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Comic Blog


Samstag, 13. Januar 2007

Asterix plaudert aus der Schule

Filed under: Abenteuer,Cartoon — Michael um 15:32

Asterix plaudert aus der SchuleDie Kinder wollen einfach nicht zur Schule gehen! So fällt Asterix und Obelix wieder einmal die undankbare Aufgabe zu, die Kleinen einzufangen, denn die sträuben sich mit Händen und Füßen gegen die Lernerei. Und wo sie sich nicht überall verstecken! Kein Baum und kein Gebüsch ist vor ihnen sicher. Dabei ist Lernen so wichtig. Miraculix, der Druide, möchte ihnen gerne zeigen, dass auch noch Erwachsene vom Lernen profitieren können. Leider ist Obelix für eine Vorführung kein beispielhaftes Objekt, weshalb er sich wenig später auch schon selbst auf der Schulbank wieder findet.

15 Kurzgeschichten zeigen dem Asterix-Fan einen schönen Querschnitt seines Werdegangs durch die Jahrzehnte.
Wir erleben die Geburt von Asterix und Obelix, im wahrsten Sinne des Wortes, und können einmal einen Blick auf ihre Väter werfen. Im Gegenzug erfahren wir von (unechten) kleinen Experimenten und sehen, wie Asterix hätte sein können – Asterix im Weltraum oder im Stile eines Hägar, vielleicht auch als Flowerpower-Ikone, alles wäre möglich gewesen.
Ich persönlich hätte gerne eine Auseinandersetzung von Obelix mit diesen marsianischen Römern gesehen. Vielleicht waren es auch diese Gedankenspielereien von 1969, die Uderzo dazu inspirierten, einen ähnlichen Plot für Gallien in Gefahr zu entwickeln.

Von den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts reicht die Erfolgsgeschichte dieser gallischen Comicfigur, deren Siegeszug niemals abriss und die sich mit den ganz Großen der Comic-Geschichte in einer Reihe aufstellen kann. Sympathisch, humorvoll, draufgängerisch, schlau, so hat sich Asterix durch seine Abenteuer geschlagen (auch hier manchmal im wahrsten Sinne des Wortes), dabei meist an seiner Seite sein starker Freund Obelix (er ist ja nicht dick) und der kleine Hund Idefix.
In all den Jahren sind neben den bekannten großen Abenteuern eine Reihe von Kurzgeschichten entstanden, die Asterix plaudert aus der Schule als 32. Band der Reihe zusammenträgt.
René Goscinny und Albert Uderzo thematisierten den Kuss unter dem Mistelzweig, aber auch die Mode und den Liebreiz der gallischen Frau. Ein Asterix-Comic sollte bei der Bewerbung von Paris für die olympischen Sommerspiele helfen. Der Leser weiß, Lutetia darf nicht Olympiastadt werden, denn Cäsar hat bestimmt, dass Rom die Stadt für Olympia sein soll. Neben kleinen Zielen, wie der erwähnten Olympiabewerbung, beschreiben die beiden Asterix-Erfinder auch die Hilfestellung, die der Frühling in Person von Asterix und Obelix erfährt.
Eine sehr feine Episode gibt es zu lesen, wenn die beiden Autoren einen Nachfahren von Obelix kennen lernen und ihrer Redaktion vorstellen. – In Anbetracht all der Fragen, die sich Goscinny und Uderzo in ihrer Karriere ausgesetzt sahen, müsste man fragen: Warum nur ein Nachfahre von Obelix, der sogar einen Stammbaum erhält. Und nicht von Asterix?

Gleichermaßen liebevoll sind auch die neueren Geschichten aus diesem Jahrtausend, die ohne Goscinny entstanden. So ist die Geschichte um Kokolorix, den gallischen Hahn, ein ganz besonderes Zückerchen, in dem Idefix dem Federvieh unter die Flügel greifen darf. (Diese Geschichte entstand exklusiv für diesen Band.)
Obelix ist der bessere Komödiant des gallischen Duos, soviel kann wohl behauptet werden. Wie komödiantisch er ist, darf er in der Eingangs- und Ausgangsepisode unter Beweis stellen, die ihn beide Male in ein schulisches Abenteuer entführen. Im ersteren Fall wegen besonderer Umstände, im letzteren Fall notgedrungen.
Der Witz und Humor werden in diesem Band groß geschrieben, weshalb die Cover-Illustration Programm ist. Alternativ dazu gibt es eine weitere Cover-Skizze im Innenteil, die jedoch eine genau gegenteilige Atmosphäre bildet. (Die aber auch Uderzos wunderbares Talent für Zeichnungen zeigt.)

Für den Leser ergibt sich hier ein direkter grafischer Vergleich. War Asterix zu Beginn eher ein Gnom, wurde er mit der Zeit gestreckter, immer noch klein, aber von den Proportionen ausgewogener. Selbst Obelix wurde einer Stretch-Kur unterzogen und deutlich größer mit den Jahren.

Ein toller Streifzug durch die Asterix’sche Geschichte, von den frühen Tagen bis heute. Einfach nur herrlich und allen Gallien-Fans ans Herz zu legen. 😀

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Mittwoch, 13. Dezember 2006

Witchblade Animated

Filed under: Abenteuer,Cartoon,Mystery — Michael um 15:00

Witchblade AnimatedDie Magdalena, die Kämpferin des Vatikans bereitet sich auf ihre nächste Mission vor. Ein schändliches Verbrechen wurde begangen.
Die Kämpferin, die dazu auserkoren ist, die kirchlichen Gesetze zu schützen, hat die Befugnisse, alle erdenklichen Mittel einzusetzen – auch wenn es bedeutet, dass unschuldiges Blut vergossen werden muss.

