hungers, gelangt. In der Zivilisation, genauer in der Villa der Entführer, werden die Anspielungen groß geschrieben. Ein neuerlicher Fluchtversuch weckt Erinnerungen. Eine Kampfszene ist eindeutig und darf so oder in ähnlicher Form in vielen neueren Komödien kaum mehr fehlen, gehört sie doch inzwischen zur Popkultur.
Ein kleiner Teil von Ein Ei für zwei ist ähnlich konzipiert wie in G-Force. Kleine Tiere werden wahrscheinlich bei kleinen Kindern als eine Art Puppenersatz angesehen, jedenfalls aus erwachsener Sicht. Ganz gleich, wer die Idee zuerst hatte, sie zündet auch hier mit einigen Knallern prächtig.
Ein schöner Ausflug in das Universum der Marsupilamis, ewig jung, da man sich auch auf die Tradition der Figur besinnt und keine Experimente gemacht hat. Mit Wilbur und Conrad haben sich die beiden richtigen Comic-Macher für dieses Projekt gefunden. 🙂
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Samstag, 23. Februar 2013
Benni Bärenstark darf in den Urlaub mit seinem Onkel Hubert fahren. Na, ja, für seinen Onkel Hubert ist es eher ein Arbeitsurlaub. Er muss als Leibwächter arbeiten. John-John, der Sohn eines Filmstars, ist ein anderes Leben als Benni gewöhnt. Benni erlebt viel draußen, John-John liebt Videospiele und Filme. Ja, obwohl er draußen Skifahren könnte, erlebt er das sportive Gefühl lieber in einer Computerspielsimulation. Doch sehr bald schon werden beide Jungen von der Realität eingeholt, denn aus einem einfachen Winterurlaub wird ein spannendes Abenteuer.
Ein Freund für Benni: John-John. Die Zeiten haben sich geändert. Filmstars haben in die Welt von Benni Einzug gehalten. In der modernen Welt beschützen Leibwächter die Kinder der Stars. Und Benni, obwohl ganz bestimmt nicht als solcher angestellt, passt auf seinen neuen Freund mindestens ebenso gut auf wie sein Onkel, der für diese Aufgabe vorgesehen war. Unter der textlichen Regie von Frederic Jannin und Thierry Culliford ist das Szenario etwas frecher geworden, der Zeit angepasst selbstverständlich auch. Dank des Onkels Hubert bekommt Benni das Abenteuer regelrecht vorgesetzt. Nicht nur Paparazzi sind ein Ärgernis, auch Entführer machen sich auf den Weg, um Onkel Hubert auf Trab zu halten.
Benni Bärenstark verschlägt es in die verschneiten Berge. Wie kann er sich da über einen Schnupfen wundern, wenn er dort immer noch mit kurzer Hose unterwegs ist? Der Junge mit den Superkräften, die nur bei einer Erkältung nachlassen, offenbart hier noch andere Schwächen. Kraft ist nicht mit Geschicklichkeit gleichzusetzen und so macht er auf den Brettern, die im Schnee die Welt bedeuten zunächst eine eher unglückliche Figur. Dafür ist er im folgenden, sehr abenteuerlichen Szenario ein wahrer Tausendsassa. In halsbrecherischer Höhe macht er vergleichsweise James Bond Konkurrenz, wenn er an einem Hubschrauber in sehr waghalsiger Manier seine Kräfte demonstriert.
Pascal Garray orientiert sich genau an Peyos Vorgaben, wirkt vielleicht etwas steriler in der Imitation der künstlerischen Tradition des Altmeisters. Die Zurschaustellung von Bennis Fähigkeiten darf Garray auf unterschiedliche wie auch skurrile Weise zeigen. Wenn Benni durch den Tiefschnee schwimmt und wie das Titelbild bereits verrät, Abgründe springend überwindet, wird auch hier die Tradition aufrecht erhalten. John-John, weniger wie ein Freund, mehr wie ein kleiner Bruder anzuschauen, bildet ein schönes optisches Pendant zu Benni. Die beiden könnten (manche Charaktere kehren ja gerne wieder) in Zukunft auch weitere Abenteuer gerne im Doppelpack erleben, da sich hierdurch ganz neue Seiten Bennis zeigen lassen.
