Sonntag, 12. Juni 2016
Wie alles begann: Ein Postbote sucht Bizu im Wald. Bis dahin war ihm dieser Postempfänger unbekannt, ansonsten wäre er vorgewarnt gewesen, dass ihm in nächster Zeit ein paar seltsame Begegnungen bevorstehen. Vorläufig, durch einen Unfall, in die Bewusstlosigkeit befördert, wacht der Postbote, von Bizu freundlich verarztet (naja, auch etwas rüpelhaft), wieder im Zuhause des Postempfängers auf und staunt bald ziemlich, als ihm die ersten Pflanzen begegnen, die über einen eigenen Willen verfügen …
BIZU von Comic-Künstler Jean-Claude Fournier ist eine sehr kinderfreundliche Sammlung kleiner Erzählungen aus einer märchenhaften Welt, die dank des neuen Postboten, der sich nach Frotteelande hineinwagt, Anschluss an die Welt da draußen erhält. Der kleine BIZU lebt nicht allein in diesem Land. Sein engster Begleiter ist ein kleiner hüpfender Pilz mit Röckchen, Mukes mit Namen. Ein weiterer Freund, das pelzige Monster Schnockbüll, will zunächst so tun, als sei es sehr böse. Dumm nur, dass es eine Spur aus Blumen hinterlässt, was, will man bedrohlich erscheinen, nicht gerade förderlich ist.
Von Format zu Format. Nicht jede Figur ist geeignet unterschiedliche erzählerische Formate zu bedienen. BIZU ist von Jean-Claude Fournier dazu geschaffen, in der Kurzgeschichte zu funktionieren und selbstverständlich albenlang. Darüber hinaus wartet er im evolutionären Verlauf der Figur mit feinen neuen Nebencharakteren auf, ausgefeilter als noch zu Beginn der Serie.
Im kleinen Format gehört die Geschichte um Schnockbülls kleine Flamme zu den schönsten. Eine Flöte hat die Macht, Flammen aus einem Feuer zu lösen. BIZU probiert die Flöte, die ihm leihweise von Schnockbüll übergeben wurde, aus und wird Zeuge, wie das Flämmchen die Gelegenheit nutz, um in die Freiheit zu entschlüpfen. Das ist ein wenig Zauberlehrling, ein wenig Slapstick, in jedem Fall herzlich komisch.
Im großen Format ist Die Leier, die Tilt macht wunderbar gelungen. BIZU hat sich, kurz nach seinem ersten Auftritt, bereits optisch weiterentwickelt. Er wirkt weniger hölzern und hat mit dem Postboten eine cholerische Figur, eine Art Comic-Louis-de-Funes, an seiner Seite. Man könnte auch sagen, er ist die Frotteelande-Version von Gastons Chef, Demel. Immer aufgeregt, immer eine Spur übers Ziel hinaus. Apropos Gaston: BIZU wird dem berühmten Comic-Chaoten von Andre Franquin im Laufe der Jahre immer ähnlicher. In gewissem Sinne hat sein Gesicht etwas von einer Kinderversion von Gaston und in Sachen Liebenswürdigkeit haben sie durchaus Charakterüberschneidungen.
Wilde Kreaturen sehr putziger Natur. Die beiden hauptsächlichen Begleiter, der kleine Pilz und das haarige Monsterchen Schnockbüll, wurden bereits genannt. Aber damit endet die Liste der Kuriositäten noch nicht. Der wilde Dudelsack ist ein weiteres Beispiel und er hat nur eine Aufgabe, nämlich in der freien Natur andere mit seinem Gedudel zu nerven, was ihm auch hervorragend gelingt. Richtig interessant ist die Kreation des Lomig. Dieses Wesen mit vier Beinen und zwei Armen, ein paar wackelnden Kugeln auf dem Kopf, hat die Angewohnheit, sich auf ihm unbekannte Gegenstände zu setzen und zu versuchen, diese auszubrüten!
Der musikalische Köder ist eine Geschichte, in der ein typisches Element innerhalb frankobelgischer Comics zum Tragen kommt. Das Kleinstadtflair wurde schon in verschiedensten Serien immer wieder zur Plattform oder auch zum Mittelpunkt des Geschehens. Skurrile Charaktere, manchmal etwas behäbig, tollpatschig, dem Gruppenzwang unterworfen, tauchen hier in einem Küstenstädtchen auf, in dem auch ein Cruchot oder ein Minimensch um die Ecke kommen könnten (oder kleine Flugzeuge um die Ecke fliegen). Der Einsatz dieser Atmosphäre funktioniert bei Jean-Claude Fournier auch mit BIZU.
Ein kindgerechter Klassiker für die Kleinen (natürlich auch wie immer für die Junggebliebenen). Jean-Claude Fournier hat ein zeitloses, sehr fantasievolles, märchenhaftes Szenario geschaffen, in dem Humor groß geschrieben wird und so manche Figur mit einem Augenzwinkern entworfen wurde. Sehr, sehr schön! 🙂
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Sonntag, 31. Januar 2016
Wenn die kleinen grünen Schweine in Aufregung geraten, dann sind sie vermutlich dazu angestiftet worden. Bestimmt plant ihre Prinzessin einen neuen Angriff. Stella ist alarmiert. Und scheucht ihre Freundinnen sogleich aus den Sonnenstühlen. Prinzessin Gale ist derweil gar nicht so sehr darauf aus, einen Angriff zu starten. Sie fühlt sich unter ständiger Beobachtung und ist nicht gewillt, unter den bohrenden Blicken ihrer Gegenspielerin einzuknicken. Stella hat unterdessen einen Trainingsparcours entwickelt, der den Vögeln zu sportlichen Höchstleistungen verhelfen soll. Aber es kommt ganz anders …
Nicht ganz so angry, mit größerem Konfliktlösungspotential und besserem Lernfaktor als bei den männlichen Kollegen: STELLA geht bei den ANGRY BIRDS eigene Wege. Rosarot mit drei kecken Federn auf dem Kopf steht sie einer kleinen Gang von Freundinnen vor. Die kleinen grünen Schweinchen, die PIGGIES, sind immer noch eine Gefahr, allerdings geht es nicht mehr ganz so rabiat zu wie in der Männerabteilung.