Sara Pezzini ermittelt in einem neuen Fall. Die Trägerin der Witchblade wird zu einem Mord gerufen. Pater Brennan wurde äußerst brutal getötet. Sara nimmt diesen Fall persönlich und nimmt die Szene mit der erforderlichen Härte vor. Dank der Witchblade glaubt sie, auf jede Eventualität vorbereitet zu sein. Sie täuscht sich.
Als sie in die Lagerhalle eindringt, wird sie bereits erwartet. Aus einigen Darklings werden Hunderte. Und ihr Herr, die Darkness persönlich, ist auch nicht weit. Mit dem Eintreffen einer dritten Partei hat aber keiner der beiden gerechnet. Für die Magdalena geht es nicht nur um einen Toten. Sollte sie versagen, wird eine neue Macht auf Erden erwachsen, die niemand mehr aufhalten kann.

Witchblade Animated präsentiert dem Leser die Abenteuer der gefährlichsten Polizistin der Welt im inzwischen sehr bekannten Stil moderner Zeichentrick-TV-Serien. Gleichzeitig gibt es einmal mehr ein Crossover mit der Darkness und der Magdalena.

Mit der Serie Batman: Animated Series brach seinerzeit ein wahrer neuer Zeichentrick-Boom im Fernsehen aus. Die neue Dynamik der Szenen erhielt viele Fans. Ohne den Erfolg wären viele Nachzügler nicht möglich gewesen, so aus dem DC- und dem Marvel-Universum und vielleicht auch nicht die Witchblade-Anime-Serie, die aber im Gegensatz zum Original-Witchblade-Universum einen völlig anderen erzählerischen Weg verfolgt.

Die vorliegende Ausgabe Witchblade Animated spielt mit dem Zeichenstil aus den erwähnten Serien der westlichen Welt. Die Frauen sind schlank, sie haben dreieckig, abgerundete puppenähnliche Gesichter und meist sitzt ihre Kleidung viel zu eng – letzteres trifft auch auf die männlichen Actionhelden zu. Dem entgegen steht das Aussehen der Gegner, die meistens mehr Profil zu bieten haben und weniger glatt entworfen sind.
Autor Paul Dini werden Fans von Comic und Trickfilm vielleicht schon der erwähnten Batman-Serie her kennen (oder auch von Superman, Freakazoid, Droids, Hulk und anderen). Hier zeigt sich, dass Dini auch anderen Universen neue Blickwinkel entlocken kann. Man merkt dank der sehr konzentrierten Erzählung, dass man es hier mit sehr viel Versiertheit zu tun hat – kein Wunder bei einem solchen Veteranen auf dem Gebiet der Comics.
Wer allerdings glaubt, Dinis Ausflug in das Comic-Universum der Witchblade sei eher harmlos zu nennen, da seine bisherigen Erzählungen eher auf Kinder ausgerichtet waren, täuscht sich. In Sachen Action und Grusel steht Wichblade Animated den realistisch gezeichneten Episoden in nichts nach.

Das Team The BBC, die Künstler J. Bone, David Bullock und Darwyn Cooke, ist für die grafische Gestaltung verantwortlich.
Auch hier findet sich ein Veteran des Zeichentricks. Darwyn Cooke ist bekannt als Storyboard-Zeichner für The New Batman Adventures und trat als Schreiber für die Justice League in Erscheinung. Erstere Tätigkeit bürgt für die Qualität der Bilder im vorliegenden Band.
Wer die Bilder und Seiten mit anderen Episoden vergleicht, wird feststellen, dass versucht wurde, die Rasanz die einer Zeichentrick-Episode zueigen ist, auf das Papier zu bannen. Besonders deutlich wird das im zweiten Teil der Geschichte, wenn sich die Darkness völlig entfesselt seinen Feinden stellt.

Eine schöne Ausnahmeerzählung im Witchblade-Kosmos und ein gut gelungenes Comic-Experiment. Davon dürfte es mehr geben. 😀

Mittwoch, 06. Dezember 2006

Santaman

Filed under: Cartoon,Superhelden — Michael um 23:12

Santaman - Patron der GerechtigkeitAlles ist heil in Philanthropolis – bis zu jenem Tag. Plötzlich ist die kleine wunderbare Stadt echt angefressen: Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein seltsamer Feind macht sich am Holz der Stadt zu schaffen. Die Unglücksserie versammelt kleine und größere Unglücke, in erster Linie sind sie aber enorm lästig und machen die Stadtoberen lächerlich.
Da gibt es nur eines: Es muss Hilfe von außerhalb her. Besondere Hilfe. Gladys, die Bürgermeisterin, schickt ihre Sekretärin mit einer eiligen Botschaft auf das Dach der Welt, nach Tibet.

Der Retter reagiert tatsächlich auf den Hilferuf und macht sich an die Arbeit. Seine ersten Ermittlungen gestalten sich äußerst schwierig, aber bald hat er eine heiße Spur. Schnell wird klar, dass die kleinen Unfälle nur vorgeschoben waren. Der Mann im Hintergrund hortet das Diebesgut auf ganz besondere Weise. Es kommt zu einer Verfolgungsjagd. Und der Verfolgte ist zuerst besser als der Retter.

Zuerst! Denn der Held ist ein ganz besonderer Mann, es ist Santaman!

Autor und Zeichner Daniel N. Djanie präsentiert dem Leser in der Geschichte Santaman – Patron der Gerechtigkeit den allseits bekannten Weihnachtsmann in einer völlig neuen Rolle: Als Superhelden, Streiter für Recht und Ordnung. Und es funktioniert.

Humor entsteht zuweilen, wenn Altbekanntes über den Haufen geworfen wird und in einen neuen Zusammenhang gesetzt wird, ohne das Bekannte gänzlich zu verleugnen. Hört sich merkwürdig an? Doch so lässt sich der Einsatz von Santaman als Superheld umschreiben.
Santaman kann den Kamin für seine Zwecke nutzen. Er schießt hindurch, wie eine menschliche Kanonenkugel. Statt eines Schlittens und einem rotnasigen Rudolfs nutzt er ein ps-starkes rotes Motorrad – natürlich wenigstens mit einem kleinen Geweih ausgestattet.
Santaman ist beinhart (wie jemand sein muss, der sich nächtens über die Dächer schwingt, um das Böse zu bekämpfen), ein wenig grantig, ein bißchen wie Uncle Sams Bruder.