Darüber hinaus wird das klassische Cartoon-Gefühl der guten alten Zeit am Leben erhalten. Keine Experimente oder Verjüngungen, keine Rückblicke. Was gut war, bleibt weiterhin optisch gut. Einzig in der Kolorierung schleicht sich vereinzelt die Moderne des Computers ein. Ein paar Wischer, ein paar Verläufe, ein wenig gebrusht. So entsteht etwas mehr Tiefe im Schnee (Wortspiel).
Im 13. Band eine traditionsreiche Fortführung der Reihe, im Geiste des Originals, mit den modernen Zeichen der Zeit, mit einer etwas flotteren Gangart vielleicht, auch mit Anspielungen auf die Popkultur (Hollywood lässt zwangsweise grüßen, da ein Filmstar eine nicht geringe Rolle spielt). Schön für Kinder und jung gebliebene Fans. 🙂
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Montag, 24. September 2012
Gargamels Ziel ist eindeutig. Er will die Schlümpfe fangen. So viele wie möglich. Am besten alle. Leider, aus seiner Sicht, findet er den Standort ihres Dorfes nicht. Immer entwischen die kleinen blauen Männlein ihm. Für einen gestandenen Zauberer, der sich von kleinen Wichten an der Nase herumführen lässt, ist das ein schwerer Schlag. In verschiedenen Episoden wird von der Vielzahl der Fehlschläge in Gargamels Leben berichtet. Wie so oft hat der Zauberer sich sein Versagen selbst zuzuschreiben, da er gegen alles und jeden grantelt und auch seine Verwandtschaft kaum besser behandelt als seine Erzfeinde, die Schlümpfe. Und wer hätte gedacht, dass Gargamel tatsächlich über Verwandte verfügt. Seine Neffen (herzallerliebst), sein Vetter (ein echtes Raubein) bieten dem Zauberer auf eine Art Paroli, die dieser sich nie geträumt hätte.
Weitaus gefährlicher sind jene Begegnungen mit der wilden Natur in Form von Krokodilen und Ogern. Und Schlümpfen! Versteht sich. Für den Leser wird aus den kleinen Abenteuern, sechs an der Zahl sind hier versammelt, eine bunte Schau von Misserfolgen im Leben eines Zauberers, der so gar kein edles Gemüt besitzt. Gargamel und das Krokodil führt zwangsläufig in die Katastrophe, da Gargamel, wie es sich der Leser denken kann, schon nicht mit kleinen blauen Zwergen klar kommt, es auch bestimmt nicht mit einem Krokodil schaffen wird. Peyo, als Autor und Zeichner, hat ein Ekel geschaffen, dessen Versagen nur zu gerne mitverfolgt wird und der doch, selten zwar, manchmal Mitleid erregt.
In Der Oger und die Schlümpfe findet sich ein solcher Moment, immer dann, wenn der Gedanke entsteht, dass Gargamel doch so gar nichts für die Situation kann. Peyo zeichnet hier mit einem Strich, den ein Morris mochte, teilweise auch ein früher Goscinny oder ein Deliege auch verwendeten, der aber auch zeitlos ist. Der Strich ist schnell, sauber, variiert in der Stärke, wirkt dynamisch und vermag Nuancen hervorzuheben. Besonders deutlich wird diese Fähigkeit, wenn Gargamel auf seinen netten Zwillingsbruder trifft.
Die Schlümpfe und der Buglubu zeigen ein schönes Slapstick-Szenario, in dem Gargamel zur treibenden Kraft für absolutes Chaos wird. Herzlicher ist die Episode um Gargamels Neffen, drei kleine Buben, die Gargamel sehr ähnlich sind (im Aussehen) und bereits eine Glatze vorzuweisen haben. Darüber hinaus jedoch macht Peyo aus ihnen Knirpse, so liebenswert, dass die drei Jungen als Paradebeispiel für das Kindchenschema herhalten können. Kratzbart, als letzte Geschichte im Band platziert, ist gleichzeitig auch der Höhepunkt der Abenteuersammlung. Das Duell der Zauberer degradiert die Schlümpfe zwar zu Statisten, dafür kitzelt Peyo hier vorbildhaft Lacher und Schmunzler aus dem Leser heraus.