Mehr noch: die Macher des weiblichen Ablegers der wütenden Vögel trauen der Zielgruppe Mädchen auch offenbar mehr zu. Comic-Magazine haben eine lange Tradition. Comics lesen und dabei etwas Nützliches mitnehmen, kennen ältere Generationen schon vom Fähnlein Fieselschweif und ähnlichen Vorbildern. Nach einer Geschichte wurde ein Bestandteil der Handlung aufgegriffen und in einem kleinen Artikel näher erläutert. ANGRY BIRDS STELLA greift dieses Prinzip wieder auf.
In der eingangs nacherzählten Situation des ersten Abenteuers im vorliegenden Band, Zwillinge, findet sich ein Hindernisparcours, wie ihn der Cineast vielleicht aus Der erste Ritter her kennt. Eine Kurzstrecke muss in großer Hast durchlaufen werden. Der Trainierende läuft dabei immer Gefahr, ernsthaft verletzt zu werden. Wesentlich gefahrloser ist das Parcouring, wie es hier von STELLA auf einer ganzen Seite erklärt wird. Und sie ist nicht die einzige der Freundinnen, die hier als Dozentinnen auftreten. Die Themen sind vielfältig. Ob eine kurze Abhandlung zum Thema Ton, zur Land Art oder sogar über Marie Curie, stets findet sich eine feine kindgerechte Aufbereitung eines Themas. Schöne Illustrationen unterstreichen die Idee.
Die schönste Episode: WILLOWS TRAUM. Im Traum war eben noch alles schön Das Erwachen bringt die Ernüchterung. Willow ist erschüttert und frustriert. Da haben ihre Freundinnen eine Idee. Manchmal kann man eben einen Traum auch Wirklichkeit werden lassen. Autorin Sophie de Mullenheim liefert hier die inhaltlich beste Geschichte ab, besonders zerbrechlich wirkend illustriert von Minte.
Schöne kleine Geschichten mit dem Kernelement Freundschaft. Hier geht es friedlicher zu als bei den männlichen Kollegen der ANGRY BIRDS. Kurze Wissenseinheiten geben der Leserschaft sogar noch etwas mit, das auf die oder andere Art noch vertieft werden kann oder darf. 🙂
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Montag, 25. Januar 2016
Saatkörner werden in einem Einmachglas am Strand angespült. Was macht man damit? Einpflanzen? Ob die noch gut sind und überhaupt austreiben? Einen Versuch ist es wert. Als dieser Versuch dann glückt, ist die Verblüffung über den Erfolg groß. Was da heranwächst, sieht aus wie grüne Eier. Seit wann wachsen grüne Eier aus Körnern? Die ANGRY BIRDS sind neugierig, was daraus werden wird. Die Schweine hingegen kennen bei Eiern nur ein Gefühl: Hunger. Und schon haben sich die beiden gegnerischen Parteien wieder in den Haaren … Federn.
Der Krieg der Köpfe! Die wütenden Vögel müssen sich in mehreren Kurzgeschichten mit ihren unverschämt gefräßigen Feinden, den kleinen grünen Schweinen auseinandersetzen. Beide Seiten sind, wie gemäß der Spielvorlage nicht anders zu erwarten, nur Köpfe. Was macht ein Kopf, der nur ein Kopf ist, wenn er sich fortbewegt? Er hüpft. Verschiedene Autoren und Zeichner bringen hier die Charakteristika der kleinen Figuren in ungewöhnliche, merkwürdige, vor allem aber lustige, (neudeutsch) abgefahrene Situationen.
Alles beginnt mit den drei kleinen grünen Schweinchen. Die sind nicht nur auf die Eier der ANGRY BIRDS scharf, sondern besitzen wie ihre Vorbilder aus der guten alten Mär um den großen bösen Wolf auch drei verschiedene Häuser mit unterschiedlichen Sicherheitsstufen. Aus Stroh, Holz oder Stein warten die Behausungen darauf, den flüchtigen Schweinen, mit gestohlenen Eiern im Gepäck, einen Unterschlupf zu bieten. Wer Vergleiche im Verhalten der Schweinchen sucht, findet sie zum Beispiel bei den drei Stooges oder auch bei den Goblins aus dem HOBBIT. Es liegt eine lange Zeitspanne zwischen diesen Beispielen, so beständig ist dieser Slapstick-Humor, der auch und gerade bei den ANGRY BIRDS und ihren Quälgeistern klasse funktioniert.
Die verschiedenen Autoren suchen sich besonders Szenen, in den es darum geht, die Schweinchen zu veralbern. Diese weisen wirklich Goblin-Züge auf. Sie haben einen immer hungrigen König, der die nieder gestellten Schweine gängelt und schikaniert und stets aufs Neue auf Futtersuche in die weite Welt hinausjagt. Nun ist diese Welt nicht so groß, eher inselartig und eben auf der anderen Seite von Vögeln bewohnt, die die einzigen Lieferanten von Nahrung zu sein scheinen. Nur einmal liegt die vollkommene Konzentration auf den Vögeln, als die Form des Nestbaus modernisiert werden soll. Der ungezügelte Drang nach Innovation hat entsprechend negative Folgen.