Der Humor liegt hier auch in der Übertreibung. Es ist herrlich zu sehen, wie Santaman Lord Beaver verfolgt, wie einst Danny Glover in Predator 2. Letzterem kamen jedoch keine Tauben dazwischen. Und auch keine mannsgroßen Nagetiere. Auf diese Art werden die aus Superhelden-Comics altbekannten Raufereien zu einem humoristischen Reigen, bei dem kein Auge trocken bleibt.
Ganz besonders, wenn Santaman es sich nicht verkneifen kann, trotzdem noch zwischendurch Geschenke zu verteilen, um sich im nächsten Augenblick wieder in die Rauferei zu stürzen.

Humor findet sich auch in der Handlung wie auch in den Dialogen. Man kann als Leser Lord Beaver geradezu lispeln hören, wenn er mit verkniffenem Gesicht in die Kamera schaut. Wer den Schlussgag im Feng Shui Staatsgefängnis sieht, wird außerdem feststellen, dass Djanie sehr fein mit kleinen Anspielungen erzählt. (Aber keine Angst, auch ohne dass Wissen um die Anspielungen bleibt genug Witz für Lacher und Schmunzelei.)

Die Zeichnungen sind höchst unterschiedlich ausgearbeitet. Manchmal sind sie eher skizzenhaft, schnell hingeworfen, wie ein Film, der Geschwindigkeit aufnimmt. Im Gegensatz dazu gibt es Szenen und Charakterdarstellungen die feiner ausgearbeitet sind – auch zugunsten des Humors. Santaman selbst ragt aus der Menge der Figuren eindeutig mittels seiner Statur heraus. Viele Figuren sind eher knuffig, cartoony, als seien sie einer Zeichentrickserie entsprungen. Insgesamt erhalten die Bilder durch Daniel N. Djanies Arbeit enorm viel Charme.

Der Comic zum Fest: Santaman. Erfrischend anders und für so manchen herzhaften Lacher gut. 😀

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Mittwoch, 08. November 2006

Scooter Girl

Filed under: Cartoon,Klassiker — Michael um 15:34

Scooter GirlAshton Archer hat gerade ein kleines Techtelmechtel in der Öffentlichkeit beendet. Leider ist seine Freundin dadurch derart derangiert, dass sie sich erst einmal zu Hause neu schminken muss. Freundin ist ein weiter Begriff, weshalb Ashton die Gelegenheit nutzt und paar Meter weiter bereits die nächste Frau aufreißt.
Gott, bin ich gut!, denkt Ashton. Gott, ist er gut!, denkt sich auch Angela, die er gerade vernascht hat.

Ashton ist die Art von Junge, die nicht an mangelndem Selbstbewusstsein leidet. Die Geschichte seiner Familie und damit all der Wüstlinge, die ihr Schicksal durch das Wohlwollen von Frauen bestimmten, ist jahrhunderte lang.
Sein Leben ist das Paradies auf Erden. Überall ist er der Erste, nicht nur bei den Frauen. Sei es im Sport, im Scooter Club, im Unterricht, Ashton Archer ist ein Gewinner: Bis sie kommt!

Margaret ist zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Drake neu an der Schule. Mit ihr beginnt Ashtons Niedergang. Der coole Typ wird zum Clown – und er hasst es, ein Clown zu sein. Obwohl er sich wahnsinnig zu Margaret hingezogen fühlt, kommt er nicht umhin, sie zu hassen. Am Ende besiegelt sie seinen Untergang. – Oder wird es schließlich doch Liebe sein? Ashton versucht alles Mögliche, um Margaret zu entkommen. Er wechselt den Wohnort, freundet sich mit Leuten an, die er vorher nicht einmal angesehen hätte. Wie kann es ihm gelingen, ihre Zuneigung zu erlangen? Nach all den Katastrophen, die Ashton in ihrer Nähe passieren, wäre ihm damit schon sehr geholfen.

Scooter Girl zeigt einen Ausschnitt aus dem Leben des überaus beliebten Schulabsolventen Ashton Archer. Diese Sorte Junge wird einerseits bewundert (und alle wollen so sein wie er), andererseits missgönnt so mancher ihm auch seine unverdiente allgemeine Zuneigung.
Auf dieser Basis hat Autorin und Zeichnerin Chynna Clugston eine wundervoll schwungvolle Komödie zu Papier gebracht. Geschickt verwendet sie die verschiedensten Rezepte für Liebeskomödien und schafft eine richtig liebenswürdige unterhaltsame Handlung.

Einerseits ist die Geschichte herrlich altmodisch und ist mit entsprechenden Zeitbildern versehen. Wer uralte Streifen mit Doris Day und Rock Hudson gesehen hat, kann das Gefühl nachempfinden, dass in Scooter Girl mitschwingt. Mods und Scooter vermitteln weitere Atmosphäre, die irgendwo in den Swinging Sixties liegt, bevor die Blumenkinderzeit ihren Durchbruch hatte.
Andererseits wird Scooter Girl auch sehr modern erzählt. Musiktitel weisen auf einen ganz eigenen Soundtrack hin, der die Szenerie perfekt untermalen soll. Die Zeichnungen sind ein wenig mangaesk, die Figuren erinnern aber auch an den Stil von Modezeichnungen. Das ist nicht von der Hand zu weisen, da Mode, das Outfit der Akteure auch ein wichtiges Merkmal der Charakterisierung ist.

Dank der Tolpatschigkeit Ashtons wechselt die Szenerie zwischen Situations- und Dialogkomik. Da gibt es sehr viel Slapstick, wie selbst Margaret angesichts von Ashtons Kapriolen einmal feststellt.
Sidekicks, wie das Mädchen, das immer wieder etwas abbekommt, ohne etwas dafür zu können, tauchen immer wieder auf. Kleine Einlagen, wie Ashtons Opa, der einen Herzanfall vortäuscht, um der Schwester in den Ausschnitt starren zu können, lockern die Handlung auf. Humor ist also Trumpf in Scooter Girl, was diese Comic-Erzählung zu etwas Besonderem in der Comic-Landschaft macht.