Abseits der Schlümpfe hat sich der Zauberer Gargamel, der ewige Erzfeind, ganz besonders etabliert. Ein durchweg lustiger Sammlungsband um den Kauz im schwarzen Gewand, wie die Schlümpfe sehr für Kinder geeignet. 🙂
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Mittwoch, 09. Mai 2012
Kater Karlo kann ein ziemlicher Tunichtgut sein. Donald und seine Neffen können ein Lied davon singen. Im Wirtshaus zum blutigen Butt wollen die vier Enten nur ihrem Tagwerk nachgehen und sich aus Ärger heraushalten, ist es doch schon schwer genug den täglichen Fischfang zu erledigen. Allzu oft spielt das Wetter nicht. Gibt es keinen Fisch, kann den Gästen nichts geboten werden. An diesem Tag retten sie nur das nackte Leben und verlieren auch noch ihr Fischernetz. Die erschöpfte kleine Familie erhält kurz darauf Besuch von Kapitän Kakadu, der einen Zufluchtsort sucht. Als auch noch Kater Karlo eintrifft, geraten Donald und seine Neffen sprichwörtlich vom Regen in die Traufe. Denn ein Piratenschatz lockt ein finsteres Trio auf den Plan.
Mit Piratengold legt Carl Barks an der Seite von Jack Hannah im Jahre 1942 nicht nur die erste lange Donald-Duck-Geschichte vor, vielmehr legt er mit dieser Hommage an Die Schatzinsel auch den Grundstein für sehr viele Folgeabenteuer mit der Ente im Matrosenanzug. Und nicht nur das: Carl Barks wurde der Entenvater schlechthin. Der Zeichner und Erzähler zeigt hier mit einem breiten Spektrum seiner Geschichten um Donald Duck, warum er zu den erfolgreichsten Berichterstattern von Entenhausen gehört.
Mit Der Schlangenring wagt sich Carl Barks 1943 auf unheimliche Pfade. Zu dieser Zeit war die Mumie noch ein beliebtes und aktuelles Kinothema. Gleichzeitig ist nicht nur der Strich der Bilder von Carl Barks zeitlos, das Abenteuer selbst ist ebenso schnörkellos erzählt. Donald und zwei seiner Neffen wollen nur auf ein Schiff, um einige Fragen zum Verbleib des dritten Neffen Tick loszuwerden. Das gestaltet sich nicht nur schwierig, sondern innerhalb kurzer Zeit auch gefährlich. Obwohl Barks auch hier nicht den nötigen Humor vermissen lässt, nimmt man die erfolglosen Versuche Donalds, auch nur in die Nähe seines vermissten Neffen zu kommen.
Mit Hintergründen hält sich Barks in den locker gezeichneten Bildern nicht lange auf. Das Nötigste wird gezeigt, gerade soviel, damit das Auge etwas zum geistigen Ausschmücken hat. Während der Lektüre fehlt aber auch nichts. Die Geschichten leben hauptsächlich von der Spielkunst ihrer Akteure. Hier steht Donald Duck an vorderster Stelle, er trägt jedoch nicht alleine zum Erfolg der zuweilen sehr komischen Handlungen bei. Gerade in den Geschichten und tobt sich Barks mit Nebenfiguren aus und zeigt das Potential seiner Fantasie, die auch noch so bekannte Comic-Figuren wie Onkel Dagobert, die Panzerknacker oder Gundel Gaukeley hervorbrachte.
Gnixe und Gnixen. Diese mysteriösen Gnome im tiefen Dickicht der Sumpflandschaft verborgen lebend gehören wohl mit ihren Fähigkeiten zu den seltsamsten Kreaturen der Comic-Welt. Lange bevor sich ein Ballon-Boy (1961) in der Zukunft aufmachte, Bösewichte zu bekämpfen, nutzten bereit die Schweller die Fähigkeit, ihren Körper voluminös aufzupumpen, um wie ein lebendiger Gummiball gegen ihre Gegner anzuhüpfen (1944). Hier steht der Spaß eindeutig im Vordergrund, bevor es mit einer Weihnachtsgeschichte wieder besinnlich wird und das Disney-Universum deutlich macht, wo eine weitere Stärke in der Entenhausen-Welt liegt.
Das schönste Weihnachtsfest, wie alle anderen Geschichten in diesem Band komplett neu koloriert, wirkt für Donald Duck auf den ersten Blick alles andere als ein solches. Hier geht Barks sehr emotional zu Werke, stellt seinen Enten eine Aufgabe und reiht sich damit in viele weitere Weihnachtsgeschichten dieser Art ein, so wie in Die Mutprobe, ein anderer Weihnachtsklassiker, der zwei Jahre später erscheinen sollte.