Ob nun Kopf oder nicht, fliegen muss er doch. Wie bringt man Bewegung in einen Kopf? Dazu lassen sich die Comic-Macher einiges einfallen, denn allen Beteiligten ist klar, dass es für jemanden, der so kopflastig daher kommt, schwierig ist, sich in die Lüfte zu erheben. Schwierig, ja. Aber nicht unmöglich. Wie derlei Probleme gelöst werden, soll hier nicht verraten werden, ist aber ein Spaß mit Wucht und Einfallsreichtum.
Kurze knackige Abenteuer für Kids, dem Spiel nachempfunden, im Knuffel-Look gezeichnet. Überdreht, schnell, mit großem Spaß erzählt. Für den Humor-Hunger zwischendurch. 🙂
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Mittwoch, 09. Dezember 2015
Es war einmal … Bevor Helden zu Helden wurden, waren sie jung und benötigten Inspiration. Das trifft auf Balduin den Tapferen wie auch auf andere Mäuse zu. Geschichten geben aber ebenfalls Hoffnung. Sie bewahren Erinnerungen und sind Gleichnisse, dienen zum rechten Zeitpunkt als Rat für die Tat. Wie also werden Mäuse zu Helden? Auf zweierlei Art. Zuerst brauchen sie die richtige Gesinnung. Und zum Zweiten benötigen sie einen Künstler, der das nötige Fingerspitzengefühl besitzt, um sie als Helden darzustellen: David Petersen. Mit seiner MOUSE GUARD schuf er ein intensives Universum voller eindringlicher Kreaturen, eben Mäusen.
In BALDUIN DER TAPFERE UND ANDERE GESCHICHTEN, einem Ablegerband der Hauptserie, können Stammleser Figuren wiederentdecken und neue Leser gewinnen einen tollen Einblick in diese Geschichten, findet sich hier doch ein toller Querschnitt jener dichten, sehr gefühlvollen Atmosphäre, die sich durch alle Abenteuer der Mäuse zieht.
In der Darstellung liegt die Kraft und die Besonderheit. In einer Mixtur aus Comic und Bilderbuch entfaltet sich Leben und Lieben, Überlebenskampf und Alltag der Mäuse. David Petersen sucht in jeder Erzählung einen anderen Weg zur Präsentation. Er stimmt eine Legende innerhalb einer Geschichte an und wer dazu noch den Subtext entdeckt, die Verträumtheit und den liebevollen Blick des Künstlers auf seine kleinen Wesen mag, findet hier ein Kleinod auf dem Comic-Bilderbuchsektor.
Zur Technik dienen David Peterson klassische Rückblicke, in denen er seine Bilder mit einem ockerfarbenen Schleier belegt und so die Vergangenheit oder die Fremdartigkeit der Situation deutlich macht. Der Leser wirft so ein Auge auf das mäuserische Walhalla, SEYAN gerufen, in dem andere Gesetze zur Aufnahme gelten, als der Mensch mit seinen nordischen Göttern gewöhnt ist. Zur Erzählung bedient sich Peterson aber auch mittelalterlicher Bildsprache, wie sie zur Vervollkommnung von Texten in alten Büchern angewendet wurde. Die Art der Darstellung findet sich mitunter noch auf Kirchenfenstern.
Die schönste Variante jedoch, die hier zur Erzählung eines Abenteuers innerhalb einer Geschichte verwendet wird, ist jene des Marionettenspiels. Das Titelbild gibt einen kleinen Vorgeschmack auf die technische Umsetzung des Ganzen (und offenbart beim genauen Hinsehen Hinweise auf die im Titel angesprochenen ANDEREN GESCHICHTEN). Kein Strich zu viel, keiner zu wenig, meist sehr dünn gezogen, so konturiert David Peterson seine Zeichnung. Leichte Kreuzschraffuren verstärken Schatten, Punktierungen sorgen für Oberflächenstrukturen und Vertiefungen. In der Kolorierung finden feine Füllmuster Verwendung, verstärken die Geradlinigkeit des Designs, erhöhen das Volumen aber nur wenig. Aufteilung, Präzision und Blickwinkel sind David Petersen um so wichtiger.
Besonders deutlich diese Technik in Die Geschichte des Axt-Trios, wenn drei Schwestern gegen eine Ratte antreten. Durch den aufgerissenen Rachen der Bestie geschaut, im Schattenriss entdeckt, in der Großaufnahme begutachtet, so findet der Leser die Szenerie vor, lebhaft und doch wie kleine Statuen abgebildet.
Träumerisch geschildert, mit Geschichten in Geschichten, für Kinder, mit einer Moral für die Mäusekinder dieser Abenteuer, aber vielleicht auch für den Leser. Stilsicher von David Peterson illustriert, mit Sinn für freundliches, märchenhaftes Ambiente und mittelalterliche Dramatik. Fein. 🙂
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Freitag, 13. November 2015
Genug mit dem Konsum! Donald Duck beschließt, für die Weihnachtstage dem Kaufrausch den Rücken zu kehren und den wahren Kern von Weihnachten neu zu entdecken. Weitab von Entenhausen will er mit seinen Neffen in einer lauschigen Hütte, inmitten von verschneiter Landschaft, ein echtes Weihnachten feiern. Eines, das vom Miteinander geprägt ist und sich nicht am Wert der Geschenke bemisst. Doch die Hütte ist eiskalt. Der Ofen will nicht zünden. Ein Weihnachtsbaum ist im Tiefschnee weder leicht zu finden, noch zu transportieren. Am Ende liegt sogar ein Bär im Bett …
Wieder ist ein Jahr vergangen und die neue Weihnachtsausgabe mit vielen festlichen Geschichten aus den Walt-Disney-Archiven ist erhältlich. Neben altbekannten Gesichtern geben sich auch ein paar eher seltenere Gäste die Ehre. Wie eingangs beschrieben, ist das Chaos auch an den Weihnachtsfeiertagen für so manchen Disney-Helden vorprogrammiert, aber natürlich geht es (meistens) gut für alle Beteiligten aus. Meistens? Na, Donald Duck ist eben nicht immer ein Glückskind. Aber dieser hat neben seinen Neffen, Oma Duck und Onkel Dagobert einen deutlichen Schwerpunkt in dieser Ausgabe.