Chynna Clugston kann bereits auf diverse Projekte zurückblicken (Blue Monday), zeichnete auch für Marvel, Dark Horse und Nickelodeon, was auch einiges über die Bandbreite ihrer Arbeiten aussagt.
Wer eine gelungene Liebeskomödie lesen möchte, die man erst nach der letzten Seite mit noch schmerzendem Zwerchfell wieder beiseite legen kann, liegt mit Scooter Girl absolut richtig. 😀

Freitag, 03. November 2006

Werner oder was?

Filed under: Cartoon — Michael um 15:22

Werner oder wasWerner oder was? fragten sich viele Kids zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Erwachsenen rollten eher mit den Augen oder zuckten verständnislos mit den Schultern.
Werner war da! – Und alle, die Werner für eine Modeerscheinung hielten, hatten enormes Pech, denn er ging nicht mehr weg. Und allen Kritikern zum Trotz schaffte er es noch mit vier Animationsfilmen ins Kino. Inzwischen feiert Werner sein 25jähriges Jubiläum mit einer erweiterten Neuauflage seiner Geschichten. Da heißt es, Blick zurück und nach vorn.

Die Zeichnungen sind schwarzweiß gehalten, wie es der Leser aus Satire-Magazinen oder Karikaturen her kennt – Brösel arbeitete einst für das Satire-Magazin Pardon. Im Mittelpunkt steht der kleine Mann, repräsentiert von Werner. Hier gibt es Alltag, keine Hochpolitik, die Freuden, Sorgen und Nöte sind für viele nachvollziehbar. Gerade das macht Werner so sympathisch. Wer sich einmal in die Zeichnungen eingelesen hat, wird nicht umhin kommen, zuerst zu schmunzeln und schließlich herzhaft zu lachen.

Im März 1981 erschien Werner zum ersten Mal im Licht der Öffentlichkeit. Zu dieser Zeit – und ich spreche da aus eigener Erfahrung – war Werner ein ziemlich anarchischer Comic oder eher eine Sammlung von Comic-Episoden, Einbilderwitzen – ja, Werner war nicht einmal so recht zu beschreiben.
Weil Werner so anders war, weil er soff, die Polizei verar . . ., also, er machte sich über die Vertreter der Staatsmacht lustig, weil er keinen Respekt kannte und derart asozial war, dass er auf Kosten des Steuerzahlers und des Arbeitsamtes munter abhing und das Arbeitslosengeld am nächsten Wochenende auf den Kopf haute. – Na, ein bißchen Moral kannte auch der Werner, weshalb er auch ab und an sein Fett wech bekam.

Werner wechselte unter der Schulbank den Leser. Was sich vorne in dieser Zeit abspielte war sekundär, ja, Werner animierte die Kids zum Lesen – obwohl die Kids in dieser Zeit noch gar nicht Kids hießen.
Popper überfahrt man mit’m Chopper. war einer der Sprüche, die alle Nase lang zu hören waren. Dabei passten sie natürlich niemals zur Situation (untersteht Euch, einen Popper zu überfahren, damit dieser Spruch passt). Und ich sach noch: Werner, mach das nich . . .
Waren bis zu diesem Zeitpunkt eher Magazine wie MAD für Anarcho-Humor zuständig gewesen, löste Werner diesen Vorreiter locker ab: Werner wurde zum Kult. (Was er beizeiten auch auf die Schippe nahm, denn schließlich macht nur Horsts Trecker Kult: Kult, Kult, Kult. – Werner-Fans werden diese kleine Sketch-Episode kennen.)
Werner änderte auch die Trinkkultur der Kids. Hatte es zuvor noch jede x-beliebige Flasch’bier getan, musste es nun Flens sein. Letztlich war das auch egal, am Ende tat es jede, Hauptsache sie fumpte bei Öffnen dank ihres Bügelverschlusses.

Werner änderte sich mit der Zeit. Sein Autor und Zeichner Brösel (richtiger Name: Rötger Feldmann) arbeitete neue Erscheinungsbilder Werners aus, nicht zuletzt wegen der Zeichentrickfilme, die eine einfacher zu handhabende Figur benötigten. Anarcho-Humor mischte sich mit Slapstick. Werner eroberte neues Publikum, nicht zuletzt jene Nachkömmlinge derer, die noch mit Werner aufgewachsen waren.

Brösel hat die vorliegende Neuausgabe mit 16 Seiten erweitert. Wirklich schön ist die kleine vergleichende Schau Ein Haus ist ein Haus, denn sie ist gleichzeitig ein guter Vergleich zu Werners eigener Geschichte. Irgendwie fühlt man sich als Leser gleich zu Hause, trotzdem hat sich vieles getan – natürlich fällt Werner bei weitem nicht so sachlich aus, wie die letzte Hausversion den Anschein hat. Die gezeichneten Gags sind Seite für Seite für einen (oder mehrere) Lacher gut. Teils sind sie aus dem Leben ganz gewöhnlicher Menschen gegriffen, manchmal sind es Missverständnisse, manchmal sind es erzwungene Gags, aber es funktioniert immer. Werners Universum wurde mit der Zeit immer größer.
Die Familie, der Kult um die Horex (Stichwort: Porschekiller), die Polizei, Saufkumpane, viele wurden zu festen Größen und Namen, die Leser wie auch Zuschauer wiedererkannten. Als Fan (oder auch Neueinsteiger) bleibt nur zu hoffen, dass Brösel nach 25 Jahren noch weitere Ideen hat für neue Episoden.

An Gola? An Gola gönnt isch mer dodsauf’n! 😀

Freitag, 20. Oktober 2006

Bone – Flucht aus Boneville

Filed under: Cartoon,Klassiker,Mystery — Michael um 16:55

Bone 1 - Flucht aus BonevilleFone Bone, Smiley Bone und Phoncible P. Bone sind auf der Flucht. Na, eigentlich ist nur Phoncible auf der Flucht. Seine Freunde Fone und Smiley begleiten ihn lediglich. Während sie in der Wüste rasten, vergeht Phoncible in Selbstmitleid. Er hat all sein Geld verloren – das ist wohl das wichtigste an der ganzen Angelegenheit. Alles andere interessiert ihn nicht.
Die anderen beiden sind eher praktisch orientiert. Fone sucht auf der Karte einen Weg, was sich als schwierig erweist, denn sie befinden sich längst in nicht kartographiertem Gelände. Smiley findet zwar eine Karte, doch ehe sie aus diesem merkwürdigen Stück Papier schlau werden können, bekommen sie Besuch: Ein Heuschreckenschwarm treibt sie über eine Klippe. Die drei Bones werden getrennt.