So beginnt es: Carl Barks gehört zu Entenhausen einfach dazu, seine Beiträge zu dieser immer noch wunderbaren und sehr kindgerechten Comic-Welt haben einen schönen Teil Kulturgeschichte geschrieben. Liebevoll, mit viel Humor erzählt und gezeichnet und selbst nach so vielen Jahrzehnten ihrer Entstehung immer noch zeitlos. 🙂
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Dienstag, 08. Mai 2012
Ein Marsupilami freundet sich eigentlich nicht mit Menschen an. Doch Blaunase ist eine Ausnahme. Das kleine Marsupilami, vor kurzem erst aus dem Ei geschlüpft, hat es selbst bei seinen eigenen Geschwistern nicht leicht. Und so ist der kleine Ptipo, der Sohn des Häuptlings, zunächst zwar ein ungewohnter Anblick und keineswegs als Freund die erste Wahl, aber Blaunase lässt sich auf dieses Abenteuer ein. Bald schon toben die beiden durch den Urwald, als wäre es niemals anders gewesen. Nach einem Nickerchen wacht Ptipo auf und das Marsupilami ist verschwunden. Daheim im Dorf wartet die nächste Überraschung.
Das Marsupilami. Ein ungewöhnlicher Name, ein ungewöhnliches Comic-Tier und kaum ein anderes hat so lange in der Comic-Welt ausgeharrt und nie von seiner Faszination eingebüsst. Ovaler Kopf, Löffelohren, ausgestattet mit dem Körper eines Affen, ein Schwanz jedoch, der um ein Vielfaches länger ist und als Sprungfeder, Lasso, Seil, Werkzeug oder Waffe eingesetzt werden kann. Darüber hinaus ist das Marsupilami quietscheentengelb und mit vielen kleinen schwarzen Flecken übersät. Nun also finden sich im Dschungel von Palumbien, wo das Marsupilami daheim ist, auch noch die MARSU KIDS ein.
Wilbur und Conrad, ein Dreamteam des französischsprachigen Comics, holen die Kleinen des Marsupilami zurück auf die Comic-Seiten. Neben dem bekannten Huba des erwachsenen Comic-Tiers ertönen nun viele kleine Bis aus dem Blätterwald. Das Marsupilami gerät zwar hier und dort einmal ins Blickfeld, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den Kleinen, hier noch mehr auf einer Figur, nämlich Blaunase. Wer mit nostalgischem Blick auf jene Figurenkreation von Andre Franquin zurückblickt, wird feststellen, dass ein kleines schwarzes Marsupilami unter den frisch geschlüpften Jungtieren fehlt.
Aber Wilbur und Conrad gehen nicht nur sehr pfleglich mit dem Erbe von Franquin um, sie erzählen das Dschungelabenteuer im Vergleich zur sehr prominenten Episode Das Nest im Urwald, in der das Original-Marsupilami eine maßgebliche Rolle spielt, auch sehr getreu im Geiste seines Erfinders. Um diesem Geiste treu zu bleiben, ganz besonders, da Franquin zeitlebens sehr an dieser seiner erfolgreichsten Figur hing, müssen auch die Zeichnungen dem Original folgen, sonst macht es keinen großen Sinn, sich mit dieser schon legendären Comic-Figur auseinanderzusetzen, die seit 1952 das Comic-Universum bereichert.
Didier Conrad ist nicht nur ein erfahrener Serienzeichner (z.B. Die weiße Tigerin), er kennt sich auch mit Jugendabenteuern bekannter Charaktere aus, setzte er doch auch den kleinen Lucky Luke in Szene. Stilistisch trifft er den richtigen, den klassischen Cartoon-Strich, sei es früher den von Morris oder neuerlich jenen von Franquin, allerdings auch nicht ohne seine eigene Handschrift nicht erkennen zu lassen. Conrad besitzt einen durchaus modernen Schmiss in seinen Bildern, arbeitet mit viel Schwung und einem guten Blick für herrliche Juxansichten.
Am besten funktionieren seine Bilder, wenn Worte überflüssig werden und allenfalls ein Bi, ein Huba, Grooo oder Prrt für Untermalung sorgt. Wenn Blaunase beispielsweise durch den Dschungel tobt, seinem Vater hierbei alle Ehre macht, sich dennoch vollkommen daneben benimmt und am folgenden Tag einem erzieherischen Gespräch unterzogen wird, dann hat Didier Conrad nicht nur alles richtig, sondern auch sehr gut gemacht.