Besonders turbulent wird, wenn der Geist der Weihnacht durch einen Störenfried in die Flucht geschlagen wird. Hexenwahn im Hochgebirge heißt es, wenn zwei Erzfeinde aufeinander prallen. Onkel Dagobert und Gundel Gaukeley sind durch ein kleines Geldstück scheinbar untrennbar miteinander verbunden. Der Glückstaler, jenes Kleinod im Duckschen Geldspeicher, ist das beständige Ziel der ganz in schwarz gewandeten Hexe und nimmt sie so sehr in Anspruch, dass sie sich bereits am Rande eines Nervenzusammenbruchs befindet. Mit den kräftigen Linien von Marco Palazzi entspinnt sich eine winterliche Episode, in der mit der Erfolglosigkeit Gundels auch das Mitleid für die Hexe wächst. Denn diese will wirklich nichts weiter, als sich zu entspannen. Optisch modern, standfest gezeichnet.
Hansi Hase, Gevatter Bär und Gevatter Fuchs sind seltene Gäste in Sonderausgaben und gerade das macht die hier vorliegende Episode, Baumschmucktrick so besonders, obwohl sie gegenüber anderen Geschichten relativ kurz ausfällt. Dafür ist es jedoch ein beinahe kleines Märchen, ganz im Sinne der alten Fabel von Fuchs und Hase. Gevatter Bär ist eine sehr schön gelungene Figur, angesiedelt zwischen eben jenen natürlichen Feinden, mit einem etwas dümmlichen Gesichtsausdruck, wie ihn Goofy einmal besaß, aber inzwischen lange verloren hat.
Der zweite unerwartete Gast ist Jose, der Papagei, eher bekannt aus den Drei Caballeros. Der gute Papagei kommt aus einem Land, in dem Schnee Mangelware ist und eigentlich nie vom Himmel fällt. Um an ein Date zu gelangen, wünscht er sich nichts sehnlicher als die berühmte Weiße Weihnacht, ein Wunsch, der ihm alsbald leid tut. Bas Heymanns zeichnet sich für den Weihnachtscasanova verantwortlich. Die Geschichte um diesen Casanova ist deshalb bemerkenswert, weil sie ohne Hektik, ohne Streitigkeiten auskommt. Ganz auf Katastrophen im Umfeld des Weihnachtsfestes ganz sie aber auch nicht verzichten.
Die großen und kleinen Katastrophen, hausgemacht oder von außen an die Helden herangetragen, bilden häufig den Anlass zu einer Wettlauf, damit der Heilige Abend doch noch gelingen kann. Meistens gelingt die Kurve zum glücklichen Ende erst auf der letzten Seite des Abenteuers und kaum mehr als drei Bilder zuvor. Besonders spektakulär schafft es wieder einmal Gundel Gaukeley für Chaos zu sorgen. Wünsch Dir was! lautet der von Vicar sehr klassisch gestalteten Geschichte vor verschneiter Kulisse und gehört für mich zu den schönsten Abenteuern dieses Bandes.
Schöne Details: Manchmal ist es eine Wendung oder nur ein Bild. Der kleine Donald Duck (gerade einmal so alt wie seine Neffen) freut sich über eine roten Lokomotive zu Weihnachten. Tick, Trick und Track betätigen sich als Feuerwehrleute oder Donald Duck rettet ein Kind das Leben. Das sind nur einige wenige Beispiele, die den Leser immer wieder vereinnahmen und für das rechte Weihnachtsgefühl sorgen.
Eine schöne Zusammenstellung weihnachtlicher Geschichten, mit der richtigen Mischung aus Gefühl und Action. Nicht nur für Disney-Fans zur Einstimmung auf das Fest geeignet. 🙂
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Mittwoch, 04. November 2015
Eberesche. So lautet das Baumzeichen von Asterix und Obelix. Die Vorhersage und die Ratschläge interessieren den kleinen blonden Gallier kaum. Obelix hingegen ist schockiert über den Text, den ihnen Sputnix aus der Gallischen Revue vorliest. Andere haben eine bessere Baumvorhersage, die allerdings bei ihnen nahestehenden Personen mitunter auf wenig Gegenliebe stößt. Troubadix soll seine Talente ausleben? Wer im Dorf soll das gut finden? Da ist ein kleines Chaos sofort im Gange. Das große Chaos ist auch nicht fern, denn die Römer machen sehr bald wieder Ärger, denn da will sie doch tatsächlich ein Diktator namens Cäsar aus der Historie tilgen.
Der Gallische Krieg. Eines ist sicher: Cäsar hat mit dieser Lektüre Unsterblichkeit erlangt und Generationen von Lateinschülern immerhin verärgert, um es freundlich zu formulieren. Aber wie konnte es zu diesem Werk kommen? Was geschah damals, als Cäsars Erinnerungen an ein fragwürdiges militärisches Unternehmen auf den antiken Markt kamen? Diese Antwort gibt der 36. Band der Reihe ASTERIX mit dem schönen Titel Der Papyrus des Cäsar. Heutzutage glaubt niemand mehr an wahrheitsgemäße Aussagen in den Medien. Aber wie war das damals? Wurden in der Antike auch schon Details ausgelassen und Berichte geschönt? Ja, lautet die Antwort. Denn Cäsar hat in seinem gallischen Krieg das Dorf der unbeugsamen Gallier schlichtweg unter den Tisch fallen lassen.
Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichner) berichten nun schon zum zweiten Mal aus der Welt der Gallier, nachdem sie das gewichtige Comic-Erbe einen Band zuvor von Albert Uderzo (und dem lang verstorbenen Rene Goscinny) übernommen haben. Denn aus der Geschichte, Der Papyrus des Cäsar wird klar, dass nur die mündlichen Überlieferungen der alten Druiden dafür verantwortlich ist, dass den unbesiegbaren Galliern und ihrer wahren Geschichte doch noch zu ihrem Recht verholfen wird.
Tradition erkannt und fortgeführt. Ferri und Conrad liefern mit Der Papyrus des Cäsar ein ASTERIX-Abenteuer ab, dass mit den cäsarianischen Einflüssen der Vergangenheit spielt. Die Lorbeeren des Cäsar, Streit um Asterix, Der Kampf der Häuptlinge fallen mir bei der Lektüre des 36. Bandes sofort ein. Enge Berührungen zur römischen Kultur krempeln hinter den Kulissen das Leben der Gallier ein Stück weit um und ein gesellschaftlich unsinniges Phänomen stiftet ordentlich Verwirrung in den Reihen der Unbeugsamen.
Abseits der hauptsächlichen Handlung erscheint eines Tages der Briefträger Rohrpostix mit der neuesten Gallischen Revue. Neben den Neuigkeiten hat sie auch das aktuelle Horoskop für die unter verschiedenen Baumzeichen (nicht Sternen) geborenen Gallier parat. Die Vorhersagen stören den dörflichen Frieden ebenso wie die Zweisamkeit einiger Beziehungen. Herausragend (eine meiner Lieblingsfiguren) ist Methusalix, der aufgrund seines Horoskops eins aufs Dach bekommt, weil seine Frau, sowieso viel jünger, wenig begeistert über neue Eroberungen ihres Mannes ist. Und die Ratschläge aus den Bäumen sorgen für einen am Boden zerstörten Obelix.
Verbindungen zur Gegenwart entstehen nicht nur durch die Geschichte der unbeugsamen Dorfgemeinschaft. Aktuelle Bezüge geben der Handlung einen satirischen Einschlag. Der Drang, Bücher zu schreiben, wird thematisiert. Anhand der neuen Figur des Polemix, eine Anspielung auf Whistleblower allgemein und Julian Assange im Besonderen, die hier ihren Gastauftritt absolviert, wird mit dem Umgang mit Geheimnissen und ihrer Vertuschung gespielt. Im Prinzip werden Asterix und Obelix hier zu einer Art Geheimagenten. Auf diese Weise gibt es ein Wiedersehen mit dem Karnutenwald (siehe: Asterix und die Goten). Und mehr als das. Zur Freude des Lesers geht es tief hinein in die urtümliche Landschaft.
Didier Conrad hat den Strich von Albert Uderzo verinnerlicht und er darf einen (nach langer Zeit mal wieder) durchgeknallten, besser ausgedrückt, hyperaktiven Miraculix zu Papier bringen, der aktiver als sonst in solchen Situationen üblich ins Geschehen eingreift. Schöne ländliche Ausblicke und ein Cäsar, wie er schon in den Anfängen leibte und lebte lassen nostalgische Gefühle aufkommen. Kuriositäten wie das Kurznachrichtensystem und das Notprotokoll geben Conrad die Gelegenheit einige für die Reihe sehr ungewöhnliche Szenen zu zeichnen.
In der Tradition angelangt: So darf es weitergehen. Uderzo hätte es nicht anders gemacht. Ferri und Conrad setzen natürlich stark auf Fans und wahrscheinlich gibt es keinen Franzosen und nur vergleichsweise wenige Europäer, die mit ASTERIX nichts anfangen können und so kein Vorwissen mitbringen. Schön gestaltet, treffend erzählt. Einzig hätte dem feinen Postskriptum ruhig eine komplette Seite eingeräumt werden dürfen. Ansonsten: Top! 🙂
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Sonntag, 04. Oktober 2015
Enten im Weltraum! Was eine richtige Ente ist, die kommt überall hin! Allerdings hat sie nicht immer richtigen Spaß daran. Donald Duck, der sich gerne über das Science-Fiction-Interesse seiner Neffen lustig gemacht hat, findet sich plötzlich von Außerirdischen entführt weit entfernt von Entenhausen wieder. Nicht nur das. Ein paar der Außerirdischen scheinen Onkel Donald nur des Spaßes wegen entführt zu haben. Ob mit einer unsichtbaren Matratze oder einem berührungsunfreundlichen 3D-Fernsehen, für Donald Duck geht der Schuss immer nach hinten los. Trick, Trick und Track versuchen zu helfen, doch leicht wird es für die Neffen nicht.
Als Kind kann man in die Abenteuer von Donald Duck, von Dagobert Duck, auch von Micky Maus und Goofy vernarrt sein. Auf Dauer allerdings reißen die Geschichten, in denen Figuren mitspielen, die dem eigenen Alter entsprechen, doch viel eher mit. Einer Comic-Figur Verwandtschaft beizustellen war früher ein beliebte Art, um das Universum rund um einen beliebten Charakter zu erweitern. 1937, relativ früh nach der Geburt des guten Donald Duck, betraten Tick, Trick und Track das Licht der Comic-Seiten. Huey, Dewey und Louie, so ihre Namen im amerikanischen Original, sind über die Jahrzehnte viel eigenständiger geworden und haben sogar ihr ganz eigenes Umfeld hervorgebracht.