Fone Bone landet alleine in einem unbekannten Tal. Zwar findet er Spuren seiner Freunde, doch dabei bleibt es. Zunächst ist er auf sich allein gestellt.
Das bleibt er allerdings nicht so. Dank seiner liebenswerten Natur gewinnt Fone bald Freunde. Seien es Ted, die kleine Wanze, oder die kleine Opossum-Familie. Doch Fones neue Welt ist auch gefährlich. Was steckt hinter den Rattenmonstern, die immer seinen Weg kreuzen? Wie gut, dass sie so dumm sind, oder scheuen sie sich tatsächlich, Fone zu fressen?
Die Antworten auf diese Fragen benötigen ihre Zeit. Vorher trifft Fone das Mädchen Thorn. Ihren Namen erwähnte bereits Ted. Fone hatte sich jemand völlig anderen darunter vorgestellt. Was, weiß er wohl auch nicht so genau, aber ein Mädchen war sicherlich nicht. Sie nimmt ihn mit in ein kleines Gehöft im Wald, wo Fone auch Oma Ben kennen lernt, eine alte Frau zwar, aber ungemein durchsetzungsfreudig – und obendrein Teilnehmerin des Kuhrennens, das von den Einheimischen so geliebt wird.

Kurze Zeit verläuft alles friedlich. Alsbald ziehen wieder Wolken am Himmel auf und Fone und seine Freunde geraten in ernsthafte Gefahr. Nicht nur Rattenmonster haben ein unerklärliches Interesse an Fone. Da gibt es noch einen großen roten Drachen, der genau dann auftaucht, wenn Fone wirklich in Schwierigkeiten steckt. Was hat es damit auf sich?

Bone 1 – Flucht aus Boneville beginnt wie ein harmloser kleiner Cartoon und führt damit seine Leser gehörig in die Irre. Denn aus der kleinen Geschichte wird nach und nach, schleichend, etwas Größeres. Bones Welt wächst von Seite zu Seite.

Sicherlich bleibt Bones Welt relativ harmlos, was nichts daran ändert, dass es spannend ist – und seltsam. Vieles meint der Leser zu kennen: Menschen, Kühe, Wanzen, Drachen, Monster und vieles mehr. Autor und Zeichner Jeff Smith entwirft ungewöhnlich einfache Figuren in bester (alter) Disney-Tradition und schickt sie in eine Welt, mittelalterlich schlicht, wo sie die Außenseiter sind. Obwohl die Bones nichts sind, was jemand in diesem Wäldchen und dieser Gegend schon gesehen hat, wird ihnen mit relativer Gleichgültigkeit begegnet.

Smith lüftet die Geheimnisse seiner Hauptfiguren ebenso, wie er die Gegend immer weiter enthüllt – letztlich ergeben sich daraus immer weitere Hintergründe. Er spielt regelrecht mit dem Leser. Smith benutzt nicht einen Faden, den er weiterspinnt, nein, es sind viele kleine. In dieses Geflecht setzt er die Figuren auf sehr schöne Art zueinander in Beziehung, allen voran die Bones.
Fone Bone, ein bißchen schreckhaft, aber schlau, ein kleiner Mann mit viel Humor, der nicht aufgibt. Phoncible Bone, ein Choleriker, geizig, weinerlich, gierig, kurzum ein Ekelpaket, wie es im Buche steht. Smiley Bone, dessen Name Programm ist, einer der das Leben leicht nimmt und stets aus allem etwas Gutes ziehen möchte.
Die Rattenmonster vervollständigen die Komödie, während Thorn und ihre Oma Ben für Liebe, Action und Geheimnisse herhalten. – Und für noch mehr Geheimnisse sorgen der Drache und der Tod.

Das Konzept wirkt neu oder ungewöhnlich, weshalb es so anziehend ist. Die Tatsache, dass Bone ursprünglich in reinem schwarzweiß erschien, ist ebenso ungewöhnlich, tat seinem Erfolg aber keinem Abbruch, ganz im Gegenteil. Nur ganz selten kommen Serien derart aus dem Nichts und erreichen so gewaltig das Publikum. Steve Hamaker hat sich nun der schwarzweißen Vorlagen angenommen und fein koloriert. Hier erscheinen diese Ausgaben nun in einer schönen Sammleredition.
Wer die Serie bislang verpasst hat (oder vor schwarzweiß zurückschreckte), sollte einen langen Blick riskieren – auf die wohl gelungenste Mischung aus Cartoon und Fantasy seit langem. 😀

Dienstag, 02. Mai 2006

Asterix und die Normannen

Filed under: Cartoon — Michael um 17:08

Asterix und die NormannenDer Neffe von Majestix, dem Chef des kleinen gallischen Dorfes, welches sich den Expansionsplänen Cäsars widersetzt, soll bei den Unbeugsamen endlich lernen, was einen Mann ausmacht. Grautvornix, so der Name des jungen Mannes, ist ein arroganter Schnösel mit einer vorlauten Klappe, einem ziemlichen Temperament und einem äußerst schlechtem Musikgeschmack. Grautvornix hält nichts von den Erziehungsmethoden der gallischen Krieger Asterix und Obelix, die dem Jungen zeigen sollen, was einen gallischen Krieger ausmacht.
Als sie am Strand in der Ferne ein Drachenboot mit einer Horde Normannen an Bord ausmachen, ändert sich Grautvornix’ Haltung schlagartig. Von da an ist er nur noch hysterisch und von Angst erfüllt, denn die Normannen sind die schrecklichsten Krieger, die die Welt jemals gesehen hat.