Herrlich: Hier wird der Ton und das Bild des Originals getroffen, humorvoll, albern auch, mit zwei ungewöhnlichen Freunden in einem klassischen Slapstick-Abenteuer. Lachen ist garantiert. 🙂
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Donnerstag, 09. Februar 2012
Der verletzte Mann erwacht in der sicheren Obhut von Johann und Pfiffikus im Schloss. Obwohl ihn die Kopfverletzung noch schwächt, hat er nichts als seine Pflichterfüllung im Kopf. Er hätte längst wieder bei seinem Meister sein sollen, der sehnsüchtig das kostbare Gut erwartet, das der Bote bei sich trägt: Den Stein der Weisen. Weder Johann noch Pfiffikus glauben an solchen Hokuspokus. Als ein Ganove den Stein stehlen will, ist jedoch klar, dass es noch andere gibt, die von der Wirksamkeit des Gegenstands überzeugt sind. Gemeinsam machen sich Freunde auf den Weg zum Empfänger des Kleinods, einem Zauberer, der es vielleicht am besten weiß. Leider fangen damit die Schwierigkeiten erst an.
Die Schlümpfe sind noch nicht da: Vorerst müssen die beiden Helden, Johann und Pfiffikus, der aufrechte Page und der gewitzte kleine Hansdampf, ihre Abenteuer alleine bestreiten. Aber das schaffen sie sehr locker, obwohl ihnen auf und über dem Papier kleine und größere Steine in den Weg gelegt werden. Peyo (bürgerlich: Pierre Culliford) hatte das Glück seine Geschichten alleine zu schreiben und zu gestalten, gänzlich unkontrolliert war nicht. Ein ausführlicher redaktioneller Teil der zweiten Folge der Gesamtausgabe von Johann und Pfiffikus gibt Beispiele der internen Zensur des Verlagshauses.
Eine Folterszene wurde gekürzt dargestellt. Wahrscheinlich auch heute noch eine richtige Entscheidung. Eine Verwandlungsszene eines Bösewichts, eigentlich eine schöne Maskerade und heute sicherlich nicht mehr der Rede wert, fiel der Schere zum Opfer. Aber das sind letztlich Kleinigkeiten. Musste Peyo bei den Kurzgeschichten, die hier abgedruckt sind, noch sehr pointiert arbeiten, zeigt er endlich nach einem vielversprechenden Beginn (nachzulesen im ersten Sammelband) sein ganzes erzählerisches Können.
Der Stein der Weisen, das erste hier abgedruckte albenlange Abenteuer, etabliert die beiden Freunde in aller Kürze, bevor ein ereignisreiche Einleitung sogleich zu einem Auftrag führt, der sich in der Folge als sehr gefährlich herausstellt. Allerdings kennt Peyo auch sein Publikum und flechtet humorvolle Wendungen ein, Verwechslungen, ganz so, wie es in französischen Komödien stets gerne gezeigt wird und bis heute vortrefflich funktioniert.
Herausragender sind die Abenteuer Der Schwur der Wikinger und Die Quelle der Götter. Hier wird deutlich, dass Peyo sich nicht mehr nur mit einem Abenteuer zufrieden geben will, sondern durchaus auch längerfristige Handlungsbögen anstrebt. Aus einer Rettungsmission wird ein Abenteuer zu Lande und zu Wasser, an der Seite von Wikingern. Vergleicht man das Gespann Johann und Pfiffikus mit früheren Duos, so sind die beiden eine Art Dean Martin und Jerry Lewis des Cartoons. Der eine nach heutigen Gesichtspunkten stets beherrscht und smart, der andere etwas tollpatschig, vorlaut und auch albern.
Die Wikinger ermöglichen auch den übergang zur nächsten Handlung. Noch sind die beiden Recken nicht wieder daheim. Nach einem eher handfesten Abenteuer mit wilden Kämpfen und Aktionen wird es nun wieder magischer. Ein ganzes Dorf will von einem Fluch erlöst werden. Peyo musste bei der Erstveröffentlichung in Deutschland auch einen kleinen Eingriff in die Handlung erdulden, die aber nach Auskunft des redaktionellen Teils letztlich in sich geschlossener wirkte als das Original.