Eines der wichtigsten Umfelder ist das berühmte Fähnlein Fieselschweif. Plötzlich waren die kleinen Racker nicht nur erfinderisch, wenn es darum ging, ihrem Onkel Donald einen Streich zu spielen. Auf einmal wurden Themen wie Fairness, Ehrlichkeit, Wissensdurst, Naturverbundenheit und sogar Umweltschutz ganz groß geschrieben. Gelungene Lebensrettung, in Schweden 1981 erstveröffentlicht, erzählt von einem Wettkampf zweier Fieselschweif-Trios um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft der Jugendorganisation. Donald Duck möchte den Gewinn seiner Neffen weder der Leistung der drei noch dem Zufall überlassen. Jeder Donald-Fan weiß, dass dergleichen nur schief gehen kann. Daniel Branca illustriert klassisch klar, in einem Stil, der sich bis heute gehalten hat und im neuen Jahrtausend (na, so neu ist es nicht mehr) von Zeichnerinnen wie Enriqueta Perea fortgeführt wird.
Die Pfadfinderehre passt nicht so ganz zu den Rangen, die in Schulschwänzer auf hoherSee alles daran setzen, die Ferien auf Biegen und Brechen zu verlängern und ein Leben als Abenteurer anstreben. Leider lässt ein Kapitän blinde Passagiere nicht einfach so mitfahren. So geraten die drei Kids vom Regen in die Traufe und die Aussicht auf Mathe, Erkunde und die übrigen Schulfächer ist durchaus wünschenswert. Am Ende jubiliert so die Moral der Geschichte. Wirklich böse meinen es die drei kleinen Enten sowieso nicht. Wenn es zum Schluss mal Ärger gibt, dann hängt oft auch ein Onkel Donald mit drin, wie in Der Film des Jahres, wenn Daisy Ducky auf der Kinoleinwand vorgeführt wird.
Kapitelweise wird hier aus dem Leben der drei kleinen Enten berichtet. Jeweils ein Motto steht einer Sammlung von Geschichten voran. Wie war das denn mit Tick, Trick und Track am Anfang und wie haben sie sich bewährt? Wie machen sich Kinder in so einer Großfamilie wie den Ducks? Kinder und Abenteuer, wie passt das zusammen? Jungs und Mädchen, zu welchen Zeiten passt das? Eine Frage, der sich das Kapitel Mädchen, Mädchen! annimmt, das einen erhöhten Spannungsgrad erreicht, wenn diese Mädchen, abgesehen von den Wimpern, den Jungs wie aus dem Gesicht geschnitten aussehen. So entspinnt sich ein munterer Geschlechtertausch, der sich vor Kinounterhaltung wie Tootsie oder Rubbeldiekatz nicht zu verstecken braucht.
Betrachtet man eine der ersten Geschichten aus diesem Band, Die Hausordnung von 1950, ist die Zeitlosigkeit der Erzählung auffällig, eine Gesetzmäßigkeit, die auf Geschichten anderer Jahrzehnte übertragbar ist. Kinder bleiben eben Kinder, nimmt man die jeweiligen technischen Vergnügungen einer bestimmten Zeit beiseite, bestimmte Musik oder Kleidung. Eine Autorennbahn als Spielzeug darf als modernes Beiwerk hergenommen werden. Ein Zauberlehrling ist in dieser hier auftretenden Variante zwar einem Harry Potter, aber Zauberei ist dank einer Gundel Gaukeley keine wirkliche Überraschung für Donalds Neffen. Und wenn die Liebe erwacht, dann reichen Verhaltensweisen der Verliebten, hier aus der Sicht von Trick und Track in Nur wer die Sehnsucht kennt …, im Frühstadium zu allen Zeiten an emotionale Idiotie heran.
So sind sie, die lieben Kleinen. Tick, Trick und Track sind ein Comic-Denkmal für die ultimativen Racker, die es nie verlernen, jede Mode überstehen und immer jung bleiben. Mit den ewigen Problemen der Kids, denselben Wünschen aller jungen Generationen, mit Spaß und Energie halten sie auch den Leser jung. Uneingeschränkt empfehlenswert für Jung und Alt. 🙂
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Freitag, 08. Mai 2015
Derek Dynamo und sein drei Meter großer Freund SUPER DINOSAUR hetzen von Mission zu Mission. Ihre Aufträge und die gefährlichen Situationen scheinen nicht weniger zu werden. Dabei kennt Derek nur ein wirkliches Ziel. An der Seite seines Vaters will er die Mutter, an die er sich gar nicht mehr richtig erinnern kann, aus der Gefangenschaft von Maximus befreien. Der Plan hierzu gelingt, doch damit ist Dereks Mutter noch nicht vollends gerettet. Nur äußerst seltene Stoffe, von denen nicht genau bekannt ist, welche es sind, können sie aus dem künstlichen Koma holen. Derek und SUPER DINOSAUR machen sich sogleich auf die Suche und erleben eine Überraschung nach der anderen.
Ein Feind ist nicht genug. Robert Kirkman, der hier für die Horrorfreunde auf unbekannten Pfaden wandelt, lässt seine beiden Haupthelden, den Jungen Derek Dynamo und den titelgebenden SUPER DINOSAUR, gleich gegen mehrere Fraktionen antreten. In dieser vierten Ausgabe sehen sie sich hauptsächlich mit feindlichen und nicht minder intelligenten Dinosauriern konfrontiert. Letztlich sind die nichts weiteres als ein aus dem Ruder gelaufenes Experiment von Maximus, einem Erzfeind von Dereks Vater. Inzwischen sind die Strukturen innerhalb der Handlung etwas verzweigter geworden, weshalb eine kurze Einleitung, im Sinne von Was zuletzt geschah, für die nötige Klarheit beim Leser sorgt. Selbst Stammlesern kann es nicht schaden, hier noch einen Blick zu riskieren.