Als Obelix erfährt, dass es sich bei diesen blonden Kriegern um blutrünstige Piraten handelt, springt er natürlich sofort ins Wasser, um diese bösen Buben zu vermöbeln. Doch er wird von Asterix zurückgerufen. Schwer enttäuscht folgt er seinem Freund in die Hütte des Häuptlings, wo erst einmal beraten wird, was zu tun ist. Grautvornix kann die Gallier davon überzeugen, ihn nach Lutetia zurückkehren zu lassen.
Leider erfahren normannische Späher auch von Grautvornix großer Angst. Denn einzig die Angst ist der Grund, warum die Normannen nach Gallien aufgebrochen sind. Endlich wollen sie einmal erfahren, wie dieses Gefühl der Angst ist und außerdem: Angst verleiht bekanntlich Flügel und wenn Normannen sonst schon alles können, müssen erst recht die Möglichkeiten des Fluges kennen.

Der arme Grautvornix, der von nun an im Zentrum ihres Interesses steht, erlebt einen Schrecken nach dem anderen. Ausgerechnet er, der vor lauter Angstbibbern nicht mehr weiter weiß, soll diesen hünenhaften Kriegern Angst machen?
Nach einer zünftigen Rauferei naht die Lösung von völlig unerwarteter Seite.

Asterix und die Normannen ist eines jener frühen Abenteuer der beiden so unterschiedlichen Gallier Asterix und Obelix, in denen ausgeklügelter Humor, treffliche Pointen und Klamauk ein richtiges Gagfeuerwerk abbrennen, bei dem auch heute noch kein Auge trocken bleibt.
Ein Witz geht hier zum nächsten über. Das mag das Aufeinandertreffen der Gallier mit den Normannen sein, das mögen die Römer sein, die sich wegen des Ungestüms eines Neulings unbedingt in den Kampf am Strand einmischen müssen oder Obelix, der später unbedingt Troubadix finden und zurückbringen muss, da dieser sich bereits auf dem Weg nach Lutetia befindet, weil er dort eine große Karriere als Musiker beginnen will. Autor René Goscinny zeigt, wie man selbst aus der gruseligen Tatsache, dass die Normannen aus den Schädeln ihrer Besiegten trinken, sich einen Spaß machen kann. Obelix’ Naivität ist ein Genuss. Einerseits nie darum verlegen, einem Gegner eines auf die Glocke zu geben, versagt die Kampfeslust beim Anblick eines traurigen Hündchens oder der Bitte eines Freundes. Zitat: Alle nützen meine Schwachheit aus.
Warum und wieso Goscinny so gut ist, zeigt sich in Vergleichen mit späteren Geschichten, die Uderzo alleine konzipiert, geschrieben und gezeichnet hat.

Selbstverständlich ist des Zeichners Albert Uderzos Talent über jeden Zweifel erhaben. Die Freundlichkeit (und auch Niedlichkeit), die selbst bei den bösesten Bösewichtern der Reihe zum Ausdruck kommt, sucht sicherlich ihresgleichen in artverwandten Comics. Und ohne die zeichnerischen Fähigkeiten wären Asterix und Obelix niemals das geworden, was sie heute sind.
In dieser älteren Variante, denn alle Charaktere haben auch ihre äußerlichen Entwicklungen durchlaufen, gefallen sie mir noch ein bißchen besser als heute, obwohl sie auf den einen oder anderen Betrachter vielleicht auch ein Stück altmodisch wirken. Aber sie waren auch ganz schlicht und einfach knuffig. Ich glaube allerdings, dass knuffig nicht mehr ganz so gefragt ist.

In diesen Tagen ist Asterix und die Normannen als Vorlage für den Zeichentrickfilm Asterix und die Wikinger verwendet worden. Dies ist sicherlich auch ein Beweis dafür, wie zeitlos der Humor von Asterix und Obelix immer noch ist.
😀

Asterix und die Wikinger

Filed under: Cartoon,Comics im Film — Michael um 13:16

Asterix und die WikingerWir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist besetzt . . . Ganz Gallien? Nein! Natürlich nicht, denn ein kleines Dorf unbeugsamer Gallier wehrt sich tapfer gegen den Übergriff Cäsars und hält den römischen Garnisonen ringsherum wacker stand. Diese Gallier haben nur davor Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Hoch oben im Norden allerdings, da gibt es ein Volk, die Wikinger, das hat vor nichts und niemandem Angst. Das gefällt diesen Wikingern, die sich rühmen, sonst alles zu kennen, überhaupt nicht. Also soll eine Expedition diese Wissenslücke schließen.
Und so trifft Asterix auf die Wikinger.

Unter der Führung von Häuptling Maulaf brechen die Wikinger auf. Mit an Bord befinden sich der Seher Cryptograf, sein zwar starker, aber nicht sehr intelligenter Sohn Olaf und ein blinder Passagier: Abba, Maulafs Tochter.
Wie es der Zufall will ist in jenen Tagen ein junger Gallier namens Grautvornix im Dorf von Asterix und Obelix zu Besuch. Hier soll der junge Mann alles lernen, was einen Gallier ausmacht, denn die Zivilisation und die neueren Einflüsse in Lutetia haben Grautvornix allzu sehr verweichlicht. Doch Grautvornix ist nicht besonders lernbegierig. Wildschweine zu jagen ist seine Sache nicht und auch der Umgang mit Hinkelsteinen behagt ihm überhaupt nicht. Die neuesten Tänze sind schon eher nach seinem Geschmack. Die jungen Leute machen halt, was sie wollen.
Ähnliche Erfahrungen muss auch Maulaf machen. Seine Tochter Abba hält es für richtig, dass Frauen ebenso erfahren dürfen, was Angst ist. Wissen darf nicht nur von Männern gesammelt werden.

Unterdessen versagen Asterix und Obelix bei ihrer Wissensvermittlung. Grautvornix gibt den Unterricht auf, wird jedoch, da er sich selbst als der König der Angsthasen bezeichnet, alsbald von den Wikingern entführt, da sie in ihm einen Lehrmeister vermuten, der ihnen alles in Sachen Angst beibringen kann, besonders das Fliegen, denn Angst verleiht bekanntlich Flügel.
Wie sehr sie sich doch irren!