Stilistisch perfektioniert: Abgesehen von einer Kurzgeschichte, Heiligabend im Schloss (vermutlich eine deutsche Erstveröffentlichung), ist der Strich ungeheuer präzise geworden. Natürlich sind die Bilder dem Cartoon gemäß sehr schlicht im Aufbau gehalten. Es gibt keine Übermäßigen Details. Peyo beschränkte sich auf das Wichtige einer Erzählung. Die Handlung sollte fließen, nicht aufhalten. Dennoch lohnt es sich sehr, auch bei Bilder zu verweilen, denn gerade der Wechsel von Perspektiven, die Ansichten der überaus gelungenen Figuren, bei deren Gestaltung Peyo offensichtlich immer wieder den Schalk im Nacken hatte, dürfte jedem Cartoon-Freund einen ordentlichen Spaß bereiten. Peyo unterhält einfach mit jeder Seite.
Drei albenlange Abenteuer, mehrere Kurzgeschichten, ein ausführlicher Teil zu Peyos Arbeit sorgen für ein langes Lesevergnügen mit diesen klassischen Cartoons, die jung geblieben sind und durch ihre sorgfältige Gestaltung immer noch vorbildlich sind. 🙂
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Freitag, 27. Januar 2012
Wenn man Newton vergisst: Dann kann auch der Mond aufwärts schweben. Aber vielleicht wäre er dann gar nicht erst ins Wasser gefallen. Und es wäre nicht nötig gewesen, ihn mit einem Bindfaden am Himmel aufzuhängen. Benjamins Ansichten vom Leben, vom Lesen, vom Träumen geht in die zweite Runde. Die Schnecke ist häufig an seiner Seite, nicht immer, aber falls nötig, immerhin zur rechten Zeit. Benjamin entwickelt sich. Er sieht über seine Träume hinaus. Ab und zu vergisst er das Kindsein. Dann zeigt sich etwas Größeres, etwas, das über sogar über das Erwachsensein hinausreicht. Und wenn die Träume ihn schließlich doch einholen, die Gedanken Purzelbäume schlagen, kann man noch versuchen, ein Buch zum Fliegen zu bringen. Man sollte nur das Wort Start richtig schreiben.
Alberto Varanda nimmt sich weiterer Aspekte eines Jungen an, die zwangsläufig auf ihn zukommen: Mädchen. Ja, die auch. Aber mit denen kann Benjamin noch nicht allzu viel anfangen. Dazu ist er zu schüchtern. Manieren. Die werden von ihm verlangt. Nicht auf dem Klositz pinkeln. Nicht aus dem Mülleimer essen. Sonntags etwas bessere Kleidung anziehen. An der Seite von Benjamin kann der erwachsene Leser vielleicht einige Träume von einst wiederentdecken. Als man noch in die Wolken starren konnte und entdeckte Irgendwas.
Das ist ein wenig poetisch. Das hat nicht wenig Lebensweisheit, aber die liebenswerte, nicht die von der Sorte mit dem erhobenen Zeigefinger. Für den ist zwar die Schnecke, der kleine Freund an Benjamins Seite zuständig, aber das ist ein gnädiger Zeigefinger. Der weiß, dass er es mit einem kleinen Jungen zu tun hat. Und der weiß, dass Benjamin nicht nur ein kleiner Junge, sondern auch ein Weltenerbauer ist. Ein Junge, der auf dem Mond am Himmel schaukelt. Ein Junge, der aus einem Buch ein Fluggerät bauen kann, bei dem es auf Details ankommt. Ein viel gelesenes Buch, mit Eselsohren, sollte besser fliegen.
Zerbrechlich: So ist die Wirkung der Zeichnungen von Alberto Varanda. Feine, wie radierte Striche fügen die Figuren in vornehmlich knuffiger Unproportionalität zusammen. Seine kleinen Szenen und Geschichten entstehen, wie es notwendig scheint. Mal wirkt einfach der Malgrund als Hintergrund und die Figuren agieren wie auf einer leeren Bühne. Mal geht Benjamin in der Atmosphäre des Hintergrundes auf. Beispielhaft ist Benjamins Ausflug in einen Raum voller Bücher, der beste Bilderbuchatmosphäre besitzt, während andere Bildaufbauten eher mit klassischen Cartoonformen einhergehen, die auch bei den Peanuts zu finden sind.
Weiterhin: Einfach schön, aber etwas anders als zuvor. Eine Entwicklung ist zu sehen. Die Welt ist nicht zur Gänze aus den Träumen ausgeschlossen. Benjamin erhält neben der Schnecke weitere Spielpartner. Benjamin lernt etwas mehr, schaut genauer hin, aber seine Träume fliegen vielleicht sogar noch höher als zuvor. 🙂
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