Tyrannosaurus X, eigentlich als Klon von Maximus geplant, wächst über seinen Erschaffer hinaus. Robert Kirkman vermischt, die Geister, die ich rief mit einem für Kids aufbereiteten Frankenstein-Mythos. Ist dieser Gegner bereits eine ganze neue Kategorie Feind, ruft Tyrannosaurus X eine Kreatur auf den Plan, die kaum zu bändigen ist: Mega-Raptor. Man merkt, Robert Kirkman, der kreative Kopf hinter THE WALKING DEAD, lässt auch im Bereich der Jugendunterhaltung nichts anbrennen. Es geht immer noch größer, bunter, bombastischer. Letzteres ist durchaus wörtlich zu verstehen.
Jason Howard, Zeichner und Kolorist, versteht sich auf die knallige Darstellung der Handlung, die all jenen gefallen wird, die jüngere Zeichentrickserien der Fantastic 4 oder Ben 10 verfolgt haben. SciFi-Elemente, Kampfanzüge, Labors, düsteres und exotisches Ambiente, Monster, Explosionen, sogar eine feine Anspielung auf James Bond treiben neben der Auseinandersetzung mit den Sauriern auch ein weitaus gefühlvolleres Thema voran, nämlich die Rettung von Dereks Mutter, die bislang in einer Art künstlichem Koma gefangen gehalten wurde. Die mit zackig geschwungenen Strichen, von Cliff Rathburn getuschten Zeichnungen können auf keiner Seite ihre Verwandtschaft zu modernen Zeichentrickserien verhehlen.
Teils ganzseitige, zum Ende hin sogar doppelseitige Bilder vermitteln besonderes Kinogefühl. Wolkenkratzerspitzen explodieren im Kampfgeschehen, die Saurier werden mit ihren einzigartigen Erscheinungsformen dramatisch in Szene gesetzt. Sie dürfen sogar einmal miteinander knutschen, so merkwürdig sich das anhört und auch aussieht. Jason Howard erzeugt zum Teil in seinen Bildern gerne einen neonfarbenen Look. Das schürt die SciFi-Atmosphäre, die von entsprechenden Leuchtmitteln herrühren kann. Ganz nebenbei stützt Howard so ebenfalls einige emotionale Momente und gibt den dramatischen Augenblicken den letzten Kick.
Das ist Action für Kids. Schnell, popcornbunt, emotional durch die gezeigte Freundschaft, den Umgang mit der Familie. Robert Kirkman zieht alle Register. Dinsaurier-Action für Junge und Junggebliebene. 🙂
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Sonntag, 22. März 2015
Manche Orte sollen gemieden werden. Wenn solche Orte jedoch besucht werden müssen, um das Leben eines geliebten Wesens zu retten, welche Wahl bleibt einem dann? Nävis stellt sich diese Frage nicht einmal. Und sie hat dafür eine schlichte Begründung, die kaum einfacher als in einem einzigen Satz ausgedrückt werden kann. Selbst Nisob, der Roboter, der auf sie aufpasst und sich oft mit ihrer Halsstarrigkeit auseinanderzusetzen hat, kann nicht dagegen argumentieren. In Begleitung der kleinen sprechenden Raubkatze Houyo machen sie sich auf den gefahrvollen Weg zu einem Raumschiffwrack. Hier könnten noch die Hilfsmittel zu finden sein, um Nisob zu helfen. Doch kaum haben sie das Wrack betreten, werden sie auch schon gejagt.
Haben Sie noch Energie? Eine kleine Frage kann dem Grauen vorangehen. In diesem Fall befolgt eine Robotereinheit nicht mehr ihren grundlegenden Gesetzen, sondern ist nur noch an der eigenen Erhaltung interessiert. Ein Roboter braucht Energie. Dieser geht dafür über Leichen. Das Comic-Trio aus Jean David Morvan, Jose Luis Munuera und Philippe Buchet mischt ein kleines Kind, einen Wildfang von Haustier mit einer knallharten und erbarmungslosen Kreatur, die dem FilmVirus entsprungen sein könnte.
Morvan, Munuera und Buchet haben sich an ein offensichtlich leichteres Szenario gesetzt. Vorahnungen führen zu einer Rettungsaktion, die jegliche düstere Vorschau weit übertrifft und um ein Vielfaches gefährlicher ist. Die Abenteuer der jungen Nävis sind kindgerechter erzählt, drücken an ein paar Stellen passend auf die Tränendrüse, sind schnell wie flotte Trickfilmpassagen aus gängigen Animes und besitzen ausreichend ruhige Momente, damit sich das Dreiergespann aus Nävis, Houyo und Nisob im Rahmen der Reihe weiterentwickeln kann. Dadurch wird die Charakterisierung der späteren, erwachsenen Variante sogar noch ein wenig deutlicher und runder.
Der fremde Roboter ist eine wandelbare Kreatur und macht seinen Erschaffern viel Arbeit. Da er sich entwickelt, den Situationen anpasst, auf seine Art wächst, braucht Zeichner Jose Luis Munuera nicht jede Schraube, jedes Scharnier an der selben Stelle wie zuvor zu gestalten. Bei einer Gestalt wie dieser würde jede neue Zeichnung in einer Sisyphosarbeit ausarten. Auch so ist Munuera eine dämonische Robotergestalt gelungen, die ebenfalls (wie in erwähntem Virus) einer ernsthafteren Geschicht gut zu Gesicht stehen würde. Die scheinbar wüst zusammengesetzten Elemente dieses metallenen Monsters wirken feingliedrig, scharfkantig, wie ein mechanisches Frankensteinmonster, dem bei aller Stahloberfläche noch eine irrsinnige Mimik gelingt.