Asterix und Obelix machen sich auf, um den jungen Mann zu befreien, plagt sie doch auch ihr schlechtes Gewissen, da Grautvornix etwas so schlimmes zugestoßen ist. Der junge Mann allerdings trifft inzwischen auf Abba. Und wie das Leben so spielt, wenn zwei junge Leute sich treffen, kann daraus Liebe werden. Beinahe wäre alles bald wieder in bester Ordnung, wenn nicht der Seher Cryptograf noch ganz andere Pläne hätte.

Asterix und die Wikinger ist die filmische Umsetzung des neunten Bandes Asterix und die Normannen. Doch ein Asterix-Film fällt immer etwas anders aus als seine Comic-Vorlage(n), weshalb es hier auch einige neue Details zu entdecken gibt.
Die Vorlage erschien 1967, die deutschsprachige Ausgabe folgte erstmalig 1971. Im Kern blieb die Geschichte erhalten. Wurde auch die eine oder andere Szene an einen anderen Ort verlegt, findet sich vieles wieder, was Goscinny und Uderzo anlegten. Außerdem hielt Uderzo ein Auge auf den Herstellungsprozess des Films, ein Fakt, der ihnen vor Jahrzehnten bei der Verfilmung von Asterix, der Gallier noch verwehrt gewesen war.

Die Ausgabe zum Film erzählt die Handlung in herkömmlicher Form, unterstützt durch sehr viele Filmbilder, die nicht nur für Fans, sondern auch für Zeichentrickinteressierte zeigen, wie viel Arbeit in einem solchen abendfüllenden Zeichentrickfilm steckt. Die altbekannten Charaktere, angefangen bei Asterix, bis über die Nebenfiguren wie Grautvornix wurden von Uderzo persönlich abgesegnet und, falls notwendig, mit Korrekturen versehen. Charakterzeichnungen werden durch sehr schöne Hintergrundbilder ergänzt und erwecken die Welt der Gallier einmal mehr auf tolle Art und Weise um Leben.
Neue Figuren wie Abba, Olaf und Cryptograf modernisieren die Geschichte, geben ihr teilweise andere Richtungen, verlassen aber nie den Hauptpfad, den die Vorlage vorgegeben hat. Schön ist sicherlich, dass das altbekannte Dorf der Unbeugsamen verlassen wird und ein großer Abschnitt der Handlung in das Dorf der Wikinger verlagert wurde. Die Eiswelt einerseits und das große Versammlungshaus andererseits bilden einen feinen Kontrast. Die ausgewählten Bilder sind sehr schön auf den Text abgestimmt.

Wer die beiden Geschichten vergleicht, Filmhandlung und Comic, kann prima Vergleiche anstellen, wie sich eine Geschichte entwickeln kann, wie der zeitliche Blick sie verändern und auch erweitern kann. Neue Gags lösen ältere ab (z. B. eine Taube namens Essemess). Besonders beeindruckend sind die Bilderstudien, Bewegungsstudien und Umgebungsskizzen im Anhang. Hier kann der Leser einen kleinen Teil der umfangreichen Arbeiten am Film ablesen.

Für alle, die Asterix und die Normannen mochten, ist Asterix und die Wikinger eine schöne Ergänzung, die auch für sich alleine stehen kann, ohne dass der Leser das Original kennen muss.

Der Mann, der nicht sterben wollte

Filed under: Abenteuer,Cartoon,Thriller — Michael um 12:03

Spirou + Fantasio 46 - Der Mann, der nicht sterben wollteSpirou hat es nicht leicht. Gerade hetzt er sich ab, um pünktlich zu seinem Psychiater zu kommen, da muss er aus der Luft auch noch einen alten Mann vor einem herannahenden LKW retten. Dank erfährt er hierfür nicht.
Fantasio unterdessen freut sich auf einen einfachen Putztag im ehemaligen Haus seines Onkels Tanzafio. Der merkwürdige alte Mann, der sich unerlaubt Zutritt zum Haus verschafft, macht ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Und ehe Fantasio sich versieht, kreuzt auch noch sein Cousin Zantafio, das schwarze Schaf der Familie, auf und verwandelt die beschaulich geplante Zeit in ein neues Abenteuer:
Der Mann, der nicht sterben wollte.

Durch einen kleinen Schluck einer unbekannten Substanz gelingt es dem alten Mann, sich ein wenig in den vermissten Onkel Tanzafio zurückzuverwandeln. Unter Zwang erzählt er seine Geschichte. Vor vielen, vielen Jahren fand er das Geheimnis des ewigen Lebens in der geheimnisvollen Stadt Eldorado. Die Aussicht auf enorme Reichtümer veranlassen Zantafio und seine beiden schurkischen Getreuen, die einzige Wegbeschreibung nach Eldorado zu stehlen.

Eine Jagd beginnt. Sie führt Spirou, Fantasio und Tanzafio auf der Fährte von Zantafio quer über den Ozean nach Guaracha, einem fernen Land, in dem Zantafio auf seine verbrecherische Art bereits reichlich Erfahrung gesammelt hat.
Alle gemeinsam gelangen zwischen die Fronten eines Freiheitskampfes. Jeder nutzt auf seine Art den Vorteil aus, der ihm geboten wird. Während Spirou und Fantasio mit Ehrlichkeit Unterstützung erlangen, lügt und betrügt Zantafio, um seine neuen Freunde auf seine Seite zu ziehen.

In Eldorado treffen alle zusammen. Was eben noch den Anschein eines Bürgerkrieges hatte, wird zu einer phantastischen Reise in uralte Zeit. Und auch hier müssen die Abenteurer größte Vorsicht walten lassen, denn die vergangenen Wächter jener untergegangenen Kultur wollen die Freunde mit ihrer Beute nicht ziehen lassen.

Das 46. Abenteuer von Spirou und Fantasio: Der Mann, der nicht sterben wollte, von Jean David Morvan geschrieben und von José-Luis Munuera zeichnerisch in Szene gesetzt, übernimmt ein großes Erbe u. a. von Andre Franquin.
Wo in früheren Tagen Humor, kleine Seitenhiebe und auch purer Klamauk Trumpf waren, steht heute das Abenteuer an erster Stelle und übernimmt damit die Tradition neuerer Vorbilder wie Indiana Jones. Durch das Aufgreifen bereits bekannter Charaktere wie Tanzafio und Zantafio wird eine Brücke geschlagen zu alten Geschichten.

Die Rasanz der Szenen springt einem sofort ins Auge. In einer Stelle des Anhangs wird das Wort Storyboard erwähnt. Im Normalfall zeigt ein Storyboard eine filmische Abfolge von Bildern, um bereits im Vorfeld eines Filmes die Umsetzung eines Drehbuches zu veranschaulichen. Der Vergleich zum 46. Abenteuer könnte nicht besser sein, denn mit all seinen Perspektiven bietet Der Mann, der nicht sterben wollte bereits die perfekte Anleitung für einen abendfüllenden Zeichentrickfilm.
Für mich stellt sich nicht die Frage, ob dieser Band besser oder schlechter ist als seine vielen Vorgänger, dafür hat er eine ganz eigene Machart und hat (auch farblich) eine sehr gute Umsetzung erfahren. Ich habe die phantastische Atmosphäre sehr genossen und auch die etwas stärkere Ernsthaftigkeit sehr gemocht. Wahrscheinlich ist diese sehr eigenständige Erzählweise ein sehr besserer Weg als die Kopie der Erzählweise von Franquin und Greg.
Fans von Spirou + Fantasio müssen für sich selber entscheiden, ob sie dieser Geschichte eine Chance geben, die sie mehr als verdient hat.

Wie der Leser aus einem sehr schön aufbereiteten Anhang erfährt, kann Zantafio auf eine Entstehung vor 50 Jahren zurückblicken. Daneben sehen wir den Fantaschrauber wieder in Aktion und bekommen eine neue Variante des Turbots gezeigt. Schön sind auch die Einblicke hinter die Kulissen, die dem Leser mit Entwurfszeichnungen, verworfenen Szenen und der Entwicklung einer kompletten Seite dargeboten werden.

Ein rundum gelungener Band, der Spirou + Fantasio komplett in die Neuzeit transportiert. 😀

Dienstag, 03. Januar 2006

Gaston

Filed under: Cartoon — Michael um 20:45

FAZ Klassiker der Comic-Literatur 18 - GastonEin kleines Büro. Hier wird der Alltag zum täglichen Wahnsinn. Fantasio, ein dünner Mann, um Ruhe bemüht und doch in Hektik verfallend, mit gelben Haaren, versucht seine Arbeit zu bewältigen. Das wäre eine Leichtigkeit, gäbe es da nicht einen anderen dünnen Mann, vielleicht etwas jünger, aber in jedem Fall nicht so verantwortungsbewusst wie sein Vorgesetzter Fantasio.
Der Name dieses jungen Mannes, der immer einen grünen Rollkragenpullover, eine Jeans und ausgelatschte Schuhe trägt, lautet: Gaston.

Gaston könnte übersetzt heißen: Nervensäge, nutzloser Unhold oder der helle Wahnsinn. Ähnlich lautende Antworten sollte der Leser von Fantasio erhalten – wenn Fantasio leben würde und antworten könnte.
Was Fantasio so alles mitmacht, ist auch kaum zu ertragen. Eine Arbeit ist verrichtet: Gaston wird sie zunichte machen. Fantasio ist ausgeglichen und heiter: Gaston wird ihn zu Tode erschrecken. Ein Geschäft befindet sich endlich vor dem Abschluss: Gaston sei Dank, es wird nicht vollendet werden. Und sollte das alles noch nicht genug Chaos verursacht haben, bringt Gaston eben eine Kuh oder einen Igel ins Büro.

Nebenrollen wie Spirou und Herr Bruchmüller sorgen für zusätzliche Erheiterung oder auch Running Gags. (Im Falle von Spirou ist es eigentlich jemand, bei dem sich Fantasio endlich einmal über Gaston ausweinen kann.)

Umgesetzt hat Gaston der legendäre Zeichner André Franquin, der sich auch für die Serie Spirou und Fantasio verantwortlich zeichnet.
Die Zusammenstellung in der vorliegenden 18. Ausgabe ist fast schon ein kleines Denkmal für Franquin, dessen Ende eher tragisch und weit vom Humor dieses Mannes entfernt war. Die Episoden mögen einzeln betrachtet nicht so viel hergeben. Ihr Humor ist nett, spaßig mit ein wenig Slapstick. Doch zusammengenommen, in dieser Fülle, ergibt sich daraus ein Feuerwerk.
Eine einzelne Episode ist ein Witz, aber in dieser Sammlung ergibt sich sogar eine Art Handlung. Ob dieses Gesamtbild beabsichtigt war, lässt sich nicht sagen. Höchstwahrscheinlich hat es sich wohl eher zufällig ergeben.

Gaston, der hier in Deutschland auch in alter Zeit als Jojo unterwegs war, ist in bester frankobelgischer Cartoon-Manier gezeichnet, in jener klassischen Form, die diese Art von Humor berühmt gemacht hat.
Sehr schön zu sehen an dieser Sammlung ist auch die Veränderung, die mit Gaston vor sich geht. Lange Zeit ist die Darstellung einheitlich, später kommt es zu minimalen Veränderungen am Kopf und an den Haaren. Gegen Ende sind die Veränderungen und der viel schneller ausgeführte Zeichenstil deutlicher. In dieser Phase erhält das Büro Verstärkung und Gaston bekommt neue Zielscheiben, denen er das Leben schwer machen kann.
Franquins Einfallsreichtum bleibt während jeder Phase seines Schaffens ungeheuer gut. (Mag es durch seine gesundheitliche Angeschlagenheit auch zu Einbrüchen gekommen sein, in der Gesamtheit ist dies nicht zu erkennen. Ich glaube nicht, dass jemand Unterschiede in der Humorqualität erkennt, denn jeder fasst Spaß sowieso anders auf.)

In dieser ausgewählten Reihe der FAZ Klassiker der Comic-Literatur ist Gaston für mich ein absolutes Highlight. (Vor allem, weil hier ein Lacher auf den nächsten folgt, fast ein bißchen wie eine persönliche Sitcom. 😀 )