Kleine Grafiktricks peppen die Bilder auf. Einerseits erinnern Punktraster in Schattierungen an die gute alte, nicht so lang vergangene Zeit, als dergleichen noch mittels Folien am Zeichentisch eingezogen wurden. Andererseits ist der Wechsels des Farbauftrags zwischen Realsequenzen und Traumphasen sehr reizvoll und schön anzuschauen. Gerade in den Szenen, in denen der Leser Nävis auf Traumabenteuern folgen darf, sind die Farben einem aquarellartigen Auftrag nachempfunden. Die Kolorierung von Christian Lerolle gibt den ohnehin sehr fein gezeichneten und getuschten Bildern von Munuera noch mehr Zerbrechlichkeit, ein Stück mehr optische Anziehungskraft.
Ein grafisch sehr reizvolles Wechselspiel aus Handlung in freier Wildbahn und der düsteren, zuweilen engen Atmosphäre in einem zerstörten Raumschiff. Sehr strikt erzählt, aber nicht ohne die eine oder andere Überraschung zu vergessen. Eine schöne Fortsetzung der Serie. 🙂
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Mittwoch, 04. März 2015
Don Donaldos Di Duckos hatte am Fechten kein Interesse. Viel lieber beschäftigte er sich mit dem Reimen und Dichten, schmachtete er die liebliche Daisetta an. Alles wäre gut gewesen, hätten die Umstände nicht dafür gesorgt, dass sein Onkel Don Dagojandro Berto Y Duckos andere Pläne für den Neffen gehabt hätte. Denn Don Dagojandro sah in Don Donaldos eine billige Arbeitskraft, einen Aufpasser für seine Pistazienplantagen. Und Aufpasser waren in diesen gefährlichen Zeiten bitter nötig, denn die Los Knackos Panzeros trieben ungeniert ihr Unwesen und standen sich auch noch mit Vertretern des Gesetzes auf allzu gutem Fuß.
Zorro in Los Enteles. Mit der ständigen Gefahr vor Augen fiel dem einfachen Volk das Eingreifen einer schwarz gewandeten Gestalt namens Zorro umso positiver auf. Aber Zorro hatte ein Problem und brauchte bald einen Ersatzmann. Kein Geringerer als Don Donaldos hatte die Ehre in die Maske des Rächers mit Maske und Degen zu schlüpfen. Und schließlich wird aus dem Dichter tatsächlich so etwas wie ein Held …
Die klassischen Disney-Figuren im ebenso klassischen Gewand, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Kostümen, auf unterschiedlichsten Missionen. Die Ideenvielfalt der italienischen Disney-Schmiede schickt den Leser quer durch die Jahrhunderte, mit der Zeitmaschine zu großen Malern, die davon träumen, große Köche zu sein. So mancher Bekannte wird hier in fremde Rollen gesteckt, aber auch reale Helden wie Micky und Goofy sind gezwungen, neue Identitäten anzunehmen und treten als sangeskräftige Mariachis auf.
Gemäß den Horrorthrillerszenarios, derer sich schon Geschichten für ein erwachsenes Publikum bedient haben, geraten Micky und Goofy in die verzwickte Lage in einem abgelegenen südamerikanischen Landstrich plötzlich ohne Papiere dazustehen. Aufgrund eines Missverständnisses fliehen die beiden Freunde, so schnell sie nur können. Es ist ein Abenteuer, Die zwei Mariachi, wie es an die Verwicklungen in Drei Amigos erinnert und so tragend, so dass zwei Fortsetzungen, nämlich Die Rückkehr der Mariachi und Das Geheimnis der Oboe, an dem selben Schauplatz stattfinden.
Flair der Klassik. Dynamisch und mit viel Kenntnis klassischer Komödien erzählen Nino Russo (Autor) und Francesco Guerrini (Zeichner) die Titelgeschichte, deren theatralischer Aufbau auch an die alten Tage eines im Schwarzweißfilm auftretenden Douglas Fairbanks erinnert. In weniger modernen Linien zeichnet Giovan Batista Carpi Donald Duck in Der Held der Arena. Zeitweilig lässt sich annehmen, Autor Guido Martina verbeugt sich hier auch vor Ferdinand, dem Stier, der lieber an Blumen roch, als zu kämpfen. Alte Liebe rostet nicht, heißt es in der letzten Geschichte, extra lang, von Giulio Chierchini in zerbrechlichen Linien dargestellt. Er und Edoardo Segantini schrieben die Handlung, die auch darauf achtet, die Charaktere nicht so weit von ihren üblichen Rollenverteilungen zu entfernen.
Tragende Komödianten. Goofy, der besonders in den erwähnten Mariachi-Geschichten, aber auch als Musketier hervorsticht, spielt den weitaus ernsteren Micky locker an Wand, will man die beiden als Schauspieler sehen. Er ist nicht der Galan wie Micky, nicht so beherrscht, dafür trägt er das Herz auf der Zunge und seine Naivität in Sachen Romantik und Spaß bringt die gemeinsamen Geschichten voran. Donald Duck ist, sobald er auftritt und loslegen darf, eine Urgewalt in Sachen Komik. Ob als der erwähnte Zorro, als Stierkämpfer, als Mann, der einfach das Glück in London sucht oder als Minnesänger. Diese beiden besitzen, so sie nicht von anderen Charakteren in Nebenrollen gedrängt werden, die meiste Tiefe.
Insgesamt steht unter der Strich eine Sammlung von Geschichten, die einer langen Reihe von spannenden und spaßigen Abenteuer folgen und heute unter die Kategorien Comedy und Slapstick fallen. Und sie taten es, lange bevor dergleichen Begriffe ein Genre näher bezeichneten.
Ein praller Lesespaß. Schon lange treiben sich Disneys Charaktere in anderen Epochen und Szenarien herum und es ist hier wie stets ein Vergnügen, sie dabei zu beobachten, wie sie mit Mantel und Degen, Pluderhosen und Rüschen auftreten und eine gute Figur machen. Empfehlenswert für Alt und Jung. 🙂
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